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ZUR EINFÜHRUNG KONGRESS - SAAL DEUTSCHES HYG IENE - MUSEUM Donnerstag, den 4. November 1965, 19.30 Uhr Sonnabend, den 6. November 1965, 19.30 Uhr Sonntag, den 7. November 1965, 19.30 Uhr 3. Philharmonisches Konzert Dirigent: Horst Förster Solistin: Anncrose Schmidt, Leipzig Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488 1756 - 1791 Allegro Adagio Allegro assai Siegfried Thiele Konzert für Klavier und Orchester geb.1934 Andante (Thema) Allegro Thema variatum (Cantus) - Andante Sostenuto Thema variatum (Tokkata) - Allegro Erstaufführung Peter Tschaikowski 5. Sinfonie e-Moll op. 64 1840 - 1893 Andante - Allegro con anima Andante cantabile, con alcuna liccnza Valsc (Allegro moderato) Finale (Andante maestoso - Allegro vivace) ANNEROSE SCH M 1 DT gab bereits im Alter von neun Jahren Konzerte und legte zwölfjährig eine Prüfung als Konzertpianistin vor einem Gremium der Landesregierung Sachsen-Anhalt ab. Nach langjähriger Ausbildung bei ihrem Vater studierte sic an der Hochschule für Musik in Leipzig bei Professor Hugo Steurer und bestand nach drei Jahren 1957 das Staatsexamen mit besonderer Auszeichnung. Sic ist Preisträgerin im V. Internationalen Chopin-Wettbewerb 1955, 1. Preisträgerin im Gesamtdeutschen Pianisten- Wcttbcwcrb Leipzig 1955, 1. Preisträgerin im Internationalen Schumann-Wettbewerb 1956 und erhielt 1961 den Kunstpreis der DDR sowie 1965 - während der 13. Westdeutschland-Reise der Dresdner Philharmonie, an der sie als Solistin teilnahm - in Würdigung ihrer hervorragenden Leistungen den Nationalpreis unserer Republik. Konzertreisen führten die erfolgreiche junge Künstlerin durch die Sowjetunion, die VR Bulgarien, Jugoslawien, Westdeutschland, Finnland, die Volksrepublik Polen und Ungarn, England, Holland, dicCSSR und die Rumänische Volksrepublik. Außerdem wirkte sic bei den Salzburger und Dubrovniker Festspielen mit. Unmittelbar nach den Konzerten mit der Dresdner Philharmonie konzertiert Anncrose Schmidt vier Wochen in der Sowjetunion. Weiter hin sind eine ausgedehnte Westdeutschland-Tournee, außerdem Konzertreisen nach Hollan.1 sowie nach dem Libanon und nach Ägypten vorgesehen. Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert A-Dur (KV 488) ist in der Reihe seiner meist für den eigenen Bedarf komponierten 21 Konzerte für dieses Instrument eines der bekanntesten und beliebtesten. Das am 2. März 1786 beendete Werk gehört zusammen mit den Konzerten Es-Dur (KV 482) und c-Moll (KV 491) zu einer Gruppe von drei Klavierkonzerten, die, in den Wintermonaten 1785 86 für die musikalischen „Akademien“ der Fastenzeit geschrieben, von der geistigen Atmosphäre geprägt sind, die die gleich zeitige Arbeit an „Figaros Hochzeit“ umgibt. Diese Zeit der Entstehung, eine Zeit glück lichen Schaffens, in der Mozart große künstlerische und sogar auch einige materielle Erfolge verzeichnen konnte, scheint gerade in dem liebenswürdig-heiteren, anmutig ver spielten A-Dur-Konzert unmittelbare Widerspiegelung gefunden zu haben. Die hier vor herrschende lichte, liebliche Grundstimmung wird bereits durch eine entsprechende In strumentation unterstützt: Trompeten und Pauken fehlen, statt der herberen Oboen werden die weicher klingenden Klarinetten eingesetzt. Aber trotzdem sind auch in diesem Werk, das durch seine Einfachheit und leichte Eingängigkeit dem Publikum ganz besonders entgegenkommt, Töne zarter Wehmut und Melancholie nicht zu überhören. Ein festlich-heiteres, gelöstes Musizieren von größter Klarheit und Schönheit, bezaubern der Leichtigkeit und Eleganz - nur gelegentlich von Andeutungen einer ernsteren Stim mung ein wenig getrübt - bestimmt den Charakter des ersten Satzes (Allegro). Der kurze langsame Mittelsatz in fis-Moll mit seinem elegischen Siciliano-Thema bildet einen aus gesprochenen Kontrast zu den beiden Ecksätzen; schmerzliche Klage, ja Resignation spricht aus der ergreifenden, verinnerlichten Haltung dieses wunderbar innigen, tief empfundenen Musikstückes. Im Finalrondo (Allegro assai) dominieren dann wieder sonnigste Heiterkeit, liebenswürdige Ausgelassenheit - alle Bedrängnis der Seele wird gelöst und überwunden. Von zahllosen geistreich-witzigen Einfällen nur so funkelnd, beschließt der graziöse, helle Satz in virtuoser Brillanz das Konzert. Siegfried Thiele, 1934 im damaligen Chemnitz geboren, studierte an der Hochschule für Musik in Leipzig Komposition (bei den Professoren Weismann und Weyrauch) und Dirigieren. Nach Abschluß des Hochschulstudiums wirkte er als Musiklehrcr, zunächst an • en Musikschulen Radeberg und Wurzen, seit 1962 an der Leipziger Musikhochschule. Neben seiner Lehrtätigkeit führte Siegfried Thiele seine Kompositionsstudicn an der Deutschen Akademie der Künste in Berlin bei Professor Leo Spies in den Jahren 1960 bis 1962 v?eiter. Der junge Komponist konnte verschiedentlich nachdrücklich auf sich auf merksam machen. An Werken entstanden bisher Klaviermusik, Kammermusik, ein Flöten konzert, ein Trompetenkonzert, die „Pantomime für Orchester“ und eine Sinfonie in fünf Sätzen. Das Konzert für Klavier und Orchester entstand auf Anregung von Annerose Schmidt in den Jahren 1962 und 1963, wurde in Erfurt unter Ude Nissen erfolgreich uraufgeführt und erlebte bisher eine bedeutungsvolle Reprise im Leipziger Gewandhaus unter Rudolf Kempe. Der Solopart wurde stets von Anncrose Schmidt interpretiert. (Rudolf Kempe gefiel das Werk übrigens so gut, daß er Anncrose Schmidt damit nach München und London verpflichtete.) Über das Konzert äußert sich der Komponist folgendermaßen: „Die Fünfsätzigkeit des Werkes entspringt der Idee der Polarität: zwei kontrastierende, umfangreiche Sätze (der zweite und vierte) werden von drei kurzen Sätzen umfaßt bzw. gegeneinander abgegrenzt (erster, dritter und fünfter Satz). Diese drei kurzen Sätze stehen so zueinander, daß ein Thema zwei gegensätzlich geartete Abwandlungen erfährt. Das im ersten Satz vom Klavier einstimmig vorgetragene Thema wird im dritten Satz in kantabler, rhythmisch aufgelöster Gestalt durch verschiedene Orchestcrinstrumentc geführt (Kontrabaß, Trompete, Fagott, Posaune). Das Klavier ist am Geschehen dieses mittleren, kurzen Satzes unbeteiligt. Der abschließende fünfte Satz verwandelt das Thema in eine