wollte mit Beethoven zusammen eine Märchenoper nach Glucks „Armida“ schreiben. Der Komponist lehnte ab. Auch an Shakespeares ..Macbeth“ arbeiteten beide. Leider ließ Collin wegen des „düsteren Inhaltes“ den Plan fallen, obwohl Beethoven bereits Skizzen dazu angefertigt hatte. Auch über eine Faust-Oper sprach Collin mit Beethoven. Zu Collins auf Shakespeare fußendem Trauerspiel „Coriolan“ sollte ursprüng lich eine andere Musik komponiert werden, denn wir lesen in einem Brief Beethovens vom 26. April 1807: „Großer erzürnter Poet, lassen Sie den Reichardt fahren — nehmen Sie zu Ihrer Poesie meine Noten, ich verspreche Ihnen, daß Sie nicht in Nöten dadurch kommen sollen.“ Beethoven hielt sein Wort: Die „Coriolan“-Ouvertüre wurde ein Meister werk, ähnlich der 3. Leonoren-Ouvertüre eine Art „sinfonische Dichtung“ in Ouvertürenform. Zwei Themen stellte Beethoven gegenüber: Das Thema des verräterischen Helden, und das zweite Thema, das gleichsam die Stimme der Menschlichkeit verkörpert, den Ruf der Heimat, die mahnende Stimme des Gewissens. Beide Themen werden sinfonisch entwickelt und gesteigert. Der Ausgang ist tragisch. Coriolan wird für sein frevelhaftes Streben bestraft, er zerbricht an seinem unseligen Verrat. Das mühsam sich dahinschleppende Thema des sterbenden „Helden“ verklingt in den tiefen Streichern. Die Ouvertüre gibt kein Abbild des Handlungsablaufes, sondern stellt gleich sam die musikalische Widerspieglung seelischer Vorgänge dar. Es liegt nahe, daß Beethoven mit der Gestaltung seiner Coriolan-Ouvertüre auf „dema gogische Vaterlandsverräter“ seiner Zeit anspielen wollte. Die Uraufführung fand bei den Hörern starken und echten Widerhall. Das Konzert für Violine und Violoncello mit Orchester a-Moll, op. 102, komponierte Johannes Brahms im Frühjahr und Sommer 1887 in Thun. In einem Brief an Joseph Joachim lesen wir: „Mache Dich auf einen kleinen Schreck gefaßt! Ich konnte nämlich derzeit den Einfällen zu einem Konzert für Violine und Violoncello nicht widerstehen, so sehr ich es mir auch immer wieder auszureden versuchte.“ Mit diesem Brief begannen sich die persönlichen Spannungen und Differenzen zwischen Brahms und Joachim zu lösen, und Clara Schumann bestätigte das in einer Tagebucheintragung des 23. September 1887: „Es ist dies Konzert gewissermaßen ein Versöhnungswerk — Joachim und Brahms haben sich seit Jahren zum erstenmal wieder gesprochen.“ Die Uraufführung fand unter der Leitung des Komponisten am 18. Oktober 1887 inKöln statt. Solisten waren Joseph Joachim und Robert Hausmann. Als nächste Aufführungen folgten Wiesbaden, Frankfurt, Basel und Leipzig, wo Brahms mit Tschaikowski zusammentraf.