Erläuterungen und Liedertexte Schütz, Häßler: Madrigale Unter Madrigal hat man zu verschiedenen Zeiten Verschiedenes verstanden. Heute meinen wir mit diesem Wort meistens kunstvoll gesetzte weltliche Chöre aus dem Italien des 16. Jahrhunderts, die besondere tonmalerische Feinheiten zeigen. Zwei der größten deutschen Meister im Jahrhundert vor Bach: Heinrich Schütz (1585 — 1672), der Dresdner Höfkapellmeister und Komponist der ersten deutschen, leider verloren gegangenen Oper (Dafne, 1627) und Hans Leo Häßler (1564—1612), hatten in Italien studiert und übertrugen die dort kennengelernten Formen in ihr Heimatland, sie zu gleich deutschem Empfinden angleichend. Das mitspielende Cembalo ist ein Vorläufer des Klaviers. Seine Saiten werden gerissen. Zwei heitere Chöre, der eine aus der Sammlung: „Ohrenvergnügendes und gemüt ergötzendes Tafelconfect“ des Benediktinermönchs Valentin Rathgeber (1682 bis 1750) und der bekannte „Vetter Michel“ sind als Übergang zu dem fröhlichen Hoch zeitslied gedacht. Dr. Kreiser. 1. Walter Braunfels: Die Ammenuhr Der Mond, der scheint, das Kindlein weint, die Glock’ schlägt zwölf! Daß Gott doch allen Kranken helf! Der Wind, der weht, der Hahn, der kräht, der Fuhrmann hebt sich von der Spreu. Die Glock’ schlägt drei. Gott alles weiß. Das Mäuslein beißt. Die Glock’ schlägt ein! Der Traum spielt auf den Kissen dein. Der Gaul, der scharrt, die Stalltür knarrt, die Glock’ schlägt vier, der Kutscher siebt den Hafer schier. Das Nönnchen läut’ zur Mettenzeit. Sie gehn in’s Chor in einer Reih. Die Glock’ schlägt zwei. Die Schwalbe lacht, die Sonn’ erwacht. Die Glock’ schlägt fünf. Der Wandrer macht sich auf die Strümpf.