1 Erläuterungen: Der Kreuzchor verkörpert die älteste musikalische Institution Dresdens und ist „eiserner Bestandteil im Wesen der Stadt“. Während seiner siebenhundertjährigen Geschichte war er auch einmal 100 Jahre lang (1717—1817) als Hofopernchor tätig. Zwei Chöre in Wagners „Rienzi“ sind vom Komponisten in Hinsicht auf den Kreuzchor geschrieben*). Da die Volksbühnenkonzerte überwiegend orchestral aufgebaut sind, was ja in der Bezeichnung: Sinfoniekonzerte zum Ausdruck kommt, sollte der Kreuzchor heute nicht allein als Vokalkapelle wirken, sondern auch in Verbindung mit Orchester. Bei der Programmaufstellung trat in Erscheinung, daß die weltliche Originalliteratur für Knabenchor und Orchester bisher in ganz geringem Maße von den Komponisten ge pflegt wurde. Es konnten aus neuerer Zeit zwei Werke gefunden werden, die nun das heutige Konzert einrahmen. Braunfels: Die Ammenuhr Walter Braunfels, geb. 1882 in Frankfurt a. M., Direktor der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln, war als Opern- und Orchesterkomponist erfolgreich. Seine Schreib weise steht manchmal dem Klassizisten Brahms, aber auch der Nachromantik Pfitzners nahe. Die fantasiezarten Dichtungen aus „Des Knaben Wunderhorn“ haben schon immer die Tonsetzer angeregt. In der „Ammenuhr“ geht Braunfels den Stimmungen der einzelnen Nachtstunden bis zum sieghaft strahlenden Morgen in orchestralen Vor- und Zwischenspielen und einem Knabenchor nach, dessen zwei Stimmen bald kontra punktisch selbständig, bald im Einklang oder alternierend geführt sind. Krug-Waldsee: Hochzeitslied Josef Krug-Waldsee, 1858—1915, Chor- und Orchesterdirigent, zuletzt in Magdeburg, schrieb Chöre, Sinfonien und Opern. Mit dem Hochzeitslied auf den Text von Goethe soll des Dichters anläßlich seines 100. Todestages (1832—1932) gedacht werden. Die Vertonung hält sich in rein romantischen Bahnen. Freude an der Melodie und am Klang. Raphael: Der 104. Psalm Günter Raphael, geb. 1903, Schüler von Ebel, Kahn, Trapp, Arnold Mendelssohn, Theorielehrer am Leipziger Konservatorium, trat u. a. mit Kammermusikwerken, einer Sinfonie und einem Chor-Requiem hervor. In dem heute zur Uraufführung kommenden Psalm 104 für zwei sechsstimmige Chöre (a cappella: ohne Instrumentalbegleitung) zeigt der Komponist besondere Ausnutzung der vier menschlichen Stimmen: Sopran, Alt, Tenor und Baß zu tonmalerischen Zwecken. Gern verweilt er längere Zeit auf ein zelnen Textstellen. Die Vertiefung des Gefühlsgehaltes der Worte durch die Musik kommt dabei nicht zu kurz. ') Vergl. Otto Socher: 700 Jahre Dresdner Kreuzchor, Dresden 1931.