Arthur Niki sch. Reproduktion einer Glasplatten-Fotografie aus dem Jahre 1885 12 «Hochwohlgeborner Herr Kapell meister! Bereits habe ich meinen Urlaub in der Tasche und gedenke am 26. d. Abends mit dem Courierzuge der Nordwestbahn abzureisen, mit dem ich Samstag den 27. Dezem ber um 11 Uhr Mittags in Leipzig einzutreffen gedenke. (Ausgenom men Hochderselbe würden mir sa gen, <bleiben Sie lieber zu Hau se:».) Sind keine Militär-Tuben verwend bar? Waren schon Proben? Wie klingt die Sinfonie? Bitte schreiben Sie mir das in Ihrer großartigen Güte, da ich schon sehr aufgeregt bin. (Fällt das Werk durch, so fahre ich bei Nacht und Nebel ab.) Gra tuliere sehr zum großartigen Tri stan-Erfolge. Hoffentlich wird Alles schon sehr gut gehen; denn Künst ler, die den Tristan so gut spielen, werden auch gewiß meine 7. Sin fonie vorzüglich aufführen. Haben Ew. Hochwohlgb. sonst einen Wunsch, so bitte ich denselben mir nur bekannt geben zu wollen. Schade ist es, daß gerade Univer sitätsferien sein werden. (...) Nochmals herzlichst bittend mir gütigst bald schreiben zu wollen, verbleibe ich dankbarst mit tiefstem Respecte Ew. Hochwohlgeboren aufgeregter Anton Bruckner, m.p. Wien, 19. December 1884» «Proben haben schon stattgefun den; das Werk ist sehr schwer und muß daher sorgfältig studirt wer den. Wir werden im Ganzen 5 Proben für die Symphonie haben; ich glau be das wird genügen. Einige Stel len werden Sie ändern müssen in der Instrumentation, da sie unprak tisch geschrieben sind und nicht schön klingen. 21. December 1 884» Nikisch an Bruckner