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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger ' Donnerstag, de« 6. Januar <S-H Mrbeschm,N tl dnlschn SM» Der 9. Januar, der Geburtstag des Generalpost« Meisters Stephan, ist der „Tag der deutschen Briefmarke". In 40 deutschen Städten werden die Briefmarkenfreunde eine große Werbeschau veranstalten, die in Berlin tradi tionsgemäß in den Räumen des Zoo stattfindet. Die Deutsche Reichspost hat zu den Tagen eine größere Anzahl Sonderpostämter eingerichtet, und zwar für den 7. bis 9., 15., 16., 22., 23., 29. und 3». Januar in Hamburg, für den 8. und 9. Januar in Frankfurt a. M., Halle a. d. S., Regensburg, Seestadt Rostock, Görlitz, für den 8. bis 10. Januar in Breslau, Guben, Sorau, für den 9. Januar in Berlin (Gartensaal Zoologischer Garten), Bremen, Chemnitz, Dessau, Erfurt, Frankfurt a. d. O., Friedberg (Hessen), Leipzig, Mannheim und München. Sämtliche Sonderpostämter führen Sonderstempel. Der Geburtstag Stephans ist für die Briefmarken« sammler der ganzen Welt ein Feiertag geworden. Sie alle gedenken an diesem Tage des deutschen Mannes, der sich durch die Gründung des Weltpostverein«! ein bleibendes Denkmal gesetzt Hal. Die deutschen Brief-> markensammler sind im„ReichsbundderPhilate- listen" vereinigt, der zur Zeit 17000 Sammler zählt. Der Reichsbund sucht aber auch die Volksdeutsche« - Sammler zu erfassen, von denen ihm heute bereits mehr als 500 in allen Erdteilen angehören. Die tm Reichsbund zusammengeschloffenen Sammler- kameraden gehören allen Volksschichten an. Jeder stellt un- eigennützig seine Erfahrungen, sein Wissen und seine Markenschätze den Kameraden zur Verfügung und nimmt sich der zahlreichen Anfangs« und Jugendsammler an. Der „Tag der deutschen Briefmarke" wird nicht nur ein Gedenktag sein, sondern auch ein Tag der Wer«, bung, an dem sich ganz besonders durch den Verkauf! der schönen WHÄ.-Marken die Sammlerkameraden füri das Winterhilfswerk einsetzen. Rr. « Göring an das Handwerk Dank für die Neujahrsglückwünsche Ministerpräsident Generaloberst Göringbat an den Reichsstand des deutschen Handwerks folgendes Tele gramm gerichtet: „Ueber die mir zum Jahreswechsel übersandten Glück wünsche habe ich mich aufrichtig gefreut. Ich wünsche Ihnen wie auch dem ganzen deutschen Handwerk im neuen Jahre alles Gute in der Ueberzeugung, daß gerade auch das deutsche Handwerk in besonderem Maße zur Lösung der noch vor uns liegenden Aufgaben beitragen wird." Ische Graupen sür Arbeiislofe Tschechische Polizeiaktion gegen die SdP. Wie das sudeiendenische Tageblatt die „Zeit" berichtet, wurden in den Bezirken Rcndck, Bärringeu und Platten in Westbühmen bei über 200 Amtsträgern der Sudeten» deutschen Partei sowie in den Bezirkskanzlcien der SdP. Haussuchungen durch die Staatspolizei vorgcnommcn. Ohne sich mit einem gerichtlichen Ausweis zu legitimieren, schleppten die Beamten der Staatspolizei alle Schriftstücke aus ' den Kanzleien der SdP. fort. Wie später bekannt wurde, ist dieses beschlagnahmte Material, höchstwahrscheinlich im Amtswege, verschwun den. Die Amtsträgcr der SdP. wurden einem Verhör unterzogen und erst auf Vorsprache von Parlamentariern der SdP. freigelassen. Ueber de» Grund zn diesen Polizeimaßnahmcn be richtet die „.Icit". daß die ärmsten und bedürftigsten Familien im Erzgebirge zu Weihnachten Lebens« mitielpakete aus Sachsen zugestellt erhielten. Die Behörden vermuten nun, daß diese Aktion von der SdP. veranlaßt worden sei, und behaupten, die Pakete seien durch Radfahrer« und Motorradfahrerkolonnen der SdP. über die Grenze geschmuggelt worden! Der SdP.« Bczirksvcrtretcr von Neudek erhielt, weil er angeblich ohne Grenzausweis die Grenze überschritten hatte, um aus Sachsen Graupen für die Arbeitslosen zu holen, zehn Tage Polizeiarrest. Unter den Arbeitslosen des Erzgebirges herrscht wegen dieses Vorgehens der Polizei begreif liche Erregung. Die Angelegenheit erinnert an die Vorfälle in Georgswalde, wo man armen sudctendeutschen Kindern die Liebesgaben wcgnahm und als unverzollt im Kessel einer tschechischen Lokomotive verbrannte. „Bolschewismus ohne Maske" Nnr noch bis 9. Januar geöffnet Die große anlibolschewistische Ausstellung „Bolsche- -tsmus ohne Maske" im Reichstag ist nur noch bis zum !. Januar >938 geöffnet. Die Schau hat wegen ihres auf schlußreichen Bild« und Dokumentenmaterials bei allen Volksgenossen größtes Interesse und weitgehendste Be achtung gefunden. Aber auch viele die Neichsbauptstadt besuchende Ausländer nahmen die Gelegenheit wahr, sich von dem grauenvollen Treiben der Komintern in aller Welt ein Bild zu machen. Der ausgebrannte Sitzungssaal des Reichstags ist der vollgültigste Beweis für die verderbenbringende Tätig keit des Bolschewismus, der bestrebt ist, seine Brandfackel bei allen Völkern der Erde zu entflammen. Die Aus- j ftellung ist auch die letzten Tage einschließlich Sonntag, )S. Januar 1938, von 9 bis 21 Uhr, geöffnet. Eintritt ist aber nur bis 20 Uhr möglich. SchulrSume zum Reichsberufsweltlampf Wie in den Vorjahren werden die Berufs, und Fachschulen auch 1938 auf Grund eines Erlasses des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volks- bildung ihre Räume und Einrichtungen, soweit es ohne Störung des Unterrichts möglich ist, kostenlos zur Durchführung des kommenden fünften Rcichsberufsweit- § kampfes znr Verfügung stellen. Die Bereitstellung der Wc^t- ikampfräume erleichtert die Durchführung des Beruss- ' Wettkampfes in hohem Maße. Wovon man spricht Weiße Flocken woben schwarze Schleier — Schattenseiten des Dollarlandes — Kein „Wenn" und „Aber" mehr nn Verkehr — Musiknotcn über den ganzen Ozcan gcfnnkt Ans den Bergen, wo sich die Wiutcrpracht am herrlich, sten entfaltet und die Winterfreudcn den Sportler am stärksten locken, drangen Schreckensnachrichten zu uns. Tas Lawincuunglück in Oesterreich und der Autoabsturz der rcichsdcutschen Skiläufer in Südtirol haben viele Todes opfer gefordert. Ter Weiße Tod, der im Winter in den Bergen lauert, erscheint uns um so grausamer und tra gischer, als er das Leben der Menschen just in dem Augen blick anslöscht, da ihre Herzen angesichts der majestäti schen Ratnrschönheit voller Dankbarkeit, Ehrfurcht und Frohlocken sind. Weihnachten und Renjahr im Winlcr- paradies des Gebirges! Kann es einen erhebenderen Jahresabschluß, einen glückvolleren Jahresbeginn geben! Flockcngewimmcl ringsum; der Helle Klang der Gläser, der das neue Jahr cinläutete, tonte noch nach; im Hochgefühl einer wunderbaren Lebensfreude genießt das Auge all die Herrlichkeiten ringsum; die pfeilschnelle Fahrt weckt das Bewußtsein eines stolzen Triumphes über alle Erden- schwere. Da greift das Schicksal unerbittlich ein. Ter Weiche Teppich, den die Flocken ans weißen Flügeln leise ausgebreitet hatten, wird zum Leichentuch: Aus dem leuch tenden Weiß webt die Ewigkeit die schwarzen Schleier der Nacht. Bitteres Weh will sich in unser Herz schleichen, lind doch ist vielleicht der Sterbliche glücklich zu Preisen, dessen Lebensfaden riß, als das Leben sür ihn am köstlichsten war. * Die Staatsanwaltschaft in New Pork bat eine Bande von Grundstücksschwindlern hinter Schloß und Niegel ge setzt, die mehr als 1500 Einwanderer um Millionen von Dollar geprellt hatten, indem sie für eine große Siedlung warben, obgleich ihnen nur eine wertlose Sandgrube ge hörte. Riesige Grundstücksschwindclcien sind in Amerika nichts Neues. Wenn man die Geschichte des jähen Auf stieges und des fieberhaften Wachstums von New Bork betrachtet, will es einem scheinen, daß die Grundstücks- spekulation hierbei überhaupt Pate gestanden hat. In Vrasilianer studieren deutsche Technik Am 19. Januar trifft in Hamburg eine größere Gruppe von Studenten der Technischen Hochschule in Rio de Janeiro zu einem 80tägigen Deutschland aufenthalt ein. Die brasilianischen Gäste, deren Reise vom „Werberat der Deutschen Wirtschaft" gemeinsam mit dem „Deutschen Akademischen Austauschdienst", der „Ncichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr" (RDV.) und dem „Jbero-Amerikanischen Institut" vor bereitet und ermöglicht wurde, besichtigen vom 22. bis 30. Januar Düsseldorf und das rheinisch-westfälische Industriegebiet, am 1. und 2. Februar Köln und vom 3. bis 28. Februar Stuttgart, wo sie Vorlesungen an der dortigen Technischen Hochschule hören werden. Weiter besuchen sie vom 1. bis 6. März München, am 7. und 8. März Nürnberg, vom 9. bis 12. März Chemnitz, vom 13. bis 15. März Dresden, vom 16. bis 18. März Leipzig, vom >9. bis 22. März Jena-Weimar und vom 23. bis 26. März Halle. Am 27. März treffen sie in Berlin ein, von wo es am 7. April über Hamburg nach Brasilien zurückgeht. Führer der Gruppe ist Professor Dr. Francisco Xavier Kulnig von der Technischen Hochschule in Nio de Janeiro. Sie Minderheitenfrage in Litauen Rede des litauischen Staatspräsidenten Der Tautininkas-Verband (Verband der Regierungs parteien) trat in Kowno zn seiner Jahrestagung zu sammen. Nach Bcgrüßungsworten des Ministerpräsidenten Tubclis ergriff Staatspräsident Smetona das Wort. Er führte u. a. aus, der litauische Staatsgedanke sei durch drungen von der Ueberzeugung, daß Verfolgungen fremder Nationalitäten unsinnig und schädlich seien. Litauen weise aber auch die Theorien zurück, daß nur ein großes Volk Existenzberechtigung habe, oder daß Kraft und Gewalt eine entscheidende Rolle zu spielen hätten. Er bleibe den Ideen der Genfer Entente treu. Dann kam der Staatspräsident auf das Ver hältnis zu Polen zu sprechen. Wenn die Polen meinten, durch Verfolgungen der Litauer das litauische Volk zu einer Verständigung zwingen zu können, so täusch ten sie sich. Auf diesem Wege sei eine Verständigung niemals möglich. Es sei aber auch falsch, wenn Polen etwa erwarte, daß Litauen gegen die bei ihm wohnenden Polen mit gleichen Maßnahmen antworten werde. Litauen müsse über eine solche Politik erhaben sein und werde nicht, wie Polen, seine internationalen Verpflichtungen mit Füßen treten. Japaner marschieren weiter vor Neue Gebiete von Schantung besetzt Tas japanische Nachrichtenbüro Domei meldet aus T s i n a n, die Vorhut der japanischen Abteilung Kuwada Amerila steht der Wohlstand oft im umgekehrten Ver hältnis zur Solidität und zur Ehrlichkeit der Mittel, mit denen er errungen wurde. Es ist eine bekannte Tatsache, daß man z. B. in Amerika recht unsolide baut. Die amerikanischen Wolkenkratzer werden meist nicht älter als 40 Jahre. Man hat in Amerika sogar viele Hochhäuser abgerissen, die knapp fünf Jahre alt waren, wenngleich nicht so sehr ihrer Baufälligkeit wegen als neuen phan tastischen Bauplänen zuliebe. Der Amerikaner wird mit unter der „Nomade des 20. Jahrhunderts" genannt: Er befindet sich weit häufiger als der Europäer im Umzuge, wo beim Wohnungswechsel oft die ganze „standardi sierte" Wohnungseinrichtung von ihm einfach im Stich ge lassen wird. In Amerika, wo man alles nach dem Wolken kratzermaßstabe mißt, wachsen auch die Zwangsversteige rungen ins Ungeheure und betragen oft im Jahre eine ganze Milliarde Dollar. Auch noch andere Meldungen er hielten wir in diesen Tagen aus Amerika, die uns wenig europäisch anmuten. Bekannt sind die amerikanischen Sitz streiks als Auswuchs des Streikunsinns. Bei den Sitz streiks ist nian aber nicht „stehen" geblieben, sondern zum Stchstrcik übergcgangen. TaS werden nun wohl die Sitz streikenden nicht ans „sich sitzen" lassen, wahrscheinlich werden sie auf einen noch größeren Blödsinn verfallen. Sonderbar ist auch, daß die Fröhlichkeitsrekorde in USA. immer mit Unfallrckordcn verbunden sind. In der Sil vesternacht gab cs in USA. 200 tödliche Autounfälle, die vornehmlich auf übertriebenen Alkoholgennß zurückzu- sühren waren. Also auch beim Alkohol der Wolkenkratzer als Vorbild! All das hat verteufelt wenig Aehnlichkeit mit Vernunft, Ordnung und Wirtschaftsfricden. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt, selbst, wenn es sich nm einen fnnkelnagclneucn Golddollar handelt. * Tie neue Vcrkehrsordnung räumt gründlich mit allen „Wenn" und „Aber" auf. Früher kounte man sich einen Verkehrssünder nur dann vorknöpfen, wenn „etwas passiert" war. Auch der Leichtsinnigste und Unvorsichtigste ging straflos ans, sobald er unverschämtes Glück hatte und nichts „passierte". Von nun an wird niemand mehr darauf pochen können, daß das Glück oder der blinde Zu fall sein Bundesgenosse sei. Wer den Verkehr gefährdet, habe die wichtige Stadt Jen tschau, an ver Ltenmn- Pukau-Bahn, 150 Kilometer südlich von Tstnan, einge nommen. Domei bestätigt ferner die Einnahme des Ge-1 burtsortes von Konfuzius, Tschufu, das ebenfalls im ! Gebiet der Tientsin-Pulau-Bahn liegt. Die japanische«, Truppen hätten keine Mühe gescheut, um zu verhindere > daß die chinesischen Truppen bet ihrem Rückzug wie üblich alle irgendwie bedeutenden Gebäude plünderten oder zer- > störten. Wie verlautet, ist der Konfuzius-Tempel daher verschont geblieben. Das Bombardement auf Hankau Ueber den schweren Luftangriff auf das gegenwär tige Hauptquartier Tschiangkaischeks, Hankau, gibt die japanische Marinepressestelle in Schanghai bekannt, daß die japanischen Marineflugzeuge außer Flugzeugschuppe« und militärischen Anlagen auf dem Flugplatz von Hanka« zehn chinesische Flugzeuge durch Bombentreffer zerstört haben. Bei den Luftkämpsen, die in den letzten vier Tagen bet der Kiangsi-Hauptstadt Nantschang und bei Hankau stattfanden, wurden vier chinesische Flugzeuge, die zum Gegenangriff aufgesttegen waren, von den japa nischen Fliegern abgeschossen. Volksfront gegen Goga Französische Hetze gegen Rumänien Der Feldzug, den das jüdische Großkapital im Ver ein mit dem internationalen Freimaurertum gegen die neue rumänische Regierung eingeleitet hat, ist auch in Frankreich bereits ausgenommen worden. Hier ist es vor allem die jüdische Presse, die unter dem Vorwand der „Menschlichkeit" zum Kampf gegen Goga, der eine Million Juden terrorisiere, auffordert. Seit eini gen Tagen bringt der „Populaire", daS Blatt L6o« Blums, regelmäßig Greuelberichte über angebliche Juden verfolgung in Rumänien, und jetzt fordert dieses Bla« sogar offen zum Boykott gegen die rumänischen Waren auf. In französischen Rechtskreisen befürchtet man, daß eine neue jüdische Einwanderung nach Frankreich erfolge« wird, und verlangt, Frankreich müsse sich durch besondere Gesetze gegen das Ucberhandnehmen von jüdischen Ele menten schützen. Van Zeeland wollte nach London Er kehrte aber schon in Ostende um Der frühere belgische Ministerpräsident va« Zee land trat am Mtttwochnachmittag von Brüssel aus auf Einladung der englischen Regierung eine Reise nach Lon don an. Zweck des Besuches sollte die Erstattung des Bo- lichtes sein, den van Zeeland im Auftrage der Regierun gen in London und Paris nach umfangreichen Vorarbei ten über die Weltwirtschastslage angeferttgt hatte. Van Zeeland kam jedoch nur bis Ostende. Noch bevor er sich an Bord eines Kanaldampfers begeben hatte, er reichte ihn eine Nachricht aus London, die ihn veranlaßte^ nach Brüssel zurückzufabren. wird unnachsichtig zur Rechenschaft gezogen, auch wenn es kein „Wenn" gibt. Es ist eine alte Wahrheit, das Vor beugen bester als Heilen ist. Wilhelm Busch sagt drastisch: „Prügel machen frisch und kregel und erweisen sich probat, ganz besonders v o r der Tat." Aus der Volksgemeinschaft ergibt sich für jeden Verkehrsteilnehmer ohne weiteres die verdammte Pflicht und Schuldigkeit zur größten Vorsicht, Umsicht und Rücksicht. Bei dem hochentwickelten modernen Verkehr, wo vom Bruchteil einer Sekunde Leben und Ge sundheit des Mitmenschen abhängcn, darf sich niemand mehr „auf gut Glück" ein unvorschriftsmäßiges Benehmen gestatten, ob er nun am Steuerrads sitzt oder auf Schusters Rappen seine Straße wandelt. Verletzt er dieses selbstver ständliche Gebot, so verdient er nach Wilhelm Busch Prügel, nicht weil etwas passiert wäre, sondern damit nichts passiere. * Vergeßlichkeit ist stets peinlich. Wenn einem im sprichwörtlichen „letzten Augenblick" einfällt, daß man seine Aktenmappe oder Handtasche liegengelaffen hat, gibt es todsicher Aerger und Verdruß. Man braucht zwar nicht gleich eine Rundreise um die Welt oder ein« Ozcan- fahrl anzutrcten, um das Vergessene zu holen, aber der unnütze Aufenthalt verursacht oft eine nervöse Reizbar keit. Die gute Laune kann einem dadurch sür einen ganzen Lor- oder Nachmittag abhanden kommen. Wie nun aber, wenn man tatsächlich eine Fahrt über den Ozean machen - müßte, um die Folgen seiner Vergeßlichkeit aufzuheben? In diese Lage geriet ein finnischer Studentenchor, der in Boston das Chorwerk eines finnischen Komponisten auf führen wollte. Im entscheidenden Augenblick waren die Noten nicht aufzutreiben. Weiß Gott, wo man sie verlegt hatte. Es blieb nichts anderes übrig, als sie durch einen Leipziger Musikverlag über den Ozean bildtelegraphisch zu funken. Die Konzertbesuchcr werden hiervon nichts ge merkt haben. Der Bildfunk erwies sich als unerwarteter Helfer der Kunst. Es ist gewiß ein Trost, zu wissen, daß dieser Helfer vorhanden ist. Solltest du, lieber Leser, aber zu den Vergeßlichen gehören, so wirst du guttun, dich nicht auf de« Bildfunk zu verlassen, sondern beim bewähr- ' ten Mittel des Knotens im Taschentuch z» bleiben. Sa. >