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PROGRAMM Michail Glinka Ouvertüre zur Oper 1804-1857 „Ruslan und Ludmilla“ Aram Chatschaturjan 1903 Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll Allegro moderato Andante sostenuto Allegro a battuta PAUSE Peter Tschaikowski Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 1840-1893 Andante-Allegro con anima Andante cantabile con alcuna licenza Valse Finale-Andante maestoso- Allegro vivace Änderungen vorbehalten! Als Auftakt ertönt die festliche Musik der Ouvertüre „Ruslan und Lud milla“ von Michail Glinka, deren Thematik auch den Abschluß der Oper bildet, den großen Freudenchor, den das Volk zu Ehren Ruslans und Lud millas anstimmt. Es handelt sich bei der Ouvertüre um die Form des Sonatenhauptsatzes: mit einem ersten und einem zweiten Thema. Das erste zeichnet mit seinem brillanten Schwung die Tapferkeit Ruslans, das zweite, das zunächst von den tiefen Streichern in Verbindung mit dem Fagott gebracht wird, könnte man als das Thema der Liebe bezeichnen. Interessant ist dabei, daß die Themen sofort imitierend verarbeitet wer den. Man sieht darin die Schule Dehns, der ja Glinka mit dem Werk Johann Sebastian Bachs bekannt gemacht hat. Auffallend die kühne Akkordfolge, mit der die Ouvertüre ausklingt. Es wird berichtet, daß Glinka die Anregung zu diesem glanzvollen Musikstück bekommen habe, als ei' bei einem Bankett anläßlich der Vermählung der Großfürstin im Winterpalais war. Das Geklapper der Messer, Gabeln und Teller soll in ihm den Wunsch geweckt haben, diese Geräusche zu idealisieren und in Musik umzusetzen. Ich erwähne dies aus einem ganz bestimmten Grunde: Bekanntlich hat Carl Maria von Weber ein Stück aus der „Oberon“-Musik geschrieben, nachdem er einen Spaziergang gemacht hatte, wo ihn das Surren und Schwirren der in der Sonne tanzenden Insekten zum Kompo nieren anregte. Der Vergleich mit unserem Weber liegt bei Glinka übrigens sehr nahe. Seine Oper „Iwan Sussanin“ ist das genaue Gegen stück zum „Freischütz“ Carl Maria von Webers. Die beiden Opern spielen in der Musikgeschichte ihres Landes die gleiche Rolle. Und so wie Weber nach dem „Freischütz“ den „Oberon“ schrieb und in seiner Musik Klänge des Orients mit echter deutscher Musik mischte, so begibt sich auch Glinka mit „Ruslan und Ludmilla“ in die Welt des Orients und gleich meisterhaft trifft er das orientalische Kolorit, ohne den russischen Charakter’ seiner Musik zu verleugnen. Mit Recht hat ein Musikkritiker gesagt: „In musi kalischer Beziehung ist die Partitur des ,Ruslan' in die Reihe der ganz großen Meisterwerke der Tonkunst einzuordnen. Wenn man das Werk mit dem ,Oberon' verglichen hat, so tat man jedenfalls Weber nicht geringere Ehre an als Glinka.“ K. L. * Das aus dem Jahre 1946 stammende Konzert für Violoncello und Orchester ist das erste größere Werk des Komponisten Aram Chatschaturjan aus den Nachkriegsjahren. Es gelangte im November 1946 zur Uraufführung. Der Solist der Uraufführung war Swjatoslaw Knuschewitzki, dem das Konzert auch gewidmet ist, der Dirigent Alexander Gauk. Wie die beiden anderen Instrumentalkonzerte Chatschaturjans verbindet auch dieses Werk, das von dem sowjetischen Musikwissenschaftler Georgi Chubow als „eine lyrische Gegenwartsdichtung, die durchdrungen ist vom Geiste des Volksliedes“ bezeichnet wurde, virtuosen Glanz mit dem für den Komponisten charakteristischen starken Nationalkolorit. In Sonatenform wurde der mit einer prologartigen orchestralexi Ein leitung beginnende erste Satz (Allegro moderato) aufgebaut. Die beiden kontrastierenden Hauptthemen des Satzes sind eine zuerst vom Solo instrument vorgetragene weitgeschwungene, ausgedehnte Melodie voller Bewegung und innerer Energie, sowie ein anfangs durch die Klarinette, dann durch das Violoncello erklingendes einfaches, volksliedhaftes Thema lyrisch-besinnlichen Charakters. Im Laufe der Entwicklung des Satzes werden diese beiden gegensätzlichen Themen zu einer inneren Einheit zusammengefügt.