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<> l l O 0 des Meisters. Die heute erklingende C-Dur-(Jupiter-) Sinfonie ist über haupt der Schlußstein seines sinfonischen Schaffens. Rein formal be trachtet, ist sie ein Muster der Verschmelzung von Sinfonie und Fuge. Kontrapunktliche Künste (gleichzeitiges Erklingen mehrerer selbständiger Melodien) feiern Triumphe, und doch wird dabei der seelische Ausdruck nicht im geringsten beeinträchtigt. Der Verstand kommt durch die raffi niertesten Stimmführungen auf die gleiche Rechnung wie das Gemütsleben durch den Reichtum seelischer Werte. Beides zu verbinden, gelingt nur dem Genie. Wenn es so gemacht wird, wie in der Jupiter-Sinfonie, dann darf man von steifem kontrapunktischen Satz nicht mehr sprechen. Der Beiname „Jupiter-Sinfonie“ soll durch den Vergleich ihrer Linien führung mit der edlen Schönheitslinie antiker Kunstwerke entstanden sein. Festlich, feierlich beginnt der erste Satz (Allegro vivace: lebendige Be wegung), Weichheit, Empfindsamkeit treten dann in Wechsel mit dem zunächst angeschlagenen Charakter. Der zweite Satz (Andante canta bile: gehend, gesangsmäßig) läßt eine der berühmten, wundervollen, ruhig friedlichen Kantilenen Mozarts aufklingen, umspielt von kleinem neckischen Zierat, unterbrochen auch einmal von einer düsteren Episode. Die Chro- matik (Melodie aus Halbtonschritten aufgebaut) des ersten Menuett abschnittes gibt diesem Tanzsatz etwas sehr Weiches, Gemütvolles, während das Mittelstück (Trio) mit seinen bewegten Achteln an den Humor Haydns erinnert. Das kernig gesunde Finale (Schlußsatz) mit seinem Ueber- reichtum an Melodien wird durch die berühmte Tripelfuge gekrönt. (Verarbeitung nicht nur eines, sondern dreier Themen nach den bei den Fugen geltenden Regeln der Nachahmung.) £> r Kreiser.