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tschechische Landschaft besingen, die der Welt die wunderbaren tschechi schen Sagen erzählen und vom Freiheitskampf des tschechischen Volkes künden. In seinen tschechischen Tänzen schlägt Smetana den echtesten und bezauberndsten Ton seines Volkes an: die Melodien sind den Volksliedern abgelauscht, der Rhythmus entstammt dem lebhaft-freudigen Volkstanz, die Harmonien entnimmt er den Werken, die das Volk seit Jahrhunderten lebendig erhalten hat, und in der Instrumentation sind die Geigen und Klari netten der tschechischen Dorfkapellen seine Vorbilder. Es ist kein Wunder, daß wegen dieser Eigentümlichkeiten sein eigenes Volk diese Werke liebt und sie den Taten jener Kämpfer zur Seite stellt, die für die Freiheit und Selbständigkeit ihres Volkes sogar ihr Leben zu opfern bereit waren. Diese Werke waren geeignet, das tschechische Volk in seinem Kampfe zu bestärken und es darin zu unterstützen, trotz aller Unterdrückungsmaßnahmen sich die Sprache und die eigene Kultur zu bewahren. Es sind vor allem einige Opern, die in jeder Note tschechisch sind, nämlich „Die verkaufte Braut“, eine wunderbare Spieloper von einer reizenden Lockerheit und mit überzeu genden tschechischen Intonationen (1866), dann „Libussa“ (1870), die ein Meisterwerk der tschechischen Musikdramatik ist, und zuletzt die Oper „Der Kuß“ die ebenso folkloristisch ist. Smetana ist gerade mit diesen Werken in die Reihe der großen Meister eingetreten, groß für sein Volk, groß für die Welt, die ihm neben Dvorak die Kenntnis von einem tapferen, kühnen und fleißigen Volke verdankt. „Die Moldau“, Sinfonische Dichtung für großes Orchester aus „Mein Vater land“. — Zwei Quellen entspringen im Schatten des Böhmerwaldes: die eine warm sprudelnd, die andere kühl und ruhig. Die lustig in dem Gestein dahinrauschenden Wellen derselben vereinigen sich und erglänzen in den Strahlen der Morgensonne. Der schnell dahineilende Waldbach wird zum Flusse Vlata, der, immer weiter durch Böhmens Gaue dahinfli'eßend, zu einem gewaltigen Strome anwächst. Er fließt durch dichte Waldungen, in denen das fröhliche Treiben einer Jagd immer näher hörbar wird und das Waldhorn erschallt, er fließt durch wiesenreiche Triften und Niederungen, wo unter lustigen Klängen ein Hochzeitsfest mit Gesang und Tanz gefeiert wird. In der Nacht belustigen sich die Wald- und 'Wasser nymphen beim Mondenschein auf den glänzenden Wellen desselben, in denen sich die vielen Burgfesten und Schlösser als Zeugen vergangener Zeiten wider spiegeln. In den Johannisstromschnellen braust der Strom, durch die Kata rakte sich windend, und bahnt sich gewaltsam mit schäumenden Wellen den Weg durch die Felsenspalte in das breite Flußbett, in dem er mit majestätischer Ruhe gegen Prag weiter dahinfließt, bewillkommnet vom ehrwürdigen Vyse- hrad, worauf er in weiter Ferne vor den Augen des Tondichters entschwindet. Literaturhinweis: Sourek: Anton Dvor&k; Richnovsky: Friedrich Smetana Textliche Mitarbeit: Johannes Paul Thilman Vorankündigungen : 0. Mai: 10. Abend ,, Meisterwerke des 20. Jahrhunderts“ mit Prof. Hugo Steurer Pfingsten: Keginn der Serenaden im Srhloßpark Pillnitz 64/55 PI II1-9-5 454 1.6 It-G 1485/54