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sei in dem Vorleben und dem är- P«ri«r» zu suchen. — Der „Figaro" erklärt, wenn Casimir- Peri« auf seinem Entschlusse beharr«, werd« Europa ihn ebenso streng brurtheil« wie Frankreich. — Di« „Nation" n«nnt di« Demission ebenfalls em« Desertion und hält daran fest, daß sie das Ergebniß des anarchistischen Zustandes sei, in welchem die Parteien sich befinden. — Nach der „Autoritte" ist di« Demission nicht allein di« Verdammung des Ranges, sondern auch die des Regimes. — Die „Lanterne" behauptet, diese Demission sei nicht das Ende, sondern der Anfang eines Staatsstreiches gegen die Unabhängigkeit de« Hammer und gegen die Recht« des allg«m«in«n Stimmrecht»; denn Casimir- Perier wolle emfach die Wiederwahl. — Das „Evenement" tadelt Casimir-Perier, glaubt ab« nicht, daß er von seiner Entscheidung abgehen werd«. — Da- „Petit Journal" sagt, di« Demission sei äußerst ernst und werd« die Lage nur noch V«wickel1er machen. — Der „Radical" steht mit Bedauern den Fall eines Mannes, dessen Kraft und Energie man rühmte. — Der „Jntranstgeant" sagt, die Demission sei das Tinge- ständniß d« Ohnmacht. — Die „Petile Repuvlique" erkennt in der Demission Cafimtr-Perters hauptsächlich «inen Sieg d« sozialistischen Partei. Der „Soleil" sogt, Castmir-Perier . Die oM> kg« ein« lahm«, , «, in d« st« sich „a* «sicht» d«S tmmrr Md« auftteteud« JnthumS" bemüßigt fühlt, m wi«d«holen, daß „keine d« stemden Vertretungen tu Pari»" in di« Astaire Dnyfu» verwickeü sei. Da» »ar Alle». Selbst da» Wort „deutsch" wurde geflissentlich ver- mieden und jede» weitergrhend« Zugeständniß, jede amllich« Kundgebung rundweg abgelehut. T» ist möglich, daß Graf Mtnst« «» an d« nöthtg« Energie fehlen ließ; e» ist an- d««seit» möglich, daß Herr Hanotaux sich aus »rund eigener Information berechtigt glaubte, dessen Darstellung mit Reserve aufzunehmen. Auf jeden Fall stt da» Resultat d« Inter vention einigermaßen beschämend für un», da» dürfen wir uns nicht verhehlen. T» lag ein« ganz -«stimmte Forderung der deutschen Regierung vor, deren Erfüllung im Bereiche jener diplomatischen Verbindlichkeit lag, die man einem mäch tigen Nachbar gegenüber, aus dessen freundliche Gesinnungen man Werth legt, zu üben üb« sich bringt. Oder sollte das Deutsche Rei» nicht mehr al» dies« mächtige Nachbar ange- sehen werden? E» gab eine — nicht ferne — Zeit, wo eine solche Frage unsinnig geklungen, wo der Vertreter d« deutschen Regierung fein Ziel sicherlich erreicht hätte, — vor ausgesetzt, daß « mit ein« so überflüssige« Arbeit beauftragt worden wäre." Die Frage, ob e» sich nicht empfehlen würde, das an die DreyfuS-Affai« anknüpsende diplomatische Zwischenspiel im deutschen Reichstage zur Sprache zu bringen, ist nicht ohne weileres von der Hano zu weisen. Ist die obige Darstellung zutreffend, dann hätte Graf Münster «inm noch größeren Mißerfolg «litten, al» d« war, um dessentwillen der italien- sche Botschafter Reßmann vor wenig« Tagen von Paris abberufen worden ist. Berlin, 16. Januar. Heut« früh fuhr Se. Maj. d« Kars« aus Anlaß d«r Abdankung des Präsidenten der fran züsisch« Republ«, Castmir-Perter, unangemeldet und ohne jedr Begleitung bei d« französischen Botschaft vor und hatte mit Herrn JuleS Herbette «ine längere Unterredung. — Aus Berlin, 15. Januar wird der Köln. Ztg. geschrieben : In England scheint man üb« die Drangsale der englisch« auswärtigen Politik sehr wenig erbaut zu sein; man sucht deshalb di« Aufmerksamkit d« öffentlich« Mein- mmg auf andere Gebiete abzulenken. So beschäftigen sich neuerdings di« Daily News mit d« Erneuerung des Dl«i bundtS. Sie fabeln davon, daß d« Dreibund im nächsten Jab« ablaufe, daß noch im Lauf« dieses Jahres die Ver handlungen wegen der Erneuerung stattfinden, daß dabei Italien wahrscheinlich die gewünschten militärischen Erleichter ung« erhalt« und daß Kaiser Wilhelm in persönlich« Zu sammenkunft mit König Humbert die Hauptvertragspunkte er- ledig« werde. Wir hab« kemen Gruno, uns mit der Zurück- weisuna dies« Erfindungen eingehender zu beschäftigen. Wie die Mittheilung über die angebliche Dauer des Dreibundes, so sind auch di« daran geknüpft«« Schlußfolgerungen falsch. Auch die Voraussagung ein« Zusammenkunft zwischen Kaff« Wilhelm und König Humbert im Frühjahr od« Herbst dieses Jahres hat keiner lei Werth und verräth nicht einmal eine besondere Combi- nationSgabe. Wie alljährlich, so ist «S auch in diesem Jahr« durchaus wahrscheinlich, daß diese beide» so eng befreundeten Herrsch« sich besuch« werden, ebenso wie eS für sehr wahr scheinlich gilt, daß gleichfalls wie alljährlich eine Zusammen- kmist der beiden Kats« Wilhelm und Franz Josef erfolg« wuo. Dl« Erneuerung d«S Dreibundes steht zur Zeit über haupt nicht in Frage. vefterretch. Prag, 16. Januar. Hierselbst wurden heute 8 einem anarchistisch« Geheimbunde angehörige Personen verhaftet. Es handelt sich um hochverrätherische Untnnehmuugen. Der Hauptbeschuldigt« ist ein gewisser Wilhelm Körber, welcher schon als jung« Mensch weg« eines Petardenattentats be straft worden ist. Pest, 16. Januar, Ein Handschreiben des Kaisers an vr. Wekerle hebt die besonderen Verdienste desselben um die Befestigung des Gleichgewichts in dem Staatshaushalt hervor und versichert vr. Wekerle der unveränderten Gnade des Kaisers. Die Minister von Szilagyi, von Lukacs und von Hieronymi werden in Anerkrnnung ihrer mit unermüdlichem Eifer geleisteten ausgezeichneten Dienst« ihr« Stellungen in Gnaden enthoben, ebenso Graf Andraffy und EoetvoS in An- «rkmnung ihr« treu« und eifrigen Dimste. Pest, 16. Januar. Heut« Vormittag 11 Uhr wurden die neuen Minister vereidigt. Hinauf empfing der König das neue Kabinet korporativ. Spät« empfing der König die ab- getret«« Minister. Ammkreich. Paris, 16. Januar. Die Morgenblätter besprechen die Demission des Präsident« Castmir-Peri«. DaS „Journal des DebatS" sagt, die Geschichte werde die Demission erklären. Ungewiß sei aber, ob die Geschichte diese Demission in Anbe- wacht der schweren Gefahr«, die dem Lande von der wach- senden Kühnheit d« Revolutionäre und der Unthätigkeit d« Gemäßigt« drohen, billigen werde und ob nicht «in anderer Beschluß als d« der Abdankung hätte ge- saßt werden können. D« „GauloiS" nennt die Demission Casimir-PerierS eine Desertion und meint, die Erklärung für hätte sei« Lnseh«» in d« Kämpft», der« Auögauz u'cht zmiftlhaft ftt, nicht kompromittier« »oll« und dem Parka- ment seine Demission mit souverän« Verachtung entgegen-«- schleudert. Er habe sich al» anständig« Spieler gezeigt. Dies» Demission v«f« die Frag« der Revision d« Verfassung auf. — D« „Voltaire" meint, di« Republik hab« ein« Stoß «halten. — Di« „Estafette" erklärt, Thier», Gambetta und Ferry hätte» and«« Augriff« aushalt«» müff«; trotzdem habe Kiner von ihn« sich sein« Pflicht entzogen. Die Republik werde ihre Lebenskraft beweis«. Donnerstag werd« d« Kon greß zusammentrete», und eS werd« in Frankreich nichts ge ändert sein. — Der „Eclair" nennt di« Demission en« an- übtrkgt«» Entschluß. — Der „Matin" meint, Casimir-Perier hätte vor sein« Entschließung eine Botschaft a» di« Kamm«« richt«» und «her zu «in« Kammerauflösuag als zu «in« De mission schreiten müff«. Pari», 16. Januar. Da» heute i« den Kammern ver lesene Schreib« Tastmir-P«i«S lautet: „Ich verhehlte mir nie di« Schwierigkeit« d«r von der Nationalversammlung mir auferlegten Aufgabe und hatte die Schwierigkeiten vorauSge- sehen. Wenn man im Augenblicke der Gefahr ein« Posten nicht auSschlägt, bewahrt mau die Würde nur bei d« lieber- zeugung, dem Vaterland« zu di«n«. Eine von dm Mitteln der Aktion und Kontrolle entblößte Präsidentschaft der Repu blik kann nur au« dem Vertrauen der Nation die moralische Kraft schöpf«, ohne welch« sie nicht» ist. Ich zweffl- wede« an dem gesunden Sinn, noch an der Gerechtigkeit Fra -Keichs, aber man hat erreicht, die öffentliche Meinung über 20 Jahr« hindurch irr« zu führ«. Meine zwanzigjährigen Kämpf« in dies« Beziehung, mein« Anhänglichkit an die Republik und die Hingebung a» die Demokatt« haben nicht genügt, alle Republikaner von der Aufrichtigkeit und Wärme meines Poli- tischen Glaubens zu überzeugen und meine Gegner eines Bessern zu belehren, welche glauben oder vorgeben zu glau ben, daß ich mich zum Werkzeug ihr« Leidenschaften und Hoffnungen mach« werde. Seit einem halben Jahre tobt der BerleumdungSkampf gegen da- He«, die Behörden, das Parlament und de» verantwortlichen Staatschef. Diese Frei heit, den sozialen Haß zu schüren, wird fortgesetzt. Die Achtung und d« Ehrgeiz, die ich für mein Land heg«, ge statten mir nicht, zuzugeben, daß jeden Tag die besten Diener des Vaterlandes und derjenige, welcher e» in den Augen des Auslandes vertritt, beleidigt werden. Ich begnüge mich nicht, dabei daS Gewicht der auf mir lastenden moralischen Ver- antwortung mit der Machtlosigkeit, wozu ich verdammt bin, zu verglichen. Vielleicht werde ich verstanden, wenn ich ver sichere. daß die konstitutionellen Fiktionen die Forderungen des polnischen Gewissens nicht zum Schweigen dringen kön- neu. Vielleicht habe ich, indem ich mein Amt niederlege, den- jenia« ihre Aufgabe voraemchnet, w-lchen die Sorge für die Würde, di« Macht und den guten Ruf Frankreichs in der Welt obliegt. Unveränderlich mir selbst getreu, bleibe ich überzeugt, daß die Reformen nur unter der thätig« Mit wirkung einer Regierung erreicht werden, welche entschlossen ist, die Achtung vor den Gesetzen zu sichern, sich den Gehör- sam der Untergebenen zu verschaffen und sie alle in gemein samer Arbeit an dem gemeinsamen Werk« zu sammeln. Ich glaub« kotz der Kümmernisse der gegenwärtigen Stunde an lie Zukunft des Fortschritte« und der sozialen Gerechtigkeit. Ich lege auf dem Bureau des Senates und der Kammer meine Demission als Präsident der Republik nieder. Gezeich net Casimir. Perier." Paris, 16 Januar. Die sozialistische Gruppe der Kammer veröffentlicht «in Manifest gegen' Casimir-Peri«, Du Puy und die kapitalistische Gesellschaft. In dem Manifest Heitz es: Wir werd« dem Expräsident« die Ehre anthun. seine Demission anzunehm«. Wir wollen nicht glauben, daß er neuerdings das Votum des Kongresses brüskiert; das wäre das läckerlichste Manöver und die albernste Be echnung. Nichts kann ihm di« verlorene Autorität wiedergeben. Ein solches Spiel wäre kindisch und verbrecherisch. Nein, wenn Casimir-Perier geht, dann für immer! <Äe geht, getvdtet durch die Korruption des Regimes, dessen Chef er war, besiegt durch die niedrigen Jntriguen e ne« Ministerpräsidenten. Der Zu sammenbruch Casimir-Periers kündigt den vorbereiteten Zu sammenbruch des Kapitalismus und der Reaktion an. Blei ben wir einig, Bürger; die letzte, höchste Entscheidung ist vielleicht nahe! Paris, 16. Jan. Kammer. DaS Haus, dir Tribünen und die Diplomatenloge sind überfüllt. Brisson verliest das DemissionSschreiben Periers unter gelegentlichen Unterbrech- ungen der Rechten und der äußersten Linken. Brisson fügt hinzu: „Die Kammer nimmt Kenntniß von der Erklärung des Präsidenten. Die Kammer wird al« Nationalversamm lung morgen Mittag 1 Uhr nach Versailles berufen. — Die Kammer überläßt eS Brisson, den Tag des Wirderzusammen- Kitts zu bestimmen. Schließlich erklärt Brisson, er habe von zwei Deputirt« Anträge auf Revsion der Verfassung erhal ten, er könne dieselben aber nicht annehmen. Hierauf wird die Sitzung aufgehoben. Faberot (Sozialist) ruft: „Es lebe die soziale Republik!" La Rochefoucault ruft: „Es leb« der König!" Bon der Link« ertönt der Ruf: „Es lebe die Republik!" D« Saal leert sich nur langsam unter hef- trgem Tumult. Paris, 16. Januar. Nach der Kammersttzung trat« mehrere republikanische Gruppen zur Berathung üb« die Prä sidentenwahl zusammen. ES wurde beschloss«, daß sich die Bureau» der Kammer mit denjenigen de» Senat» ins Bmeh- men sitz« sollen — Bei der Berathung der republckanischen Senatoren erhielt im zweiten Wahlgange Waldeck-Rousseau 84, Brisson 66 Stimmen. — In den Wandelgäng« der Kammer erklärte Floquet, Brisson würde 100 Senatoren- stimm« und 300 Deputirtenstimmen «halten, Brisson» Wahl sei also gesichert- Pari», 16. Januar. Di« Präsident« de» Senat» und der Kamm« kündigen an, daß d« Kongreß morg« mittag 1 Uhr zusammentritt. Ateüt«. Rom, 16. Januar. Di« „Agenzia Skfani" m«ldet au» Massauah: General Baratteri klegraphirt« au» Coentit vom 15. d. M., daß die Angriffe der Tigre-Siämme am 14. d. fortdauerten, die Angreiftr aber jedesmal zurückgewiesen wor den seien. Ra» Mangascha hob schleunigst sein Lager auf und seine Truppen zog« sich in Unordnung gegen Scima- zama zurück. Baratteri rückt mit seinen Truppen zur Ver folgung Ra» Mangascha vor. Währmd der Kämpfe am 13. und 14. d. M. hatten di« Italien« 120 Todt« und SO Ver- »vuudek. Di« Feind« verloren sehr zahlreichr Soldat« und viel» M-r«. Ws««. '—'**'**" — Ei« chinesisch»» Bericht ttor di» Er- oß»,«ng von Port Arthur. In d« .Time«" vo« 12. Januar findet sich »i» Auszug au» einem Leitartikel de» chinesischen Blatte» „Thung-Pst-Net-Pao", der «wisse chiae- Mche .Tigmthümlichkiten" keffttch illuskirt. E» heißt da: Motiv« tiefst« Strategie hab« General Tso dazu bestimmt, den Japan«« zu erlauben, Port Arthur einzunehm« und di, geschickte Weis«, aus hie « sein Ziel «reicht», oh« s»i« Gegn« in ftt», P!ä« ekdriuaen zu lass«, stempelt ihn zu einem d« grüßt« Feld Henn, die China gesehen hat. I» der Ueberzeugung, daß Peking da» letzt« Zi«l d« Japan« s«i, war General Tso zu d«m Schluß gelangt, daß sie, fall» an irgend einem Punk zu hartnäckiger Widerstand geleiskt würde, die Lhiuesen unbesiegt im Rücken lass« und weit« nach d« Hauptstadt Vordringen würden; würde dagegen em wichtiger Platz, wie Port Arthur, in ihr« Hände fall«, so würden die klein« Kerle sich freuen, wie Kino« an «in« neu«» Puppe, und da» würde sie tu ihrem Marsch aushalt«, während man die Straße nach Peking uneinnehmbar machte. General Tso fügte daher dm Japan«« so vi«l B«rlust zu als möglich war, wollt« « si« nicht ganz «rttmuthig« und gab dann, al» srinen Gegnern die Niederlage in'» Gesicht starr», seinen Truppen das Signal zum Rückzuck, den sie in guter Ordnung au-führten. So groß war d« Verlust d« . Japan«, daß sie erst einige Stunden, nachdem der letzt« chinesische Soldat abgezogen war, di« Forts zu betret« wagten. General Tso entfaltete ausgesprochen«» militärisch«» Geschick in seiner defensiven Taktik; indem er die schweren Geschütze nur halb laden und die Torpedos und Bomben mit Sand füllen ließ, Verleite e « den unschuldigen Befehl? hab« der japanischen Flotte zu der Ansicht, di« Forts von Port Arthur s«i«n unschädlich. Die japanische Flotte wagte sich daher in den Bereich der Torpedovertheidigungen und in die Nähe der Fort», und bevor sie ihren Jrrthum entdeckte, hatte sie drei Kriegsschiffe, sieben Transportschiffe und 21 Torpedo boote verloren. Der Verlaus der Aktionen General Tso'S beweist wie wir immer behaupteten, daß es für China un- rathsam ist, ander« als eingeborene Befehlshaber im gegen wärtigen Krieg zu benützen. Die wilden, fleischeffenden Fang- uoi mög« unsern Leuten im Nahkampf körperlich überlegen sein, aber nur ein Mann, der die militärische Weisheit unser« aufgeklärten Rasse genau kennt, konnte jene Folge von Er eignissen planen und erfolgreich ausführen, die damit endete, daß wir Port Arthur unsern Zwergegnern als Lockspeise an- boten." Die Söhn« de» himmlischen Reiche» scheinen wirk lich unverbesserlich. Sl « s Sach s - «. Dresden, 16 Januar. Der Statthalter von Elsaß- Lothringm, Fürst Hohenlohe-Langenburg, wurde heute Mittag in der Billa Strehlen vom König und der Königin em pfang«, und wird sodan» an der königlichen Tafel theil nehmen. — Als dieser Tage der Todtengräber auf dem Friedhöfe in Nenftadt Nachmittag» damit beschäftigt war, das all« Menschenkindern beschiedme Häuflein Erde auf die Särge d« während d S Vormittags bestatteten Heimgegangene« zu breueu, sollte in einem der Särge ein Klopfen zu hören ge wesen sein. Eingenommen von dem Gedanken, daß wohl ein Scheintodter beerdigt worden sein könnte, eilte der Todt«- gräber nach der Stadt zu einem der Geistlichen und beuch ete se ne Wahrnehmung. Rasch wurden nun Arzt und Polizei von dies« Botschaft unterrichtet und auch die Hinterblieben« des Vormittags beerdigten F. G. in Langenburkrsdorf, in dessen Sarg das Geräusch vor sich gegangen sein sollte, wurden von dem Vorfall in Kenntniß gesetzt und herbeigeholt. Im Beisein behördlicher Personen und in Gegenwart der Angehörigen wurde der Sarg des G. geöffnet und man fand den Leichnam in derselben Lage vor, wie er dem Bretterhause anvertraut worden war, von dem vermuthetm Wirt ererwachen des G. war keine Spnr zu entdecken. Wie schon jetzt mit Bestimmtheit angenommen werden kann, dürfte sich die ganze Geschichte als ein derbes Stück von Einbildung erweisen, wodurch noch dem allgemeinen Bekanntwerden bei der Bewohnerschaft die größte Aufregung und Unruhe hervorgerufen wurde. — Auf Grund einer Anfrage, die der Rath der Stadt Dresden an den Rath d« Stadt Leipzig gerichtet hatte, beschäftigte sich d« Letztere kürzlich mit der Frage, ob in d« städtischen Verwaltung die alt« od« die neue Rechtschreibung in amtlichen Schriftstücken anzuwenden sei. Man entschied sich für di« alt« Rechtschreibung und zwar vornehm lich mit aus dem Grunde, weil die vorgesetzten Behörden (Kreishauptmannschaft, Ministerium de» Innern rc.) diese ebenfalls anwenden. Von den Ministerien gebraucht, wre hi« erwähnt sei, nur das Ministerium deS Kultus und öffentlich« Unterrichts, dem die Schulen unterstellt sind, die neu« Recht schreibung. j?) — Verschiedrnfach ist in letzter Zeit darauf htnge- wiesen worden, daß auch in diesem Wintersemester an einig« deutschen Hochschulen Studentinnen immatrikulirt sind. Was die Universität Leipzig betrifft, so giebt eS dort Studentinnen ,im eigentlich« Sinne des Wortes nicht, und auch d« Hör«- schein, der zum Besuche einzelner Vorlesung« berechtigt, darf für Damm nur ausgestellt werd«, wenn daS königlich« Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterricht» aus drücklich die Eilaubniß dazu erthetlt hat; eS muß also in jedem eiuzrln« Falle an das Ministerium «in Gesuch um Er- theilung dieser Erlaubniß gerichtet werden. Einzelne Vor lesungen können nur mü besonderer Genehmigung des betreffen den Dozenten von Damen besucht werden; diese ist in Leipzig im lausend« Semester einig« Äuiläuderinaen ertheilt Word«. O-rtttche Arrgelegenheitttu Schneeberg, 17. Januar. (Tinges) Der kgl. sächs. Militärverein Schneeberg u. U. wird am kommend« Sonn- tag Abend, Beginn halb 8 Uhr, im Gasthaus zur „Stadt Leipzig" «in LutherfestsPiel zur Aufführung bringen, wozu Jedermann gegen ein geringfügiges Eintrittsgeld Zutritt hat. Wie wir hören, sind zum Geling« der Aufführung di« sorgfältigsten Vorbereitungen getroffen worden, so daß dm Besuche« zweifellos «in genußreich« Abend in Aussicht steht. Ein« lebhafte Unterstützung des Unternehmens ist um so mehr zu wünsch«, al» der Reinertrag bedürftigen und würdigen Angehörigen des gm. Verein» zu Gute kommen soll. Aue. Am 18. August vorigen Jahre» constituirte sich hier eine frei« B««inigung „Kampfgenossen von 1870/71."