Volltext Seite (XML)
sichtig wie Glas die Instrumentierung. In der Durchführung wird noch ein dritter melodischer Gedanke eingeführt, der den Satz zum Höhepunkt treibt. Das balladeske ,,Andante“ wurde (nach einer Äußerung von Ignaz Mosehe- les) angeregt durch einen böhmischen Wallfahrts- und Pilgergesang. Eine Aufhellung der elegisch-romantischen Grundstimmung wird durch ein zweites Thema erreicht. Der dritte Satz ist kein Scherzo, sondern eher ein Menuett. Eine behaglich-frohgemute Tanzweise im Dreiertakt erklingt. Das E-Dur-Trio erinnert mit seinen Hörnerklängen an Schubert und Weber. Sehnsucht nach der Heimat schwingt mit, Sehnsucht nach den deutschen Wäldern, die „zehnmal schöner und malerischer“ sind als die italienische Vegetation. Das Finale läßt an Mendelssohns Worte denken: „Wenn ich die jungen Musiker hier umhersteigen sehe und klagen, für Musik sei doch eigentlich nichts hier zu holen, so möchte ich sie immer mit der Nase auf ein Säulen- kapitäl stoßen, denn da steckt die Musik drin.“ Im Trubel der italienischen Straßen hörte Mendelssohn einen populären Springtanz — Saltarello genannt —, den er zur Grundlage seines letzten Sinfoniesatzes machte. „Die Harmonie seines Schaffens zeigt sich darin,“ lesen wir in Alfred Einsteins ,Die Romantik in der Musik* (Berglandverlag Wien, 1950), „daß das Klassizistische das Romantische zuließ und das Romantische seinen Klassizismus nicht störte. Mendelssohn verwaltet das Beethovensche Erbe als ein Grandseigneur, ohne es eigentlich ganz in Besitz zu nehmen. Erst wenn er sich des Vorbildes der Weberschen Ouvertüre bedient, wird er zum wirklich legitimen Nachfolger und zum wirklichen Romantiker.“ Textliche Mitarbeit: Gottfried Schmiedel • Einführungsvorträge: Prof. Dr. Hans Mlynarczyk LITERATURHINWEISE Sutermeister: M Musik der Zeit“, Heft 10, Schweizer Komponisten (Verlag Boosey und Hawkes, Bonn, 1955) • Mendelssohn: Hansgerhard Weiss, ,»Felix Mendelssohn-Bart.holdy“ (Verlag H. Wigankow, Berlin, 1947); Christoph Worbs, ,»Felix Mendelssohn-Bartoldy“, in der Musik bücherei für Jedermann, Heft 10, Breitkopf und Härtel, Leipzig, 1950 (überall erhältlich) VORANKÜNDIGUNG l.und 2. Weihnachtsfeiertag, jeweils 19.30 Uhr: Weihnachtsfestkonzert Dirigent: Prof. Heinz Bongartz • Solistin: Anncrose Schmidt, Leipzig, Klavier Programm: Schubert, Ouvertüre zu ,,Rosamunde“; Schumann, Klavierkonzert a-Moll; Tschaikowski, 5. Sinfonie e-Moll