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- 16 - ist unser Ziel erreicht. 0 tapfre Schar, beflecket nicht das Schwert mit wüstem Morde! Wie die eigne Herde dünkt mir bereits dies Volk, ich selbst ihr Hirte, dese’ Pflicht ist ihre Hut und ihre Weide, nicht ihr Verderb. Chor 0 tapfrer Fürst! Dreifach beglückt, wer einst dein künftig Reich erblickt! Wär* jeder Thron dem deinen gleich, dann wär* die Erd' ein Himmelreich, ein frei Geschlecht, ohn* Zwang und Not, befolgt aus Liebe dein Gebot. Der Streit der Völker hätt' ein End', Freiheit und Fried' und sel'ge Zeit trügen ihr Reich von Strand zu Strand, und Krieg und Sklaverei wär* verbannt. Akt III Arie (Nitocris) Vorahnend hofft und bangt mein zweifelnd Herz, die müde Seele zagt in Schmerz. Ein freundlich tröstend Bild erfreut mir nun den Geist: Mein Sohn bereut und Gott verzeiht, versöhnt. Doch dann, in falscher Scham erfüllt, von eitlem Mut, wie ruchlos wild dem Frevel fest er fröhnt. Dann tönt's wie Todesstöhnen schwer, ein Strom von Blut wallt rings umher. Rezitativ (Nitocris, Daniel) Gern hofft* ich noch! Bringst du nicht Rat und Trost? 0 daß ich's könnte! Doch erkenn' ich recht des Fürsten Sinn und Art, ist es vergebens, daß du noch hoffst auf seine Wandlung. - 17 - Arie (Daniel) Läßt denn der Löwe die Natur? Und tauscht der Luchs die Fleokenhaut? Dann mag ein Mann in Sünd' ergraut voll Reu' erwähl'n der Tugend Spur! Eitel ist Rat, umsonst ist Drohn, und Wunderzeichen spricht er Hohn. Rezitativ (Nitocris, Arioch, Bote) Ich hoff' aufs neu, denn Arioch kommt: Ein Zeichen mir, daß ihr Gelag' zu End*. Sag, Arioch, wo ist dein Herr? Als du verließt den Saal, saß alles still und stumm; der König sinnend, im Zweifel, sollt' er bei dem Fest ver harren, sollt* er es enden. Da drängt das Hofgesind, die Schmeichlerschar, die seinen Thron umstellt, heran, mit eitelem Trost ihn zu locken. Sie saßen dann zum Zechen wieder hin; es kreist der Kelch, der Fürst vergißt die Furcht, der Wein entflammt ihn zu neuer Lästerung. Nicht lange war's, so scholl es vor der Burg wie Lärm und wie verworr'ner Ruf, Geschrei, Getös' und Schwertgeklirr. Der König schickt hinaus, den Grund zu wissen. Ich aber griff nach der Gelegenheit und floh den Ort, dem schweres Unheil droht. Entflieh! Erfüllt ist Babylons Geschick. Cyrus ist hier, mitten im Palaste! Cyrus? Unmöglich ist's! Es ist zu wahr! Aus der Stadt scholl Getös', das Tor ge öffnet, entrollt ein schrecklich' Bild: Die Wach' erlag der Übermacht der Feinde, ward entwaffnet nach schwacher Abwehr. Und der kühne Feind, da er das Tor geöffnet vor sich sah, stürzt' er heran und nahm die offne Burg. Unor der Juden Baal sank dahin, Nebo stürzte, und auch Sesach schwindet! Und wie sank das Wunder aller Welt dahin!