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- 14 - Rezitativ (Nitocris, Belsazar) 0 Herr, nicht verzage! Laßt nicht das Herz verleugnen seinen Mut, noch sei dein Angesicht von Sorge bleich, versagt auch ihre Weisheit« Vor dehn Tore verweilt ein Mann im KTeis der jüd'sehen Sklaven, den seines Gottes heiliger Geist erfüllt, und in den Tagen Nebukadnezars einst ward Weisheit wie von Gott in ihn erprobt, durch die er löst des Traums verborgnen Sinn, den dunklen Zauberspruch, der Zweifel Qual. Daniel hfeißt er im Volk, doch vor dem König Beltesohazzar. Führt ein diesen Mann! Er liest die Schrift dir, und er deutet sie. Bist du der Daniel aus den jüd'sehen Sklaven? Ich vernahm, daß du zu lösen weißt geheimer Zeichen Sinn und zerstreust Zweifelsqual. Wenn du mir liest und deutest diese Schrift, soll Purpur dir den Leib umkleiden, goldner Schmuck den Hals, und als Dritten ehret dich das Reich. Arie (Daniel) Nein! Kannst behalten deinen Schmuck, verschenk ihn dem, der sich dran freut. So eitler Tand gefällt nicht mir, der ganz sich'höherm Dienst geweiht. Rezitativ (Daniel) Doch beug' ich mich dem Machtgebot dess', der nun rächt erlittnen Hohn. Ich les' den Urteilsspruch! Und du' sollst nun zum Schrecken ihn verstehn. Du, o Fürst, hast wider Gott, den Herrn, dich frevelnd aufgelehnt, dess* Kelche du zum Fest begehrest, woraus du selbst, die Frau'n und Nebenfrau'n in Wein geschweige!! Du verehrtest Götter von Gold und Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein, die ohne Äug' und Ohr und Sinne sind. Doch ihn, den Gott, der deine Wege lenkt, in dessen starker Hand dein Leben steht, ihn hast du nicht geehrt, gelästert ihn! Von ihm kam diese Hand, auf seine Weisung schrieb sie die Worte: - 15 - MENE, MENE TEKEL, UPHARSIN, die ich so erkläre. MENE: Der Gott, den du so frech gelästert, hat deines Reiches Tage gezählt und endet sie. TEKEL: Du wardst, gewogen auf der Waage, zu leicht befunden. UPHARSIN: Es wird dein Reich geteilet und nun den Medern und Persern eigen. Rezitativ (Nitocris) 0 allzu strenger Spruch! Der dich zermalmt, wenn nicht die Reue hemmt den Vollzug. Arie (Nitocris) 0 blick' auf deiner Mutter Gram, neig' ihrem Flehn dein Ohr, in blick' in dich in Reu' und Scham und blick' zu Gott empor! Der Reue fließt sein Gnadenborn, doch Starrsinn schlägt sein Rachezorn. Arie (Cyrus) 0 Gott des Heils, du treuer Hort, wohl hieltest du dein Wort! Der Strom hemmt vor mir seinen Lauf, weit offen springt die Eisenpfort', froh meines Einzugs, auf. Der Feinde Scharen fliehn zerstreut, wo sie gewagt zu nah'n. Wohin ich geh', ist mir der Sieg gewiß, denn Gott ist immer nah, bereitet mir den Weg. Rezitativ (Cyrus) Du, Gobrias, leite gradewegs zur Burg hin, dir ist der Weg bekannt. Die trunkene Horde versperrt uns nicht den Eingang. Wer es wagt, fällt unsrem Schwerte oder flieht in Hast, nimmt uns auch wohl für Freund' und jauchzt im Freudenrausch. Seid ihnen Freund und jauchzet mit. Feind sei uns keiner hier als dieser König« Sank er dahin