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STEINSAAL DEUTSCHES HYGIENE - M USEUM Dienstag, den 7. September 1.965,19.30 Uhr 1. KAMMERMUSIKABEND der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie Ausführende: Helmut Rucker, Flöte Werner Metzner, Klarinette Günter Erbstößer, Horn Helmut Radatz, Fagott Peter Schikora, Viola Klaviertrio der Dresdner Philharmonie: Karl-Heinz Naumann, Klavier Dieter Kießling, Violine Peter Doß, Violoncello Wolfgang Amadeus Mozart 1756 - 179’1 Trio Es-Dur für Klavier, Klarinette und Viola KV 498 („Kegelstatt-Troi“) Andante Menuett Allegretto Gioacchino Rossini 1792 - 1868 Quartett Nr. 4 B-Dur für Flöte, Klarinette, Horn und Fagott Allegro vivace Andante Rondo (Allegretto) Ludwig van Beethoven 1770 - 1827 Trio c-Moll op. 1, Nr. 3 für Klavier, Violine und Violoncello Allegro con brio Andante cantabile con Variazioni Menuetto - Quasi Allegro Finale - Prestissimo Pause Johannes Brahms 1833 - 1887 Trio C-Dur op. 87 für Klavier, Violine und Violoncello Allegro Andante con moto Scherzo — Presto Finale - Allegro giocoso Zur Einführung Das Trio für Klavier, Klarinette und Viola Es-Dur KV. 498, eine ungemein intime und poetische Schöpfung von klassischer Vollendung, gehört zu Wolfgang Amadeus Mozarts bedeutendsten Kammermusikwerken Ungewöhnlich wie die Besetzung ist der Aufbau der Komposition, zwischen deren Ecksätzen gedankliche Beziehungen be stehen, wie überhaupt eine einheitliche Entwicklung alle Sätze überspannt. Der Mozart-Biograph Alfred Einstein nannte das Trio einmal ein Werk der Liebe, Freundschaft und Kunst - es wurde geschrieben für die Schwester Franziska des Mozart befreundeten Gottfried von Jacquin. Ein stolzes, rondoartiges Andante mit zwei melodischen, zutiefst verwandten und doch gegensätzlichen Themen bildet den Hauptsatz. Beglückend ist auch der Eindruck, den der Mittelsatz, ein Menuett mit ausgedehntem Trio, hinterläßt. Hier wie auch im lyrischen Finale, einem Rondo, be gegnet eine hinreißend melodische und kontrapunktische Verdichtung. Gioacchino Rossini, der Meister des „Barbier von Sevilla“, der vielen Musikliebhabern als der Inbegriff der italienischen Opera buffa gilt, hat 1804, im Alter von zwölf Jahren, sechs Sonaten a quattro geschrieben, die erstaunliche Talentproben darstellen. Als reifer Meister brauchte er keine Hemmungen zu haben, fünf dieser frischen und wohlklingenden Werke als Streichquartette im Druck erscheinen zu lassen. Ob jedoch die Bearbeitung der Sonaten als Bläserquartette durch F. Berr (1828/29) auf Rossinis Veranlassung vorgenommen wurde, ist nicht bekannt. In dieser Fassung sind die erst um 1940 durch A. Casella in der Urfassung wiederentdeckten Sonaten jedenfalls recht bekannt geworden. Wie alle diese Kompositionen zeichnet sich auch das Quartett Nr. 4 B-Dur für Flöte, Klarinette, Horn und Fagott durch serenadenhafte Lockerheit, durch Grazie, Süße und Farbigkeit des musikalischen Ausdruck aus, durchdrungen von südlich-italienischer Wesensart und Melodienfreudigkeit. Mit den drei Klaviertrios op. 1, die im Jahre 1800 erschienen, jedoch größtenteils früher entstanden sind, erreichte Ludwig van Beethoven einen ersten Höhepunkt in seiner Kammermusik, gelang ihm doch in dieser Werkgruppe eine überzeugende Verschmelzung von überkommenem Stil -und Formgut mit persönlichem Ausdrucksvermögen. Das Trio c-Moll op.l, Nr. 3 für Klavier, Violine und Violoncello, eine der bemerkens wertesten Kompositionen des frühen Beethoven, ist wohl das bekannteste Stück der ganzen Gruppe. Ein Allegro con brio steht am Beginn. Das dreitaktige Kopfmotiv des Hauptthemas erklingt verhalten im Unisono aller Instrumente; es bestimmt im wesentlichen die Entwicklung des musikalischen Geschehens, obwohl noch ein drängendes Bewegungsmotiv und ein Es-Dur-Seitenthema auftreten. Steigerungen, aber auch lyrische Verhaltenheit kennzeichnen den mit energischem Moll abschließenden Satz. Der zweite Satz, eine Andante cantabile, bringt eine Liedweise mit fünf Variationen und eine Coda. Scherzohaft schroffe Stimmungsumschwünge weist das Menuetto quasi Allegro auf, dem ein kapriziöses Trio zugehört. Das Finale (Prestissimo) greift zunächst in der Einleitung den Ton des ersten Satzes auf, ehe nach einer Fermate das eigentliche motorische Thema einsetzt. Auch ein hymnisches Seitenthema gelangt zur Entfaltung. Der Satz verklingt zart und überraschend in C-Dur.