Das heutige Konzert mit der Dresdner Philharmonie bildet den Auftakt einer Reihe von Orchesterkonzerten, die dem Schaffen Felix Mendelssohn Bartholdys gewidmet sind. Es werden einige seiner Sinfonien, Konzerte, Ouvertüren und vokalsinfonischen Werke erklingen. Daneben stehen Werke mit auf den Programmen, die das musikalische Die Dresdner Philharmonie und Johannes Winkler Umfeld der Zeit um die Wende vom 18. zum 19. Jahr hundert charakterisieren können. Der Name Mendelssohn ist mit der Entwicklung der Berliner Musikkultur untrennbar verbunden. Das musika lische Elternhaus bot vielfache Gelegenheiten zur Erpro bung des sich schon frühzeitig zeigenden großartigen Talents. In der Leipziger Straße Nr. 3 wurde regelmäßig musiziert, wurden Konzerte veranstaltet, bei denen sich der junge Felix als Interpret und Komponist vorstellen konnte. Von mindestens gleichgroßer Bedeutung war die Wiederaufführung der beinahe 100 Jahre fast vergessenen „Matthäus-Passion" von Johann Sebastian Bach unter Mendelssohns Leitung. Eine neue Etappe der Bach-Aneig nung kündigte sich an, die in den folgenden Jahren auf alle wichtigen Musikzentren in Mitteleuropa Einfluß ge winnen sollte. Und schließlich dürfen Mendelssohns spä tere Beziehungen zu Berlin nicht vergessen werden, auch wenn er hier keine feste Anstellung fand, ja die preußische Hauptstadt dem inzwischen weltbekannten Genie ziemlich fremd gegenüberstand. Immerhin hat er für Berlin und den preußischen Hof einige wichtige Werke geschrieben, nicht zuletzt die Schauspielmusiken zu „Anti gone" von Sophokles und zu Shakespeares „Ein Sommer nachtstraum", die dem Berliner Publikum im Schauspiel haus am Gendarmenmarkt vorgestellt wurden. Auch sie gehören zum Programm der Eröffnungsspielzeit des Schauspielhauses Berlin. Im ersten Konzert unseres Mendelssohn-Zyklus erklingen von ihm zwei Werke, die unmittelbar nach 1830 entstan den sind. Das Konzert für Klavier und Orchester g-Moll op. 25 schrieb der Komponist während seines Aufent haltes 1831 in München, am 17. Oktober des gleichen Jahres wurde es bereits uraufgeführt. Es ist musikantisch frisch in seinem Grundgestus und voller Spiellaune; außerdem enthält es virtuose Elemente, die auf eine Ver bindung mit dem Klavierschaffen Carl Maria von Webers hindeuten. Speziell dessen Konzertstück in f-Moll op. 72 scheint als anregendes Moment gewirkt zu haben. Die drei Sätze des Werkes sind auf mehrfache Weise miteinander verbunden. Einmal gehen sie unmittelbar ineinander über — eine für Mendelssohn und nachfol gende Komponisten bedeutsame formale Lösung. Darüber hinaus bestehen thematisch-motivische Bezüge, vor allem zwischen dem ersten und dritten Satz. Nach kurzer Ein leitung beginnt das Konzert mit dem kräftigen Haupt thema — hier stellt sich der Solist bereits mit vollgriffigem Klaviersatz vor —, dem ein gesangliches zweites Thema folgt. Mendelssohns Liedton bestimmt den zweiten Satz,