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tung, Vergnügen) nannte Haydn in den 1760er und 1770er Jahren fast alle mehrsätzigen In strumentalwerke mit Ausnahme der Sinfonien, Konzerte und einiger Sonaten, Solos und Duos. Mit der Darbietung des Divertimento für Baryton, Viola und Violon cello Nr. 115 D-Dur stellt sich eine neue Kammermusikformation unseres Orche ster vor: das Baryton-Trio der Dresdner Phil harmonie. Marcel Poot, der bei uns bekannteste belgische Komponist, ausgebildet am Brüsse ler und Antwerpener Konservatorium sowie in Paris von Paul Gilson und Paul Dukas, war 1949 bis 1966 Direktor des Brüsseler Conser- vatoire und wirkte auch langjährig als Musik kritiker. 1925 hatte er sich der flämischen Komponistengruppe der „Synthetists" ange schlossen, deren Zielsetzung man — auf na tionaler Basis — etwas als neoklassizistisch bezeichnen kann. 1952 wurde er Mitglied der Königlichen Flämischen Akademie der Wis senschaften und Schönen Künste, 1972 Ehren präsident des Belgischen Komponistenverban des. Er komponierte publikumswirksame Büh nenwerke, vier Sinfonien und zahlreiche an dere Orchesterwerke, Instrumentalkonzerte so wie gehaltvolle Kammermusiken. Dem französischen Komponisten Albert Roussel, Lehrer u. a. von Eric Satie und Bohuslav Martinü und Anreger zahlreicher namhafter Komponisten des 20. Jh., ist eine Bedeutung zuzumessen, die der von Maurice Ravel gleichkommt; bedauerlicherweise ist sein vielschichtiges, substanzreiches Oeuvre bei uns viel zu wenig bekannt. A. Hoeree ana lysierte die künstlerische Persönlichkeit Rous- sels folgendermaßen: „Von der flandrischen Seite stammen Innigkeit und Neigung zur Träumerei, das ungezügelte Temperament, die Tanzrhythmen. Frankreich gab ihm die Klar heit, Mäßigung und jene verschleierte Zärt lichkeit, die unter einer lächelnden Oberflä che eine starke Sensibilität verbirgt." Roussel war zunächst für die Laufbahn eines Marine offiziers bestimmt, nahm jedoch — nach Schiffsreisen auf dem Atlantik, dem Indischen Ozean usw. — 1894 seinen Abschied und wid mete sich ausschließlich der Musik, auch wei terhin seine Orientstudien (bei mehrmonati gem Aufenthalt in Indien und Kambodscha z. B.) als Privatreisender fortsetzend. Er stu dierte bei E. Gigout sowie bei Vincent d'lndy an der Pariser Schola cantorum, wo er selbst von 1902 bis 1914 als Professor für Kontra punkt wirkte. Friedhelm Rentzsch, 1955 in Dresd^i geboren, erhielt zunächst Klavierunterri^^B studierte ab 1968 Violoncello an der Spezic^ schule für Musik Dresden sowie 1973—1978 an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden, an der er auch von Prof. Dr. Siegfried Köhler kompositorisch unterwiesen wurde und seit 1980 erneut wird. An Kompo sitionen entstanden bisher vor allem kammer musikalische Werke, u. a. ein Streichquartett, Solostücke für Violine, Viola, Violoncello, Flö te und Klarinette. Seit 1976 war er Praktikant bei der Dresdner Philharmonie, seit 1978 ist er Mitglied unseres Orchesters. Friedhelm Rentzsch äußerte über seine Mu sik für Violine und Viola: „Sie entstand Anfang 1981 auf Anregung der bei den heutigen Interpreten. Untergliedert in vier unterschiedliche Teile, wird das Stück durch weit ausschwingende musikalische Bögen, zu nächst von der Bratsche allein, dann im ge meinsamen Gesang, eröffnet. Im zweiten Teil schließen sich spontanere, improvisatorische Elemente an, die, sich allmählich verdichtend, zu einem Höhepunkt führen, um danach wie der in einzelne Strukturen zu zerfallen. Der dritte Teil wird von der Bratsche mit einem burlesken Motiv eingeleitet, dem sich die V^^ line in durchsichtiger Imitation anschließt. diesem Wechselspiel baut sich der eigentliche virtuos-dramatische Höhepunkt der Komposi tion auf. An die Stimmung des Anfanges er innernd, führt schließlich der Gesang beider Instrumente, nach und nach verebbend, zu einem besinnlichen Abschluß.“ Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Spielzeit 1982/83 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-76-82 EVP —,20 M