ZUM PROGRAMM durch die USA selbst zu spielen, und so verwundert es angesichts der legendären Virtuosität des Komponisten kaum, wie reich das Konzert an technischen Raffi nessen und Schwierigkeiten ist. Die Uraufführung fand am 28. November 1909 in New York statt und wurde von der Kritik zunächst zurückhaltend aufge nommen. Erst die zweite Aufführung am 16. Januar 1910 mit neuen Partnern - diesmal wurde Rachmaninow von den New Yorker Philharmonikern unter Lei tung von Gustav Mahler begleitet — wurde zum durchschlagenden Erfolg. Immer wieder verweist die Literatur auf die liturgische Prägung des Hauptthemas des ersten Satzes, und der russisch-ameri kanische Musikwissenschaftler Joseph Yas- ser erkannte gar eine frappierende Ähn lichkeit mit einem alten orthodoxen Kir chengesang aus Kiew. Rachmaninow selbst verneinte diese Theorie: „Das erste Thema meines Konzertes ist weder Volks liedformen noch kirchlichen Quellen ent liehen. Es .schrieb sich einfach selbst! 1 (...) Wenn ich irgendeinen Plan beim Kompo nieren dieses Themas hatte, dann dachte ich nur an Klang. Ich wollte die Melodie am Klavier singen, so, wie ein Sänger sie singen würde, und eine passende Orches terbegleitung finden, oder vielmehr eine, die diesen Gesang nicht dämpfen würde.“ Der zweite Satz, ein Intermezzo mit nach folgendem Scherzo, in dem im Orchester ein Wälzerthema erklingt, ist trotz seiner vorrangig akkordischen Struktur von unbedingter Klarheit gekennzeichnet. Im Finale schließlich führt Rachmaninows Klavierkonzert zu einer beinahe demons trativen Hymne des Sieges. Das anfängliche d-moll-Thema des ersten Satzes mündet am Ende in helle, strahlende Dur-Klänge. „Per aspera ad astra“ - die auf das Finale ausgerichtete Dramaturgie tönender Selbstüberwindung der Beethovenschen Symphonik faszinierte auch den letzten russischen Klangmagier spätromantischer Ausdruckswelten.