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Seine „Fünf ernsten Stücke für Orchester“ (nach Dürer) schrieb Max Butting Ende des Jahres 1954 und Anfang 1955, in enger Nachbarschaft zu den in Dresden bereits aufgeführten „Symphonischen Variationen“ (op. 89) und der im Rundfunk oft erklingenden „Orchesterballade.“ In allen diesen Werken ringt der Komponist um das Problem des Inhalts in der Musik, um das „geistige Programm“, um den Sinn, der vom Hörer verstanden oder erfüllt werden soll. Prof. Max Butting Wäre es Butting in seinem Opus 92 um programmatische Musik gegangen, hätte er seine fünf Orchestersätze vielleicht als „Fantasien“ bezeichnet, oder er hätte ihnen konkrete Überschriften geben können. Stitt dessen lesen wir: Fünf ernste Stücke, und nur in Klammer gesetzt den Hinweis „nach Dürer“. Butting wollte also bewußt keine Programmusik im überlieferten Sinne schreiben, wollte Dürers Bilder nicht in Musik umdeuten, sondern er ließ sich von Dürers Blättern, mit denen er sich seit seiner Studienzeit intensiv beschäftigt hatte, anregen und inspirieren. Nach des Komponisten eigenen Worten fesselten ihn an den Dürerschen Holzschnitten „die Mischung von Zartheit und Strenge, von schroffster Unerbittlichkeit und verständ nistiefer Menschlichkeit, — das Phantastische aus tiefer Geistigkeit entstandener Vor stellungen, das unerbittliche Temperament, die frohe Ruhe. Genauso wie zwischen meinem ersten Stück und ,Ritter, Tod und Teufel' eine Charakterparallele besteht, so könnte man bei dem zweiten Stück durchaus an die .Melancholie', beim vierten an die ,Ruhe auf der Flucht nach Ägypten' (Wiegenlied) und beim fünften an die