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Dresdner Journal : 12.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190106125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-12
-
Monat
1901-06
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1901
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vezuGsprei«: Beim Bezug« durch di« H,(chäst»st«Ke InnerSat» Druden» 2,so M (rmschl. Zulragung), durch die im Deu-ichen Reich« 3 M (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummeru 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Echristleitung bestimmten, aber von d:eser nicht eia» geforderten Beiträge bean sprucht, fo ist da- Postgeld beizusügen. Dresdner Journal Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journal, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen, Werltag« nachm b Uhr. A»«l«di»»»«S,e»ühre«: Die Zelle kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündt» gungS-Seite oder deren Raum >0 Pf Bei Tabellen- und Zisfernsad ö Pf Aufschlag kür di« Zeile Unterm Re- daktion-stnch (Eingesandt) die Textzelle mittler Schrift oder deren Raum do Pf. Gebühren - Ermäßigung bei -fterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinende Rümmer. M134 1901. Mittwoch, den 12. Juni nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 4. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kirch schullehrer Karl Ludwig Paul Leonhardi in Groß harthau die ihm verliehene Fürstl. Schwarzburgsche Ehrenmedaille in Silber annehme und anlege. Das Ministerium des Innern hat der Privat- Kranken- und Sterbekasse, eingeschriebenen Hülfs- kasse, zu Schneeberg auch auf Grund des 4. Nach trag- vom 11. Mai 1901 zu deren revidirtem Statute vom 23. Dezember 1890 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des §75 des Krankenversicherungs gesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 genügt. Dresden, am 4. Juni 1901. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. L7sv I)r. Vodcl. Klopfleisch. Ernennungen, Versetzungen re. im öffeutt. Dienste. Im Geschäftsbereiche des vlinifteriamS de» Kultus v«d Sffentltcheu Unterricht». Erledigt, die Kirchswul- stelle zu Buchheim. Koll: die oberste Schulbehörde. Ein kommen neben freier Wohnung imSchulhaujc mit gr. Garten, dessen jahrl. Ertrag mit 80 M tatastriert ist, 1200 M. vom Schul-, LSO M. vom Kirchcndicnsie, HOM für ForlbildangS- schulunterricht, 27,SO M. für Sommerturnen u. nach Um ständen 60 M an die Frau des Lehrer- für den weibl Hand- urbeittunterricht. Bewerbungsgesuche mit sämtl. Unterlagen sind bi» Juni b. d. «königl. Bezirk-schulinspektor Oe. Stephan in Borna einzureichen; — die Kirchschulstelle zu Schwepnitz. Loll.: dir oberste Schulbehörde. Einkommen neben freier Wohnung im neuen Schulhause u. freier Heizung: u) vom Schuldienste 130 a M. Siellengehalt u die gesetzt. Alterszulagen «günstigere OrtSstaffel in Aussicht gestellt), 110 M. für FortbildungSschulunterricht; d) vom Kirchen- dienste SSS,24 M. lt. Kataster. Hierüber nach Befinden 144 M. für NadelarbeitSunterricht. Die Schule ist scchS- Nassig. Bewerbungsgesuche mit allen erfordert. Beilagen sind bis 30. Juni b. d. Königl. Bezirksschulinspektor vr. Hart mann in Kamenz einzureichen; — eine ständige Lehrerftelle an der mittleren LolkSschule zu Dohna. Koll.: der Stadt gemeinderat. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung 1200 M Gehalt u. SO M für eine Lehrstunde an der Fort bildungeschult. Nach der bestehenden Gehalltstaffel erhöht sich da- Einkommen aller 3 Jahre u zwar zweimal um je 200 M u. sechsmal um je 1S0 M bi- zu einem Höchfteinkommen von 2500 M. u. freier Wohnung. Auswärts verbrachte Dienstjahre können angerechnct werden Bewerbungsgesuche nebst den erfordert. Beilagen sind bis SO Juni an den Kol- lator einzureicheu. — Zu besetzen: die Nebenschulstelle in Steinhübel b. Seiffen. Koll.: die oberste Schulbehörde. Einkommen: l200 M. Grundgehalt, so M Heizungsgeld, 100 M. für Heizung u. SO M. für Reinigung der Schul stube, SS M sür Turnunterricht, ev. SOM für eine gewerkt. Zeichenstunde, 72 M der Lehrer-frau für Erteilung des weibl. Handarbeitsunterrichts u. freie Wohnung im neuen Schulhause. Gesuche find b,S SO. Juni an den Königl Be« zirkSschulinspeklor Schulrat vr. Winkler in Freiberg einzu reichen; — die Kirchschulstelle zu Kittlitz Koll.: daS Königl. Ministerium des Kultus rc. Einkommen: 1200 M. vom Schul-, 1084,OS M. vomKirchendienste u Amtswohnung. Für den Ktrchendienst ist Kenntnis des Wendischen erforder lich Bewerbungen um diese Stelle sind bis 26. Juni b. d. König!. Bezirksschulinspektor Bach in Löbau einzureichen. Nichtamtlicher Leit. Die Vorgänge in China. Dem hohen Verdienste, das Se. Majestät der Deutsche Kaiser Sich dadurch erwarben, daß Er den an dem Vorgehen der Mächte in China beteiligten Kunk und Wissenschaft. Königl. Schauspielhans. — Am H. d. Mt»: „CoriolanuS". Trauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Nach de« Uebersetzungen von G.Herwegh und L. Tieck. Die gestrige Aufführung von Shakespeare« „Coriolan" gab einem au« dem Verbände der Königl. Hofbühne scheidenden Künstler, Hrn. Waldeck, Gelegenheit, sich noch einmal in einer der großen heroischen Gestalten zu zeigen, die seinem Talent besonder« gemäß waren und in denen er, soviel wir sehen können, vorderhand un- ersetzt bleiben wird. Rollen wie Coriolan, Makbeth, Othello, wie Hermann in Kleist« „Hermannsschlacht", wie Judah in Ludwig« „Makkabäern", Aufgaben, zu denen nach Innerlichkeit und Erscheinung ein« kraftvolle Männlichkeit, ein heldischer Schwung erforderlich sind, haben in Hrn. Waldeck einen Vertreter gefunden, dessen Leistungen um so unvergeßlicher bleiben werden, je seltener die Vertreter dieser Art Gestalten auf der deutschen Bühne der Gegenwart überhaupt geworden sind Wa« Hr Waldeck in einer vielumfassenden Rollen- Gruppe im klassischen wie im modernen Schauspiele während der Jahre seiner Zugehörigkeit ,um Königl. Hostheater sonst geleistet hat, ist mit Anerkennung und Dank verzeichnet worden: im Augenblick« de« Abschied« von seinem bilherigen Wirkung«kreise tritt da« besondere Verdienst und da« eigenste Gepräge seine« Talent» zu besonderer Würdigung in den Vordergrund, tritt um so «ehr in den Vordergrund, al« auch gestern wieder sei« Coriolan zum Bewußtsein brachte, daß eine un- gewöhnliche und nachhaltige Stärke und Eigenart seelischer und physischer Mittel die glücklich« und überzeug«nd« Verkörperung dieser Art Gestalten verbürgt hat Die gestrize Vorstellung hieß und war keine Abschied«- Staaten in der Person des Feldmarschalls Grafen Waldersee einen auf militärischem wie diplomatischem Gebiete erprobten Führer gaben, und der echt sol datischen Hingebung, mit der der Marschall dem Rufe seines Kaiserlichen Herrn zu der, wie ihm nicht zweifelhaft war, überaus schwierigen und verantwort ungsvollen Aufgabe Folge leistete, fehlt es nicht an Zeugnissen dankbarer Anerkennung von berufenster Seite. Es sei nur an das Telegramm des Zaren an Se. Majestät den Kaiser, sowie an die Worte erinnert, die von den Führern der einzelnen Kontingente vor ihrem Scheiden aus China an den deutschen Oberbefehlshaber gerichtet worden sind. Ist doch auch in der That die fast nie getrübte Harmonie zwischen den zum Teil ja recht heterogenen Bestandteilen der internationalen JnterventionS- und Occupations-Armee und das sichere Arbei ten dieses schwierigen Apparates mit in erster Linie dem Takte und der Festigkeit zu danken, mit der Graf Waldersee in China gewirkt hat. Heute liegt ein erneutes Zeichen der Anerkennung für den deutschen Feldmarschall vor; Kaiser Franz Joseph von Oesterreich-Ungarn, der hohe Bundes genosse unseres Kaisers, hat von Wien aus nach stehendes Telegramm an den Grafen Waldersee gerichtet: War Ich von Ihrer Ernennung zum Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen in Ostasien aufrichtigst befriedigt, fo gereicht cs Mir nunmehr, da Sie am gedeihlichen Ab schluffe der Ihnen übertragenen Aufgaben stehen und nach Europa heimkehren werden, zur vollsten Freude, Sie, lieber Feldmarschall, hierzu wärmstens beglückwünschen zu können. DaS Vertrauen, da- Ihr erhabener Kaiser in seinen vielbewährten Heerführer setzte, haben Sie unter den. eigen artigsten Verhältnissen gediegenst gerechtfertigt. Gerne wußte Ich die am Lande verwendeten De tachement- Meiner ESkadre in Ostasien unter Ihrem Be fehle; herzlichst danke Ich Ihnen für alle Fürsorge und echte Waffenbrüderschaft, die Sie da stet- walten ließen. Möge Sie, lieber Feldmarschall, auch fernerhin Botte- Schutz begleiten im Dienste der guten Sache und damit Ihre- Allerhöchsten Krieg-Herrn. gez: Franz Joseph ru. p. Einer weiteren Meldung zufolge wird derjenige Transport unserer Chinatruppen, der von dem Dampfer Erzherzog Franz Ferdinand deS österreichisch ungarischen Lloyds geführt wird, sich aus Ostasien nach Triest begeben, von wo unsere Truppen sich mittels der Eisenbahn nach der Heimat begeben. Es ist nicht daS erste Mal, daß geschlossene deutsche Truppenkommandos daS Gebiet des verbündeten Kaiserstaates passieren. Wiederholt sind Transporte für daS rn Konstantinopel liegende deutsche Srations- schiff zu Lande über Oesterreich-Ungarn gegangen, und auch als Graf Waldersee nach China ging, wurde für ihn, sein zahlreiches Gefolge und be gleitende Truppen der Landweg über Oesterreich und Italien gewählt. Der Chef des Kreuzergeschwaders, Vizeadmiral Bendemann, hat seit dem Antritt der Heimreise der Brandenburgschiffe die Besetzung der wichtigsten chinesischen Hafenplätze in die Wege geleitet, die letzter Tage nach Ausführung der befohlenen Segel ordres nunmehr stattgefunden hat. Von den in China zurückgebliebenen Kreuzern wurde die Monate lange Besetzung der Wusungreede ausge geben; der ebenso lange währende Ueberwachungs- dienst des Stromgebietes des Jangtse wurde ein gestellt und unsere Kreuzer von Schanghai, Swatau und Amoy zurückgezogen. DaS Gros aller Kreuzer Vorstellung, aber sie gestaltete sich von feldst zu einer solchen, da da« anwesende Publikum dem abgehenden Künstler den stärksten und anhaltendsten Beifall mitten in der Scene wie bei allen Aktschlüssen und nach dem Ende der Vorstellung laut genug bezeigte. Da« Drama selbst rückt den Titelhelden entscheidend in den Vorder grund, gestern kam noch hinzu, daß Hr Waldeck, wenn man noch Frl. Ulrich (Volumnia) und Hrn Müller (Meneniu« Agrippa) ausnimmt, fast der einzige Dar steller war, der seine Persönlichkeit in voller Hingebung für da« Drama einsetzte Zusammenspiel und Haltung de« Ganzen ließen viel, sehr viel zu wünschen übrig, die vor weniger Zeit so ausgezeichnete Gesamtdarstellung zeigte einen merklichen Rückgang, rin« schleppende Unlust und Gleichgiltigkeit, die stark daran mahnte, daß man sich in heißen Tagen dem Ende der Spielzeit nähert. Tragödien wie „CoriolanuS" forvern allerdings, wenn sie wahrhaft lebendig wirken sollen, einen hohen Auf wand von Kraft, von Aufmerksamkeit, von der Sorgfalt, der nichts klein und unwesentlich ist So sammelte sich auch au« diesem Grunde das ganze Maß der Teilnahme und de« inneren MitgehenS der Zuschauer auf der vor trefflichen, schwungreiche« Wiedergabe de» stolzen Corio lan durch Hrn Waldeck Der laute Dank, den man dem Künstler bei diesem Auftreten zollte, mag ihm Bürgschaft für die dankbare Erinnerung sein, die er sich i» de« sieben Jahren seiner hiesigen Wirksamkeit wohl verdient hat Ad Stern. Marie v. Ebner-Eschenbach. Langsam, allmählich, wie alle» Gute, aber auch sicher und unwiderstehlich wie alle« Gute, gewinnen die Schöpsunge« der Frau v Ebner-Eschenbach Bode« i» dem Teile de« deutschen Volke«, dem seine Litteratur noch etwa« andere« bedeutet al« neue Bücher, die sich von Vierteljahr zu Vierteljahr ablöse«. Daß eine« der im Bef hlsbereiche des Kreuzergeschwaders liegt heute versammelt in der Clarabucht; von ihnen fehlen nur die „Hertha', die den Grafen Waldersee letzter Tage nach Japan führte, die „Hansa", die für die nächsten Tage Manila anlaufen soll, nachdem die Rundreise in der Südsee beendet ist, und der „Geier", der in Ho gkong einlnf. Auch die vier großen Torpedo boote liegen mit den sieden Kreuzern des Geschwaders neuerdings vollzählig vei sammelt vor Tsingtau, nach dem einige von ihnen in Nagasaki gewesen waren, um die dortigen Werfianlagen aufzusuchen. Ueber die teilweise nvtwcndig werdende Neubildung des KreuzergeschwaderS auf der Zurückziehung der beiden kleinen Kieuzer „Irene" und „Gefion" nach den heimischen G. wässern sind z. Z. seitens der Marine- v rwalmng endgiltige Bestimmungen noch nicht ge troffen. Aus Ersatzschiffe für die heimkehrenden Kreuzer wird man aber bisauf weiteres nicht verzichten können, um das ostasiatische Geschwader in seinem engeren Veibande nicht zu schwächen. Zu der Nachricht, daß 800 Mann deutscher Truppen und eine Batterie Schanghai besetzt halten sollen, schreiben die „Times": „Diele Meldung wird, wi« wir glauben, große Ueber- raschung in England verursachen. ES ist uns stet» gesagt worden, daß das Jangsethai in der britischen Sphäre liege. Schanghai ist tbaisachlich eine kritische Stadt, geschaffen durch britische- Kapital und britischen Unternehmungsgeist, rine Stadt, in der anderen nur gestattet worden ist, ge wisse R ckte zu erwerben. Wir haben dort gegenwärtig eine b.träcktUche Anzahl Truppen stationiert, die völlig hinreicht, etwaige Ruhestörungen, die gefährlich für Leben und Eigentum der Europäer werden könnten, zu unter drücken. wemkstenS bis sie verstärkt werden können. Der Fluß ist schiffoar für große Kreuzer bis nach Nanking, 240 Meilen von seiner Mündung. Wir können nicht ver stehen, warum am Eingang« der britischen Sphäre eine deutsche Besatzung sei eS nur zeitweilig, stationiert werden soll, wenn sie nicht der Einleitung zur Geltendmachung politischer Ansprüche ganz unzulässiger Art dienen soll." Die englische Presse würde zutreffender handeln, wenn sie es begrüßte, daß Deutschland auf einige Zeit zwei Bataillone in Schanghai beläßt. Da letzteres ja die Eingangsetappe bildet, so ist eS selbstverständlich, daß deutsche Truppen dort bleiben, so lange sich solche auch im Innern befinden. Ter Krieg i» Südafrika. Die neuesten Nachrichten lauten: Haag. Der Sekretär der Südafrikanischen Republik van Boesyoten gab Vertretern der hiesigen Blätter gegenüber im Namen deS Präsidenten Krüger die Erklärung ab, daß Krüger von den vom „Standard" gemeldeten Verhand lungen zwischen Burenführern und Kitchener nichts wisse. Wenn derartige Verhandlungen wirklich eingeleilet würden, so sei er dabei nicht beteiligt London Lord Kitchenertelegraphiertau-Pretoria von gestern, Kommandant van RenSburg und sein Kommando habe sich in PieterSburg ergeben. Ein hundert Bewaffnete seien schon in die Stadt gekommen, andere würden folgen Tagesgeschichte. TrcSdcu, 12. Juni. Ihre Durchlaucht die Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein ist gestern Mittag nach mehrtägigem Besuche bei Ihren Königlichen Majestäten von Sibyllenort nach Primkcnau zurückgereist. — Zur gestrigen Königlichen Mittagstafel im Schlosse Sibyllenort ist Frau Gräfin Aorck v. Wartendurg mit Comtesse Tochter mit Einladung beehrt worden. Dresden, 12. Juni. Se. Excellenz der Hr. Krieasmirnster v. d. Planitz wird sich zu der am Meisterwerke oer Wiener Dichterin, „Bozena", Ge schichte einer Magd, vor kurzem (Stuttgart, I G Cottasche Buchhandlung) in fünfter Auflage erschienen ist, will auf den ersten Anschein, verglichen mit den dreißig Auf lagen der „Familie Buchholz" oder den zwanzig von Frau Bertha v Suttner» „Waffen nieder!", gar nicht einmal so außerordentlich erscheinen. Doch bedeuten fünf Auslagen eine« Buches wie „Bozena" «twaS anderes als fünfzig eine« „ModebucheS" oder einer „Sensation". Die Leser eine« Romans oder eine« Bandes Erzählungen von Marie v Ebner gehören zum größten Teile der Welt an, in der heute noch der „Don Quixote" und Goethe« „Werther" gelesen werden, in der man sich nicht schämt, zu einem Buche von Scott oder Balzac zurückzugreifen. Jeder Erfolg in dieser Welt sichert der Schöpfung, um die e» sich eben handelt, neben der augenblicklichen die bleibende Teilnahme und Wirkung; die Dichtungen haben hier ein bessere« Schicksal, al« einmal flüchtig gelesen oder noch flüchtiger durchblättert zu werden Der Eindruck einer aus dem Leben stammenden Kunst wird hier selbst wieder zum Er- lebni« Wer einmal die Offenbarungen guter Kunst, da« wunderbare Wechselspiel eigener Seelenregungen und Erinnerungen und verborgener, nach und nach zu Tage tretender Züge lebensvoller Dichtung erfahren hat, ver zichtet nicht mehr leicht auf den Genuß wi«derholter Lesung von Werken, die ihm jene Offenbarungen und die« Wechselspiel verheißen Die kleinen Romane der Ebner-Eschenbach, „Boz«na" und „Da» Gemeinde kind allen voran, gehören zu dirsen Werken Und ohne Zweifel werden auch di« besten Stücke der jüngsten, soeben erschienenen neuen Novellensammlung „Au» Spätherbfttagen", Erzählungen von Marie v Ebner- Eschenbach (Berlin, Verlag von Gebrüder Paetel, 1901), Leser gewinnen, denen sie unvergeßlich sind und die sich ihre innrre Fülle nach und nach offenbaren lasten Epätherbsttage! Wie wunderlich da« klingt, im 16. d. Mts. stattfindenden Einweihung deS National denkmals für den Fürsten v. Bismarck nach Berlin begeben. Dresden, 12. Juni. Nach einer in der nächsten Nummer seines Verordnungsblattes erscheinenden Verordnung hat das evangelisch lutherische Landes- konsistorium angeordnet, daß daS durch Verordnung vom 17. Juli 1900 vorgeschriebene Kirchengebet nunmehr einzustellen, statt desselben aber bis zur Rückkehr der jetzt aus China heimkehrenden Truppen der Fürbitte des allgemeinen Kirchengebetes „Beschütze die deutsche Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande" die Worte beizufügen seien: „und schenke unseren Brüdern, die in die Ferne gesandt waren, um dort mit den Waffen sür die Ehre und das Wohl unseres Volkes einzustehen, eine glückliche Heimkehr". De» Ische» Reich. Berlin Se. Majestät der Kaiser empfingen vor gestern nachmittag den russischen Korvettenkapitän Pauli« in Audienz Gestern früh um ^6 Uhr trafen, wie gestern bereit» in einem Teile der Auflage unseres Blatte« unter Drahtnachrichten gemeldet wurde, Se Majestät mit Sonderzug von Wildpark am Tempel hofer Felde ein, stiegen zu Pferde und begaben Sich, begleitet vom Prinzen Friedrich Leopold, den Herren des Hauptquartier», der Generalität de» Gardecorp« und den fremdherrlichen Offizieren, auf da» F«ld, um hier die beiden Gardedragonerregimenter zu besichtigen. An die Besichtigung schloß sich von L8 Uhr ab ein kurze» Feuergefecht unter Mitwirkung des Augusta- Regiment« und de« 1. Garde-FeldartillerieregimentS. Nach Kritik und einem Vorbeimarsch aller beteiligten Truppen setzten Sich Se. Majestät an die Spitze de« 1 Garde dragonerregiment« und ritten nach dessen Kasernement. Se Majestät der Kaiser besuchten abends im Hotel den ehemaligen russischen Botschafter Grafen Schuwalow, der darauf beim Reichskanzler dinierte, und reisten abend« H12 Uhr vom Lehrter Bahnhof nach Kiel ab — Der „Lokalanzeiger" hört, die Denkmünze für China werde nach dem Entwürfe Sr Majestät de« Kaiser« von Prof. Walter Schott modelliert und in der Königl Münze geprägt. — Die Einberufung de» Kolonialrate» ist nach den „B N. N " auf Donnerstag, den 27. Juni, fest gesetzt Den Hauptberatungsgegenstand bilden die Ueber- sichten für den Etat auf 1902, sonst werden nur noch kleine Vorlagen zur Beratung gelangen. Seine Sitz ungen dürften wie gewöhnlich drei Tage in Anspruch nehmen — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht daS Ge setz, betreffend Versorgung der Kriegsinvaliden und der Kriegshinterbliebenen, vom 31. Mai 1901. Da» Gesetz tritt vom 1 April 1901 in Kraft. Ferner veröffentlicht der „ReichSanzeiger" eine Dienst anweisung, betreffend die Ausübung der Gerichtsbarkeit im Kiautschougebiete. — Der BundeSrat hat, wie gestern mitgeteilt wurde, in seiner vorgestrigen Sitzung von der ihm durch Gesetz vom 29 Mai d I. erteilten Ermächtigung Gebrauch gemacht, indem er den Angehörigen und den Erzeug nissen von Großbritannien und Irland sowie d«r briti schen Kolonien und auswärtigen Besitzungen die Rechte der meistbegünstigten Nation in der bisherigen Weise auch über den 30 Juli d I hinaus bi« auf weitere« einräumte Nur insoweit ist eine Aenderung eingetreten, al« die Ausnahme von der Meistbegünstigung sich vom 31. Juli d. I. ab auf die Erzeugnisse und Angehörigen Canada» beschränkt, dagegen diejenigen der Kolonie Barbados zunächst nicht weiter trifft Barbados hatte bekanntlich durch einen im Jahre 1899 aufgestellten Zolltarif deutsche Waren ungünstiger behandelt als die jenigen anderer Länder ES war daher durch Bunde«- ratSbeschluß vom 16. Dezember 1899 den Angehörigen und den Erzeugnissen der Kolonie Barbados die Meist- Verglerch mit dem drängenden Leden auch m diesen Erzählungen der Dichterin! Man muß sich gewaltsam erinnern, daß Frau v Ebner den siebzigsten Geburtstag gefeiert hat; Erfindung und Ausführung ihrer neuesten Erzählungen verraten nicht» davon Höchstens könnt« man sagen, daß der Blick der Erzählerin in den Ge schichten dieser beiden Bände, nicht eben mit Vorliebe, aber einem unbewußten Drange zu herberer Wahrheit gehorchend, öfter al» ehedem auf den Lichtpunkten de« Lebens und der Menschenserle verweilt, die sich vom tiefsten Dunkel abheben, und hinzusügen, daß da« Ver ständnis für einen Konflikt wie den in „MaSlanS Frau" dargestellten, erst einer langen und wiederholten Erfahrung entsprießen kann Auch Gestalten wie Herr Gabriel Teusenberg in „Ein Original" verbergen sich den weit geöffneten Augen jugendlicher Phantasie und Weltlust. Und Leben«eindrücke wie die in den düsteren Erzähl ungen „Der Vorzug-schüler" und „Die Epitzin" ge spiegelten erfordern einen Mut, ihnen Zug sür Zug in« Gesicht zu sehen, einen Mut, der gleichfall» erst mit den Jahren kommt Nichtsdestoweniger haben dies« Geschichten „Aus Spätherbsttagen" einen Hauch ewiger Jugend, die volle Frische der Auffassung, der lebendigen Teilnahme an allem Menschenglück und -Leid, da« un artikulierte Eozialgefühl der Dichterin, da» so viel mehr wert ist, al» alle» in Systeme und Paragraphen gebrachte Die vier eigentlichen Meisterstücke in den beiden Bänden sind die schon genannten „MaS- lan« Frau", „Uneröffnet zu verbrennen!", „Die Reisegefährten" und „In letzter Stund«". I« d«r Grundverschitdenhtit ihrer Probleme, der Leben«« zustände, au« denen sie geschöpft sind, der Charaktere, di« sich in ihnen entwickeln oder auch nur enthüllen, de» Dortrag»t0ne«, zu gleicher Zeit höchst charakteristische Zeug nisse für di« inn«r« Manniqiultigkeit und da» Stilgefühl der Dichterin Soll und will man wiederum einer unter diese« vier besten Erzählungen den Vor «g vor alle»
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