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Fran£aisen ist nach wie vor Herrscher seines genialen Genres. ,,Gallischer Esprit zeigt sich gefühlvoll verwienert, in Deutschland sonst seltene Prestissimo-Verve schäumt wie Cham pagner, die Themenverwebung grenzt an die Spieloper. Unerschöpflich prickeln seine Walzer. . . (H. J. Moser.)“ Heinz Bongartz ist der liebenswürdige Bearbeiter dieses unsterb lichen Walzers von Johann Strauß op.324 (!) „G* schichten aus dem Wiener Wald“ für Koloratursopran und Orchester. Adolf Busch, der Komponist der Variationen über den Radetzki-Marsch, Bruder des ehe maligen Dresdner Generalmusikdirektors Fritz Busch, war einer der bedeutendsten, klassischen Geiger. Er wurde 1891 in Siegen geborgen, starb 1952 in Guildford/Vermont in den USA, war Geigenschüler von W. Hess und Bram Eldering in Köln, Kompositions schüler von Grüters und Reger. Er spielte vor der Nazi-Zeit eine große Rolle im musika lischen Deutschland als Geigensolist sowie als Primarius seines Streichquartettes. Der Nazi- Terror trieb ihn nach Amerika — sein Klavierpartner Rudolf Serkin war Jude! Seine klas sische Geigerkunst, auch seine Verehrung für Max Reger ist — trotz der Munterkeit seines Werkes — in den Variationen nicht zu leugnen. Mit dem Marsch beginnend und ab schließend erklingen fünf reizvolle Variationen. Prof. Dr. Hans Mlynarczyk* LITERATURHINWEISE Dommer-Schering: Musikgeschichte, Leipzig 1914 H. J. Moser: Musik-Lexikon, Hamburg 1955 K. H. Wörner: Neue Musik in der Entscheidung, Mainz 1956 G’schichten aus dem Wiener Wald Wenn hell der Vögel Lied erschallt, wenn Jubel durch die Berge hallt, dann ziehn wir durch den Wiener Wald, so froh. Was kümmert uns der Menschenschwarm, wir schreiten munter Arm in Arm, sind selig und so froh. Wenn so hell die Sonne lacht, sich uns zeigt in goldener Pracht, ach, die Wonne ja die Wonne, die Seligkeit. Kam ein kecker Bursch gegangen, hat ein holdes Kind umfangen: Wie ich dich liebe heut will ichs in Ewigkeit. Wonne und Liebeslust wohnen in meiner Brust, ich will Dein Eigen sein, schließ in Dein Herz mich ein, laß selig uns sein, ja selige Lust. Die Vöglein sie zwitschern hoch in den Zweigen und sie leicht die Köpfchen zueinander neigen, seht da, das Liebespaar, auch die Lust, die Wonn’, sie widerhallt im schönen Wiener Wald. Wenn hell der Vögel Lied erschallt, wenn Jubel durch die Berge hallt, sind selig wir und froh. Wenn so hell die Sonne lacht, sich uns zeigt in goldener Pracht, ach die Wonne, ach die Seligkeit. Frühlingsliebe Die Lerche sang, die Sonne schien, es färbte sich die Wiese grün und braungeschwollne Keime verschönten Busch und Bäume: Da pflückt ich am bedornten See zum Strauß ihr unter spätem Schnee, blau, rot und weißen Güldenklee. Das Mägdlein nahm des Busens Zier und nickte freundlich Dank dafür. Wir gingen atmend Arm in Arm am Frühlings abend, still und warm, im Schatten grüner Schlehen, uns Veilchen zu erspähen; Rot schien der Himmel und das Meer, mit einmal strahlte groß und hehr der liebe, volle Mond daher: Das Mägdlein stand und ging und stand und drückte sprachlos mir die Hand! Rotwangigt, weiß gekleidet saß sie neben mir auf Klee und Gras wo ringsum helle Blüten der Apfelbäume glühten: Ich schwieg, das Zittern meiner Hand und mein betränter Blick gestand dem Mägdlein, was mein Herz empfand: Sie schwieg und aller Wonn Erguß durchströmt uns Beid’ im ersten Kuß! Gedicht von Voß Schäferlied Stets sagt die Mutter, putze dich, sei nicht so wunderlich; sollst auch wie andre Mädchen gehn, bist noch einmal so schön. Komm sing und spring und weine nicht und mach ein freundliches Gesicht. Doch ach! Was nutzt der Mutter Wort? Ich da, und er, und er ist dort, Lubin, Lubin ist fort. Hier hat er oft mit mir gescherzt, hier hat er mich geherzt! Bab Morgengruß und Abendgruß und küßte Kuß auf Kuß. Und nun, nun sitz ich ganz allein, ich bin nicht sein, er ist nicht mein. Wie öd’ ist mir der ganze Ort, denn mein Lubin ist fort. Ich da, und er, und er ist dort, Lubin, Lubin ist fort. Der Rosenstock O möchte mein Liebchen ein Rosenstock sein, dann nähm ich von draußen den Liebling herein und stellt ihn vors Fenster in Frühlings Wehn, dann könnt ich ihn immer und immerdar sehn. Ich wollte wohl morgens und abends ihn schaun, ihn sanft mit der Kühle des Quelles betau’n. . . dann flüsterten rosige Lippen mir zu: ich bin ja dein Liebchen, mein Liebchen bist du. Und spräche die Mutter: ,,O Töchter chen mein, dir glüht ja die Wange wie Morgenrot schein.“ Dann spräch ich: „Das haben die Rosen getan, die Rosen am Fenster dort hauchten mich an.“ Dichter unbekannt Gedicht von Tiedge