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Wir erinnern uns an Lew Oborin, an diesen vitalen, musikantischen Pia nisten, der in Dresden Stürme der Begeisterung entfesselte, und wir er innern uns weiterhin an das sensationelle Auftreten des großartigen Jakov Sak, für den es technische Schwierigkeiten überhaupt nicht zu geben schien. Die Reihe der sowjetischen Meisterpianisten scheint ohne Ende. Auch die Komponisten müssen in dieser ehrenvollen Aufstellung mit genannt wer den: Serge Prokofjew und Dmitri Schostakowitsch. Auf Schallplatten hörten wir Margarete Fjodorowa und die ausgezeichnete Bach-Spielerin Tatjana Nikolajewna. Und nun lernen wir in Dresden endlich „den“ Mann der Zukunft kennen, den „Oistrach auf dem Flügel“: Emil Gilels. Vor einigen Jahren konzertierte er mit der Dresdner Staatskapelle in Paris. Wir lasen von seinen Erfolgen. Wie schön, daß wir ihn nun persön lich kennenlernen dürfen! E m i) Gilels wurde 1916 in Odessa geboren. Mit 5 Jahren begann er in seiner Heimatstadt die ersten musikalischen Studien. Bereits 1929 konzer tierte Gilels zum erstenmal als Solist. Daraufhin wurde er Student des musikalisch-dramatischen Institutes von Odessa. 1933 beteiligte er sich an einem Wettbewerb in Moskau. Die Presse war begeis‘ert. Auditorium und Jury verliehen ihm den ersten Preis. Von dieser Zeit an trat Gilels des öfteren im Rahmen von Konzert-Estraden auf, beendete aber nebenher sein Studium in Odessa, um schließlich ganz nach Moskau überzusiedeln, sich am Konservatorium in der Pianistenklasse von G. G. Neugaus den letzten künstlerischen Schliff erarbeitend. Internationaler Pianistenwettbewerb 1936 in Wien: Emil Gilels erringt den zweiten Preis. Zwei Jahre später wird Gilels beim internationalen Isay- Wettbewerb in Brüssel umjubelter „Erster!“. Der junge Pianist gibt sich nicht zufrieden. Unermüdlich arbeitet er weiter, feilt und vervollkommnet sich. Sein Repertoire wächst: Von Bach bis Strawinski, von Beethoven bis Debussy gibt es kaum ein Konzert oder ein Solowerk, das Gilels nicht be herrscht. Gastspiele führten den jungen Künstler in die CSR, nach Polen, Italien, Schweden, Dänemark, Finnland, Belgien, Frankreich, Österreich und Jugoslawien. Auch in den USA und in Mexiko erspielte er sich rau schende Erfolge. Seine Heimat zeichnete Gilels mit zahlreichen Orden und Medaillen aus. Zur Zeit arbeitet Emil Gilels als Professor am Staatlichen Tschaikowski-Konservatorium in Moskau. Textliche Mitarbeit: Gottfried Schmiedel • Foto: Zentralbild/TASS Literaturbinweis: Schönewolf, „Beethoven in der Zeitenwende“ Vorankündigung: Sonnabend, 6. April 1957, und Sonntag, 7. April 1957, jeweils 19.30 Uhr 8. Außerordentliches Konzert Dirigent: Prof. Heinz Bongartz • Solist: Prof. Sztompka, Krakau, Klavier