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Tschaikowski war zornig. Er änderte keine Note und widmete sein Werk dem deutschen Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow, der es — wie später übrigens auch Rubinstein! — überall mit größtem Erfolg interpre tierte. Tschaikowski hatte also von Anfang an an einen Pianisten gedacht, für den es technisch so gut wie keine Schwierigkeiten gibt. Darum das „Austüfteln der Klavierpassagen.“ Gleich zu Beginn des ersten Satzes untermalt der Solist mit vollgriffigen, glanzvollen und rauschenden Akkorden das Hauptthema, das — leicht verziert — bald vom Soloklavier übernommen wird. Es folgen ausgeprägte Passagen (Oktavengänge), kraftvoll gehämmert, denen sich eine Kadenz anschließt. Besonders stark ausgeprägt begegnet uns das virtuose Moment in der ausgedehnten Durchführung. Nach einem stimmungsvollen, liedhaft lyrischen Mittelsatz mit einer Prestissimo-Episode beschließt Tschaikowski sein Konzert mit einem brillanten Rondo. Pianistischer Glanz und tech nische Bravour stehen in diesem Klavierkonzert so eindeutig dominie rend im Vordergrund, daß man über dem „Effekt“ allzu leicht die mu sikalische Substanz vergißt. Der Ausgleich zwischen „außen und innen“, zwischen „Brillanz und Aussage“ ist Tschaikowski in diesem Werk nur teilweise gelungen. Ludwig van Beethoven, zu Lebzeiten ein Improvisator und Pianist von Format, hat sich in seinen Sonaten und seinen Konzerten für Klavier unentwegt um einen sinnvollen Ausgleich zwischen Musik und Virtuosität bemüht. Er verabscheute brillantes Glitzerwerk, wenn es nicht einen organischen Teil des Kunstwerkes darstellte. Aus dem Klavierkonzert c-Moll spricht in vielerlei Hinsicht ein neuer Geist. Die Themen und Gedanken des Werkes werden musikdrama tisch verarbeitet. Es ist nicht mehr das Nur-Konzertante und. Spielerische, das dem Konzert sein Gepräge verleiht, sondern es ist die Persönlichkeit, der Mensch Beethoven, dem es nicht mehr um das reine Spiel, sondern um die Auseinandersetzung ging. Es ist ein Ringen um neue Bereiche des musikalischen Ausdrucks. Das Thema des ersten Satzes in seiner gehämmerten, scharf umrissenen Formung ist ein Beispiel für das sich anbahnende Neue, aber auch die überraschende Tonart des Mittelsatzes (E-Dur!) ist ein Zeugnis dafür, wie Beethoven bewußt Kontraste und Gegensätze schafft. Die romantische Ausdrucks- und Gefühlswelt des Largos weist weit über Beethovens Zeit und Umwelt hinaus. Federnd und von sprühendem Temperament erfüllt, witzig und geistreich zugleich, schließt das Konzert mit einem Rondo. Virtuosität ist Beethoven nie ein Selbstzweck, sondern Teil der Musik, geprägt vom inhaltlichen Geschehen, dieses umspielend, ergänzend und kontrastierend. Im April 1801 schrieb Beethoven an seinen Verleger nach Leipzig: „Es erfordert die musikalische Politik, die besten Konzerte eine Zeitlang bei sich zu behalten.“ In dieser Zeit waren die beiden anderen Konzerte für