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22 15. Siebenhaar, Gustav Adolph, wurde geboren am 11. Oktober 1847 in Penig als Sohn des letzten Super intendenten von Penig, O. Otto Sieben haar. Seine Mutter, die er in frühester Jugend verlor, war eine Professoren tochter aus Frankfurt am Main. Da sein Vater, wie dessen Bruder, auf der Fürstenschule zu Grimma gewesen war, verstand es sich ganz von selbst, daß er 1861 auch dahin kam, vorbereitet durch Hauslehrer, zuletzt im Lateinischen vor allem durch den Vater, der noch im hohen Alter fließend ein klassisches Latein sprach. Er bestand die Auf nahmeprüfung so gut, daß er ein ganzes Jahr sprang. Dagegen mußte ihm der gütige Professor Lipsius im Griechischen Nachhilfestunden geben, damit er mit fortkommen konnte. Die harte Art des damaligen Schülerlebens machte ihm innerlich ost zu schaffen. In den klassischen Sprachen kam er gut vor wärts, vor allem durch den Rektor Wunder. Vielen Nutzen brachten ihm die Abendlektionen bei tüchtigen Oberen. Vor allem konnte man an den Studiertagen das gründliche Vertiefen in einen alten Schriftsteller lernen und so das eigene Arbeiten lieb gewinnen. Sein väterlicher Freund, Professor Lorenz, hatte es für eine Ehrensache erklärt, daß er, wenn auch sehr wider eigene Neigung, sich mit um das Göschenstipendium bewarb. Das fiel aber natürlich seinem Nachbar Kretzschmar, dem späteren Ministerialdirektor, zu. Manche gute Freundschaft hat lebenslang ausgehalten. Ostern 1866 ging er auf die Universität Leipzig. Daß er die Theologie wählte, war zunächst mehr Familientradition. Die Liebe dazu kam erst während des Studiums, vor allem dann während des zweiundeinhalbjährigen Aufenthaltes im Predigerkollegium zu St. Pauli, dem er sehr viel verdankte. Vorher, nach dem ersten Examen zu Michaelis 1869, war er, ebenfalls zwei und ein halb Jahr, Hauslehrer in der Familie des Freiherrn von Münchhausen auf Niederschwedeldorf bei Glatz, als Nachfolger seiner Freunde und Cogrimmenser Paulus Fischer und Hartung. In dieser Zeit, 1870, war er freiwillig eine Zeit als Felddiakon tätig, erst als besonderer Helfer seines Freundes, Pastor Hickmann, der die Felddiakonie ins Leben gerufen hatte, dann als Führer eines Zuges in den Lazaretten bei Metz und Sedan. Er hat dann, von 1874 an, in drei Landpfarrstellen als Pastor amtiert, in Michelwitz bei Pegau, in Ottendorf bei Mittweida und in Breiten born bei Rochlitz. An den beiden letzten Orten waren die Kirchen umzubauen. Da gab es viel Schwierigkeiten und auch arge Kämpfe, aber hinterher doch allgemeine Zufriedenheit. Die Arbeit in den drei Gemeinden war köstlich, darüber konnte er manches ver-