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Bei der Sp«Ml«kusstoo «ahme» die Mag. Dernburg md La«ler für, di, Abgg. Siudthorst, Hänel und Reich«- sperger gegen die Vorlage da« Wort; Letzterer wird weg«, ein« Abschweifung auf da« Gebiet de« Kulturkampfs vom Präfidenten zur Vach« gerufen. Darauf werden 88 1 und 2 angenommen, 3 und 4 debattenlo« gmehmigt. Mg. Lueiu» beantragt Nameu-absiiwmung über da« ganze Gesetz, welche« mit 171 gegen 101 Stimmen angenommen wird. Dagegen stimmten di« Fortschrittspartei, da»Lentr«m und die elsaß-lothringischen Protestler, der Abstimmung enthiel ten sich die Polen und die Sozialisten. Zu Schluß de« Reichstag« erfolgte die zweite Lesung de« Antrag« Schulze- Delitzsch, betreffend die prtvatrechtliche Stellung der Er weich«- und WirlhschaftSgenossenschaften. Aba. Träger em- pfithlt den Antrag der Kommission, den Reichskanzler zur Lu-arbeitung der thunlichst baldige» Vorlegung eine« Ge setzentwurf« auffordern zu lasten, worin die in dem Sch ul- zescheu Anträge augeregten Punkte Berücksichtigung finden. Nach kurzer, von den Abgg. Rittinghausen, Windthorst, Rordeck, zur Rabenau, Fritzsche, Bamberger, Richter und Schulze-Delitzsch geführter Debatte wird der KommisfionS- antrag angenommen. Die allgemeiue ReichShauShaltrech' uung für 1874 geht nach erster Berathung an die Rech- nung«kommisfion über, zu der Rechnung der ObernchnungS- kawmerkaffe für 1875 wird die von der Kommisfion bean tragte Decharge ertheilt. Berlin, 12. März. Fürst Bismarck würde einem der „Köln. Ztg." von hier zugegangenen Telegramm zu folge sich Anfang nächster Woche mit seiner Familie nach Friedrichsruhe begeben, von wo er zum Beginn der Kon ferenzen wieder hierher zurückzukehren gedenkt. In der dritten parlamentarischen Soiree, welche am Sonnabend beim Reichskanzler stattfand, war, wie besonder- bemerkt wurde, zum ersten Male auch ein „Protest-Elsässer", Abg. Grad, anwesend. Das Gro» der Gesellschaft setzte sich aus Mitgliedern des BundeSrath» und der Freikonservativen zusammen. Das kaiserliche Patentamt^hat soeben eine Erfindung patentirt, die dem deutschen Geiste alle Ehre macht und gegenwärtig eia gewaltiges Aufsehen unter den Herren Architekten, Technikern, Hygieinikern rc. erregt. Die Her stellung einer zweckmäßigen Ventilation für Schulen, Krankenhäuser, Fabrikräume, KasernementS »c. ist bekannt- lich das Ei des Columbus, welche- schon so viele technische hhgieinische Longreffe beschäftigte, ohne daß e- die Theo retiker zu Stande gebracht hätten, den Gleichgewichtspunkt zu finden. Deutschen Jngnieuren, den Herren Wilhelm und Kranz Lönhold in Frankfurt a. M., ist eS jetzt ge- lungen, diese große, gewissermaßen internationale Frage durch die Herstellung eine« Apparate« zu lösen, der in möglichst vollkommener Weise da- fortdauernde Einströmen frischer Luft ohne durch irgend welche Belästigung durch ZUL.Md daneben die Abführung der verdorbenen Lust be wirkt. Der in geradezu überraschender Einfachheit arbei- trnd« Apparat, Welcker von dem B-reine der Berliner Gastwirthe bereit- al- ganz probat zur „Enträucherung" der Restaurants und Gastlokale befunden worden ist, ver dient nach den Aussprüchen der Fachmänner die volle Auf merksamkeit der städtischen Behörden für die großen sani tären Schulbauten um so mehr, al» der neue Vmtilati- onsapp-rät überall in kürzester Frist aufzustellea ist, voll ständig geräuschlos arbeitet und im Betriebe weder der Aufficht noch der Bedienung bedarf. V-ßder-sich Wien, 11. März. 3m Vudget-Äu»schuß der öster- reichischischm Delegation beantwortete Ändraffy heute zahlreiche Fragen, weigerte sich jedoch wie in der ungari schen Delegation, da« österreichische Interesse zu präzisiren, weil er nicht gegen Indiskretionen gesichert sei. Auf die Frage ob die Drei-Kaiser-Allianz noch bestehe, sagte An- draffy, dieselbe sei nicht bezüglich der Orientfrage ein gegangen, habe auch nie andere Staaten ignorirt. Oester reich suche mit allen Mächten Verständigung. Um die Stellung Oesterreichs zu den Selbstständigkeitsbestrebungen der ehemaligen türkischen Vasallenstaaten befragt, sagte Andräffy, die Auflösung des Verhältnisse» dieser Staaten zur Türkei sei ein Interesse Oesterreich», weil, wenn diese Staaten unabhängig, Oesterreich ihnen gegenüber ohne Rücksicht auf Suzerän, oder Schutzmächte seine Interessen geltend machen könne, Nach den Kongreß. Aussichten be fragt, erwiderte der Minister, er gehe mit der Hoffnung aus Verständigung nach Berlin, doch müsse auch ein Scheitern de» Kongresses ins Auge gefaßt werden. Daun werde Oesterreich mit eigenen Machtmitteln für seine Inte ressen eintreten. Bezüglich Bosnien» sagte er, die Okku pation desselben sei nicht bezweckt. Die Beziehungen zu Deutschland bezeichnete der Minister al» die besten. Wien, 12. März. Die vereinigten Subkommissto- nen der Ungarischen Delegation nahmen heute einstimmig den Antrag Falk, betreffend Bewilligung de- SechSjig Millionen-Kredit» an. Wien, 12. März. Die „Pol. Korresp." meldet au» Konstantinopel vom 14. März, der Großfürst Niko laus erhielt keine Einladung de» Sultan-, sondern gab spontan da« Verlangen kund, den Sultan zu besuchen. Der Sultan scheint diesem Wunsche gegenüber e« ziem lich lange an Entgegenkommen haben fehlen zu lassen, erst in den letzten Tagen gelang eine Vereinbarung de- Be- gegnungsceremonial«. Der neueste Besuch de- Großfür sten Nikolaus wurde durch Unwohlsein des Sultans wie der verzögert. Ragusa, 11. März. Die Pforte trifft Anstalten, die Garnisonen in Bosnien zu vermehre«. Bet Bthacz ist «in Lager für 40.000 Mann projectirt. Ls find be reits Lieferungsverträge für die Berprovianttrmig der Trup pen abgeschlossen. ——? Die Agitation für «tue Orcupatiou durch österreichi sche Truppen in Bosnien uud^^r^Herzegowina dauert fort. Paris, 12. März. Die „Agence HavrI" meldet au» Athen: Die russische Regierung theilte der griechi schen durch Gaburoff mit, sie nehme den Antrag Grie chenland« auf eine Kongreßvertretuug au. JtiN-ee. Rom, 12. März. Rach der gestrigen Sitzung der Deputatenkammer begann der Kammerpräsident Cairoli, mit seinen Freunden bezüglich der Bildung eine« neuen Cabinet« zu berathen. Bisher werden Cairoli, Zanardelli und Farini al» Solche genannt, deren Eintritt in da» Cabinet für positiv gelte. Bria dürfte Marineministtr bleiben. Ew-ßemd. London, 10. März. Bet dem gestrigen Minister- rathe kam e» zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Derby und Beaconsfield. Derby erklärte e» für die Pflicht England», dem Zustandekommen de» Congreffe» nicht über da« Ziel hinausfchteßende provocatorische Forderungen Schwierigkeiten zu bereiten, während Beaconsfield an der Anficht festbielt, daß die DiScusfion der gesammten russisch- türkischen Abmachungen Litt ' unerläßliche Bedingung für die friedliche Durchsetzung der enalischen Forderungen an zusehen sei. Heute ist das Gerücht von der Demission Derby'» verbreitet. Die Regierung bestellte bei einem Consortium Proviantlieferuugen für eine Armee von 50000 Mann für 3 Monate und ordnete an, daß Vorkehrungen zur sofortigen Lieferung von 500.000 Centner gepreßte» Heu getroffen werden. Ebenso ist die Organifirung eine» neuen Canalgeschwader« aageordnet worden, da» nach der Nordsee exponirt wird. London, 11. März. Ja der heutigen Sitzung de» Oberhause« kam der Congreß und die Frage deSPräfidium- deffelben zur Erörterung. Der Lord Stanhope befürwortete, daß keine der kriegführenden Mächte dem Longreffe prästdire. Der Lord Stratbeden sprach die Hoffnung aus, daß der Longreß auch die Macht besitze, die FriedenSbasea zu erwägen. Der Staatssekretär des Aeußern, Earl Derby, er klärte, der Congreß wähle seinen Präfidenten, und zwar den Vertreter derjenigen Macht, in deren Hauptstadt der Longreß »der die Lonferenz abgehalten werde. E« sei kein Grund vorhanden, anzuaehm«, daß der Fürst Bismarck ms Präsidium ablebnen werde. Wenn der deutsche Reichs kanzler ablehnen sollte, müsse ein anderer Präsident ge wählt werden. Der Ausschluß der Kriegführenden vom Präsidium sei erwünscht, ein Präcedenzfall liege aber nicht vor. E« gebe Conareffe und Lonferenzen, auf denen nur die Kriegführenden vertreten sind. Ueberdie» sei die Stel lung de« Präsidenten mit keiner besonderen Macht oder Autorität bekleidet; der Präsident sei nur priwus intsr parss. Hinsichtlich der Anfrage de« Lord» Stratheden erklärte^Derby, e» würde nutzlo» und tbvricht sei», den Congreß zu beschicken, wen« derselbe nicht die wirkliche, sondern nur die »ominckle Macht besitze, die ihm vorlie genden Gegenstände zu behandeln. Die Reaierunq unter handele darüber mit den anderen Mächten und könne jetzt darüber etwas Weitere« nicht saqen. Da« Oberhaus vertagte sich hierauf. Auch das Unterhaus beschäftigte sich mehrfach mit der orientalischen Frage. Onslow kündigt a«, daß er morgen die Regierung darüber befragen werde, ob der Regierung die Zahl der vor Gallipoli und ia den Linien vor Konstantinopel ftatio- nirtea Russe», sowie die Gesammtstärke der südlich des Balkan« stehenden Russen bekannt sei, und ob dir R-qie- rung die Couferenz beschicken werd«, so lange sie die Frie- denSbedinaungen nicht offieieü kenne und so lange die Rus sen ihre überwältigende Stellung in den Linie« vor Kon stantinopel und vor Galltvolt inne hätten. Im Fortgänge der Gitzang erklärte Lenisan, er werde am nächsten Donnerstag die Reqierung darüber tntrrvel- liren, ob eS auf dem Longresse Jedem schände, '„rück zutreten, wenn eS die nationale Würde und Ebre erheische, ob die Entscheidung der Majorität die Minorität bind-, ob die Regierung sich da« Recht Vorbehalte, g-gen jed wede Spoliation der Türkei zu protestiren, welche den Verträgen von 1856 und 1871 zuwiderlaufe. London, 12. März. Unterhaus. North-ots ant wortete Wilmont, er habe nicht gehört, daß die Raffen sich bei Gallipoli verschanzen. Die russischen Vorposten befänden sich den letzten Berichten zufolge 12 Meil n von Bulair jenseits de- SamiekSflusse» und die Hauptmacht in Kadikök. Peel wird nächsten Donnerstag anfraqen, ob die Entsendung Lyon- zum Kongresse, angesichts seiner bekannten Anschauungen in der Orientfrage, erwünscht sei. Oberhau-. Stratheden wird nächste« Donnerstag die Auf merksamkeit auf die erwünschten Vorsichtsmaßregeln len ken, bevor England zur Konferenz geht, und beantragt die Vorlage de- Schriftwechsel-, betreff» de» FriedenSver- trage». - London, 12. März. Wie döt „Standard" wissen will, hätte« die Behörden in Malta die Weisung erhalten, zum Zweck der Verstärkung der britischen Flotte in den Orientgevässern die zur Heimkehr «ach England bestimmt gewesene« Krieg»schiffe bi» auf Weiteres zurückzuhalten. LAE Consta«tinovel, 8. März. Suleiman Pascha scheint au« dem Sacke, in dem ihm eia übelwollender Cor- resvondent der Köln. Ztg. bereit« hatte ertränkt werden lasse«, frisch und gesund herauSgrkommen zu sein. Ec soll heute hier eintreffen, um vor eia Kriegsgericht gestellt zu werden. scheu Jasormatioa« chenlaud eine Verein! Dzch-ch-NßMAP Au« Athen wird vom S. ML» beachtet: Autheott- zufolge ist zwischen England undSrie- barung für eine gegen Rußland gerich tete eventuelle «c ion zu Staude gekomm«. Darnach wird Griechenland 50.000 Mana an Seite England« stel len und weitere 50,000 Maa« zur Offeastv« ia die grie chischen Provinzen der Türkei anfstellen. Peterburger Mittheilmigm zufolge liege» in Consta», tinopel mehr al« 100.000 (?) Menschen au den Pocke» und am Typhus darnicder. Sächsisch« und örtlich« Anqelearwtzeiteee Schneeberg, den 13. März. Rauten kr an z. Bor einigen Tage« hat sich iw unserer Nähe rin sonderbarer Unglücksfall zugetraze» Fuhrleute befanden sich mit ihrem mit Mehl beladene» und von drei Pferden gezogenen Wagen auf der Straß« vom Wilschbahnhofe nach Sml-felo, al« der Sturm eine Fichte quer über da« Fuhrwerk warf, alle drei Pferd« tödtete und einen Manu erheblich beschädigte. Biensdorf. Mitten in dem furchtbare» Sturm« haben einzelne Bewohner eS gewagt, ia de« nahen Walde das dürre Holz, was in großen Massen berantergeworfe» worden ist, zusammen zu suchen. Dabek ist der Schwie gervater des Hausbesitzers Lange von eine« stürzend« Baume so getroffen worden, daß er arg beschädigt war und mit gebrochenen Glieder« nach Haufe getragen werd« mußte. An die zweite sächsische Sammer ist nach der Verta gung da» Dekret gelangt, welche» den Wortlaut der zwi schen der sächsischen Regierung und dem Ha»se Schönburg wegen Ablretung der letzterem seither zugestandeaea Ge richtsbarkeit getroffenen Vereinbarung enthält. Indem wir un» ausführlichere Mittheilunzen au« dem Dekret vorbe- halten, möge für heute nur bemerkt sei», daß da» Han- Schönburg für die Abtretung der Gericht»b<Äett an sich eine baare Gelventschädigung von 1^ Millionen Mark und für die GerlchtSgebäude außerdem über 300,000 Mark empfangen soll. Berggießhübel. Auf Markersbacher Forstrevier wurde in den Abendstunden de- 8. März eine Leseholz ämmelnde Frau au» Zwiesel von einem Wiadbruch er- chlagen. Bautzen, 11. März. Wie den hiesige« „Nchr." von zuverlässiger Seite mitaetheilt wird, ist der Arbeiter Graf, welcher am 3. d. MtS. in der Nähe von Herrn- »ut seine Fcau ermordet hat, gestern in Ebersbach ergrif- en Worten. Leipzig. Die in den letzten Tagen, namentlich in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag stattgehabtea starken Stürme habe in den oberirdischen Telegraphen linien wiederum arge Verheerungen angertchtet. Die tele graphische Verbindung Berlin» mit Frankfurt am Main und Mainz ist am Freitag auf die vorhandene» unterir dischen Linien beschränkt gewesen. Auch die Verbindung zwischen Hamburg und Frankfurt a. M., sowie zwischen Leipzig und Frankfurt a M. hat nur auf der unterirdi schen Linie erhalten werden können. Aus allen Waldrevieren de» Erzgebirge» und de» Bogtlmve« gehen recht unerfreuliche Meldung« über er hebliche« Windbruch ein, welchen der Orkan vom Don nerstag «uv Freitag verursacht hat. Feuilleton. * Könnern a. S. Eine schauerliche Mordthrt setzt gegenwärtig die G-mülher unserer Stadt ia gewaltige Aukr-gung. Am 2. März ist nämlich der Bahnwärter Ol'o von hier in unmittelbarer Nähe der Stadt in de« Augenblicke erschlagen worden, als er vor Ankunft de» um 10 Uhr von Halle hier ankommenden Güterzuge» die von iv n bediente Barrisre bei seiner Wärterbude schließen wollte. D-e Ermordung ist mittelst eine» auf die linke Sckläfe geführten Schlages erfolgt. Nachdem Otto uie- d>rgestürzt, ist er von dem Mörder auf da» SchleneugleiS geschlrppt, dort von dem unmittelbar darauf vorüberfah rend n Güterzuge ei >e Strecke forheschleift und schrecklich ! verstümmelt und in diesem Zustande eine halbe Stunde dirauf von einem die Bahnstrecke passtrenden anderen Bahnwärter aufgefunden worbe». Die am Gonntag so fort energisch eingeleitete Untersuchung hat zur Gewißheit ergeben, daß ein- Verunglückung dr« Otto anSgeschlossm ist und nur ein Mord vorliegen kann und zwar ein Mord aus Rach-, da eine Berandung der Leiche nicht stattgefnu- den hat. Der allgemeine Verdacht lenkte sich auf ei«« Stiefbruder des Ermordeten, de« Steinsetzer H. hier, der mit Otto wegen CrbschaftSangelezenheiteu und Familie«- zwistUkeiten seit I ihren in arger Friodschast gelebt und schon häufig Drohungen au-gestoßen hat, au» denen her vorgeht, daß er dem Bruder an'» Lebe» gehen wollte. Auch hat Osto, obgleich er ein starker Maa« war, häu fig seine Furcht vor H. geäußert und ist nicht gern allein in seiner Wärlerbudr gewesen. Staat»anwalt Woytasch aus Halle ordnete sofort die Verhaftung de» ia Wallwitz arbeitend« und nur Sonnabend Abend» hierher kommen den H. an. Den Transport de» H. vom Bahtchofe «ach dem Gefängniß begleitete eine ungeheure Menge Neugieri ger, die fich von dem frechen Wesen de» H. überzeug« konnte. H. hat sein Alibi nachzuwüsrn versucht, indem ec angegeven hat, daß er von j9 ab bi» 11 Uhr ununo terbrochen in einer Restauration zugebracht habe,