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Die letzten Wochen in Westdeutschland und Westberlin Studenten begannen 1968 mit Aktionen Auch die ersten Wochen des Ja nuar sind gekennzeichnet von Aktio nen demokratischer Studenten in verschiedenen Hochschulstädten Westdeutschlands sowie in West berlin. Bemerkenswert ist die wach sende Anzahl gemeinsamer Aktionen von Arbeitern, Studenten und ande ren demokratischen Kräften, die ihren Protest gegen den sich ständig verschärfenden Kurs der herrschen den Klasse mit Kampfmaßnahmen zum Ausdruck bringen. In Bremen protestierten über eine Woche lang Arbeiter, Studenten und Schüler gegen die Erhöhung der Fahrpreise der Bremer Verkehrsbetriebe, eine Folge der Bonner Mehrwertsteuer. Nach Westberliner Vorbild vom 2. Juni probten die Bremer Polizei truppen mit ausdrücklicher Geneh migung des Senats den blutigen Not stand in der Praxis. Mit unglaublicher Brutalität wur den Frauen, Kinder und Greise zu sammengeschlagen, ein älterer Mann kam ums Leben, Demonstranten wurden bei der gnadenlosen Knüppe lei verletzt. Als Scharfmacher tat sich der Bremer Polizeipräsident von Bock und Polach hervor, der den Be fehl „Knüppel frei!“ gab und den Polizeiterror mit den Worten „Drauf hauen, draufhauen! Nachsetzen!“ forcierte. Trotz dieser brutalen Maßnahmen der Notstandspraktiker bewiesen die Bremer Arbeiter, Lehrlinge, Studen ten und Schüler, wie stark sie bei entschlossenen gemeinsamen Aktio nen sind. Nach neuntägigen Kampf demonstrationen sah sich Bürger meister Koschnick (SP) gezwungen, die Fahrpreiserhöhung rückgängig zu machen und angesichts der ent schiedenen Forderungen nach Ver urteilung der Knüppelei und Be urlaubung des Polizeipräsidenten einem parlamentarischen Unter- suchungsaysschuß der Bremer Bür gerschaft zuzustimmen. Dem Bremer Beispiel folgend rie fen Werftarbeiter in Kiel Studenten und Schüler zu einem Protestmarsch gegen die 33prozentige Erhöhung der Tarife für die Städtischen Nahver kehrsmittel auf. An zahlreichen westdeutschen Hochschulen mehren sich die Pro teste und Maßnahmen der Studenten gegen die reaktionäre Hochschulpoli tik und die Rückständigkeit der akademischen Bildungseinrichtungen. Tausend Studenten der Frankfurter Universität sprachen sich auf einer Podiumsdiskussion für eine neue Universitätssatzung und Streikmaß nahmen der Studenten aus. Die „Sparmaßnahmen“ Bonns zugunsten der verstärkten AggressionsVorberei tung zeigen ihre Auswirkungen auch an den Bildungseinrichtungen. So will z. B. die niedersächsische Lan desregierung in diesem Jahr u. a. fünf Prozent aller Personalstellen an der Universität Göttingen nicht neu besetzen. Falls die niedersächsische Landesregierung ihre angekündigten „Sparmaßnahmen“ nicht rückgängig macht, werden Studenten und Pro fessoren der Universität in einen Vorlesungsstreik treten. Rektor Killy erklärte sich im Namen aller Profes soren mit den Protestaktionen der Studenten solidarisch. In Hamburg forderte der Sozialdemokratische Hochschulbund (SHB) zum Boykott der Vorlesungen von Naziprofessor Wenke auf. Der Sozialistische Deut sche Studentenbund (SDS) kündigte an, er werde die Diskussion mit Wenke fordern, bis sich dieser zu seiner braunen Vergangenheit be kenne. Im überfüllten Auditorium maxi- mum der Westberliner „Freien“ Uni versität forderte der Vertreter des SDS, Rudi Dutschke, vor mehr als 2000 Zuhörern Aufklärung der Be völkerung über das faschistische Re gime in Griechenland sowie über die Unterstützung des Militärregimes mit Waffen durch westdeutsche und Westberliner Firmen. Mit üperwäl- tigender Mehrheit wurde der Antrag angenommen, Außenminister Brandt zur Rede zu stellen, mit welchen Maßnahmen die westdeutsche Regie rung zum Sturz des Athener Regimes beitragen wolle. Neue alarmierende Tatsachen über die weitere Hin wendung zu Polizeistaat- und Not standspraktiken wurden aus West berlin bekannt. Die Nominierung von Senatsrat Prill (SP) zum Polizei präsidenten von Westberlin verur teilte das Studentenparlament der TU als eine „bewußte Provokation". Über Prill, der führend am harten Kurs gegen Westberlins demokra tische Kräfte beteiligt ist, sagte der ehemalige VDS-Vorsitzende Vieten vor einem parlamentarischen Unter suchungsausschuß aus, daß Prill vor Studentenvertretern bei einer ange kündigten Protestdemonstration er klärte: „Die sollen ruhig kommen. Die kriegen eines mit dem Knüppel über den Hut. Das ist ein gutes Übungsfeld für unsere Polizei.“ Auf Proteste Vietens erklärte Prill: „Wenn es Ihnen nicht gefällt, dann wandern Sie doch aus.“ In Kiel und München wurden neue Spitzelaffären aufgedeckt. Studenten und Professoren sind vom Bonner Verfassungsschutz an der Universi tät Kiel zur Bespitzelung des SDS angeworben wurden. Schleswig-Hol steins Innenminister Schlegelberger mußte im Zusammenhang mit der aufgedeckten Spitzelaffäre einge stehen, daß nicht nur die Politische Polizei, sondern auch der Bundes nachrichtendienst „und noch ganz andere Nachrichtendienste“ die west deutschen Universitäten bespitzeln. In München entlarvten Studenten während einer Solidaritätsveranstal tung für einen ausländischen Kom militonen einen Spitzel der Politi schen Polizei, der sich in Zivil unter die Studenten gemischt hatte, ervo Hunde mit zwei Köpfen Dem vierjährigen Hund „Muchtar“ sind der Kopf und die Vorderpfoten eines zwei Monate alten Hundes überpflanzt worden, meldete TASS. Die Operation wurde vom Moskauer Pathophysiologen Wladimir De michow zusammen mit ukrainischen Kol legen in Kiew vorgenommen. Sie dauerte unter tiefer Narkose etwa vier Stunden. Dabei wurden sowjetische Instrumente zum Vernähen der Blutgefäße und ein Be atmungsapparat verwendet. Die Methode der Hypothermie (Unterkühlung) und ein Apparat für künstliche Blutzirkulation wurden nicht benutzt. In einem Gespräch mit einem TASS-Kor- respondenten stellte Wladimir Demichow fest, die Möglichkeit, den Kopf ohne Ver bindung mit den inneren Organen am Le ben zu erhalten, eröffne die Aussicht, ganze nicht mehr zu heilende Organe durch ge sunde zu ersetzen. Weiter wird bei diesen Experimenten das Ziel verfolgt, die Wege zur Wiederherstel lung der Tätigkeit des Gehirns nach dem klinischen Tod maximal zu erforschen. Höhenflüge stimulieren Wachstum Zwiebeln, die im Kosmos gewesen sind, keimen bedeutend schneller und entwik- keln sich energischer, stellten sowjetische Forscher nach entsprechenden Experimen ten mit Hilfe von Sputniks der Bauart „Kosmos“ fest. Sie bringen die Stimulie rung des Wachstums und die größere Zahl der Strukturveränderungen , der Chromoso men jedoch nicht mit der Schwerelosigkeit oder der Einwirkung einer Strahlung in Zusammenhang. Die Zwiebeln entwickelten sich nämlich nach sechs Flügen jeweils gleichmäßig, obwohl bei den einzelnen Versuchen sowohl die Zeitdauer der Schwerelosigkeit als die Stärke der Be strahlung unterschiedlich waren. Die so wjetischen Biologen vermuten deshalb, daß irgendwelche anderen Faktorfen oder Sum men von Faktoren, die mit dem Flug im Kosmos einhergehen, diese Erscheinung be wirken. Für künftige Weltraumflüge ist es daher von größter Bedeutung, die Ur sachen und den Mechanismus dieser Wachstumsstimulierung zu klären, um auf längeren Raumflügen Pflanzen möglichst rationell zu verwenden. Glatze durch hutlose Mode im Winter Vor der „hutlosen Mode“ im Winter war nen sowjetische Mediziner in einer von „Trud“ veröffentlichten Notiz. Sie treten der irrigen Annahme entgegen, daß die Kälte angeblich den Haarwuchs stärkt und die Kopfhaare dichter werden läßt. Durch mehrjährige Versuche in der Arktis sei vielmehr erwiesen, daß die Männer, die bei Kälte auf -Kopfbedeckungen verzicnte- ten, mit einem starken Haarausfall rech nen mußten. Die Kälte verursacht nach den Feststellungen der sowjetischen Mediziner eine längere Zeit anhaltende Verengung der Blutgefäße und stört somit die Ernäh rung der Haarwurzeln. HOCHSCHULEN DDR Jenaer Universität schließt Vertrag mit Rat des Bezirkes Einen Vertrag über gemeinsame Arbeit auf dem Gebiet der Volksbildung, der Kultur und der Ökonomie wird die Je naer Friedrich-Schiller-Universität in den nächsten Wochen mit dem Rat des Be zirkes Gera abschließen. Die Universität dehnt damit ihre vertraglich fixierte Zu sammenarbeit, die sich bereits seit zwei Jahren mit dem Rat der Stadt Jena aus gezeichnet bewährt hat, weiter aus. Dem bevorstehenden ersten derartigen Ver tragsabschluß, der im Rahmen schon län gere Zeit bestehender lockerer Verbin dungen erfolgt, war eine gemeinsame Sitzung des Senats der Jenaer Alma mater mit Vertretern des Bezirksrates im ver gangenen Jahr vorausgegangen. Zum Wettstreit aufgerufen Den optimalen Nutzen einer auf struk turbestimmende Zweige orientierten For schung streben auch in diesem Jahr die Belegschaftsmitglieder der Technischen Universität Dresden an, um den wissen schaftlichen Vorlauf zu sichern. In einem Schreiben haben der Rektor, der Senat und die gesellschaftlichen Organisationen der TU alle Mitarbeiter aufgerufen, den zu Ehren des 50. Jahrestages des Roten Oktober begonnenen Wettbewerb jetzt unter der Losung „Mit besten Ergebnis sen zum 20. Jahrestag der DDR“ weiter zuführen. Schwerpunkte sollen dabei die klassenmäßige Erziehung der Studenten und Wissenschaftler sowie eine hohe Effektivität und Qualität der Ausbildung sein. Große Beachtung werden die Wissen schaftler auch künftig der Zusammen arbeit mit anderen sozialistischen Hoch schulen beimessen. Auf diese Weise wird ein Profil der Universität herausgebildet, das den Bedingungen der technischen Re volution und des entwickelten gesell schaftlichen Systems des Sozialismus ent spricht. Die Wettbewerbsziele der Fakul täten, Institute und Abteilungen basie ren auf dem Arbeitsprogramm der gesam ten TU, wobei die jeweiligen spezifischen Aufgaben berücksichtigt werden. Anläßlich des 150. Geburtstages von Karl Marx im Mai dieses Jahres soll eine erste Bilanz Auskunft über die er reichten Leistungen geben. Halbmikrotechnik im Chemie unterricht Wesentliche ökonomische Verbesserun gen im Schulunterricht können durch die Anwendung der Halbmikrotechnik er reicht werden. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Abteilung Chemie im „Hauptstadt des Todes" Institut für Methodik des mathematisch naturwissenschaftlichen Unterrichts der Martin-Luther-Universität Halle-W Itten berg. Den umfangreichen Untersuchungen zufolge läßt sich vor allem auch der Bildungsprozeß bedeutend bereichern, da es jetzt möglich ist, jeden Schüler inner halb des normalen Unterrichtsgeschehens in die Ausführungen der chemischen Ex perimente einzubeziehen. Auf das Demon- strationsexperiment kann somit zugunsten der aktiven Schülerarbeit verzichtet wer den. Ihre ersten Ergebnisse veröffentlichte die Abteilung in einem Buch „Chemische Schulversuche — Halbmikrotechnik", das allen Chemielehrern der DDR wertvolle Anregungen für den Einsatz der Halb mikrotechnik im Unterricht vermitteln soll. m .... — —— . — . AUSLAND Als eine „Hauptstadt des Todes“ bezeich nete der Pariser „l’Express" Fort Detrick (Maryland - USA). In diesem „Forschungs zentrum" Nr. 1 der Vereinigten Staaten für den biologischen und chemischen Krieg" arbeiten 700 Wissenschaftler. Washington habe allein im Jahre 1967 mehr als 250 Mil lionen Dollar für die Arbeiten des „Biological Chemical Warfare" ausgegeben. Ergebnis dieser Forschungen ist unter an derem ein Botulinus-Toxin. „500 Gramm von dieser Substanz würden theoretisch genügen", heißt es in „l'Express", „um die gesamte Menschheit zu vernichten." Die amerikanische Zeitschrift „Scientist und Citizen“ habe vor kurzem eine Liste von im biologischen Krieg einsetzbaren Krankheitserregern veröffentlicht Sie nannte u. a, die Verbreitung von Cholera, Diphtherie, Typhus als „klassische Krankhei ten" sowie das Botulinus-Toxin. In den Labors von Fort Detrick werden „l’Express" zufolge auch chemische Kampfmittel entwickelt, die den Menschen vorübergehend kampfunfähig machen. Die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaftler, die Frage Wissenschaft in wessen Dienst? drängt sich beim Lesen dieser Meldung einfach auf. Riesensummen und große wissenschaftliche Kapazitäten geben die USA-Imperialisten für Forschungen zum Ver derb der Menschheit aus. Vietnamesische Napalmopfer klagen an und sind zugleich Mahnung an das Gewissen der Wissenschaft ler und der gesamten Menschheit. Fort Detrick aber ist ein Symbol für die Wissen schaft im Dienste des Imperialismus. Elektronischer Hund als Versuchsmodell Versuche mit einem „elektronischen Hund“, der die Reaktionen eines lebenden Tieres nachbildet, werden im Laboratorium für Bionik des Automatik-Instituts der Polnischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. Das Versuchsobjekt ist ein elektronisches Modell, das aus einem Komplex transistorisierter künstlicher „Nervenzellen“ besteht, der sich aus einem System quadratischer Einzelelemente auf baut. Bei Versuchen konnten ungewöhnlich aufschlußreiche Erscheinungen nachgebildet werden, wie sie in Lebenszellen des leben den Organismus vor sich gehen. Die gewonnenen Daten werden wesent lich dazu beitragen, Muster für Konstruk tionen neuzeitlicher Bionischer Prothesen zu entwerfen, die imstande sein werden, beschädigte Muskeln oder andere Organe des Menschen zu ersetzen. Neue korrespondierende Mitglieder Sechs hervorragende Gelehrte der UdSSR nahmen vergangene Woche in der Moskauer Botschaft der DDR aus den Händen von Prof. Dr. Rompe die Ur kunden und Ehrennadeln als äußeres Zeichen ihrer Wahl zu korrespondieren den Mitgliedern der DDR-Akademie ent gegen. Die Mitglieder der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften Nikolai Bassow, Innokenti Gerassimow, Pjotr Rebinder, Alexander Rumjanzew, Wladi mir Chwostow und Wiktor Borkowski waren im Oktober vergangenen Jahres zu korrespondierenden Mitgliedern der Deut schen Akademie der Wissenschaften ge wählt worden. Zuvor hatten in Leningrad bereits W. A. Fok und P. N. Berkow von Prof. Rompe die Urkunden ihrer Wahl zu korrespondierenden Mitgliedern der Deut schen Akademie erhalten. Koordinierungszentrum für Wissenschaftsprognose in Moskau Die Zahl der Organisationen, die allein in der sowjetischen Hauptstadt auf dem Gebiet der wissenschaftlich-technischen Prognose tätig sind, hat sich im Laufe des letzten halben Jahres auf das Dreifache erhöht und beträgt jetzt hundert. Zur Zeit entsteht ein Zentrum zur Koordinierung der wissenschaftlich-technischen Progno stik. Geplant ist auch die Einrichtung eines Instituts für soziale Prognose. Diese Fakten wurden auf einem Sym posium über wissenschaftlich-technische Prognostik mitgeteilt. Anwesend waren mehr als tausend Forscher, darunter Mit glieder des erst seit einigen Monaten exi stierenden sowjetischen Komitees für die Prognostik der wissenschaftlich-techni schen Fortschritte und seiner sozialen Folgeerscheinungen. Die Kybernetik könnte den Schlüssel zu neuen technischen Umwälzungen liefern. Diese Ansicht vertritt Leninpreisträger W. Gluschkow, Vizepräsident der Ukrani- schen Akademie der Wissenschaften, in einem von der „Ekonomitscheskaja gaseta“ (2/68) veröffentlichten Artikel. Die „intel lektuelle Leistungsfähigkeit der Mensch heit kann durch die Anwendung elektro nischer Rechenautomaten beträchtlich ver größert werden. So wie heute die summa rische Leistung der Kraftwerke das ener getische Potential eines Landes bestimmt, wird morgen der Gesamtpark elektroni scher Rechenmaschinen gestatten, seine intellektuelle Kraft zu beurteileif, schreibt der sowjetische Forscher. . Naturgemäß erhebt sich die Frage, wel ches dann die prinzipiellen und prak tischen Möglichkeiten der Rechenautoma ten sind. Und so, wie die Kraft von Trieb werken bisher in Pferdestärken gemessen wird, werden die Fähigkeiten der Rechen maschinen im Vergleich mit der einzigen intellektuellen Kraft — dem Gehirn des Menschen — erkannt. Prof. Gluschkow ver weist in diesem Zusammenhang auf eine amerikanische Meldung, nach welcher eine Rechenmaschine „IBM-704“ innerhalb von drei Minuten 202 fundamentale Lehrsätze einer mathematischen Monographie bewies, und anschließend in 8,5 Minuten 130 wei tere, komplizierte Lehrsätze beweisen konnte. Gewiß, es ging hier nicht um die Entdeckung neuer Fakten, aber die Kennt nisse der Menschen wurden ja auch in vieljähriger Arbeit erworben. Für das Auffinden einer Methode zum Lösen von quadratischen Gleichungen, die jetzt jeder Schüler beherrscht, benötigte die Mensch heit mehrere hundert Jahre. Eine moderne Rechenmaschine kann sie in wenigen Minu ten ableiten. Dazu muß man sie veranlas sen, verschiedene Folgen ihrer elementa ren Operationen durchzunehmen, die Rich- tigkeit der Lösungen durch Einsetzen in die Ausgangsgleichung zu prüfen und die Reihenfolge der Operationen, die zu rich tigen Lösungen führen, zu fixieren. Die Maschine nimmt dabei scheinbar die Varianten durch, aber in Wirklichkeit pro grammiert sie sich selbst zur Lösung der Aufgaben. Jeder Forscher verfährt ähn lich — er wählt die einen und verwirft die anderen Lösungen. Oft werden Jahre dazu Kybernetik eröffnet große Möglich keiten benötigt. Hier kommt man nicht ohne Hilfe der elektronischen Rechenautomaten aus. In der Wissenschaft erscheint eine neue qualitative Vereinigung — „Mensch plus Rechenmaschine“. Die schnell arbeitenden Rechenmaschi nen verleiten zuweilen zu der Vorstellung, daß alle Aufgaben wie in einem Spiel, mit Hilfe des Durchspielens der Varianten ge löst werden können, fährt Gluschkow fort. 'Es komme jedoch darauf an, die Maschi nen zu „lehren“, nicht formal, sondern heuristisch vorzugehen und den besten Ausweg aus einer Situation zu finden, ohne alle Varianten durchzuspielen. „Künftig werden wir die elektronischen Rechenmaschinen dahin bringen, daß sie ihre Informationen sowohl direkt aus Bü chern als auch aus der sie umgebenden Welt schöpfen, analysieren und verarbeiten werden. Eine Rechenmaschine läßt sich ja mit sehr vielen Gebern ausstatten. Sie ist imstande, beispielsweise einen so kompli zierten Prozeß wie die Veränderung der Witterungsbedingungen auf dem gesamten Erdball zu analysieren und dabei Hun derte von Faktoren zu berücksichtigen, die unserem Aufnahmevermögen unerreichbar sind. Dabei kann sie die eingehende In formation tausendmal schneller analysie ren als das menschliche Gehirn.“ „Beim Studium der Möglichkeiten der elektroni schen Rechenautomaten sind wir zu einem überraschendem Ergebnis gelangt“, schreibt Akademiepräsident Gluschkow abschließend. „Es stellte sich heraus, daß sämtliche Formen des menschlichen Den kens prinzipiell nach einem informativen Plan in künstlich geschaffenen kyberneti schen System.en modelliert werden können. Ja, das ist bereits m,it den vorhandenen universalen Ziffermaschinen möglich. Je doch ist der Umfang ihrer Gedächtnisvor richtungen noch klein. Man kann ihn ver größern. indem man die Maschine mit einem auswärtigen Gedächtnis auf Ma gnetbändern ausrüstet, das wird allerdings ihre Arbeitsgeschwindigkeit geringfügig verringern. Aber das ist dann lediglich ein technisches Problem... .Sie sind imstande sich selbst auszubilden, dabei können sie Gesetzmäßigkeiten erkennen, die ihren Lehrern unbekannt waren“. UZ 6/68, Seite 6