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ORGAN DIR SED-KREISLEITUNG KARL MARX UNIVERSITÄT 43 • fUNIVE^Ts} Für die WissenscUdfl, die dem Sozlalismüe djeza J UN IVE RS ITATSZEITUNG LEIPZIG 14. 11. 1968 12. JAHRGANG 15 PFENNIG Wissenschafts- Plenum für eine Wissenschafts- Gesellschaft Jede Plenartagung des Zentralkomitees unserer Partei seit dem VII. Parteitag hat zur Entwicklung der Wissenschaft in der DDR wichtige Hinweise gegeben. Es sollte dennoch unbestreitbar sein, daß sich das 9. Plenum in besonderem Maße — auch be sonders umfangreich — mit der Wissen schaft beschäftigt hat. War es ein „Wissen schafts-Plenum“ ? E s ist sicher nie richtig gewesen, eine Tagung des ZK als „Wirtschafts-Plenum“, „Landwirtschafts-Plenum", „Kultur-Ple num“ usw. zu qualifizieren. Immer ist das in Wahrheit eine Dequalifizierung gewesen, weil es immer um unsere ganze sozialisti sche Gesellschaft ging. Auf der 9. Tagung wurde das besonders deutlich. Gewiß, Genosse Kurt Hager hielt ein Referat, das sich ausdrücklich mit den „Hauptaufgaben der Gesellschaftswissen- schäften“ beschäftigte. Doch es wurde nach gewiesen, daß beim Aufbau des entwickel ten gesellschaftlichen Systems große Auf merksamkeit dem Überbau gewidmet wer den muß: der Rolle der Partei, der sozia listischen Staatsmacht, dem richtigen Funktionieren des demokratischen Zentra lismus ... Es wurde begründet, daß sich die Tendenz der Annäherung der sozialen Klassen und Schichten unserer Republik, die Tendenz .des Wachsens der politisch- moralischen Einheit der Bevölkerung ver stärken werden, daß sich der Grad der Vergesellschaftung der Arbeiterklasse, ihre führende Rolle erhöht. Der Marxismus- Leninismus, die Ideologie der Arbeiter klasse, wird also gesetzmäßig zur immer mehr vorherrschenden Ideologie der ge samten Gesellschaft. Und daraus leitete Kurt Hager ab: „Damit wächst die welt anschauliche und ideologische Rolle der Gesellschaftswissenschaften, ihre Funktion bei der Vermittlung wissenschaftlicher Er kenntnisse an die Werktätigen, bei der klassenmäßigen und staatsbürgerlichen Er ziehung. bei der Bildung des sozialistischen Bewußtseins.“ Gewiß, einen großen Teil seines Refe rats widmete der Erste Sekretär des Zen tralkomitees dem neuen Abschnitt in un serer Wissenschaftspolitik — exakt zitiert: dem „neuen Abschnitt in unserer Wissen schafts- und Wirtschaftspolitik“. Wissen schaft und Wirtschaft — nie ging es um eine Wissenschaft schlechthin, immer um die Aufgabe, Wege und Methoden zu fin den. die eine organische Verbindung der wissenschaftlichen Arbeiten mit dem ge- sellschaftlichen Reproduktionsprozeß ge währleisten. War es ein „Wissenschafts-Plenum“? Es lehrte den Wirtschaftsfunktionär wie den Kulturfachmann, die Angestellten und Leiter im Staatsapparat wie alle an deren, welche Bedeutung der Wissenschaft für jeden der einzelnen Aufgabenbereiche zukommt, wie die Wissenschaft für die Lösung solcher Aufgaben zu handhaben ist. Daraus leitete das Plenum die Anfor derungen- ab, die an die Wissenschaft ge stellt werden, vom Wirtschaftsfunktionär, Kuiturfachmann, Ratsvorsitzenden... Da all das zugleich auf wissenschaftliche Art geschah, damit auch weiterer wissenschaft licher Vorlauf geschaffen wurde, plädiere ich für ein Ja auf die nun zum zweiten Mal. gestellte Frage. Ja, es war- ein Wis senschafts-Plenum. Genau in dem Maße, wie unsere Gesellschaft eine Wissenschafts. Gesellschaft ist und immer mehr wird. Daß sich daraus direkte Forderungen nach Veränderungen in der Wissenschaft ergeben, „revolutionierende Prozesse von großer Tragweite“, muß hier nicht abge handelt werden. Ein anderer Gedanke scheint in diesem Zusammenhang den kenswert: In allen Teilsystemen unserer sozialistischen Gesellschaft gewinnt die Wissenschaft an Bedeutung, von der Lei tung gesellschaftlicher Prozesse, ob öko nomischer oder kultureller, bis in alle Details der Ausführung. Macht das Teil system Wissenschaft hier eine Ausnahme? Die Frage so gestellt, verbietet sich ein Nein von selber. Die gegenwärtige Praxis an manchen Stellen unserer Universität würde ein „Scheinbar doch!“ eher provo zieren. Es scheint also notwendig, sich im Be reich der Wissenschaft über die Bedeutung der Wissenschaft in der entwickelten sozia listischen Gesellschaft gründlich ausein anderzusetzen. Die allermeisten Leiter an unserer Universität — staatliche Leiter, WELT ¬ STUDENTENTAG 1968 IN LEIPZIG Leipzig ist bereits am Freitag Schau platz der zentralen Veranstaltung unserer Republik zum Weltstudententag 196S. Dieses Mal steht der alljährlich am 17. November, begangene Ehrentag der Studenten im Zeichen f der Solidarität' mit Vietnam und der Freundschaft zur So wjetunion. Die Leipziger Veranstaltungen beginnen am Freitag 7.30 Uhr mit einem Appell auf dem Karl-Marx-Platz. Dabei werden über 1000 Teilnehmer unserer Universität ahi Solidaritätsarbeitseinsatz begrüßt. Der Erlös des Einsatzes wird am Abend auf einer Festveranstaltung symbolisch viet namesischen Freunden übergeben. Am Nachmittag und Abend finden ver- 'sNiiedehe Aussprachen und andere Ver- . anstaltungen mit ausländischen Studenten und Gästen statt. Grafik: Erich Weber 1968 Zusammen arbeit mit Tansania Der Stellvertreter des Rektors der Universität Daressalem, Chief Kunambi, führte mit Prorektor Prof. Dr. Dietrich Gespräche, . in deren Ergebnis ein gemeinsames Protokoll, unterzeichnet /wurde. Es legt fest, die Entsendung von Landwirtschaftswissenschaftlem, a , Medizinern, Ökonomen und Historikern für Lehre und Forschung nach Tansania zu prüfen und sieht die Qualifizierung tnsdni-’ scher Wissenschaftler in Leipzig vor. Foto: HFBS/bscher ' Leiter von Massenorganisationen aller Ebenen bis hin zu den Gewerkschaftsver- frauensleuten und FDJ-Gruppensekretä- ren — sind Wissenschaftler oder künftige Wissenschaftler: Jeder von ihnen würde sich auf das entschiedenste dagegen ver wahren, wenn man ihm auf seinem Fach gebiet unwissenschaftliches Herangehen Zutrauen oder gar vorwerfen würde. Es scheint fast, als hinge mancher, sobald er als Leiter welcher Ebene auch immer auf- zutreten gedenkt, den Wissenschaftler vor her noch schnell an die Garderobe. Seit der Sozialismus eine Wissenschaft ist, muß er auch wie eine solche betrieben werden, erklärte Engels. Das beginnt bei der Verarbeitung und Anwendung der Be- schlüsse unserer Partei und unseres Staa tes, die Hochschulreform durchaus einge- schlossen. Überall müssen der ganze Ge- . halt, der komplexe Zusammenhang, die Wechselwirkungen herausgearbeitet, dar gestellt,"erläutert und begründet werden. In diesem Sinne geht es also auch um die richtige Betrachtungsweise des 9- Ple nums. Es-ist ein Wissenschafts-Plenum in jenem umfassenden Wortsinn, wie er zu letzt genannt war, nicht eins, aus dem man sich die die Wissenschaft, die Hochschul- nekorm, die eigene Arbeit unmittelbar be- I reffenden Bezüge herauspicken kann. Es geht auch auf den bevorstehenden Mitglie derversammlungen der Partei zur Auswer- tung des 9. Plenums um nicht weniger als darum, den ganzen theoretischen Reichtum • das Plenums auszuschöpfen und daraus dann — wie von den Genossen Ulbricht und Hager so vorzüglich demonstriert — auch unsere, Aufsnben a b i leiten.