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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 16.1972
- Erscheinungsdatum
- 1972
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197200008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19720000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19720000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 16.1972
-
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- Ausgabe Nr. 10, 9. März 1
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Band
Band 16.1972
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S eit seiner Konstituierung als Bun desverband sieht sich der Marxi stische Studentenbund Spartakus zunehmend scharfen Angriffen der reaktionären Kräfte in der BRD aus gesetzt. Ehemaligen Spartakus-Mit gliedern wird das Recht auf Anstel lung als Lehrer verweigert, Verbots drohungen und Verleumdungen wer den lanciert. Die Auseinanderset zung mit den Berufsverboten und anderen Repressalien stand im Mit telpunkt der 3. Tagung des Bundes vorstandes. „Unsere Zeit" sprach mit dem Vorsitzenden des Marxisti schen Studentenbundes Spartakus, Christoph Strawe. „Unsere Zeit”: Welche konkreten Schritte hat der MSB gegen die Angriffe auf den Verband und seine Mitglieder eingeleitet? Chr. Strawe: Wir stellen zu der Kampagne der antidemokratischen Repressalien gegen DKP, SDAJ, Spartakus und andere fortschritt- liehe Kräfte fest: Wenn sich die Verfassungswirklichkeit der Bundes republik nicht mehr und mehr der jenigen Spaniens und Griechen lands angleichen soll, wo Kommu nisten und Marxisten behandelt werden wie im Deutschland Hitlers, müssen diese Angriffe unterschieds los von allen Demokraten energisch zurückgewiesen werden. Wir füh ren deshalb an allen Hoch- und Fachhochschulen eine breite Soli daritätskampagne gegen die Dis kriminierung marxistischer Wissen schaftler und Lehrer, gegen die Ver botsdrohungen gegenüber unserem Verband. Gleichzeitig werden wir unseren Kampf für die Forderung „Marx an die Uni“ verstärkt fort setzen. Die Demokratisierung der Hoch schule erfordert, daß die wissen schaftliche Theorie der Arbeiter klasse, der Marxismus, im Lehrbe trieb seinen legitimen Platz erhält. Wir ordnen diese Solidaritätskam pagne ein in den Kampf gegen das reaktionäre Hochschulrahmengesetz der Bonner Regierung, das zur Ver abschiedung ansteht. Mit dem Angriff auf Spartakus soll diejenige Kraft an den Hoch schulen getroffen werden, die den „Spartakus" Ende 1971 Interview der sozialistischen Volks zeitung „Unsere Zeit", Essen Studenten die Einsicht vermittelt, daß eine demokratische Bildungs reform nur im Kampf gegen das Großkapital und seine Parteien, in einem engen Kampfbündnis mit der Arbeiterbewegung durchsetzbar ist. Das Hochschulrahmengesetz wird die wichtigste Maßnahme der Herr schenden sein, um endgültig die Hochschulen in den Würgegriff der Großkonzerne zu bekommen. Unser Bundesvorstand hat deshalb einen Aufruf verabschiedet, der unter dem Motto steht: Mit Spartakus gegen das Hochschulrahmengesetz, gegen die Zwangsjacke für die Hochschu len, Bildung und Wissenschaft im Interesse der arbeitenden Bevölke rung, im Dienst des Friedens. „Unsere Zeit": Spartakus sagt schon in seiner Grundsatzerklärung, daß der Platz der fortschrittlichen Studenten an der Seite der Arbei terklasse ist. Er wirkt für die Ak tionsgemeinschaft von Arbeiter- und Studentenbewegung. Wo liegen heute im Kampf um eine demokra tische Bildungsreform die konkreten gemeinsamen Interessen? Chr. Strawe: Wir stellen in unse rem Aufruf fest: 1969 wurde ver sprochen: Priorität für die Bildungs ausgaben. Jetzt wird immer deut licher: Die Priorität der Rüstung bleibt unangetastet, in der Bil dung aber fehlt das Geld an allen Ecken und Enden Die Bildungs misere wird nicht abgeschafft, son dern per Hochschulrahmengesetz verwaltet. Auf dem Rücken der Ar beiterkinder, denen der Zugang zur Hochschulausbildung mehrheitlich nach wie vor versagt bleibt. Auf dem Rücken der Studenten, deren so ziale Lage und Studienbedingun gen sich weiter verschlechtern. Ausgangspunkt jeder demokrati schen Hochschulreform ist für uns die Brechung des Bildungsprivilegs. Gewerkschaften und fortschrittliche Studenten, fordern: Mehr Arbeiter kinder an die Universitäten. Im In teresse der Arbeiterklasse liegt es, daß die Mittel für die notwendige Ausweitung des Bildungswesens nicht durch den weiteren Raubzug auf die Taschen der arbeitenden Bevölkerung aufgebracht werden, sondern daß sie zu Lasten der Monopolisten, insbesondere der Rü stungsprofiteure, gehen. Wir sagen klar, daß nur die dra stische Reduzierung des Rüstungs etats die Mittel für eine demokra tische Bildungsreform bringt. Weil hier gemeinsame Interessen liegen, wirken wir für die Verbreitung des Gedankens der Solidarität im Kampf gegen die gemeinsamen Gegner, die Monopole. Es ist eben die gleiche Kumpanei, die Betriebsju gendvertreter auf die Straße setzt, Wenn sie sich für die Rechte ihrer Kollegen einsetzen, und die Einstel lung marxistischer Dozenten und Lehrer verhindern will. Es sind die gleichen, die mit dem reaktionären Betriebsverfassungsgesetz den Ge werkschaften im Betrieb den Maul korb anlegen wollen und die zur Zerschlagung der gewählten Vertre tungsorgane der Studenten, der ASten und Studentenparlamente blasen. J e länger die Rüstungen andauern, je höher die Rüstungsausgaben steigen, desto schwerer wird ihre Last — nicht nur für die Wirtschaft und speziell den Staatshaushalt, son dern auch für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Die Auf merksamkeit derer, die für Ab rüstung kämpfen, war in den letz ten 15 Jahren, wenn es sich um das Problem der sozialen und ökonomi schen Folgen der Abrüstung han delte, vor allem auf die schwere finanzielle und materielle Be lastung gerichtet, die die Rüstung darstellt... sehr viel weniger hat man sich mit den Folgen für Wis senschaft und Technik beschäftigt. Folgen für Technik und Technologie Beginnen wir mit den Folgen für die Technik, und gehen wir zu nächst von der Situation in den Ver einigten Staaten aus, wo wohl der höchste Prozentsatz des Brutto sozialprodukts für Rüstungen, aus gegeben wird. Während in der Rü stungsindustrie die Arbeitsleistung in den letzten drei Jahrzehnten um Tausende von Prozent gestiegen ist. hat sie in der Zivilindustrie gegen über den vorangegangenen 30 Jah ren zwar weiter zugenommen, abet weniger als in den ersten Jahr zehnten des 20. Jahrhunderts. Die Jahre der hohen Rüstung hatten einen dämpfenden, behindernden Einfluß auf die Entwicklung der Arbeitsproduktivität in der Zivil industrie. Die Arbeitsleistung je Arbeiter und Stunde stieg hier von 1950 bis 1970 um 3,0 Prozent, von 1965 bis 1970 um 2,1 Prozent uni von 1968 bis 1970 um 0,8 Prozent. Auf internationaler Ebene ergeben derartige Berechnungen, daß bei drei Ländergruppen — solchen mit sehr intensiver Aufrüstung wie USA und England, solchen mit mitt lerer Aufrüstung wie Frankreich und die BRD, solchen mit geringer Aufrüstung wie Japan — stärkste Aufrüstung zu relativ niedrigen In vestitionen und relativ geringer Steigerung der Arbeitsproduktivität führt, während die Länder mit mitt lerer Aufrüstung auch für Investi tionen und Steigerung der Arbeits produktivität mittlere Werte zeigen. und Japan mit geringer Aufrüstung außerordentlich hohe Investitionen und eine enorme Steigerung der Ar beitsproduktivität aufweist. Je intensiver also die Aufrüstung, degtp kümmerlicher der Zustand der Zivilindustrie. Aufrüstung kann zwar kurzfristig in den kapitalisti schen Ländern zu relativ geringer Arbeitslosigkeit und gutem Ge schäftsgang führen, hat auf die Dauer aber technisches Zurück bleiben. damit abnehmende Konkur renzfähigkeit im internationalen Maßstab und eine allgemeine Rü stungsmalaise der Wirtschaft zur Folge. Dieser Zustand ist heute be sonders deutlich in den Vereinigten Staaten. Die Situation in der Sowjetunion unterscheidet sich insofern nicht grundlegend von der in den Ver einigten Staaten als auch sie sehr hohe Rüstungsausgaben hat, als die Konzentration von Forschung und Entwicklung auf die Rüstung einen dämrfenden, hindernden Einfluß auf die Entwicklung der Technik in der Zivil Wirtschaft ausübt — und dies ungeachtet der historisch-mora lisch so eminent wichtigen Tatsache, daß die USA aufrüsten, um die Welt zu erobern und zu beherrschen, die Sowjetunion aber zur Verteidigung des Sozialismus und seiner Errun genschaften zu rüsten gezwungen ist. Dabei gibt es aber auch schon eine interessante und wichtige ITuancie- rung. Während die Rüstungsanstren gungen der Sowjetunion nicht weni ger intensiv sind und sein dürfen als die der USA, erlauben die so zialistischen Produktionsverhältnisse eine Steigerung der Arbeitsproduk tivität, die über der amerikanischev und englischen liegt und etwa der der mittleren Aufrüstungsgruppe der kapitalistischen Länder entspricht. Aber selbstverständlich betrachten wir ip den sozialistischen Ländern eine solche Steigerung der Arbeits produktivität als ungenügend. Selbst verständlich beurteilen wir die Be lastung unserer Fähigkeiten zur Steigerung der Arbeitsproduktivität durch die Rüstungen als sehr ernst, 'uiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiifiiiiiiii* s = = = E E | Prof. Dr. Jürgen Kuczynski: I Was hat die = = | Wissenschaft | | von der | Abrüstung? s = = I = = | Soziale und ökonomische Folgen | der Abrüstung für die Entwicklung I von Wissenschaft und Technik = = 1 I 7IIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII.' Wenn daher auch bei unseren Be mühungen um Abrüstung und Si cherheit natürlich die Erhaltung und Sicherung des Friedens als erstes Ziel steht, so soll man nicht über sehen, daß wir an zweiter Stelle da bei an die Möglichkeiten denken, die die Abrüstung für die Beschleuni gung der Hebung des technischen Niveaus unserer Industrie und Landwirtschaft sowie der Infrastruk tur schafft. Grundlegend verschieden aber sind die Wirkungen der Rüstung auf den Gesamtzustand der Wirtschaft. Wir hatten von einer Rüstungsma laise der amerikanischen Wirtschaft gesprochen. Von einer solchen Ma laise kann natürlich in der Sowjet union nicht die Rede sein. Im Ge genteil! Unsere Wirtschaft, insbe sondere die der Sowjetunion, ent wickelt sich gesünder und kräftiger als je. Und doch, trotz dieses grund legenden Unterschiedes der Aus wirkungen der Rüstung auf die Wirtschaft eines sozialistischen und eines kapitalistischen Landes, sind wir mit all unserer Kraft daran in teressiert, die Abrüstung so schnell und stark und intensiv wie möglich zu fördern. Wir sind nicht daran interessiert, die USA, alle kapitali stischen Länder, im Kriege oder durch Rüstung zu schlagen, sondern im Wettbewerb der friedlichen Ko existenz durch schneller steigende Arbeitsproduktivität, wie es Lenin schon vor mehr als einem halben Jahrhundert gefordert hat. aber wird dem Gegner gegenüber weder durch eine elegantere Form noch durch eine Preissenkung wirk samer — und allein auf diese Wirk samkeit, auf die durch verbesserte Technik größere Destruktivkraft kommt es bei der militärischen Produktion an. Und sodann verlangt die militä rische im Gegensatz zur zivilen Pro duktion stets eine Entwicklung in doppelter Richtung: eine bessere Ra kete des Gegners verlangt sowohl eine noch stärkere Verbesserung der eigenen Rakete wie auch eine Ver besserung der Antirakete bzw. der Raketenabwehr. Das alles geschieht im Rahmen einer Verbesserung „der Technik an sich“, während in der. Zivilproduk tion das Produkt nicht nur tech nisch genügen, sondern auch noch zahlreiche andere Bedürfnisse wie Bequemlichkeit. Schönheit usw. be friedigen soll. Vor allem aber darf es im allgemeinen einen bestimmten Preis nicht überschreiten. In der Rüstungsindustrie gilt praktisch das Prinzip der höchsten destruktiven Effektivität, Da die Rüstungsproduktion also viel einseitiger in ihrem Zweck ist, hat sie natürlich in der Technologie und Technik größeren Fortschritt ge bracht als die Zivilproduktion. Es genügt noch zu erwähnen, daß für die Rüstungstechnologie und -tech- nik weit höhere Mittel zur Verfü gung stehen als für die Zivilindu strie. ARGUMENT Nr. 2 Ein weiteres, besonders von den Militärs verbreitetes Argument lautet: Die Rüstungsindustrie habe auch größten Nutzen für die Zivil industrie. Zu einem fast kümmer lichen Resultat kam in dieser Be ziehung eine im Auftrage des Pen tagon unternommene Untersuchung über die Beziehungen zwischen der Entwicklung von Kriegstechnik und Ziviltechnik in den Jahren 1945 bis 1965. Entgegen den allgemein kursie renden Auffassungen kam diese Untersuchung zu dem Resultat, daß nur etwa fünf Prozent des techni schen Fortschritts in der militäri schen Produktion auch in der Zivil produktion Eingang gefunden hatte. Das ist eine ungeheuer wichtige und bedeutungsvolle Feststellung, ins besondere, wenn sie von dieser Seite kommt. Die Ursachen für den geringen Spin-off, wie* der Fachaus druck lautet, von der Technologie der Rüstungs- auf die der Zivil industrie sind vor allem folgende: Erstens: Die Geheimhaltung der rüstungsindustriellen Technologie wird erst aufgegeben, wenn eine neue Technologie die vorangehend? veraltet erscheinen läßt, solche Ver alterung wirkt aber natürlich nicht stimulierend auf ihre Anwendung in der Zivilindustrie. Zweitens: Nach der Erfahrung in den USA ist die Adaptierung der Rüstungstechnik an die Erforder nisse der zivilen Praxis oft teurer als eine vollkommen neue Konstruk tion. Es kann also gar nicht davon die Rede sein, daß die Fortschritte in der Rüstungstechnologie von großer Bedeutung für den Fortschritt der Ziviltechnologie sind. Im Gegensatz zu dem zweiten Ar gument, das falsch ist, hat das erste insofern eine sehr ernste Bedeutung, als wir im Gefolge der Abrüstung zweifellos einen ganz anderen, ich möchte sagen, moralischen Druck auf die Entwicklung der zivilen Technologie und Technik ausüben müssen, als es bisher der Fall war. Und hier wird sich wieder ein ganz großer Unterschied zwischen den kapitalistischen und sozialistischen Ländern zeigen. Nicht, daß nicht heute auch in den sozialistischen Ländern ein großer Unterschied zwi schen der Schnelligkeit und Energie der Entwicklung von Technologie und Technik auf militärischem und zivilem Gebiet besteht. Jeder Tech nologe weiß, wieviel schneller büro kratische Hemmnisse überwunden werden, wieviel eiliger Instrumente und Materialien und vor allem auch Kader für die militärische For schung und Entwicklung zur Ver fügung gestellt werden, als es für die zivile Forschung der Fall ist — so wohl in den kapitalistischen wie in den sozialistischen Ländern. Hier eine Wandlung mit der Abrüstung und Entspannung zu bringen, wird allerdings in den sozialistischen Ländern unvergleichlich wirksamer sein, da in der kapitalistischem Wirt schaft der Gewinn das Primat hat, in der sozialistischen Gesellschaft aber die Erhöhung des Lebensstan dards im weitesten Sinne des Wor tes. Folgen der Abrüstung für die Wissenschafts entwicklung Soziale und ökonomische Folgen der Abrüstung lassen sich auch un ter dem Gesichtspunkt der ■ Ent wicklung der Wissenschaft behan deln. Nicht nur, weil die Entwick lung der Naturwissenschaften eine wichtige Grundlage für die Ent wicklung der Technologie und Tech nik ist, sondern weil sie allgemein, auch ohne den Umweg über Tech nologie, . heute für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft größte Bedeutung hat. Allerdings wird sich das zukünftige Spektrum der Wis senschaft von dem gegenwärtig zu beobachtenden gründlich unter scheiden müssen. 1969 zum Beispiel waren entsprechend ihrem finanziel len Gewicht die Staatsausgaben dec BRD für Forschung und technische Entwicklung so geordnet: Militär — Atom — Weltraum — Medizin — Verkehr — Datenverarbeitung. Im gleichen Jahr hat eine Repräsen tativbefragung der Bevölkerung darüber, welche Forschungsaufga ben der Staat fördern sollte, als Re sultat folgende Reihenfolge er geben: Medizin — Ernährung — Umwelthygiene — Lehren/Lernen — Energie — menschliche Beziehungen. (Lehren/Lernen konnte in der vorangehenden Übersicht der fak tischen Bundesausgaben keine Hauptrolle spielen, da die Aus gaben dafür in erster Linie nicht vom Bund, sondern von den Län dern getragen werden.) Wir sehen, wie grundverschieden die Prioritäten sind. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die von der Meinungsumfrage ermittel ten Prioritäten dem Spektrum der Wissenschaften in einer Welt der Ab rüstung viel näher sind als das heu tige Ausgabeschema. Ebensowenig kann es zweifelhaft sein, daß das neue Spektrum die sozialen und öko nomischen Verhältnisse der Gesell schaft wesentlich verbessern, kann und wird. Zugleich wird sich die Wissen schaftlichkeit unserer Produktion und damit ihre Qualität und Nütz lichkeit (ganz abgesehen von der Arbeitsproduktivität bei ihrer Her stellung) wesentlich verbessern. Man muß sich doch darüber klär sein, daß heute mindestens zehnmal so viel Ausgaben für die Forschung auf jedes Produkt der Rüstungsindustrie । wie auf ein gleich teures Produkt der Zivilindustrie entfallen. Man kann sich vorstellen, was auch nur eine Verdoppelung des wissenschaft lichen Elements in jedem Zivilpro- dükt für seinen Gebrauchswert be deuten würde. Und all das wjrd erleichtert, ver billigt und beschleunigt, wenn durch die Entmilitarisierung der Wissen schaft die Geheimhaltung aufgeho ben und so der freie Meinungs- und Erfahrungsaustausch gefördert wird. In der Tat läßt sich sagen, daß unter den Bedingungen der Ab rüstung jeder wissenschaftliche Fort schritt die sozialen und ökonomi schen Verhältnisse der Menschen verbessern kann und in den soziali stischen Ländern verbessern wird. (APN) ARGUMENT Nr, 1 Von Nichtmilitärs wird vielfach das Argument vorgebracht, daß es die Militärs verstanden haben, die Technologie schneller zu entwickeln, als es je den Zivilisten gelungen ist. Dies wird niemand bezweifeln können. Einmal spielt die besondere Art der Rüstungskonkurrenz eine be sondere Rolle. Vergleichen wir die zivile und die militärische Konkurrenz in der Pro duktion: Bei zivilen Produkten braucht der Druck der Konkurrenz nicht notwendigerweise zu techni schen Verbesserungen zu führen, Wenn zwei Konkurrenten tech nisch gleichwertige Eisschränke in 2 Ländern auf den Markt bringen, so wird es zunächst eine ganze Weile dauern, bis die internationale Konkurrenz überhaupt wirksam wjrd. Der eine kann den anderen auch ohne technischen Fortschritt, zum Beispiel durch eine elegantere Form des Eisschrankes oder auch eine Preissenkung schlagen, die bei verstärktem Absatz zu einem höhe ren Profit führen wird. Eine Bombe Leere Stühle in USA-Hörsälen HO 000 Plätze im ersten Studien jahr an den Hochschulen der USA werden in diesem Lehrjahr unbe setzt sein. Das geht aus einem Be richt der Carnegie-Kommission für Hochschulbildung hervor, berichtet TASS aus New York. Dieser Mangel an Studenten in den Hochschulen der USA ist vor allen Dingen auf die weitere Erhöhung der Studien gebühren zurückzuführen. Zur Zeit kostet das vierjährige Studium an einer Universität der USA 16 000 bis 17 000 Dollar. BRD-Bildungsmisere trifft Arbeiterkinder am stärksten Gegen katastrophale Zustände im Bildungswesen der BRD hat sich die BRD-Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gewandt. Sie kritisierte besonders die überhohen Klassen stärken, ungenügende Weiterbil dungsmöglichkeiten für die Lehrer und den häufigen Ausfall von Unter richt. Die größten Klassen, teilweise mit über 50 Schülern, die am kür zesten ausgebildeten und am schlech testen bezahlten Lehrer gibt es nach Feststellung der Gewerkschaft dort, wo die Kinder der Arbeiter, der Landbevölkerung und der „kleinen“ Angestellten ihre Schulpflicht erfül len. Diese Situation wird sich nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft noch verschärfen. Bis 1975 muß mit einer Steigerung der Schülerzahl um eine Million ge rechnet werden, für die 60 000 Leh rer mehr benötigt würden. Mehrere Bundesländer verhängten jedoch be reits für 1972 eine Einstellungs sperre für den Lehrernachwuchs. Wohnsituation für BRD-Studenten katastrophal „Kein Einzelfäll: 185 Mark Miete für sieben Quadratmeter“ über schrieb kürzlich das „Hamburger Abendblatt“ einen Bericht über die katastrophale Wohnsituation der Studenten und führte als Beispiel den afrikanischen Studenten Jean- Laurent Takelpou an, der mit seiner jungen Frau für diesen Preis einen derartigen Raum ohne Fenster in Barmbeck - Süd bewohnt. Licht kommt durch ein winziges Oberlicht, Luft (und Regenwasser) über einen Ventilator. „Jean-Laurent Takelpo geht es noch gut: Er hat ein Dach über dem Kopf“, schreibt das „Ham burger Abendblatt“. Rhein wird zunehmend „aufgeheizt" Eine „katastrophale Entwicklung“ des Wasserhaushaltes hat die BRD- Kommission zur Sauberhaltung des Rheins prognostiziert. Mit Hilfe um fangreicher Analysen wurde in einem „Wärmelastplan Rhein“ fest gestellt, daß der Fluß bei Verwirk lichung aller bekannten Kraftwerks und Industriebauten von schweize rischer, französischer und BRD- Seite — einschließlich der bereits existenten Wärmebelastung — bereits im Jahre 1975 in Engpaßzeiten eine Temperatur von 28 Grad Celsius er reicht. Wenn keine umfassenden Schutzmaßnahmen getroffen werden, würde das Rheinwasser zehn Jahre später sogar bis zu der extremen Temperatur von 35 Grad Celsius „aufgeheizt“ sein. Bereits eine Er- Wärmung auf 30 Grad würde jedoch das Absterben fast allen Lebens im Rhein zur Folge haben. Die ein tretende Sauerstoffzehrung würde die Regenerationsfähigkeit des Flus ses „total erschöpfen“, und die Trinkwasserversorgung der Rhein- Anlieger würde zusammenbrechen. Bezeichnend in diesem Zusam menhang ist, was der Vorsitzende der genannten Kommission, der hes sische Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Werner Best, zur Ab wendung von Gefahren auf einer Pressekonferenz erklärte. Er emp fahl nämlich, die hohen Kosten der Unternehmen für unerläßliche Kühl- Systeme über Strom-und andere Preise auf die Werktätigen abzuwäl- zen. Eine Kostenerhöhung für die „Endverbraucher" von Elektroener- gie hielt er z. B. im Interesse des Umweltschutzes für „durchas zu- mutbar". Er forderte sogar, solche Belastungen der Werktätigen im In teresse der „Wettbewerbsgleichheit" in allen Anliegerstaaten des Rheins vorzunehmen. UZ 1/72, Seite 7
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