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Nachstehende Bekanntmachung der Königlichen Vezirksschulinspektion II und der Königlichen Amtshauptmannschaft wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Rabenstein, am 14. September 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Es wird erneut darauf hiugewiesen, daß Fortbildungsschiilern »ach den bestehenden gesetzlichen Vorschriften die Mitgliedschaft bei politischen Vereinen verboten, der Beitritt zu anderen Bereinen jedweder Art aber nach 8 12 der im Schulaufsichtsbezirke Chemuitz II gültigen Disziplinarordnung vom 28. Februar 1901 nnr nach erfolgter, durch den Schulvorstand einzuholender Genehmigung der unterzeichneten Königlichen Bezirksinspektion gestattet ist. Der Mitgliedschaft ist die Teilnahme an den Vereinsveranstaltungen gleich zu achten. Vereiusvorsteher, die Fortbildungsschüler als Vereinsmitglieder aufnehmen oder deren Teilnahme an Vereinsveranstaltungen dulden, bevor ihnen die erfolgte Beitritts-Genehmigung der Königlichen Vezirksschulinspektion nachgewiesen worden ist, werden mit Geldstrafe bis zu 160 M-, an deren Stelle im Falle der Un einbringlichkeit Haftstrafe bis zu 14 Tagen zu treten hat, bestraft, während die Fortbildungsschüler bei Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen Strafen nach Maßgabe der Verordnung vom 4. November 1878 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 482 ff.) zu gewärtigen haben. Chemnitz, den 4. August 1906. Die Königliche Bezirksschulinspektion II und Königliche Amtshauptmannschaft. Gemeinderats - Sitzung Siegmar am 13. September 1906. Vorsitzender: Herr GemeindeNorstand Klinger. Es wird Kenntnis genommen 1.) voll einen: Be schlusse der Königliche» Amtshauptmannschaft Chem nitz, die Verpflichtung der Hebamme Schoffke be treffend, sowie 2 .) von einigen Dankschreiben über gewährte Ge haltszulagen und Gratifikationen. 3 .) Auf zwei Gemeindeanlagenreklamationeu wird beifällige Entschließung gefaßt,, während eine weitere Reklamation als unbegründet zurückgewiesen wird. 4 .) Die Gemeinde-, Schul-, Armen-, Feuerlösch-, Parochial-, Elektrizitätswerks- und Wasserwerkskassen rechnung pro 1905, sowie die Rathausbauabrechnung und die Abrechnung für die Erweiterung des Elektri zitätswerkes sind beschlußgemäß durch deu vereidigten Bücherrevisor Richter in Chemnitz geprüft und für richtig befunden worden. Nachdem das Kollegium von dem Prüfungsbericht Kenntnis genommen, werden sämtliche Rechnungen bez. Abrechnungen richtig ge sprochen und dem Nechnungsführer Entlastung erteilt. 5 .) Zu dem Beschlusse des Sparkasseuausschusses vom 12. d. M., die Beleihung eines Grundstückes betr., sowie die Ermäßigung des Zinsfußes auf 41/4°/« für ein hypothekarisches Darlehn wird die erforderliche Zustimmung erteilt, desgleichen wird von einer Ver ordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 2. August d. I., die Anlegung von Sparkassen geldern betr., Kenntnis genommen. 6 .) Die Betriebsberichte des Elektrizitätswerkes auf die Monate Juli und August werden entgegen genommen und zur Ausführung von mehreren Leitungs anschlüssen Genehmigung erteilt. Die linksseitige Wohnung des Hintergebäudes des Elektrizitätswerkes soll auderweit vermietet werden. 7 .) Auf einen Antrag, die Einziehung eines Teiles des sogenannten Eichelbergweges in Neustadt wird sich dem Vorgehen des Gemeinderates zu Neustadt au- geschlossen. 8 .) Auf einen eingewendeten Rekurs gegen die Abforderung von Besitzwechselabgaben soll die Rekur- reutin zur Beibringung der noch erforderlichen Nach weise veranlaßt werden. 9 .) werden verschiedene neu zugezogene Personen zu den Gemeindeanlagen nachgeschätzt. 10 .) Zu Mitgliedern der Einkommensteuereinschät- zuugskommission werden gewählt die Herren Gemeinde- Vorstand Klinger und Gemeindeältester Lindner nnd als deren Stellvertreter die Herren Fabrikant Otto Jaeger und Fabrikant Bruno Römer. 11 .) Ein Gehaltszulageugesuch findet entsprechende Berücksichtigung. Sitzung des Ortsarmenverbands bez. Gemeinderats zu Rabenstein am 18. September 1906. Es wird beschlossen: 1 ., den Unterstützungswohnsitz für eine erkrankte Mannesperson anzuerkennen und die durch dessen Unter bringung im Stadtkrankenhaus Chemnitz entstehenden Kosten nach tarifmäßiger Höhe zu erstatten, auch Regreß au die unterhaltungspflichtigcn Anverwandten zu nehmen ; 2 ., die Unterstützung an eine Witwe antragsgemäß zu erhöhen und die Anverwandten, soweit als möglich, zu Erstattung anzuhalten, sowie in einer dritten Sache weitere Erörterungen anzustellen. Nach verschiedenen Mitteilungen in Armenange- legeuheiten widmet der Vorsitzende dem mit 30. Sep tember 1906 aus seinem Amte scheidenden Herrn Pfarrer Sattler — der seit 29 Jahren dem Armenverbande angehört — warme Worte des Dankes für seine Tätigkeit als Mitglied und als Gemeinde waisenrat. Hierauf wird in die Beratung der Tagesordnung für den Gemeinderat eingetretcn und nach Kenntnis nahme verschiedener Eingänge: a) Aufnahme eines Einwohners in den sächsischen Untertanenverband, b) Planaufstellung der Gemeinde Rottluff, die Tal straße und die elektrische Straßenbahn betr., c) die Genehmigung des I. Nachtrags zum Ortsstatut der Gemeinde rc. beschlossen: 1 ., Bedenken gegen das Dismembrationsanbringen zu Blatt 112 für Niederrabenstein nicht geltend zu machen, 2 ., die Gemeindekaffenrechnnngen auf 1905 nach dem Bericht uud Antrag des Finanzansschusses richtig zu sprechen und den Kassierer zu entlasten; 3 ., von der Verordnung des K. Ministeriums des Innern, den Ankauf von Staatspapieren für die Sparkasse betr., Kenntnis zu nehme:: uud den Spar kasseuausschuß mit der weiteren Erledigung der An gelegenheit zu betrauen; 4 ., auf das Augebot, den Ankauf eines Waffer- rechts samt Zubehör betr., in Rücksicht auf die Höhe der gestellten Forderung sich in weitere aussichtslose Verhandlungen nicht mehr einzulassen ; 5 ., von der baupolizeilichen Genehmigung des Bebauungsplans über das Gelände südlich der In dustriebahn Kenntnis zu nehmen und auf Einleguug von Rechtsmitteln zu verzichten; 6 ., die vomGeometer hinsichtlich der Reichenbrander straße vorgesehenen Straßenbreiten beizubehalten und diesbezüglich bei der Aufsichtsbehörde vorstellig zu werden; 7 ., die „Burgstraße" in öffentliche Unterhaltung zu übernehmen, sobald alle Mängel abgestellt sind, welche sich nach einer von: Bauansschuß und dem Herrn Amtsstraßeumeister vorzuuehmendeu Besichtigung ergeben sollten; 8 ., den Vertragsabschluß mit der Firma Löffler in Freiberg gutzuheißen und die weiter beantragten Mittel für die Schürfarbeiten zu bewilligen; 9 ., das alte Friedhofsareal bei einem event. Ueber- gange an die Gemeinde nach der dereinstigen Säku larisation als öffentlichen Platz vorzusehen und höchstens bis zu drei öffentlichen Gebäuden bebauen zn lassen; 10 ., zur Anlegung und Vervollständigung eines Fußweges längs eines Neubaues Genehmigung zu erteilen und den Bauausschuß mit den weiteren Maß nahmen zu beauftragen; 11 ., die Wahl für die Einschätzungskommission der Staatseinkommenssteuer auf die nächsten 2 Jahre in geheimer Abstimmung vorzunehmen. Es werden gewählt als Mitglieder: Fabrikant Hermann Barthel, Gutsbesitzer Julius Karte und Gemeindevorstand Wilsdorf; als Stellvertreter: Fabrikant Max Herm. Hofmann, Gutsbesitzer Reinhold Esche, Hausbesitzer Karl Hofmann. 12 . werden noch einige Steuererlaßgesuche zur Erlediguug gebracht. Oertliches. Hleichenörand. Den Rosenkulturen des Herrn Eduard Dietrich, hier, wurde auf der Zwickauer Gewerbe- uud Industrieausstellung das Diplom zur silberneu Medaille zuerkaunt. Es ist dies ein erneuter Beweis der Leistungsfähigkeit dieses Unternehmens, das bereits auf der Erzgebirgischen Gartenbauaus stellung zu Chemnitz im Jahre 1895 mit der silbernen Staatsmedaille und im Jahre 1905 auf der gleiche:: Ausstellung mit Ehrenpreisen und silberner Preismüuze ausgezeichnet wurde. Hleichenörand. Wie aus dem Inseratenteil dieses Blattes ersichtlich, eröffnet der hiesige Stenographen verein am 5. Oktober wieder einen Anfängerkursus iu der Gabelsberger'schen Stenographie. Es liegt im Interesse eines jeden, die Stenographie zu erlernen, und in anbetracht der günstigen Gelegenheit und des mäßigen Honorars sollte niemand versäumen, au den: Kursus teilzuuehmen. Ganz besonders aber ist es jungen Leuten zu empfehlen, welche in Bureaus, Kontors u.s.w. beschäftigt sind, sich der Kurzschrift zu widmen. Meustadt. Das König!. Ministerium des Innern hat beschlossen, dem Gemeindevorstand zu Neustadt gemäß § 2 Abs. 1 des Gesetzes über dieZwangsvollstreckuug wegen Geldleistungen in Verwaltungssachei: vom 18. 7. 1902 in den zu seinem Geschäftsbereiche gehörigen Verwaltungssachen in Erweiterung der ihm bereits erteilten Befugnis, auch die Befugnis zur An ordnung der Zwangsvollstreckung in den Arbeits- und Dienstlohn zu übertragen. Für das am 1. Oktober dss. Js. neu zu errichtende Standesamt Neustadt mit Gutsbezirk Höcke richt sind am 11. September von der Königl.Ämts- hauptmanuschastChemnitz Herr Gem.-Vorst. Geißler als Standesbeamter, Herr Rittergutsbes. Rost als 1. und Herr Gem.-Kassierer Deininger als 2. Stellvertreter des Standesbeamten des genannten Standesamtsbezirks verpflichtet worden. der Adjutant ein: fehlen noch." In diesen: Augenblicke trat Nach der gegenseitigen stummen Verneigung stellte der General den Ankommenden vor und fragte dam:. „Was haben Sie für Nachrichten, Herr Adjutant?" „Das Bataillon Berger wurde heute iu Bazeilles und im Park von Monvillers fast vollständig anfge- rieben, Herr General", begann der Adjutant. „Es war bereits gegen Mittag auf eiue kriegsstarke Kom pagnie zusammengeschmolzen. Major Berger hat gegen ein Uhr auf der Höhe, nächst Bazeilles, eine Mitrailleusen - Batterie weggenommeu, wurde aber dann von einer großen feindlichen Uebermacht hart bedrängt. Ueber eine Stunde hat er derselben Stand gehalten, bis endlich Verstärkung eintraf. Von da an fehlen alle bestimmten Nachrichten über das Bataillon- Der kleine Rest desselben soll sich, der Fahne verlustig, einem Regiments angeschlossen haben- Hauptmann Schwarzwild ist bei La Monzelle gefallen; Major Berger uud Leutnant Schütz werden bis zur Stunde vermißt." „Vermißt?" fragte der General im Tone höchsten Befremdens. „Ein Bataillons-Kommandant vermißt? Der deutsche Soldat läßt seine verwundeten und ge fallenen Offiziere nicht auf dem Schlachtfelde zurück- Da müßten ganz seltsame Umstände —" Er brach plötzlich ab und eilte erschrocken auf Irma zu, die bei den letzten Worten des Ad^tanten leichenblaß geworden war und wankte. Hartfeld blickte verstört auf den Ueberbringer der Hiobspost. „Wollen gnädiges Fräulein nicht auf diesem Koffer Platz nehmen?" fragte der General teilnahmsvoll- „Sie sind jedenfalls von der Reise und Ihren Berufs strapazen angegriffen. Ein Trunk Wein, wenn Sie wünschen, mit Wasser vermischt, dürfte Sie vielleicht etwas erfrischen. Bitte, trinken Sie, gnädiges Fräulein!" Irma nippte von dem dargereichten Becher uud dankte mit schwacher Stimme. Die Einladung zuiu Sitzen lehnte sie höflich ab. „Mir erschien die Meldung, daß die beiden Offiziere vermißt sein sollen, anfangs ebenfalls sehr unglaub würdig, Herr General", fuhr der Adjutant fort; „aber es scheint sich so zu verhalten. Ich habe vorhin mehrere verwundete Offiziere des Jäger-Bataillons persönlich gesprochen. Es wurden umfassende Recher chen über den Verbleib des Bataillons gepflogen; man konnte aber nichts Bestimmtes, erfahren. Keiner der Offiziere hatte die Vermißten fallen sehen. Der Bajonettkampf tobte in dem von der Givonuc durchschnittenen bewaldeten Tale zwischen dem Pan von Monvillers und La Monzelle und ans beiden Seiten wurde mit großer Erbitterung gekämpft; jeder hatte mit seiner eigenen Aufgabe zu tun. Nachdein eiue Gefangennahme deutscher Truppen bei Bazeilles uud den weiter nördlich gelegenen Höhen nicht statt- gefuuden hat, dürften die beiden Offiziere verwundet oder tot in dein bezeichneten Gelände liegen. Der Rest des Bataillons muß sich einem Truppenkörper' angeschlossen haben, der zu einem andern Korpsbereich gehört. Wie Herr General wissen, kamen nach dein Eingreifen der sächsischen Regimenter die einzelnen Truppenverbände im Verlaufe des Nachmittags star' durcheinander." Eine längere Pause trat ein. Die Blicke der beiden Geschwister hingen mit ängstlicher Spannung auf dem ernsten Gesichte des Generals. „Ein Aufsuchen der beiden Vermißten ist zur Nacht zeit wohl sehr schwierig", begann der General; „aber der Versuch muß gemacht werden. Herr Adjutant, ordnen Sie Hierwegen sogleich das Notwendige au- Das ganze Gelände zwischen Bazeilles und La Monzel» muß abgesucht werden. Requirieren Sie vom Verband platz eine Anzahl Krankenträger, die natürlich uw Laternen ausgerüstet sein müssen, da die Nacht ziemlich finster ist." Fortsetzung folgt. Freigesprochen. — Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). Hartfeld war tief ergriffen und Irina weinte. Ein minutenlanges Schweigen trat ein. „Daß unser Vater unschuldig war, davon bin ich seit gestern Abend fest überzeugt. Herr Major Berger hat sein Wort für die Unschuld des Verstorbenen eingelegt." „Den Herrn Major Berger habe ich gleichfalls rufen lassen uud hoffe, daß es ihm möglich ist, zu kommen. Sein Bataillon wurde heute bei Bazeilles uud La Monzelle stark dezimiert. Nähere Meldungen