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Brief aus Proben lager Seeburg Lieber H., mein Versprechen, Dir ein paar Zeilen aus Seeburg zu schreiben, will ich hiermit einlösen. Das Un angenehme zuerst: Das Wetter hier ist alles andere als freund lich, zwar hat es nicht ein einziges Mal geregnet, doch es wehte die ganze Woche ein kalter Wind. So hatten wir alle unsere Badesa chen umsonst in den Koffer ge packt. Doch wir haben’s überwun den, schließlich waren wir ja nicht wegen des Bades nach See burg gefahren, das ganze Unter nehmen heißt ja bekanntlich Pro benlager. Wie immer hatten wir Quartier in der Jugendherberge „Mansfelder Land“ (früher Wit wenturm geheißen) genommen. Für die meisten war das ja nichts Neues, und der Leiter der Her berge schien auch ganz froh, einige alte Bekanntschaften auf frischen zu können. Doch ich will mich nicht mit der Vorrede auf halten. Du möchtest sicher wissen, woran wir geprobt haben. Hast Du schon .mal was von dem DDR- Schriftsteller Stefan Schütz ge hört? Nein — das ging wohl den meisten von uns so. Schütz, er lebt übrigens in Potsdam, schrieb eine Adaption des Kleistschen Kohlhaas-Stoffes, das Stück heißt dann auch „Kohlhaas“. Eine sehr interessante Sache, weil Schütz die selbständigste Arbeit zu die sem großen und bewegenden Thema schuf. Das Stück hat herrliche Rollen zu bieten, ein Theaterspektakel im besten Sinne des Wortes schwebt uns da vor. Vielleicht schreibt Dir zu gegebener Zeit mal unser Regisseur Jürgen Ver- dofsky, er ist Absolvent der Thea terhochschule und seit kurzem Dramaturg am Landestheater Halle. (Nebenbei: Wenn Du noch Männer kennst, die Lust haben mitzuspielen, dann schick sie mal zu uns). Wir haben täglich sieben Stunden geprobt, natürlich nicht hintereinander, sondern mit Mit tagspause, und am Abend schwan gen wir auch mal das Tanzbein. Synchron zu den „Kohlhaas“-Pro ben arbeiteten wir an einem klei nen Programin mit dem Titel „Vorsicht! Satire!“ Das sind Texte der sowjetischen Kleinen Bühne, in etwa mit unseren poli tisch-satirischen Kabaretts zu ver gleichen. Unser Beitrag zum 60. Jahrestag, am 1. November wollen wir damit ans Licht der Öffentlichkeit treten. Der „Kohl haas“ wird dann, wenn wir es schaffen, im Dezember, sonst aber auf jeden Fall im Januar gezeigt werden. Und ganz sicher wären mir die KMUnken bitterböse, und das zu Recht, wenn ich Dir nicht mitteilen würde, daß auch sie an einem neuen Programm arbeiten. Das ist noch im Stadium der Dis kussion, und also hieß es für un sere Kabarettisten nochmals, sorg fältig Parteitagsmaterialien, und Plenen zu studieren, was meinst Du, was dort für Anregungen für ein gutes Kabarettprogramm in Hülle und Fülle sind. Die Um setzung ist natürlich ein erst noch zu bewältigendes Problem. Die Woche vom 12. bis 17. September ist also fleißig gearbeitet worden, mit großem Elan aller Beteilig ten, einer bewundernswerten Dis ziplin und mit vielen Diskussio nen während der Proben und auch abends. Im übrigen haben wir auch eine Vollversammlung gehabt, dort unterhielten wir uns über Projekte, die wir ab 1978 realisieren wollen, es ist nicht we nig, und ich spare mir das hier aus. Vielleicht reden wir mal gelegent lich darüber, ich würde mich je denfalls freuen. Ich hoffe, Du bist nun einiger maßen informiert, was in Seeburg losgewesen ist. Öder interessiert Dich auch, daß wir Fußball mit zwei gemischten ‘ Mannschaften spielten? Die Damen waren — wie eigentlich immer — ein Gewinn. Mit dieser freundlichen Fest stellung laß mich schließen. Also bis bald und tschüs Wolfgang U. Schütte (PS. Natürlich konnte keiner von uns beiden wissen, daß ausgerech net auf dieser Seite die Form des Briefes in der UZ wieder einmal „entdeckt“ wurde...) Farkas, Vivaldi, Britten und Bach; Leitung: U niversitätsmusikdi rektor Hans-Jürgen Flog im i. Anrechts- Filmzyklus Casino so- die 20. Oktober, 19.30 Uhr, Dr. Werner Martin, Sekretär für Wissenschaft und Kultur der SED-Bezirksleitung gelnatz-Abehd in der Gaststätte der Mensa Haus Veranstaltung der Reihe „Begegnun gen mit Kunstwerken“ dieses Werk vor. telt Prof. Dr. sc. Horst Möhle (Alle Veranstaltungen finden Haus der Wissenschaftler statt.) Klub der Wissen schaftler und Kulturschaffenden Die „Kleine Galerie“ im Haus der Klub der jungen Arbeiter und Angestellten 1. Oktober: Diskothek 5. Oktober: JAZZ-KISTE Nr.*5 Zu Gast sind an diesem Abend Akademisches Orchester 24. Oktober, 20 Uhr, Hochschulgruppe des Kulturbundes 13. Oktober, 19.30 Uhr, Ludwig van Beethoven — Kompositionsarbeit und Interpretation (mit Musikbeispielen), es spricht Musikwissenschaftler Dr. Peter Gülke, Kapellmeister an der Staatsoper Dresden. 18. Oktober, 19.30 Uhr, Der Beitrag der Landwirtschaft und der Nah- Gastspiel des Monats 3. Oktober, 20 Uhr, Altes Rathaus, „Collegium musicum" der Wilhelm- Pieck-Universität Rostock, Akademi sches Sonderkonzert mit Werken von Hafenkneipe, S. 6) Ernst-Beyer- Schriftsteller-Zyklus 12. Oktober. 19.30 Uhr, Hans Pfeif fer liest in der Leipzig-Information Galerie am Sachsenplatz 1. bis 25. Oktober, Grafik zu wjetischer Lyrik und Prosa Leipziger Jazzenthusiasten“, die ein rungsgüterwirischaft in der DDR zur Versorgung der Bevölkerung — Ge spräch mit Prof. Dr. sc. agr. Dr. h. c. Gerhard Winkler 19. Oktober, 16.30, Reiseeindrücke aus Kuba (mit Lichtbildern) vermit- Konzert geben und anschließend zum Tanz aufspielen. 8. Oktober: Diskothek 12. Oktober: „Darf ich bitten?“ Oder: Ist Höflichkeit unmodern? Informationen und Disput über Ma nierliches und Traditionelles rund um den Tanz. 15. Oktober: Diskothek 19. Oktober: KLUB-AKTUELL Unser aktuell-politisches Monats gespräch behandelt Fragen der Wirt schaftspolitik der SED nach dem IX. Parteitag. 22. Oktober: Wegen Klubratsschulung geschlossen! 25. Oktober: 2. UZ-Disko Mit 1. Zwischenauswertung der ge meinsamen UZ-Leseraktion „Deine Begegnung mit der Sowjetunion“ und Preisverleihung. Zu den Akteuren gehören u. a. die Gruppe „FORUM“. Karten in der UZ-Redaktion und an der Abendkasse erhältlich. 26. Oktober: „Erholung im Winter“ Tips für Miniferien im Schnee. Eine Veranstaltung mit dem Jugend reisebüro der DDR 29. Oktober: Diskothek (Einlaß für alle Veranstaltungen des Klubs ab 19 Uhr) Mensa „Kalinin" 15., 22. und 29. Oktober, 19-24 Uhr, Tanz, Vorverkauf dienstags und don nerstags von 11 bis 14 Uhr in der HA Kultur, Ernst-Schneller-Straße 6 (Karten gibt es nur über Vorverkauf bzw. über FDJ-GOL, vergl. UZ/Nr. 33, Klub der Intelligenz Die Klubgalerie zeigt vom 4. bis 29. Oktober Werke von Prof. Bern hard Heisig. Das Galeriegespräch am 19. Oktober leitet Dr. Werner Timm, Berlin. 5. Oktober, 19.30 Uhr, Gespräch mit Helmut Richter über sein Fern sehspiel „Herz der Dinge“. 18. Oktober, 19.30 Uhr, Dr. Debes von der Universitätsbibliothek spricht über „Göschen als Verleger und Typograph“ (Veranstaltung der Pirckheimer-Ge- 20. Oktober, 17 Uhr, „Der weiße selischaft Dampfer“ (UdSSR), Filmkunsttheater ‘ ’ spricht über „Kultur und sozia listische Lebensweise“ anläßlich des Bundeskongresses des Kulturbundes 26. Oktober, 19.30 Uhr, Dr. Hans Liebau, Berlin, spricht über „Traum und Wirklichkeit in der Malerei Marc Chagalls“. Aus Schriften des Künst lers liest Helga Labudda konzert, „Serenade im Alten Rat haus“ Museum der bildenden Künste 2. Oktober, 10.30 Uhr, Galeriekon zert zu „Beethoven von Max Klinger“ — Schüler musizieren für Eltern und Kinder, es spricht Prof. Dr. Gerhard Winkler 9. Oktober, 10.30 Uhr, „Musizie rende Kinder“ — eine Veranstaltung für Eltern und Kinder, Leitung Frau Wittenberg 16. Oktober, 10.30 Uhr, „Niederlän dische Malerei des 17. Jahrhunderts“ Führung: Schroeter 23. Oktober, 10.30 Uhr, Besuch der Ausstellung „Russische und sowjeti sche Grafik, Führung: Mehnert 30. Oktober, 10.30 Uhr, „Gegen wartskunst im Bezirk Leipzig“ Füh rung: Sander. Studiobühne i 1., 2., 11., 15., 16., 24., 25. Oktober, 20 Uhr, „Lebe, lache gut“, ein Rin- Wissenschaftler zeigt im Oktober und November Grafik aus der Sowjet union. 19. Oktober, 19.30 Uhr, „Tag der Sektion Mathematik“, Prof. Dr. sc. nat. Hans Rohleder spricht zum The ma: „Informationsverarbeitung — Entwicklung und Perspektiven“ 26. Oktober, 19.30 Uhr. Robert Sterls Gemälde „Elbearbeiter" aus dem Jahre 1906 — ein Dank an die Universität, Diplom-Kunsthistoriker Rainer Behrends stellt in der fünften $ Germa nisten-Tradition Krakow'77: Mehr als nur dem Sprachverständnis verpflichtet Tägliche Diskussionen über Stilistik und Grammatik und Umgangs sprache, Dispute über DDR-Literatur, kulturpolitische und landeskund liche Probleme — das wäre in nüch terner Kurzform der Hochschul ferienkurs für polnische Germanistik studenten in Krakow. Dennoch wä ren Inhalt und Zweck solcherart we sentlich zu knapp umrissen. Seit Jahren leisten im Monat August vor allem Germanisten der KMU hier ihren Beitrag zur Erziehung und Bil dung künftiger Germanistikkader der VR.Polen. Hochschulferienkurs in Krakow — Tradition also, die nicht nur dem rein sprachlichen Ver stehen und Verständnis verpflichtet ist,/sondern gleichwohl dem Kennen lernen und Verstehen der Menschen unserer beiden befreundeten Staa ten überhaupt. Rund 500 polnische Studenten des 2. Studienjahres aus neun Germanistischen Instituten, 27 DDR-Lektoren und 46 Mentoren so wie Mitglieder von KMU-Kultur ensembles trafen sich in Krakow 77. Natürlich wurden auch Karten und Briefe an Freunde zu Hause ge schrieben, manche von ihnen könn ten diesen Inhalt gehabt haben: „Guten Tag, Jutta! Bei der Ab fahrt hast Du mir „schöne Ferien“ gewünscht; ein bißchen habe ich das ja auch gedacht, aber denkste! Krakow ist eben nicht nur eine herr liche Stadt, insofern stimmt „Ferien“ im schönen Worte Hochschulferien kurs schon, aber Krakow ist für mich als Mentor zu allererst solides Praktikum. Nur gut, daß ich in Leipzig alle Vorbereitungsveranstal tungen besucht habe, das zahlt sich jetzt aus. Die polnischen Freunde wollen unerhört viel über Vieles wissen. Manchmal komme ich ganz schön ins Schwitzen, besonders beim methodischen Herangehen. 10 Kom militonen hab’ ich zu betreuen, im Plan sind täglich zwei Stunden vor gesehen. Aber was ist in diesem Fall schon ein Plan! Selbst wenn ich die vierfache Zeit dafür inve stiere, habe ich das Gefühl, es wä ren ein paar Stunden zu wenig. Das interessiert Dich sicher auch: Im Lehrgang sind nur wenige, dafür sehr nette Jungen, in meiner Gruppe drei. Keine Bange, nicht deshalb mache ich mir um den Zeitfaktor Gedanken ... Falls Du nächstes Jahr nach Krakow fahren solltest, was ich dir nur wünschen kann, wird man bis dabin sicher die über Wochen verteilte Vorbereitungsphase durch ein mehrtägiges Intensivprogramm ersetzt und somit also verbessert haben. Tschüß, Bärbel“, ★ „Hallo Marek! Also — von mir aus könnte das gesamte Studium so an gelegt sein wie dieser Kurs, es hat fast den Anschein, als lerne man so „ganz nebenbei“. Aber eben nur fast. Selbst bei der ausgesprochen ungezwungenen Atmosphäre muß man natürlich tüchtig arbeiten, aber deshalb bin ich ja hier. Die Lekto ren und Mentoren aus Leipzig geben sich sehr viel Mühe mit uns, der direkte tägliche Kontakt und die vielen Möglichkeiten zum Lernen, die sich daraus zwangsläufig erge ben, sind interessanter als so man che gedruckte Weisheit. Ganz beson ders wichtig ist für mich die phone- tische Ausbildung, Du weißt ja, daß ich da so meine Mühe habe. Klar, daß ich auch unsere DDR-Mentorin, übrigens ebenfalls Studentin, mit vielen Fragen in Beschlag nehme, quasi zusätzliche Landeskunde. Ich habe sie für den kommenden Sommer zu uns nach Rzeszow einge laden, sie wird Dir sicher auch ge ¬ fallen. Apropos, gefallen. Die Leip ziger haben für den Unterricht drei interessante Filme mitgebracht, da von hat mir „Der Dritte“, ein Ge genwartsfilm über Probleme junger Frauen ganz besonders gefallen. Wahrscheinlich werde ich darüber meine Abschlußarbeit schreiben Über alles andere ausführlicher und vor allem mündlich in zwei Wochen. , Deine Janina“ ★ „Liebe Silvy! Ringelnatz im Studen tenklub „Nawojka“! Ein Beifall wie im guten, alten Ernst-Beyer-Haus! Und wir hatten uns Gedanken ge macht, ob die polnischen Studenten Worte und Wortsinn verstehen. Die Sorge war völlig umsonst, und ich kann außer „prosze“ (bitte) und „Herbata“ (Tee) kaum mehr auf polnisch, das llüstere ich dann pro Tag auch mindestens zehnmal. Über die Gruppe „Limit“ sagte mir einer was von „viel Lärm um Nichts“. Kann mich aber verhört haben. Die „Zoo geschichte“ hatte dafür im Klub ..Rotunda“ Riesenbeifall. Na, und die „academixer", die ja schon Kra kow-Erfahrungen haben, werden ge wiß denken, vor heimischen Publi kum zu spielen. Eine Atmosphäre hat die Stadt! Tuchhallen, Wawel, Pferdebahn und Cafes - herrlich! Müssen wir unbedingt gemeinsam erleben! Auch das Kaffeehaus und Kabarett „Jama michalika". Übri gens gibts in Polen wirklich fast un heimlich viele hübsche Mädchen, mit einem habe ich nach unserem Auftritt getanzt. Ehrlich, nur eine Runde, dann hat unsere Truppe im Studentenhotel „Zaczek“ echten „Zubrowka“ auf unseren Erfolg ge trunken. Kannst Christian fragen. Kuß, Klaus“ (Notiert von H. Rosan) Fotoimpressionen vom „Rynek glowny", dem Marktplatz, der beliebter Treffpunkt der Krakower und ihrer Gäste ist. Fotos: ZB/ADN