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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 4.1960
- Erscheinungsdatum
- 1960
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196000003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19600000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19600000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 4.1960
-
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Band 4.1960
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Wir erfüllen Aufgaben des 8. Plenums Feldbaubrigade der Versuchsstation Abtnaundorf ruft zum Wettbewerb Die Entwicklung des Sozialismus auf dem Lande ist in ein entschei dendes Stadium getreten. Immer mehr werktätige Einzelbauern fin den den Weg zur sozialistischen Großproduktion. In einigen Bezirken der DDR haben sich bereits alle Bauern in LPG zusammengeschlos sen. Der Beitrag der Landwirtschaft zur Erfullung der Aufgaben des Sieben jahrplanes besteht darin, ab 1963 die Bevölkerung mit tierischen Produkten im wesentlichen aus der eigenen Pro duktion zu versorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine Steigerung der Erträge auf dem Felde und im Vieh stall sowie eine Erhöhung der Ar beitsproduktivität notwendig. Vor aussetzung zur Lösung der gestellten Aufgaben ist die Entwicklung der sozialistischen Produktion in der Landwirtschaft. Die 8. Tagung des ZK der SED wird sich speziell mit der Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion und der Entwicklung der landwirt schaftlichen Produktionsgenossen schaften befassen. Der zur Diskussion imm 111111111111111111 Neuerscheinung A. S. Schewtschenko: Der Mais. In ternationaler Erfahrungsaustausch. (Etwa 240 Seiten, 2,- DM, VEB Deut- scher Landwirtschaftsverlag). Zur Bedeutung und den Aufgaben dieses Buches heißt es im Geleitwort der Agrarkommission beim Politbüro des ZK der SED: „Das Buch Der Mais* ist für uns eine große Hilfe bei der Lösung de? ökonomischen Hauptaufgabe und der vorfristigen Erfüllung des Siebenjahrplans in der Landwirtschaft. Es vermittelt wert volle internationale Erfahrungen aus der Sowjetunion, der CSR, Ungarn, Polen. Finnland, den USA und West deutschland im Maisanbau. Sie zeu gen davon, daß sich in der ganzen Welt der Mais immer mehr den er sten Platz unter den Futterflanzen erobert, ist er doch die billigste, nährstoffreichste und ertragssicherste Futterkultur." gestellte Beschlußentwurf zum Refe rat des Ersten Sekretärs des Zentral komitees, Walter Ulbricht, zeigt die großen Aufgaben, die in den näch sten Jahren gestellt, sind, und die Wege zur ihrer Lösung. Die Versuchsstationen der Land wirtschaftlichen Fakultät der Karl- Marx-Universität haben u. a. die Aufgabe, der Praxis beispielgebend in der Anwendung moderner Ar beitsmethoden und neuer wissen schaftlicher Erkenntnisse voranzu gehen. Deshalb ist der" Beschlus der Feldbaubrigade der Versuchsstation Abtnaundorf, um den Titel „Brigade der sozialistischen Arbeit“ zu kämp fen, ein Aufruf an alle anderen Ver suchsstationen, diesem Beispiel zu folgen. Im Brigadevertrag stellen sie sich die Aufgabe, den Brigadeplan 1960 mit 105 Prozent überzuerfüllen. Sie führen einen Wettbewerb, um folgende Ziele zu erreichen: Haferbestellung in fünf Einsatz tagen, Maisbestellung in sechs Ein satztagen. Rübenpflege unkrautfrei, Mais- pflege unkrautfrei ohne Handarbeit, Kartoffelpflege unkrautfrei ohne Handarbeit, Maisernte in sechs Ein satztagen. Eine Reihe Kollegen wird sich wei ter qualifizieren, so ein Kollege zum staatlich geprüften Landwirt, eine Kollegin für die Erste Hilfe, zwei Kollegen zu Traktoristen, ein Kol lege zum Spezialfahrer für RS 09, zwei Kollegen und eine Kollegin wollen den Landarbeiterfachbrief er werben. Alle Brigademitglieder verpflich ten sich zu gegenseitiger Hilfe, Ach tung und Unterstützung bei der täg lichen Arbeit. Zur Senkung der Selbstkosten ver pflichten sich die Brigademitglieder, ihre Arbeitsgeräte in persönliche Pflege zu nehmen. Der Betriebsleiter verpflichtet sich, die jeweiligen Arbeiten der Brigade nach den bestehenden Normen vor zugeben und in wöchentlichen Arbeitsberatungen zu erläutern. Es lag nidit an der „Organisation" Philosophen überprüften ihre Verbindung zur sozialistischen Landwirtschaft Ein stürmischer Umschwung voll zieht sich zur Zeit in unserer Land wirtschaft. Auch der MTS-Bereich Badrina, mit dem wir durch einen Freundschaftsvertrag besonders eng verbunden sind, arbeitet seit Ende voriger Woche vollgenossenschaft lieh. Noch größer werden dadurch unsere Aufgaben in der freund schaftlichen Hilfe. Die folgende Stel lungnahme der Philosophen zeigt, daß sie sich ernsthaft bemühen, den in ihrer Arbeit eingetretenen Tempoverlust aufzuholen: Die von der Redaktion der „Uni versitätszeitung“ an unserer Arbeit in Sausedlitz geübte Kritik war An laß zu einer grundlegenden Analyse unserer Verbindung mit der sozia listischen Landwirtschaft. Wir stell ten dabei zunächst fest, daß die an uns geübte Kritik vollinhaltlich zu- trifft. Es ist tatsächlich nicht die Schuld der „Organisation in Saused litz“ und auch nicht das Verschulden der in Sausedlitz arbeitenden Genos sen, wenn unsere Arbeit dort erst so spät begonnen hat und auch bisher nicht recht vorwärts kam. Arbeit in der Praxis unterschätzt Die Gründe für die schlechte Ar beit sind im Institut selbst zu suchen. Die Arbeit in Sausedlitz war in der Vergangenheit nicht die gemeinsame Sache der Instituts- und Parteilei tung. Es wurden lediglich ein Assi stent und zwei Studenten beauftragt, dort zu arbeiten. Die Hauptursache liegt in einer Unterschätzung unserer Arbeit in der Praxis überhaupt. Es wurde zwar viel über die Verbin dung zur Praxis gesprochen, aber kein richtiges Verhältnis zur Praxis hergestellt. Erst in den letzten Wechen wurde begonnen, eine grundlegende Aenderung im Ver hältnis zur sozialistischen Praxis her zustellen. Schlechte Anleitung und ihre Folgen Aus dieser allgemeinen Unter- schätzung der Arbeit In der Praxis resultierte auch die ungenügende Anleitung der dort tätigen Genos sen. Sie blieben im wesentlichen auf sich gestellt, ihre Arbeit wurde nicht kontrolliert und ausgewertet. Auch die mit der Arbeit in Sausedlitz be auftragten Genossen ließen es an Initiative fehlen. Darüber hinaus wurde ein Beschluß des Kollegiums, einen Großeinsatz von Wissenschaft lern und Studenten in Sausedlitz durchzuführen, nicht realisiert. Erst im Dezember 1959 wurde durch die Parteileitung eine klare Orientierung gegeben. Erste Erfolge Trotz dieser Mängel konnten be reits einige Erfolge erzielt werden. In Aussprachen mit den Sausedlit- zer Genossen konzentrierten wir uns besonders darauf, ihnen die führende Rolle der Partei und die Einheit von Politik und Oekonomie aufzuzeigen. Wir konnten dadurch beitragen, daß in die neue Parteileitung in Saused litz stärkere Genossen gewählt wur den. Die Genossen im Vorstand der LPG sehen jetzt ihre Funktion nicht mehr nur vom wirtschaftlich-orga nisatorischen Standpunkt aus. Die entscheidenden Fragen werden jetzt vor den Vorstandssitzungen in der Partei beraten. Die Auseinanderset zungen trugen dazu bei, daß jeder Genosse sich aktiver bei der Lösung der Aufgaben einsetzt. Durch die Mitarbeit unserer Genossen im Par teizirkel fördern wir diesen Erzie hungsprozeß. Rihderoffenstall wird umgebaut Wir beschränkten uns nicht auf ideologischen Auseinandersetzungen über die Einheit von Oekonomie und Politik, sondern bewiesen diese Einheit am Beispiel des Rinder- offenstalles. Sowohl der Vorstand der LPG und die Parteiorganisation als auch die verantwortlichen Ge nossen vom Rat des Kreises De litzsch und der Kreisleitung der Par tei hatten es bisher nicht vermocht, die von allen erkannten Mißstände im Offenstall zu beseitigen. Wir griffen den Vorschlag von Prof. Dr. Hensel auf, die alte Anlage umzu projektieren, ihre Mängel zu besei tigen und damit die Voraussetzun gen für ihre Erweiterung zu einem Rinderoffenstallkomplex zu schaf fen. Durch die Hilfe der Genossen der Bezirksleitung der Partei wird jetzt die Umprojektierung, die erst 1961 erfolgen sollte, verwirklicht. In Zusammenarbeit mit zwei Stu denten des FMI gelang es uns, die FDJ-Arbeit zu aktivieren. Im Rahmen der Dorfakademie haben Wissenschaftler mehrere Vor träge übernommen, von denen einer bereits gehalten wurde. Konkreter Arbeitsplan In einem Arbeitsplan mit genauen Terminen stellen sich die Philoso phen bis zum Ende des Studienjahres folgende Aufgaben: • Unterstützung der Parteiarbeit: 1. Unsere Wissenschaftler diskutie ¬ ren mit den Genossen der Partei organisation Sausedlitz über den Brief Walter Ulbrichts an Ade nauer (Warum nur mit den Ge nossen? Red.). 2. Hilfe bei der gründlichen Auswer tung des 8. Plenums. 3. Ein Genosse von uns hält ein Re ferat über den neuen Arbeitsstil in der Partei, worüber dann dis kutiert werden soll. • Wir helfen der LPG, eine sozia- listische Viehzuchtbrigade und eine Feldbaubrigade zu bilden. Diese Brigaden werden dann von uns poli- tisch-ideologisch betreut. • Wir unterstützen die FDJ, „Zirkel Junger Sozialisten“ zu bilden und stellen die Zirkelleiter. Des weiteren helfen wir der FDJ den Kampf um das schöne sozia listische Dorf erfolgreich zu führen. • Im Dorfklub von Sausedlitz halten wir einen Vortrag über die Gleich berechtigung der Frau, einen Vor trag „Wie sieht es im Jahre 2000 aus", und in Zusammenarbeit mit dem Slawischen Institut organisieren wir einen Kulturabend. Die umfangreichen Aufgaben, die sich aus der weiteren Entwicklung des vollgenossenschaftlichen Dorfes Sausedlitz ergeben, können nur .durch die kollektive Arbeit aller dort tätigen Institute und Betriebe er folgreich gelöst werden. Wir werden deshalb regelmäßig einmal im Mo nat mit dem Slawischen Institut und dem Fernmeldeamt Leipzig über di • nach einem gemeinsam festge- legten Arbeitsplan durchzuführenden Aufgaben beraten. Weiterhin haben wir beschlossen, unsere Brigade durch drei Studiengruppen aus dem ersten und vierten Studienjahr, die von Wissenschaftlern angeleitet werden, zu verstärken. Pickert/Garz Sozialistischer Frühling E in neuer Frühling zieht ins Land, und wieder sind unsere werktäti gen Bauern dabei, den Boden für eine gute Ernte zu bereiten. Für viele von ihnen ist die diesjährige Frühjahrsaussaat zugleich der Be ginn des Weges in ein neues Leben, ist ihre erste Frühjahrsbestellung als Genossenschaftsbauern. n den Jahren seit 1S52 haben die landwirtschaftlichen Produktions genossenschaften überzeugend die V eberlegenheit der sozialistischen Großwirtschaft durch die Anwen dung der modernen Technik, der neuesten Erkenntnisse der Wissen schaft und die sich entivickelnden sozialistischen Arbeitsmethoden be wiesen. Immer mehr Bauern erkann ten. daß sie nur durch die LPG zu immer höheren Leistungen auf allen Gebieten der Landwirtschaft kom men können. Diese Einsicht liegt dem Schritt so vieler Bauern vom Ich zum Wir zugrunde. E ine große Initiative hat die werk tätige Landbevölkerung erfaßt und dazu geführt, daß nicht nur Orte und Kreise, sondern ganze Bezirke unserer Republik vollgenossen schaftlich die Frühjahrsbestellung durchführen. Gewiß, unsere Bauern sind erfüllt von den Bestrebungen zur Erfüllung der ökonomischen Hauptaufgabe, bis 1961 einen mög lichst großen Beitrag zu leisten. Aber wir wollen nicht verschweigen, was zahlreiche Bauern zum Ausdruck brachten: Nicht erst in diesen Tagen reifte die Erkenntnis in uns, daß unsere Zukunft in der gemeinsamen sozialistischen Arbeit, in der LPG, im vollgenossenschaftlichen Dorf liegt — aber gerade jetzt diesen Schritt zu vollziehen, dazu haben die hektischen Kriegsvorbereitungen eines Strauß in einer Zeit der inter nationalen Entspannung beigetragen. Wir sind stolz darauf, den Bauern V bei diesem Schritt in ein besse res Leben geholfen zu haben — und die Bauern bei uns wissen, diese Unterstützung haben sie auch wei terhin. Ein neuer Frühling ist nicht nur in der Natur, sondern auch in die Dörfer und viele Bauernwirtschaften eingezogen — ein sozialistischer Früh ling, der für unser Volk eine reiche Ernte vorbereitet. Wasa ■■■■■■■■■■ "" Vor zwei Jahren, am 2. April 1958, setzte der Tod der vielfältigen wissen schaftlichen Arbeit und akademischen Lehrtätigkeit von Prof. Dr. Eduard Erkes ein Ende. Die Vielfalt seiner Be tätigung ergab sich aus seinen Funk tionen als Direktor des Ostasiatischen Instituts der Karl-Marx-Universität Leipzig, Inhaber des Lehrstuhls für Si nologie. Vorsitzender des Wissenschaft lichen Beirats für ostasiatische Studien beim Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen in der DDR, Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissen schaften zu Leipzig und der Sektion China bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. * Prof. Erkes war lange Zeit der ein zige marxistische Sinologe in Deutsch land. In seiner Betrachtungsweise der Probleme des alten und neuen China unterschied er sich grundlegend von den Sinologen deutscher Hochschulen und der Universitäten anderer europäi- scher Staaten mit Ausnahme der So wjetunion. Für ihn war die Chinafor schung keine Wissenschaft für einen Kreis von Fachgelehrten, sie war ihm auch kein geistiger Luxus. Es war stets sein Anliegen, wichtige Ergebnisse seiner Forschungen der Allgemein heit zugänglich zu machen. Er war nicht nur an akademischen Voulesun- gen, sondern auch an populärwissen schaftlicher Vortragstätigkeit und wis senschaftlichem, aber allgemeinver ständlichem Schrifttum interessiert. Die weltgeschichtliche Bedeutung der Vorgänge in Ostasien erkannte er be reits, als die revolutionäre Wandlung Chinas noch nicht ihren Höhepunkt er reicht hatte. Das erweist sein Buch „China“, das im Jahre 1919 erschien. Es gab einen Rückblick nicht nur über Geographie und Geschichte Chinas, sondern auch über die Wandlungen in der chinesischen Gesellschaft. Die re volutionäre Periode des verflossenen halben Jahrhunderts, deren Ergebnis das heutige Volkschina ist, kann nicht voll gewürdigt werden ohne das Ver ständnis der Jahrtausende chinesischer Geschichte. Die wechselhafte Wand- Universitätszeitung, 30. 3.1960, Seite 3 Ein marxistischer China-Forscher Zum Gedenken an Prof. Dr. Eduard Erkes lung im „Reich- der Mitte“ ist wieder um nur zu begreifen, bei der Kennt nis der Produktionsverhältnisse und der auf ihrer Entwicklung beruhenden Klassenverhältnisse und staatlichen Umwälzungen. Nur auf der Grundlage des historischen Materialismus ist der komplizierte kulturelle Ueberbau der chinesischen Gesellschaft mit ihren mannigfaltigen geistigen Erzeugnissen voll zu würdigen. Diese Betrachtung hat heute eine steigende politische Bedeutung. Das chinesische Volk schreibt seine Ge schichte wieder neu in kritischer Aus einandersetzung mit den konservativen Ueberlieferungen früher herrschender Schichten. Diese knappen Bemerkungen sollen die heutige Bedeutung von Leben und Werk des zu früh Verstorbenen be leuchten. Es kommen hier natürlich vor allem jene Schriften von Prof. Erkes in Betracht, die sich nicht an Fachkreise im engeren Sinne wenden, sondern dazu bestimmt sind, eine breitere Le serschaft für China zu interessieren. Die beiden letzten Veröffentlichungen dieser Art von Prof. Erkes sind zwei Hauptgebieten seiner wissenschaftli chen Tätigkeit gewidmet. „Gelber Fluß und Große Mauer“ (VEB F. A. Brock haus Verlag, Leipzig 1958) ist der Be richt über einen einjährigen Aufent halt (1954/55) im heutigen China. Als Delegierter der Karl-Marx-Universität Leipzig weilte Prof. Erkes in den ver schiedensten Teilen der Volksrepublik. Es ist ein Mosaik von Reisebildern aus dem China von heute und zugleich eine Reise in seine ferne Vergangenheit. Es galt die wissenschaftlichen Einrichtun gen zum Studium der Vor- und Früh geschichte Ostasiens und der zahlrei chen Funde der im ganzen Großstaat betriebenen Ausgrabungen zu besich tigen. Dieses Gebiet der Chinafor schung war Prof. Erkes von jeher ver traut. Die Darstellung der Vorklassen ¬ gesellschaft und ihrer Probleme nimmt auch in seinem Werk „Geschichte Chi nas von den Anfängen bis zum Ein dringen des ausländischen Kapitals“ (Akademie-Verlag, Berlin, 1956) einen breiten Raum ein. Die Kenntnis der internationalen Er gebnisse der Völkerkunde und Vor geschichtsforschung befähigte Prof. Er kes, die Frühentwicklung Chinas in ihren sozialgeographischen Besonder heiten zu erfassen, ohne sie von der allgemeinen Menschheitsentwicklung zu trennen. Die chinesische Wirtschaft ist für ihn nur ein Sonderfall der „asiati schen Wirtschaft“ (Marx). Seine Ge schichte Chinas, auf umfassenden eige nen Quellenstudien beruhend, sucht die oft verwickelten Klassenkämpfe, die Wandlungen der Agrarverfassung, die Ueberlagerung der Bauern durch ein dringende siegreiche Nomaden, histo risch-materialistisch zu erklären. Volks bewegungen, Neuverteilung des Bodens und andere werden daher eingehend behandelt. Wie eng verflochten auch die Entwicklung von chinesischer Literatur und Philosophie mit den jeweiligen so zialen Verhältnissen ist, zeigte Prof. Erkes schon 1922 in seinem Büchlein „Chinesische Literatur“. Für ihn war die sogenannte Weisheit des Ostens kein Allheilmittel oder Opium, wie für viele Intellektuelle kapitalistischer Länder. Er wußte den Wert chinesi scher Kunst und Literatur als Berei cherung des kulturellen Weltbesitzes zu schätzen. Die Zeitbedingtheit vor allem der Philosophie war ihm aber immer gegenwärtig. Ueber die revolutionäre Entwicklung der letzten Jahrzehnte liegen heute zahlreiche Einzelschritten vor. -Der Zusammenstoß mit dem euro päischen Kapitalismus seit der Epoche der Opiumkriege ist aber nur voll zu verstehen, wenn man die Verfalls periode der chinesischen Gesellschaft kennt und sich der Gesetzmäßigkeit der Entwicklung Chinas bewußt bleibt. Die besondere Leistung von Prof. Erkes auf dem engeren Fachgebiet der Sinologie ist die chinesische Paläogra phie, das ist die Erforschung der chi nesischen Schriftzeichen und ihres Be deutungswandels. Die erstarrte Bilder schrift Chinas ermöglicht bei sorgfäl tigster Erforschung Einblicke in die Vergangenheit, besonders auch in den Strukturwandel der Gesellschaft. Besitzt doch China wohl die längste ununter brochene schriftliche Tradition der ge samten Menschheit. Diese Schrifterfor schung wurde an der Leipziger Uni versität bereits von den Vorgängern von Prof. Erkes, den sinologischen Professoren Gabelentz und vor allem von dem Sozialgeographen Conrady, dem Lehrer von Prof. Erkes betrieben. Hoffentlich werden umfangreiche Ar beiten des Verstorbenen auf diesem Gebiet bald der Oeffentlichkeit zugäng lich gemacht. In China ist eine Blüte der Sinologie zu erwarten, zumal dort nicht die sprachlichen Schwierigkeiten bestehen. Die paläographischen For schungen werden dort großes Interesse finden. Im übrigen ist ein paläogra- phisches Wörtepbtch de?* tthinesischen Sprache, sageA wir, ein „sinologischer Grimm“, auch für die internationale Sinologie ein Arbeitsmittel von über ragender Bedeutung. * Es bleibt auf dem Gebiet der, Er schließung der langen Geschichte Chi nas und der kritischen Aneignung der reichen Kulturgüter Altchinas für eine Generation marxistischer Chinafor scher noch viel zu tun. Ihnen kann Professor Erkes auch als Mensch und Wissenschaftler Vorbild sein. Stets be scheiden und hilfreich, gründlich in seiner wissenschaftlichen Arbeit, kannte er keine Konzessionen vor herrschenden Klassen. Deshalb verlor er auch in der Hitlerära seine Stel lung. Es war auch selbstverständlich, daß er nach dem Zusammenbruch des dritten Reiches seine Schrift „China und Europa“ (Volk und Buch Verlag, Leipzig, 1947) der Völkerverständigung widmete. Ueber seinem gesamten wis senschaftlichen Wirken könnten als Motto die Worte stehen, die er im Vorwort seiner „Geschichte Chinas“ formulierte: „Es versteht sich von selbst, daß die Methode der marxistisch-leninistischen Geschichtsauffassung auch für das Stu dium der chinesischen Geschichte gilt, sowohl im Ganzen wie für die Einzel probleme. Aber die Anwendung dieser Methode ist kein Zauberschlüssel, den man nur zu schwingen braucht, damit die Probleme sich lösen, sondern sie setzt ernsthaftes Studium der Quellen und genaue Kenntnis der Tatsachen voraus, um für deren Erklärung an gewandt werden zu können.“ Prof. Otto Jenssen, Gera
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