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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 4.1960
- Erscheinungsdatum
- 1960
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196000003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19600000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19600000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 4.1960
-
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Band 4.1960
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DAS BILD DES MENSCHEN Gedanken zur sowjetischen Kunstausstellung im Alten Rathaus Heinrich Mann - Dichter und politischer Kämpfer Zur zehnten Wiederkehr seines Todestages am 12. März Mein Land ist ein Knabe — drum: wage! entwirf! und beweise! Freude strömt. Da fließt mehr als ein Jahrhundert voll Das Dasein ist herrlich Das Leben ist wundervoll. Wladimir Majakowski Wir wissen theoretisch über die Kunst und ihre Aufgaben recht gut Bescheid: „Rohmaterial“ jeder Kunst ist der Mensch und sein Leben. Jede Zeit hat ihre eigene Kunst, geschaffen aus ihrer Sicht und mit ihrem Kön nen. Wir gehen dem Sozialismus entgegen, die Sowjetunion lebt be reits im Sozialismus. Die künstle rische Methode, die Vielfalt soziali stischen Lebens zum Inhalt der Kunst zu erheben, ist der soziali stische Realismus. Doch: was heißt sozialistischer Realismus, wie sehen die Gemälde, Grafiken, Plastiken aus, die in so zialistisch-realistischem Bemühen geschaffen werden? Sie sollen eine umfassende Anfor derung erfüllen — sie sollen wahr sein. Aber: Was sind die Postulate künstlerischer Wahrheit? Der neue Adressat — die Gesamtheit der schaffenden Menschen — will sich und seinen arbeits- und kampfrei chen Alltag in Bildern und Skulptu ren wiederfinden. Das verlangt vom Künstler einen richtigen Standpunkt mit der richti gen Sicht und eine adäquate künst lerische Aussage. Und diese Erwartung hat die so wjetische Ausstellung bis auf we nige Ausnahmen (Ossowski „Stadt rand“, Gelonani „Jugend“) in be glückender Weise erfüllt. Als ich durch die Ausstellungssäle ging, habe ich mir im Grunde zwei Ausstellungen angesehen. .Die Repu blikschau „Mit dem neuen Leben verbunden“, die hier in den gleichen Räumen unsere neue Kunst zeigte, war mir deutlich gegenwärtig. Der Vergleich liegt ja sehr nahe, be müht man sich ja hier und dort um die Bildsprache des sozialistischen Lebens. Es geht nicht um einen kurz sichtigen Vergleich beider Ausstel lungen, das wäre undialektisch und deshalb ungerecht. Und doch — wenn man vor den sowjetischen Bildern steht, ist man immer wieder ver- IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII1IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIH Jm ^ansakaas nötied Teil II: Neue naturwissenschaft liche und medizinische Literatur An den Ständen des Deutschen Verlages der Wissenschaften, des Akademie-Verlages und anderer schrieben wir von den zahlreichen Neuigkeiten die folgenden in unser Notizbuch: Soeben erschienen sind „Qualita tive analytische Chemie“ von Prof. Dr. A. Okac (Brno) und ein umfas sendes Lehrbuch „Allgemeine orga nische Chemie“ von Otto Wichterie; in Vorbereitung befindet sich Hud- licky „Chemie der organischen Fluor verbindungen.“ Ebenfalls in Kürze werden erschei nen: der dritte Band des „Lehrbuches der Kernphysik“ von Prof. Dr. Gu stav Hertz; „Hyperonen und K-Meso- nen“ von Markow und „Moderne Meß methoden der Physik“ von Franz X. Eder. Auf dem Grenzgebiet zwischen Physik und Medizin, der Biophysik, ist bald mit folgenden Neuerschei nungen zu rechnen: Prof. Dr. W. Beier: „Biophysik. Eine Einführung in die physikalische Betrachtungs weise der Eigenschaften und Funk tionen lebender Systeme“, den ersten Heften von „Physikalische Grund lagen der Medizin. Abhandlungen' aus der Biophysik“, herausgegeben von Prof. Dr. W. Beier, und dem Band III (Kleines Lexikon der wich tigsten physikalischen Begriffe und Gesetze) von „Die Physik und ihre Anwendung in Medizin und Biolo gie.“ Für den Mediziner ist weiterhin interessant zu wissen: Vor kurzem bereits erschienen ist das Hochschul- lehrbuch „MedizinischeMikrobiologie, Immunologie und Epidemiologie“ (I) von Prof. Dr. Wildführ: von dem Handbuch „Der Augenarzt“ — her ausgegeben von Prof. Dr. Velhagen — erscheinen noch in diesem Jahr Band III und IV, im nächsten Jahr Band V. In „Arzt und Recht in der Deutschen Demokratischen Republik“ behandeln Prof. Dr. G. Hansen und H. Vetterlein in der Medizin zu be achtende Rechtsfragen wie die Stel lung des Arztes in der sozialistischen Gesellschaft. Fragen der ärztlichen Berufsausübung, seine strafrechtliche Verantwortlichkeit und die Rechts kunde für ärztliche Sachverständige. Problemen des Volkes. Im französi schen Exil wurde er zum unermüd lichen Sprecher der deutschen Anti faschisten In unzähligen Essays, in Kampfschriften, die illegal nach Deutschland kamen, in vielen Ver sammlungen rang er gemeinsam mit deutschen und französischen Arbei tern und Intellektuellen, mit Kom munisten, Sozialdemokraten und bürgerlichen Demokraten um die antifaschistische Volksfront, bewies, daß Verteidigung der humanistischen Kultur und kämpferische antifaschi stische Politik untrennbar waren. Un vergessen wird bleiben, wie 1935 auf dem großen internationalen Schrift stellerkongreß zur Verteidigung der Kultur die Tausende im großen Saal der Mutualite in / Paris sich schwei gend erhoben, um in Heinrich Mann und J. R. Becher das wahre Deutsch land zu ehren, und unvergessen wird die unermüdliche politische Klein arbeit dieses echten Typus des poli tischen Schriftstellers sein. Und die neuen politischen Erkennt nisse formten das dichterische Werk „Henri Quatre" — dies Hohelied der kämpferischen Humanität, die Macht und Vernunft vereinigt, dies wahre Gleichnis unserer Zeit wäre ohne sie nicht gereift, und auch für die Gegen wartsromane erschlossen sich neue Stoffe und Probleme. Ist auch das Bekenntnis zur Sowjet- 1 Union, in der er seine humanisti- sehen Ideale verwirklicht sah. zum Marxismus als politischer Praxis das entscheidende neuerrungene Fundament für ihn - alle Begrenztheiten des Bür gerlichen konnte Heinrich Mann nicht überwinden. So rasch und sprunghaft, wie die neuen politischen Erkenntnisse unter dem Druck des gesellschaftlichen Lebens wuchsen, konnten die philoso phisch-ästhetischen Anschauungen des Dichters sich nicht wandeln. Wider sprüche blieben, neue entstanden. So hemmt die idealistische Geschichtsauf- fassung Heinrich Manns, vor allem die nicht bewältigte Dialektik im Verhält nis von Volksmassen und Persönlich keit, die künstlerische Aussagekraft auch noch in den letzten drei Gegen wartsromanen „Lidice“. „Empfang bei der Welt“ und „Der Atem“. Auch dem an der Seite der Arbeiterklasse Kämp fenden bleibt es versagt, das Ringen der Volksmassen, und ihres Kerns, der Arbeiterklasse, künstlerisch überzeu gend zu gestalten. Nicht zuletzt rührt das aus der Last der Volksfremdheit des bürgerlichen Schriftstellers, von Heinrich Mann auch im Exil nicht völ lig abgeworfen. Noch sein letzter Ro man bekennt schmerzlich die nie ganz überwundene Einsamkeit, die Sehn sucht nach einer bleibenden Verbun denheit mit dem Leben des Volkes, die „diesen vornehm-einsamen und dabei der Demokratie leidenschaftlich erge benen Geist“ (Thomas Mann) durch drang. (anz unangreifbar war das Ver- U trauen des idealistischen Ge schichtsdenkers in die menschliche Zukunft trotz aller Fortschrittsge wißheit nicht. Aber als unabweisbare Aufgabe begriff der politische Mo ralist für sich und die Zeitgenossen: zur „menschlichen Verwandlung“ rastlos beizutragen. Daß ihm in Deutschland die Deutsche Demokra tische Republik der Träger dieser Verwandlung zu sozialistischer Ge meinsamkeit und friedlicher Macht war. bekräftigte sein Brief an Wil helm Pieck aus dem Jahre 1949 in vorbehaltloser Verbundenheit: „Jeder vorgeschrittene Autor schreibt, wie Ihr handelt: für die Zukunft. Die Zu kunft ist erkennbar in den Kämpfen der Gegenwart und auch in Ihren treffenden Worten Auf Seiten des aufrichtigen Handelns und geraden Denkens ist im Vorhinein der Erfolg. Das einheitliche demokratische Deutschland, der gerechte Friede sind gesicherte Tatsachen, die vergebens noch eine Weile verdunkelt werden. Sie haben für sich das Leben selbst. Ich bekenne mich, solange ich es habe, zu dem Leben und freue mich, das Bekenntnis zu teilen mit Euch.“ Kurz vor seiner Heimkehr in das neue Deutschland starb Heinrich Mann. Ehren wir in ihm den großen humanistischen Schriftsteller, der mutig auf dem Weg unseres Zeit alters gegangen ist. auf dem Weg von der Bürgerlichkeit zu Sozialis mus und Frieden. Manfred Hahn Ausgleichsgymnastik: DIE ÜBUNG DES MONATS Die Uebungen sind nicht formal auf zufassen, sondern mit entsprechenden Bewegungsformen zu ergänzen. At- mungs- und Lockerungsübungen sind am Anfang und am Ende jeder Gym nastikpause als selbständige Uebungen zur allgemeinen Lösung der während der Arbeitszeit beanspruchten Musku latur, aber ach nach kräftigen gym nastischen Uebungen statischer sowie dynamischer Art anzusetzen. Erste Uebung 1 bis 4 Gehen am Ort, die Fußspitzen werden nur wenig vom Boden gelöst, die Arme schwingen locker mit. 5 bis 8 Gehen am Ort, dabei werden die Knie immer höher gehoben, Arm bewegungen wie beschrieben. Wiederholung 1 bis 8 insgesamt zwei- bis dreimal. (Nach Möglichkeit Vorwärtsgehen in der Kreisform.) Zweite Uebung Grundstellung, Arme in Schlaghalte (Ellbogen zeigen nach außen). 1 bis 2 zweimal Rückfedern der Ell bogen. 3 bis 4 zweimal Rückfedern der ge streckten Arme. 5 bis 8 wie 1 bis 4. 9 bis 16 wie 1 bis 8, nur beim Rück federn der gestreckten Arme in den Zehenstand gehen. Dritte Uebung Leichter Seitgrätschstand, der Rumpf wird etwas nach vorn gebeugt, Arme und Kopf hängen locker. 1 bis 4 viermal Rumpfwippen nach vorn, bei dem Wippen wird der Rumpf tiefer nach unten gebeugt. 5 bis 8 Aufrichten, Arme in Hochhalte nehmen und viermal rückfedern. Die Uebung wird drei- bis viermal wieder holt. Zum Auflockern der angespann ten Muskulatur anschließend die Beine ausschütteln. Vierte Uebung Grundstellung, linker Arm wird vor, rechter Arm rück gehalten. 1 bis 4 viermal Pendelschwingen der Arme neben dem Körper mit leichter Kniebeuge. 5 bis 8 wie 1 bis 4, nur mit stärke rem Kniefedern. Die Uebung zweimal wiederholen, Beim Pendelschwingen besonders auf die Schulterdrehungen achten. Fünfte Uebung Grundstellung, Seitgrätschhüpfen und Schlußhüpfen am Ort im Wechsel. Die Arme hängen locker an den Körper seiten. Später können die Arme beim Seitgrätschen seitwärts gehoben werden und beim Schlußhüpfen in der Hoch balte zusammengeschlagen werden. Wiederholung der Uebung sechs- bis zwölfmal. Es folgen Lockerungs- und Atemübungen. H einrich Mann ist einer der letz- II ten großen bürgerlichen Schrift steller. die von all den Widersprü chen ihrer Epoche, der Epoche des sterbenden Kapitalismus und der proletarischen Revolutionen, gefangen und geformt wurden und die leiden schaftlich um den Weg nach vorn, rangen, um ein sinnvolles Wirken in der Gegenwart, um den Anschluß an die Zukunft, um ihre Nachwelt., Früh bekennt sich der Lübecker Patrizier sohn — erzogen von den deutschen Zuständen, vom Leben in Italien, von der französischen Literatur und den Ideen der Großen Französischen Re volution — zu dem ihm bleibenden Grundsatz, daß wahre Literatur und wahre Politik untrennbar seien; bei der Gegenstand ist das öffentliche, gesellschaftliche Leben, beide haben den Menschen zu dienen, beide set zen tiefe Anteilnahme am Menschen voraus. Gerade das französische Bei spiel bewahrte ihn vor dem Irrtum so vieler bürgerlicher Intellektueller, daß Politik und Menschlichkeit im mer absolute Gegensätze seien. Ko prüfte Heinrich Mann schon in Pder Kaiserzeit den Menschen als ein gesellschaftliches, ein politisches Wesen und befragt die Gesellschaft nach den Möglichkeiten die sie dem Menschen gibt — oft auf Abwege ge ratend und auch im geheimen ver zweifelnd, da er. der die Arbeiter klasse zunächst nur in ihrem refor mistischen Zerrbild verstand, die ge sellschaftlichen Kräfte zur Verwirk lichung seiner humanistischen Ideale in der von ihm als menschenfeind lich erkannten Gesellschaft nicht fand. Die Werke dieser Schaffens periode — denken wir nur an seine volkstümlichen Romane „Professor Unrat“ und „Der Untertan“ — sind deshalb nur in der Verneinung stark und aktuell, sind bitterer humanisti scher Protest gegen wesentliche Er scheinungsformen der imperialisti schen Barbarei. Im deutschen Kaiser reich wurde die Grundidee Heinrich Manns, nicht verwirklicht: die Ein heit von Literatur und Politik, von Macht und Vernunft; die Vernunft und Humanität als Macht, als herr schende Kraft in allen gesellschaft lichen Bereichen. niese Idee in Deutschland zu ver- V lebendigen, war die selbstgestellte große Lebensaufgabe Heinrich Manns. Die Illusion, daß das unter Führung bürgerlicher Intellektueller und im Rahmen der bürgerlichen De mokratie geschehen könne, zerschlug ihm das Geschehen der Weimarer Republik und der in ihr wachsende Fa schismus. Das Jahr 1933 zwang den großen Repräsentanten der bürger lichen Demokratie, der in der Wei marer Republik unablässig für eine echte Demokratisierung eintrat, zum .entschlossenen Nach-vorn-denken. Es galt — und den Weg Heinrich Manns gingen mit unterschiedlicher Konse quenz viele bürgerliche Demokra ten —. sich kritisch und selbstkritisch von den Illusionen der Vergangen heit zu lösen. Verständnis für eine Kritik der Demokratie von links zu gewinnen und die Kritik der gesell schaftlichen Entwicklung anzuerken nen: denn das Leben lehrte den vor sich selbst ehrlichen Schriftsteller, daß man Faschismus und impe rialistische Barbarei nur Wirksam bekämpfen konnte, wenn man sich auf die sozialistische Bewegung und die Sowjetunion stützte. Daß die Ar beiterklasse Herr der Gegenwart und Zukunft sei, daß in der Sowjetunion Macht und Vernunft vereinigt seien, daß der bürgerlich-demokratische Intellektuelle sich im antifaschisti schen Kampf um den Humanismus und im Ringen um den Sozialismus als der höheren menschlichen Le bensform mit dem Arbeiter vereinige — das waren die entscheidend neuen Erkenntnisse für Heinrich Mann. gie formten sein Leben: In dieser P Kampfzeit, näherte sich Heinrich Mann rasch dem wirklichen Lebens- Alexandra Brie- dis, Junger Bild hauer, Bronze 1947 sucht, vieles von unseren Gemälden nicht mehr gelten zu lassen Das hat einen wesentlichen Grund: Der so wjetische Künstler vermag bereits, das Antlitz des neuen Menschen zu gestalten. Sein Volk ist ihm eine Vielzahl menschlicher Individualitä ten. (Siehe „Dekret über den Frie den“ von Serow, „Tschuwaschisches Volksfest“ von Kobatschek, das Mar morporträt Dostojewskis, vom Alt meister der sowjetischen Plastik S. Konenkow 1933 geschaffen). Bei unseren Künstlern findet man leider noch zu oft ein Schema Mensch mit den Attributen charak terisierender ’ Arbeitsvorrichtungen (Siehe Berganders „Aufbauschicht", Metzkes „Polytechnischer Unterricht“ und z. T., bei Wamacka). Aber Ty pisierung als ein Merkmal realisti scher Kunst heißt: Erfassen und Zu sammenfassen sozialer und histori scher Besonderheiten zur höheren Einheit des Typs. Aber Typisierung ist erst dann gültig, wenn sie eine Vielfalt von Charakteren schafft, und das kann sie nur durch überzeu gende Individualisierung. Mangel an individualisierender Darstellung ist bestimmt kein Problem des Talents, sondern — offen und hart ausgespro chen — eine Sache ideologisch-theo retischer Klarheit. Doch wir haben die gleichen Ziele und da ist ein erfahrener sowjeti scher Lehrmeister ein willkommen ner Helfer. Und noch etwas Charak teristisches ist mir aufgefallen. Es wäre Versimpelung des sozialisti schen Realismus, meint man, er hätte es nur mit schwitzenden Arbeits heroen zu tun. Eines der schönsten Bilder der sowjetischen Ausstellung ist das der „Hochöfner“ von M. Tru fanow. Hier hat sich ein Veilchen sträußchen in den Winkel einer hei ßen Hochofenhalle eingeschlichen und beansprucht die allgemeine Aufmerk samkeit. Und man sieht den Männern an, daß sie deshalb keineswegs schlechtere Hochöfner wären als z. B. die auf einem Gemälde, das zur IV. Deutschen Kunstausstellung in Dresden hing. Der geschichtemachende Mensch verlangt auch, den kleinen und gro ßen Schönheiten seines Daseins und seinen Träumen hier zu begegnen: Denn seine Träume sind Träume nach vorn, und neben dem Wissen um ihre Verwirklichung hilft ihm die Schönheit dahin. Natur, Land schaft und Mensch, Stilleben und das sorgenfreie Glück heranwachsen der Kinder sind für den sowjetischen Künstler dankbare Stoffe. Ich will nur weniges nennen. — Mit großer Sensibilität hat Nisski die Lyrik einer mondhellen Nacht am südlichen Ha fen nachzuschaffen verstanden. Be achtenswert sind unter vielen ande ren die Gemälde Mylnikows mit der Duftigkeit impressionistischer Farb gebilde. Eine besondere liebenswerte Plastik von Alexandra Briedis läßt die Betrachter länger als sonst ver weilen: mit der ganzen Ernsthaftig keit des vier- bis fünfjährigen Kna- bendaseins und mit jedem Muskel seines Körpers macht sich hier ein Kerlchen an einem Tonklumpen zu schaffen „Der junge Bildhauer“. Und schließlich das mit Recht viel beach tete große Tafelbild mit der „Heim- - - > . -- Jekaterina Belaschowa, Die Unbeug same, Bronze, 1943 kehr von Tschuwaschischen Volks fest“ von Leonid Kobatschek — eines der Erlebnisse der Ausstellung, Ist bildende Kunst im genannten Sinne wahr, dann geht der Betrach ter reicher, klüger und stärker als er gekommen ist. Und das ‘gehört schließlich auch zu künstlerischer Wahrhaftigkeit. Das Kunstwerk er schöpft sich nicht bei einmaliger Be trachtung, es lebt nach, es wird mehr: Jede Kunst stellt die Frage nach dem, was ist, und dem, was sein soll. Das ist ihr Inhalt und bestimmt ihre ästhetischen Gesetze. Weil aber in einer ausbeutungsfreien Gesell schaftsordnung bislang durch die Kunst formulierte Ideale gesell schaftliche Realität werden, und die Kunst gangbare Wege zur Verwirk lichung zeigen kann, bekommt sie hier ihre unmittelbare Erziehungs funktion. Frohmachender Beweis da für sind die Mehrzahl der sowjeti schen Gemälde, Grafiken und Pla stiken. Die poetische Fassung des Reich tums sozialistischen Lebens — hier ist sie gelungen. Marieluise Vogel
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