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schäft, ja Freundschaft, mit dem bekann ten Pathologen Albert Thierfelder mag viel dazu beigetragen haben. Robert SCHRÖDER war sowohl auf dem Gymna sium als auch später auf der Universität ein außergewöhnlich eifriger Student. Die Reifeprüfung bestand er summa cum laude. Er studierte dann in Rostock, Freiburg (Breisgau) und Berlin. Während seines ganzen Studiums war er genötigt, seinen kleinen Wechsel durch Nachhilfestunden zu verbessern, was er aber nicht als Be lastung, sondern als Ergänzung seines Stu diums auch späterhin stets schätzte. Nach Erledigung des Staatsexamens und damit des Universitätsstudiums wurde er Medi zinalpraktikant an der Krehl sehen Klinik in Heidelberg und daraufhin Assi stent am Pathologischen Institut bei Jores in Köln. Wenn wir seine Doktordissertation durch sehen, so können wir feststellen, daß ihm schon mit dieser ein großer Wurf gelungen war. Sie trägt den Titel „Die Drüsen epithelveränderungen der Uterusschleim- haut im Intervall und Prämenstruum“. Das Erstaunliche ist, daß er in seiner Doktor arbeit neue und auch heute noch gültige Feststellungen machte, so daß diese Dis sertation SCHRÖDER schon seinen weiteren Weg vorzeichnete und eine sehr große Be deutung nicht nur für seine persönliche Ent- wicklung darstellte, sondern schon für die Wissenschaft selbst. Diese Dissertation entstand unter Büttner an der Rostok- ker Universitäts-Frauenklinik, und Büttner äußerte später einmal, er habe schon da mals in dieser Arbeit „ex ungue leonem“ erkannt. 1911 kam er dann als Assistenz arzt an die Rostocker Klinik; nach dem Ausscheiden Büttners wurde er Oberarzt und habilitierte sich am 31. Oktober 1914 für Geburtshilfe und Gynäkologie. Schon vor seiner Habilitation erschien 1913 von ihm ein Atlas „Der normale und men struelle Zyklus der Uterusschleimhaut“, ein leider heute schwer zugängliches Exem plar. Wir können auch jetzt noch die Prä zision und Gültigkeit seiner Feststellungen bestaunen und die von seiner Frau und Mitarbeiterin hergestellten Zeichnungen bewundern, welche in ihrer Einprägsam keit jede moderne mikrophotographische Wiedergabe der geschilderten Vorgänge am Endometrium ausstechen. Das Revolutionierende in seinen Darstel lungen war das Anliegen, das ihm auch später immer als Leitmotiv diente, nämlich die Koppelung von Morphologie und Funktion. Diese Erkenntnis, die für die da malige Zeit, die vorwiegend morphologisch und damit doch etwas erstarrend dachte, ist gerade wegen der neuartigen Konzep tion so zukunftsträchtig geworden. Heutzu tage fast eine Selbstverständlichkeit, war es damals eine umwälzende Auffassung. Sehr bald wandte sich auch Robert SCHRÖDER gegen die auch auf gynäkologi schem Gebiet sich auswirkende operative Hyperaktivität, die das operative Tun zwar nicht gefährlich, aber in sehr vielen Fäl len ihm unnötig und verstümmelnd er scheinen ließ. Zwar hatte diese operative Hyperaktivität, die durch die aufkom mende Sicherung der Operationstechnik (Narkose und Asepsis) erklärbar war, den Vorteil, daß sie ihm gerade für seine Untersuchungen Material erbrachte. Aber trotz seines Forschungsdranges wurde sie, da sie ja nicht im Interesse der Patienten war, von ihm abgelehnt. Das ihm histologisch zur Verfügung ste hende Material wurde, besonders was die Fragen des Ovulationstermins, der entzünd lichen Reaktion des Endometriums, der ascendierenden und descendierenden Adnexerkrankungen, der glandulären Hy perplasie (damals noch als Metropathia haemorrhagica bezeichnet) betrifft, von ihm eingehend bearbeitet und erforscht. Es führte zu einem großen Teil auch zu neuen Konzeptionen, deren Gültigkeit auch durch die neuesten Untersuchungen nicht angetastet werden konnte. Der damalige Ordinarius in Rostock, Prof. S a r w e y , hatte zwar nicht immer Verständnis für das Neuartige der For schungen SCHRÖDERs, aber er legte ihm keine Hindernisse in den Weg und ermög lichte ihm ein weitestgehend ungestörtes Arbeiten. Auch wenn sein unmittelbarer Chef damals seine Bedeutung noch nicht voll erkannte, so war die wissenschaftliche Welt schon lange auf den verhältnismäßig jungen Gelehrten aufmerksam geworden. Das Ergebnis davon war, daß SCHRÖDER schon mit 38 Jahren einen Ruf als Ordi narius an die Universitäts-Frauenklinik Kiel erhielt. Dieser Ruf war um so ehren voller, als er besonders von dem scheiden den Lehrstuhlinhaber von Kiel, Herrn Ge heimrat Prof. Stoeckel, der einen Ruf nach Leipzig angenommen hatte, angeregt wurde. In Kiel als Ordinarius konnte dann SCHRÖDER seine Forschungen auf wirklich breiter Basis, zusammen mit seinen Mit arbeitern und Schülern, die zum Teil mit ihm aus Rostock mitgekommen waren, fort setzen. Sehr wichtige Fragen, die zu die ser Zeit nur in vager Konzeption und nicht beweiskräftig bearbeitet und fundiert wa ren, konnten einer weitgehenden Lösung zugeführt werden. Die Tuberkulose des weiblichen Genitale, die Gonorrhoe und besonders die Fragen des Fluors und der