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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 4.1960
- Erscheinungsdatum
- 1960
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196000003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19600000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19600000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 4.1960
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Band 4.1960
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Lenins Widerspiegelungstheorie in aklueller Sidt Aus dem Referat von Dr. Erhard John, Leiter der Abteilung Ästhetik des Instituts für Philosophie, über „Die Bedeutung der Leninschen Widerspiegelungstheorie für die Literaturwissenschaft“ auf der Konferenz „Lenin und Fragen der Literaturwissenschaft“ Das Werk Lenins leitet nicht nur eine neue Etappe in der Geschichte der marxistisch-leninistischen Philo sophie, sondern auch in der marxi stisch-leninistischen Ästhetik und den kunst- bzw. literaturwissen schaftlichen Spezialdisziplinen ein. Die vielseitige revolutionäre Arbeit nahm Lenin, wie er selbst einmal bedauernd feststellte, die Möglich keit, sich bis ins einzelne gehend mit Kunst und Literatur zu befassen und umfassende Werke zu diesen Fragen zu schreiben. Aber er ergriff mit sei nen wissenschaftlichen Arbeiten zu diesen Fragen Hauptkettenglieder wie das Problem der künstlerischen Wahrheit und Parteilichkeit, der füh renden Rolle der Partei auch in Kunst und Literatur, der Volksver bundenheit von Kunst und Literatur, der kulturell-erzieherischen Funk tion der Kunst, der Beziehung der revolutionären Arbeiterklasse zum Kulturerbe usw. Er hat so durch die Klärung prinzipieller Fragen der Kunstentwicklung im revolutionären Kampf der Arbeiterklasse auch auf diesem Gebiet der Wissenschaft eine neue Etappe eingeleitet. Eine marxi stisch-leninistische Wissenschaft muß sich auf diese festen Fundamente stützen. Widerspiegelung der Wirklichkeit, nicht äußerliche Nachahmung Eines dieser Fundamente ist die Leninsche Widerspiegelungstheorie. Ihr Kern ist bekanntlich die wissen schaftliche Einsicht, daß die Quelle Die dialektisch-materialistische These: Die Kunst ist eine Widerspie gelung der Wirklichkeit — erfaßt also das Wesen der Kunst tiefer und voll Lenin über Leo Tolstoi: Von großer Bedeutung für die marxistisch-leninistische Literatur Wis senschaft sind die Arbeiten Lenins über Leo Tolstoi. Die folgenden Aus züge sind einem Artikel Lenins vom November 1910, kurz nach dem Tode Tolstois, entnommen. Widerspiegelung der widerspruchsvollen Verhältnisse „Die Widersprüche in Tolstois Anschauungen sind nicht Widersprüche seines persönlichen Denkens, sondern Widerspiegelung der in höchstem Maße komplizierten, widerspruchsvollen Verhältnisse, sozialen Ein flüsse und historischen Traditionen, die maßgebend waren für die Denkart der verschiedenen Klassen und verschiedenen Schichten der russischen Gesellschaft in der Periode nach der Reform, aber vor der Revolution." Arbeiterklasse übernimmt das Erbe Tolstois „Tolstoi ist tot, und auch das alte, vorrevolutionäre Rußland ist dahin gegangen, dessen Schwäche und Ohnmacht der geniale Künstler in seiner Philosophie widergespiegelt und in seinen Werken nachgezeichnet hat. Aber sein Erbe enthält Elemente, die nicht dahingegangen sind, die der Zukunft gehören. Dieses Erbe übernimmt das russische Proletariat, an diesem Erbe arbeitet es.“ (Lenin: Über Kultur und Kunst, Dietz Verlag Berlin 1961, S. 122/123 und 124) — J aller Erscheinungen des ideellen Le bens der Menschen, unserer Empfin dungen, Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken der gesellschaftlichen, philosophischen, künstlerischen, mo ralischen und anderen Ideen, die außerhalb des menschlichen Bewußt seins objektiv existierende gesell schaftliche und natürliche -Wirklich- keit ist, die vom Menschen als Er kenntnissubjekt widergespiegelt und abgebildet wird. Erscheinungen des menschlichen Bewußtseins sind so ein subjektives Abbild der objekti ven Wirklichkeit. Dabei gehen bei einer richtigen und wahren Wider spiegelung bestimmte Seiten dieser Wirklichkeit, bestimmte ihrer Quali täten in den Inhalt des Bewußtseins ein, das so einen objektiven Inhalt erhält. Wenn wir philosophische Erschei nungen des geistigen Lebens als Wi derspiegelung bezeichnen, so drücken wir mit dieser Feststellung yor allem zwei Tatsachen aus: 1. Daß diese Erscheinungen so oder so durch die uns umgebende materielle, gesellschaftliche und na türliche Wirklichkeit hervorgerufen Wurden, 2. daß sie bestimmte Qualitäten dieser Wirklichkeit „abbilden“, in sich aufnehmen, uns über die Eigen schaften der uns umgebenden gesell schaftlichen und natürlichen Wirk- lichkeit informieren, uns gestatten uns in dieser Umwelt zu orientieren und sie arbeitend und handelnd zu verändern. Sie sind also mehr als bloße Symbole der Dinge. Nun ist es charakteristisch für viele Formen der künstlerischen Wi derspiegelung, etwa in Drama und Epos, in Malerei und Plastik, daß auch weitgehend eine äußere Ahn lichkeit besteht. Auf sie bauten all die bekannten Versuche auf, die Kunst als eine Nachahmung der Wirklichkeit zu bestimmen. Manche bürgerlichen und revisionistischen Kunsttheoretiker versuchen, die un genügende Kenntnis der Leninschen Widersplegelungstheorie ausnutzend, diese Tatsache zu verabsolutieren und den Widerspiegelungscharakter sol cher Kunstgattungen wie zum Bei spiel der Musik und der Architektur, aber auch der lyrischen Dichtkunst aufzuheben, indem sie auf die feh lende äußere Ähnlichkeit verweisen. Als nächsten Schritt leugnen sie die Widerspiegelung für die Kunst über houpt Bewiesen wird hier allerdings nur eins — die Unkenntnis der Lenin- sehen Widerspiegelungstheorie. Wis senschaftliche Begriffe zum Beispiel verfügen ebenfalls nicht über diese Attribute der äußerlich-physikali sehen Ähnlichkeit — und dennoch sind sie Widerspiegelungen der Wirklichkeit. Eine platt ußerlich aufgefaßte Ähnlichkeit könnte man zum Beispiel einem Liebesgedicht ebenso wie einer Opernarie abspre- chen. Aber dennoch haben wir es mit Widerspiegelungen im marxistisch- leninistischen Sinne zu tun. ständiger als jene Definition, deren sich oft Materialisten der Vergan genheit bedienten: Die Kunst ist eine Nachahmung der Wirklichkeit. Parteilichkeit in der Kunst Revisionisten versuchten vor allem um 1956 die Frage nach der Wahr heit und die Parteilichkeit durch die Behauptung zu eliminieren, daß es sich hier um eine „wissenschaftlich theoretische“ Kategorie handle. Sie bemühten sich weiterhin, die Frage nach der künstlerischen Parteilich keit durch die Behauptung aufzuhe ben, daß es sich hier um ein politi sches Moment handle. Statt beider boten sie, gewissermaßen als Ersatz, eine höchst abstrakt formulierte „künstlerische Ehrlichkeit“ an. Hierzu ist vom Standpunkt der Leninschen Widerspiegelungstheorie zu sagen, daß die Frage der Wahr heit. die Frage, ob wir es mit einer richtigen oder einer verzerrten Wi derspiegelung der Wirklichkeit zu tun haben, nicht nur für die Wis senschaft, sondern prinzipiell für alle Formen der Widerspiegelung, darunter auch für die Kunst, grund legend wichtig ist. Energisch muß weiterhin jeder Versuch zurückge- wiesen werden, mit einem abstrak ten Begriff der Ehrlichkeit zu ope rieren. Etwa: Ehrlich ist der Künst ler, Schriftsteller oder Philosoph, der sagt und schreibt, was er denkt und einem so „Ehrlichen“ wird die Frage nach der Qualität seiner Gedanken und Gefühle „erlassen“. Wir dürfen uns nicht mit einer abstrakt auf gefaßten „Ehrlichkeit“ abspeisen lassen, sondern wir müs sen fragen, was der Dichter denkt und fühlt, wofür er mit künstleri schen Mitteln kämpft und sich ein setzt. Und wir begrüßen zutiefst mit der Wahrheit und Parteilichkeit die Ehrlichkeit eines Gorki und Weineri, eines Pablo Neruda und Nazim Hik met, eines Hans Marchwitza und Bruno Apitz, die ihre Ehre darein setzen, die große Wahrheit unserer Epoche, die historische Mission der Arbeiterklasse und die Gesetzmäßig keit des sozialistischen Aufbau zu er kennen, sie künstlerisch verkündend für sie zu kämpfen und zu zeigen, daß die Arbeiterklasse gleichzeitig behutsam alles Große und Wertvolle, was die Menschheit bisher in ihrer Kulturentwicklung geschaffen hat. in ihre Hände nimmt, pflegt und wei terentwickelt, daß sie, eine neue Ge Seilschaft aufbauend, die Träume der besten Humanisten der Antike und des aufsteigenden Bürgertums er füllt, den Traum Goethes von freiem Volk auf freiem Grund, den Traum Fichtes von einer Gesellschaft, die sich auszeichnet durch die Gleichheit all dessen, was Menschenantlitz trägt, den Traum Schillers von einer vielseitigen und harmonischen Ent wicklung des Menschen, bei der die Kunst eine wichtige Rolle spielt, den Traum Herders von der Entwick lung und Entfaltung aller schöpferi schen Potenzen des Menschen und der Dichtung als einer allgemeinen Der Prozeßcharakter der Wahrheit Bei literaturwissenschaftlichen Un tersuchungen ist weiterhin die Le ninsche Lehre von dem Verhältnis der objektiven und der relativen Wahrheit und die Lehre vom Pro- zeßcharakter der Wahrheit sehr be deutungsvoll. Sie zeigt uns, daß wir nicht nur die Qualität eines literari schen Werkes nach seiner Fihigkeiz zu bewerten haben, die gese’lschaft- liehe Wirklichkeit seiner Zeit richtig widerzuspiegeln. Sie macht uns auh darauf aufmerksam, daß wir dabei die Relativität der Wahrheit berück sichtigen müssen. Das heißt, sie 'ehrt den Literaturwissenschaftler Werke der künstlerischen Literatur und der Literatur überhaupt im Zusammen hang mit den historisch bedingten Erkenntnismöglichkeiten ihrer Zeit zu sehen und auch Künstler danach zu bewerten, inwiefern sie in ihrer Zeit eine dort historisch möglich künstlerische Wahrheit geben. Die Leninsche Widerspiegelungs- thecrie lehrt den Literaturwissen- schaftler weiterhin, die Wahrheit als einen Prozeß zu sehen, der sicn in der Literatur in unendlich vielen literarischen Produkten realisiert, von denen jedes einzelne ein« be stimmte Etappe dieses Prozesses ver körpert. In Kunst und Literatur treten uns Weltanschauung gehört zur künstlerischen Methode Menschen- und Völkergabe und nicht als Erbteil einiger weniger gelehr ter Männer. in den Kunstwerken zuerst gleich sam die einzelnen Stücke des Weges entgegen. Und es ist eine wichtige Aufgabe der Literaturgesthichte, Sehöpfungen der Literatur — das Hil debrandslied wie die altrussischen Bylinen, die Schöpfungen der Trou- badors und die Lieder Walthers von der Vogelweide, Dantes „Göttliche“ und Balzacs „Menschliche Komödie“, Shakespeares „Hamlet“ und Schulers „Wallenstein“, Goethes „Faust“ und Tolstois „Krieg und Frieden", Gor kis „Mutter“, Scholochows „Stillen Don“ und Brechts „Galilei“ und viele andere Kunstwerke — wie auch die Gesamtheit der historischen Ent- wiili lung der Literatur als gewich tige Schritte auf diesem Weg za zel- gen, andererseits aber durch das Aufdecken der Zusammenhänge auch das Resultat faßlich zu geben, diese Kunstwerke nicht nur als indivi duelle Schöpfungen zu untersu-hen, sondern sie auch als große Einheit d?r sich historisch entwickelnden ge- selischaftlich-künstlerisdien W ider- Spiegelung einer sich ebenfalls hi storisch' entwickelnden gesellschaft lichen Wirklichkeit zu zeigen, inner halb derer die sozialistische Gesell schaft und ihre sozialistisch-reali- stische Kunst eine neue gesellschaft- lich-historische Qualität darstellen. Wie jede Widerspiegelung der Wirklichkeit wird auch die künst lerische Widerspiegelung einerseits durch ihren Gegenstand bestimmt, andererseits wird sie durch den Zu stand des erkennenden Objekts, durch seine Erkenntnismöglichkeiten, darunter auch durch seine Lebens- ertahrungen wie seine Weltan schauung, wesentlich — ja oft ent scheidend beeinflußt. Die Weltan schauung des Künstlers als mehr oder minder theoretisch verallgemei nertes Fazit der Erfahrungen des Künstlers, seiner Klasse, seiner Ge sellschaft ist ein organischer und un- abdingbarer Bestandteil der künst- lerischen Methode. Sie ist untrennbar mit der künstlerischen Widerspiege- lig der Wirklichkeit verbunen. Al lerdings ist diese künstlerische Me thode nicht mit der Weltanschauung des Künstlers allein erschöpft. Sie schließt ein d.e Kenntnis und Er kenntnis des Lebens (die eben vom Standpunkt einer bestimmten Welt anschauung erfolgt) sowie die Fähig keit, das Kunstwerk als künstleri sches Gebilde zu schaffen. Beim künstlerischen Widerspiegeln der Wirklichkeit spielen bestimmte menschliche Potenzen eine große Relle. Hierzu gehört die Fähigkeit des Menschen, dank seiner mensch lichen Sinnlichkeit, die eng mit dem Denken verbunden ist, Wirklichkeits- erscheinungen als sinnvolle, begrif fene und wesentliche Erscheinungen aufzunehmen sowie seine Fähigkeit zum konkret-anschaulichen Denken. Das Beispiel für ganz Deutschland Die wissenschaftliche Einsicht Le- nins in die Objektivität und die Re lativität der Wahrheit gestattet es auch, wichtige theoretische Probleme zu lösen, die mit unserem gegenwär tigen nationalen Kampf zur Lösung de« Hauptwiderspruchs in Deutsci- land verknüpft sind, des Wider- spruchs zwischen dem aggressiven deutschen Militarismus und Revan- chismus in Westdeutschland und den Interessen aller friedliebenden Kräfte in ganz Deutschland, deren fester Rückhalt die Arbeiter-und- Bauern-Macht in der Deutschen De mokratischen Republik ist. Ausgehend von der Einsicht in das Wesen dieses Hauptwiderspruchs und die Wege zu seiner Lösung betonten bekanntlich die Partei der Arbeiter klasse wie die Regierung der Deut schen Demokratischen Republik, daß es gegenwärtig nicht darum gehe, für Westdeutschland sozialistische Z ele zu stellen, sondern um die Wieler- herstellung der demokratischen Frei heiten und die Bändigung des ag gressiven deutschen Militarismus zu kämpfen. In der Diskussionsgrundlage zur Ku’turkonferenz wird betont, daß die Einheit unserer nationalen Kul tur auf humanistischer Grundlage durch die Spaltung Deutschlands und den NATO-Kriegskurs der Adenauer- Regierung sowie die sich daraus er gebenden Auswirkungen auf !deolc- gischem Gebiet zerstört sei. Unter den gegenwärtigen Bedingungen gibt es nur einen Weg zur Wiederherstel lung dieser Einheit unserer nationa len Kultur auf humanistischer Grundlage: Aufbau einer sozialisti schen Kultur und dementsprechend Entwicklung einer sozialistisch-reali stischen Kunst in der Deutschen De mokratischen Republik, die den Nachweis liefert, daß die soziali stische Ordnung an die besten hu manistischen Traditionen der Ver gangenheit anknüpft und die Vor aussetzungen für eine neue unge ahnte Blüte für Kunst und Literatur schafft und so ein Beispiel für ganz Deutschland darstellt. Festes Bünd nis mit allen Kulturschaffenden in Westdeutschland, unabhängig von ihrer politischen Überzeugung, ihrer Weltanschauung und ihren künstle rischen Schaffensmethoden, die aus einer humanistischen und wahrhaft patriotischen Gesinnung heraus in immer steigendem Maße gegen die NATO-Kriegspolitik und ihre ver derblichen Auswirkungen auch auf dem Gebiet der Literatur in Gestalt der Schmutz- und Schundliteratur, der antihumanistischen und milita- ristischen Hetzliteratur kämpfen. Wir sagen diesen Künstlern und Kulturschaffenden, daß wir uns mit ihnen zutiefst in der Sorge um die Existenz unseres Volkes verbunden fühlen, daß die Deutsche Demokra tische Republik und die Kultur, die wir hier aufbauen, für sie ein fe ster Rückhalt in ihrem Kampf ist und ihnen auch hilft, antifaschi stisch-demokratische Aufgaben zu lösen. Bewußte Parteinahme für den Sozialismus Die Leninsche Einsicht in den Charakter der Wahrheit gestattet es auch, das Verhälnis zwischen der künstlerischen Parteinahme und der künstlerischen Wahrheit zu bestim men. Lenin zeigt, daß ein Künstler nicht in einer Gesellschaft leben und von ihr frei sein kann, daß er so oder so bewußt oder nicht bewußt in ihren Klassenkämpfen Partei er greift. Die Widerspiegelungstheorie ge stattet es, nachzuweisen, daß die Parteinahme des Künstlers für hi storisch progressive Klassen eng mit der jeweils historischen künst lerischen Wahrheit verbunden ist. Die historisch aufsteigenden Klas sen finden in der gesellschaftlichen Wirklichkeit ihrer Zeit immer wie der die Tatsache bestätigt, daß ih nen die Zukunft gehört. Sie sind deshalb, wenn auch historisch und klassenmäßig begrenzt, an einer künstlerisch wahren Widerspiege lung der Wirklichkeit interessiert. Umgekehrt suchen historisch über holte Klassen vor diesem Beweis ihrer historischen Überholtheit in der Wirklichkeit in Mystizismus und Transzendenz zu flüchten. Die bewußte Parteilichkeit des so- zialistisch-realistischen Künstlers, die künstlerische Parteinahme für die Sache der Arbeiterklasse und des sozialistischen Aufbaus bilden hingegen im sozialistischen Realis mus eine untrennbare Einheit, denn sie orientieren den Künstler darauf, das sich im Leben entwickelnde Neue mit allen künstlerischen Mitteln als das Neue und Unüberwindliche zu zeigen. Dies darf man natürlich nicht simplifiziert und vereinfachend auf fassen. Der Bitterfelder Weg Schließlich und endlich ist die schöpferische Anwendung grundsätz licher Einsichten der Leninschen Widerspiegelungstheorie theoretische Grundlage wichtiger Ziele der Kunstentwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik, die wir unter dem Begriff des „Bitterfelder Weges“ zusammenfassen. Man kann sie folgendermaßen um- reißen: 1 Wenn die Kunst eine Widerspie- 1* gelang der Wirklichkeit, die so zialistisch-realistische Kunst eine Widerspiegelung der sozialistischen Wirklichkeit ist, so ist die Kenntnis dieser Wirklichkeit unseres soziali stischen Aufbaus, die Überwindung der Trennung von Kunst und Leben unumgänglich notwendig. Dabei hilft die Aneignung der wissen schaftlichen Weltanschauung der Ar beiterklasse dem Künstler, sich in den komplizierten Entwicklungspro zessen dieser Wirklichkeit zu orien tieren. 9 Wenn die Widerspiegelung der f: Wirklichkeit ein historischer Prozeß ist und die Größe bedeuten der Künstler der Vergangenheit darin beruhte, daß sie eine objek tive künstlerische Wahrheit von ihrer Epoche gaben, so ergibt sich für unsere sozialistisch-realistische Kunst die Aufgabe, die künstlerische Widerspiegelung unserer soziali stisch-realistischen Wirklichkeit in den Mittelpunkt ihres Schaffens zu stellen. 3 Wenn Erscheinungen des Be- •• wußtseins nicht lediglich passives Abbild der Wirklichkeit sind, son dern aktiv auf sie zurückwirken, so ergibt sich für die sozialistisch-reali stische Kunst die Aufgabe, sich aul die aktive revolutionäre Verände rung der Wirklichkeit, auf die Durchsetzung des sozialistischen Be wußtseins und die Erziehung des so zialistischen Menschen zu orientie ren. Dies schließt auch die Entfal tung des eigenen künstlerischen Schaffens der werktätigen Massen, die Erweckung von Künstlern aus ihrer Mitte ein. So ist die Leninsche Widerspiege- lungstheorie nicht nur theoretisch weltanschauliche Grundlage für eine materialistische Erklärung der Kunst als einer Erscheinung des gesell schaftlichen Bewußtseins, sondern auch Anleitung zum Handeln für die sozialistische Kulturpolitik. Universitätszeitung 3. 8. 1960, S. 3 Höhepunkte in der Entwicklung von Kultur und Kunst in der Deutschen Demokratischen Republik sind die jährlich stattfindenden Arbeiterfestspiele. Sie legen Zeugnis ab von dem hohen Stand der sozialistischen Kultur und Kunst. Im Programm des Bezirkes Leipzig bei den Arbeiterfestspielen 1960 in Karl-Marx-Stadt wirkten auch die Ensemble der Karl-Marx-Vniversität erfolgreich mit. Ein weiterer Höhepunkt wird die Woche der sozialistischen Volkskunst an der Karl-Marx-Vniversität im Dezember 1960 werden. Foto: Ullrich
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