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— »Furcht tt Zuwider 1« mir alle- «arme» -und P^rre» m» «»gen», die »Ich zu andern sind. Drum ged ich »ich g««^« Totenhänser, da» iS wahr. Aber daS falst dm» Ja« OSmer «ich sagen — du «ich un lein', daß er Furcht hätt' vor irgendeinem Lebendigen oder Toten! Geh zu, ich komm mit dir!" In diesem Augenblick lief mit flatternden Nöcken die Magd vom OSmerhof herzu. „Sollst gleich nach Hau kommen, Jan OSmer. Der Silberberg ans Bremen ist wieder da, un Jürgen-Ohm will ihn in die Mistkuhl smekßen." Jan wandte sich. „Ja, denn muß ich nach HauS, das siehst ein. Dote Menschen warten, aber Jürgen-Ohm wartet «ich." Als er an den Osmerhof kam, sah er vor der Dielen lür den Einspänner des Getreidehändlers Silverberg ans Bremen halten. Bis zur Kanalbrücke schallten ihm die lauten Stimmen im Haus entgegen. Bon Betrug, Zinsen, Gericht kreischte der Städter. Jürgen, streitsüchtig vom scharfen Morgcntrunk, antwortete mit einer langen Reihe von Flüchen und Drohungen, unter denen das Ver- sprcchen, Silberberg mit über die Obren gezogenem Fell als Spahcnschreck in die Erbsen stellen zu wollen, noch das menschlichste war. Silberberg flüchtete eben von den angebotenen An nehmlichkeiten mit hochrotem Kopfe zu seinem Wagen, als Jan ihn stellte. „Schönen guten Morgen, Herr Silberberg." „Guten Morgen? — Was heißt guten Morgen?! Ein schlimmer Morgen ist es für mich. Aber für Sie auch, Herr Osmer! Für Cie auch!" Er faßte die Zügel. „Eilen Sie doch nicht so sehr, Herr Silberberg; ich freue mich über Ihren Besuch. Wohl sehen Sie aus — gar nicht gealtert, seit ich zuletzt die Ehre hatte. Kommen Sie herein in die Stube." „Soll ich mir noch mehr Grobheiten sagen lassen von dem tollwütigen Menschen?!" „Lieber Herr Silberberg, auf dem Osmerhof habe ich zu sagen, ich allein, lind ich denke, Sie kommen in Ge schäften." Silberveig . .^.n. Wollen Sie mir geben die Zinsen, die fällig waren am Sonnabend vor acht Tagen?" „Bor allein kommen Sie in die Stube." Jan faßte den Händler unter dem Arm und führte ihn mit Gewalt herein. „Jürgen-Ohm, was unterfängst Du Dich, meinem Freund, dem Herrn Silberberg, mit Unhöflichkeit zn begegnen? Ich will, daß in meinem Hanse meine Freunde gut ausgenommen werden. Halt den Mund! — Kort, bring den Sessel vom Flett herein für Herrn Silberberg." „Ein Stuhl tut's, Herr Osmer. Ein Stuhl tut's. Ich kann auch stehen. Wenn ich's nur mit einem vernünftigen Menschen zu tun hab." Er zog einige Papiere aus oer Tasche. „Wenn Sie so gut sein wollen. Hier hab ich den Betrag ausgeschrieben." „Rein, Herr Silberberg, Sie müssen sich's bequem machen. Ich schäme mich für meine Verwandten. Kort, ein gutes Frühstück für Herrn Silberberg." „Danke. Ich nehme nichts. Also hier sind die Zinsen von dem Kapital, das der Herr Jürgen-Ohm als Ver walter des Hofes —" „Ihrer Frau Gemahlin geht's gut, Herr Silberberg?" „Danke, Gott sei Dank, ja als Verwalter des Hofes ausgenommen hat " „Wissen Sie noch, wie ich zum erstenmal Geld von I Ihnen geliehen hab? Ich hab immer am liebsten mit I Ihnen zu tun gehabt. Meinen Kameraden bei den Sol daten hab ich oft gesagt: .Wenn wir einen wie den Silber berg hier hätten.'" Silberberg machte eine abwehrende Handbewegung. „Also vierhundert Mark —" ,Jhr Töchterchen ist schon erwachsens" „Danke, ja, — vierhundert Mart, wen» «S Ihne« gefällig wäre." „Und der alte Schreiber, den Sie damals hatten?" ,Sebt noch, ja. — Aber wenn Sie entschuldigen wollen, ich hab Eile —" „Eile? Da bitt ich tausendmal um Entschuldigung. Kort! Führ den Wagen vor die Flettür. Der Herr Silber berg hat Eile." „DaS heißt —" „Rein, Ihr« Zeit ist Geld. Ich darf Di« nicht auf- halten. Besuchen Sie mich bald wieder." „Meine Zinsen möcht ich doch gern —" „Die sind Ihnen sicher, Herr Silberberg. Sie kennen mich doch. In zehn Tagen bringe ich sie Ihnen, auf Ehrenwort. Die Wirtschaft hier war slecht. Ja, das wissen Sie am besten. Aber unter uns — ich bin dabei, mich 3. K a p t t e l. Auf den zweiten Tag nach Pfingsten war daS Be gräbnis von Vorsteher Allmer festgesetzt worden. .Jeder fest auf meine Füße zu stellen. Es is waS im Werke. Vielleicht könne« Sie «tr bald gratulieren. — Mi." Silberberg schaute den junge« Mann prüfend an. ES war sch-» möglich, baß solch ein Prachtbursch sich die Frau freite, die ihm den Hof schuldenfrei machte. Er hätte doch lieber Sicherheit gehabt. „Wenn Sie mir möchten meine Zinsen geben, Herr OSmer, heut' am Tag." ., „ — „Ich sagte Ihnen doch, daß ich sie Ihnen bringen will, Herr Silberberg. — Pst! Still mal! — Kort, is das nicht Pluto, der hinter dem Hau» anslägts" „Wer is Pluto?" Silberberg trat rasch näher zum Wagen. „Unser Hofhund, Herr Silberberg. Er iS was scharf. Wer kann ihn bloß losgekettet haben? Korti Halt ihn, um Gottes Willen!" Er gab seinem Knechte ver stohlen einen Wink. „Die Kanaille kann kein' halten", brummte Kort und.ging hinter das Haus. Silberberg sprang mit einem einzigen Satz i« den Wagen. „Guten Morgen, Herr Silberberg. Kommen Sie gut heim. Grüßen Sie Ihre Frau Gemahlin. An meinem Hochzeitstag bekommen Sie Ihr Kapital. Ich besuche Sie bald, ganz bald." Vie Peitsche knallte. Um die Hausecke fuhr mit wü tendem Gebell der von Kort heimlich losgekettete Hund, ein Mittelding zwischen Dogge und Schäferhund, und verfolgte mit weiten Sprüngen den Wagen, der im Ga lopp über die Kanalbrücke vom Hofe donnerte. Jan Osmer lehnte sich an den Türpfosten und schüt telte sich vor Lachen. Jürgen-Ohm war auf seine Kammer gegangen, um den Feiertag zu verschlafen. Jan und Kort standen allein auf dem Flett, wo die Torfglut im Feuerloch verschwelte und Fliegen in den durch die offene Tür fallenden Son nenstrahlen summten. In dem Dämmerlicht zwischen dem Weißen Sonnenschein draußen und der düsteren Torfglut drinnen stand Kort starr und gerade in seiner dürren Sehnigkeit. Und in seinem gelben Gesicht war nicht der leiseste Widerschein von Jans übermütigem Lächeln. Wie die zwei Lichter, das weiße nnd das rote, waren Herr und Knecht. Jan sah Kort verwundert an. „Hast dein Lachen verlernt?" „Ich wund're mich, daß du lachen kannst", antwortete Kort langsam. „Warum soll ich nich lachen?" Jans Augen blitzten. Es waren zärtliche Augen, wie die Frauen sie lieben. Aber ab und zu trat ein Glanz in sic, hart nnd scharf, wie eine Dolchspitze. „He? Warum soll ich nich lachen?" „Der Silberberg bringt dir den Hof auf die Gant." „Wenn ich's leid." „Wenn du zu dein Bäurin Alheid Willgrebe machst, wirst's ihm nich wehren." „Ach so", sagte Jan. „Dn bist falsch, weil ich dir dein Quartalslohn noch nicht ausgezahlt hab. So viel wird d'r Woll noch übrig sein." - Er zog aus der Hosentasche eine Handvoll harter Taler, warf sie auf die nächste Truhe. „Da." Kort griff nicht nach dem Gelds. „Du hast mir ver sprochen, als du mich dingtest", sagte er mit Nachdruck, „daß du d'r zu tun willst, daß ich mir in Jahr und Tag eine eigne Stelle kaufen kann." „Ei ja! Unter der Bedingung, daß du mir treu dienst — mit Eifer, zu meiner Zufriedenheit." „Ich dien treu." Jan zuckte die Achseln. „Un mit Eifer auch", redete Kort langsam Wetter. „Ich wachs' nich an in dein Dienst. Das Gewand, das du Vonnacht auf dein Leib getragen hast, hab ich all vor Tag un Tau ausgewaschen un in der Rauchkammer ge« trocknet." Jan hatte sich schon gewandt, um in seine Kammer zu geben. Er blieb stehen. „So, hast's ausgewaschen? Ja, ich bin in ein Torf- Acht geraten dei n Maibaumschneiden für Alheid Will- Greb«. D'r mag Slamm un Wasser genug an gewesen sein." „D'r war noch wa» andere» an." „Was andres?" Die jungen Leute sahen sich eine halbe Minute lang fest in die Augen, dann griff Jan abermals in die Tasche, und diesmals waren's ein paar Goldstücke, die er hin legte. „WaS ich dir versprochen hab, Kort, darauf kannst bauen." Hof in Weyerdamm schtckteKsekne« «ranz, schöne »ranze: von Edeltanne und BuchSbau« mit blassen Pfingstrose» dazwischen, wie ste i» den Gärte« wuchsen. Blaß Ann» hatte ihrem Bater.de» Kranz au» Bremen verschriebe«, einen Kranz vo« grünen ausländischen Blätter« mit einer Schleife -dran von schwarzem AtlaS, Hwei Hände breit. Daraus stand an einem Ende mit Gold gestickt: „Christoph Allmer, geb. am St. Februar 1830. Schändlich ermordet am -Pfingstsonnabend 1880", und auf dem an deren Ende zwischen zwei goldenen Palmen: „Gott wird seinen Tod rächen." Der Kran, war das Staunen der ganzen Kolonie. Als WillgrebeS Hüterbub ihn sah, be gann er zu zittern und stotterte, dies sei der Kranz, de» er gesehen habe Im Traum, als der Leichenzug über die Kanalbrücke des Allmerhoss an ihm vorüberzog, zwei Rappen vor dem Wagen und im Sarge der Vorsteher mit einem blutigen Fleck auf der Stirn. Anna hielt den Buben fest. Hatte er nicht auch den Mörder gesehen? Würde er ihn wiedererkennen? Er solle scharf nachdenken. Krischan dachte so scharf nach, daß die Anstrengung zu groß wurde für sein gebrechliches Hirn. Schaum trat ihm auf die Lippen. Die Krämpfe, an denen er seit seiner Kindheit litt, warfen ihn zu Boden, und als er wieder zu sich kam, wußte §r von nichts mehr. Auch das Gericht wußte nichts. Ein Erdarbeiter am Straßenbau war festgenommen worden, den viele Vor strafen verdächtig machten. Aber einwandfreie Zeugen versicherten, daß er in der Pfingstnacht seinen Wochen lohn in einer Kneipe in Liliental vertrunken habe. Man mußte ihn wieder laufen lassen. Als Hilmer am Pfingstsonntag ohne Jan Osmer auf dem Allmerbof zurückgekehrt war, hatte er allein noch einmal mit peinlicher Genauigkeit jeden Fußbreit der Mordstelle untersucht. .Sie erzählte ihm so wenig, wi« dem Staatsanwalt und der Polizei. Aber, sagte Hilmer^ wenn der Mörder keirre Spur am Orte der Tat hinter lassen hatte, der Weg, den er gekommen war, könnt» Spuren tragen. Und wenn man nur eine Stelle wußte, an der der Mörder in jener Nacht bestimmt gewesen war, dann ergab sich von selbst die Richtung, in der er hatte gehen müssen, um hinter den Allmerschen Backofen zu gelangen. Solche Stelle war der Fleck, an dem er den Virkenbaum geschnitten hatte. Es gab der Birkenbüsche viel im Moor, und zahllose Birken waren gefällt worden in der Pfingstnacht. Nicht leicht würde es sein, den Stumpf herauszufittden, der von allen Birkenstümpfen diesen unseligen Baum getragen hatte. Es war aber auch nicht unmöglich. Hilmer prüfte sorgfältig die Birke, die welkend im Kraut am Boden lag. Ihr mit dem Beil ab gehackter Stamm zeigte viele unregelmäßige Absätze, Splitter. Ecken. Den Stumpf galt es zu finden, in dessen Bruchfläche die Unebenheiten dieser Brachfläche paßten. Hilmer holte eine Säge und sägte vorsichtig ein hand breites Stück des Stammes ab. Mit diesem Stück in der Tasche seines Kittels durchwanderte er heimlich alle Birkenbüsche, paßte seinen Stumpf auf alle Stümpfe, die er antraf. Dabei kehrten seine Gedanken immer wieder grübelnd zu dem einen Umstand zurück, der ihn nicht ruhen ließ. Wie konnte es geschehen, daß der Mörder eben das Lied pfiff, mit dem er, Hilmer, seine Braut zu rufe« pflegte? Die Höfe in den Moorkolonien liegen jeder von seinem Wiesen- n«S Ackerland wie von einem breiten Gürtel umgeben. Kaum ein Laut dringt von einem Ge höft zum andern. Auch geschah es nicht häufig, daß Hilmer Anna heimlich rief. Er hatte ja das Recht, frei ein- und auszugehen in ihrem Vaterhaus. Aufmerksam belauert haben mußte ihn schon, wer die» Geheimnis kannte. Für einen Auswärtigen war das nahezu un möglich. Sollte der Mordbube denn einer au» Weyer damm sein? Einer, dem man täglich guten Tag und gute« Weg wünschte, dem man vertrauensvoll die Hand drückte? (Forts, folgt.) «MM Welche« «er»f hat — Herr F. Rufe Emde« Obiger Herr übt «inen Beruf aus, der saisonmäßig be gründet ist. Den Beruf kann jeder fillden, der di« Buch staben der obigen Anschrift umstellt l» --- «es Wie heißt die BerufSbezetchnung? . * Auflösung von „Ein Leitspruch!" aus voriger Num mer des Zschopauer Sonntagsblattes: Ueder allem steht ba- Baterlaud! Mrs» Im HM Skizze von Theodor Heinz Köhler. Wolken, Wolken... zerfetzte Wolken ziehen ruhclo» über «ms hin. Der Sturm reißt in den Bäumen, die am Wege stehe», bieg: sie. läßt die Nadeln lautlos hcrabrieseln und treibt die letzten Blätter wirbelnd davon. Und wir ziehen in laiigcr Reihe, stumm, schon seit Stunden. Warum sind wir so still'? Es mag am Regen liegen, der hin und wieder emsctzt und vom Sturme gepeitscht auf uns niederprassclt. Wir sind durchnäßt. Tic Windjacke klebt am Hemd, das Hemd am Körz>cr. Nur dort, wo der Tornister sitzt, ist eine trockene Stelle. An unseren schweren Schuhen klebt Erde; schmierige, lehmige Erde. Der Weg ist rutschig. Da und dort steht trüb eine Wasserlache. In einer Kule kommt wieder Sand; Sand, der einmal weiß war und nun grau ist. Moorland, weite, saftige Wiesen, in denen vielleicht Vögel nisteten, ziehen vor über. Tiefe Rinnen durchfurchen den Weg. Wir ziehen schweigend durch den Nebel, in die Nacht, die sich gähnend vor unS auftut, durch den feuchten Dunst, durch peitsÄ-endni Regen und unter jagenden Wolken. Man hört nur das Nicdcrgehcn der Nagelschuhe, das Anfplatschen in einer Wasserlache, das Saugen des Mooses bei jedem Tritt, vas Streifen der Gräser an den Stiefeln. Wir sind müde. Die Augen schmerzen unS. In der letzten Nacht fanden wir kein Lager. Wie wird cs in der kom menden sein? Der Marsch geht weiter. Eine lange Reihe zieht müde durch daS Land. Ich sehe meinen Vordermann im Dunkeln: schwarz mnrisseu seine Gestalt, den Kops, den Tornister. Di« linderen indessen höre ich nur. Ja, man hört gut in der Nacht. DaS Knacken eines Zweige» im Walde laßt einen aufhorchcn. Aber mehr noch da» Heulen eine» HundeS, das klagend durch die neblige Nacht yerüberklingt. Denn wo ein Hund ist, da sind Menschen. Und wo Menschen sind, da kann man vielleicht schlafen. Ja... vielleicht. Aber wa» sonst? In jedem ist bange» Hoffen. Ob e» Wohl ein Hau» mtt einer Scheune ist, einer Scheune, in der ein paar Gebunde Stroh liegen oder ein wenig Heu. Oder ist e» gar nur ein Waldwärter, der einsam über Land geht? — Und weiter geht der Marsch. Ja, eine Schar Bitben klotzt durch die Nacht, stumm, ohne eine andere Bewegmm als die deS eintönigen AufstapfcnS. Aber laß ein Licht herüverblitzen, einen winzigen, fahlen Schein, und e« wird Leben in die Jungen kommen. Aber wenn du denkst, ste erzählen da» ein ander, dann irrst du. Sie sagen nichts, doch kräftiger ist daS Auftreten Plötzlich, und mein Vordermann wendet den Kopf leicht nach rechts. Ein Haus? Ein Gehöft? Eine Hütte? — Ja ein HauS. Und hohe, ruhige Pappeln darum. Helles Licht fließt Warin aus den beiden Fenstern neben der Tür. Ein wenig abseits machen wir halt. AuS unserer Mitte löst sich einer, der aufrecht auf das Hau« zuaeht. Jetzt drückt er die Klinke nieder. Die Tür ist offen. Gähnende Schwärze. Er tritt ein. Wir warten, wir spielen ungeduldig mit den Tragriemen der Tornister. Ob wir wohl Unterkommen werden und endlich schlafen können? Eine ganze Weile ist er schon im Hause. DaS liegt so still wie zuvor. Ob... ob... ob...? Hoffen! Und dann kommt er also heraus. Hinter ihm steht im Türrahmen ein Mann. Seine Augen sind auf uns gerichic', wir sehen sie durch die Finsternis. Der Mann ist auf Krücken gestützt, schwer hängt er darin. ES klappert dumpf auf den Steinen, als er zu uns herübcrhumpelt. , , „Tag, Leute!" sagt er, wie er vor unS steht. ' „Tag, Mann!" kommt cS von uns. Schweigen und Ansehen, so gut eS im Dunkeln geht. Einer hustet. ,^kommt!" sagt der Mann dann und humpelt voran. Wir folgen schiveigend. Unsere Stiefel schlagen hart auf dem Pflaster vor dem Hause ans. ,,Ssst!" macht einer, doch er hätte es nicht zu tun brauchen, wir denken ohnehin gerade daran, daß cS vielleicht jemand aus dem Schlaf reißen könnte, ein Kind vielleicht oder eine Frau. Aber niemand ist im Hause. Die Tür zur Stube steht halb offen. Licht fällt auf den Skin« boden, scheidet ihn in Hell und Dunkel. Der Schein blendet unS. Wir schreiten behutsam, doch rasch vorbei, um wieder in di« Finsternis zu kommen. Ein Blick seitwärts in die Stube: ein Tisch, eine tickende Uhr, sonst nichts. Wie spät mag e» Wohl sein? Die Kammer ist gut, die der Mann un» mit einer leichte» Handbeweguna anweist. „Da!" „Darf ich?" fragt einer von unS leise und deutet auf sein« Lampe. Der Mann nickt, aber er tritt ein wenig zurück. Da flammt das Licht auf, gleitet über unS hin, fast zum Spiele, aber wir starren un» an: bleiche, übermüdete Gesichter, nasse-, feftacklitschte» Haar, hochgeschlossene Windjacken: sind daS noch wir? Der Mann sagt „Gute Nacht!" dann wendet er sich ab und geht. Das Licht ist wieder verlöscht, wir stehen noch ein« Weile und lauschen. Die Krücken schlagen dumpf auf dem Boden auf, die Treppe knarrt. Bi» unten eine Tür hart zu geschlagen wird. Dann ist es still. > . Wir starren in die Dunkelheit um unS. Wir sehen nichts, wir sind müde und möchten schlafen. Aber erst müssen wir noch ein wenig unseren Gedanken nachgehen, aufräumen gleichsam, klar werden mit uns, mit dem vergangenen Tag, mit der Nacht, mit dem fremdcn Mann auf den Krücken. Das Fensterkreuz hebt sich schwarz vom nächtlichen Himmel ab. Zwei Pappeln ragen empor. Drüben werden Kiefern stehen, dann komm« vielleicht wellige« Heideland. ES regnet wieder und dämpft jeden Laut. Wo ist der Hund? Oder war es einer, der wildernd durch den Wald streifte? Nun aut, hört, wie es regnet, hört nur: ruhig, eintönig, voller Rauschen. Doch e« könnte sein, daß wir jetzt dahinzogcn, auf rutschigen Wegen vielleicht. Recht« stände starr der Wald, uno vor uns läge die Heid«. Und es wäre Wohl so, daß der Regen auf unS niederrinnen würde, über da» Gesicht liefe, die Wind jacke durchnäßte, dann daS Hemd, ja, eine trockene Stelle nur noch... Ja, e« könnte so sein. Aber jetzt liegen wir hier, trocken und warm, in einem schweigsamen HauS, da« ein ein samer Mann bewohnt. Morgen werden wir wieder mar schieren. Und eS wird gut sein. -