98 7. Endlich werden ausführlichere Nachrichten über den unter Nr. 4 kurz besprochenen Rudolf Richter, die infolge widriger Um stände von der Frau Mutter erst Mitte Oktober d. I. einge sendet werden konnten, angefügt: Rudolf Viktor Richter, geboren am 24. Juli 1892 in Markneukirchen, war der Sohn des praktischen Arztes vr. msä. Viktor Richter daselbst und der Frau Anna geb. Körner. Gesund und frisch wuchs er heran, ohne den Eltern irgendwie Sorge und Mühe zu bereiten. Auch in der Schule lernte er gut. Schon frühzeitig zeigte sich bei ihm Interesse am Berufe des Vaters, so daß dieser hoffte, er werde einmal in seine Fußtapfen treten. Mit 11 Jahren wurde er auf das Gym nasium zu Schneeberg gebracht. Drei Jahre hat er es besucht und, als er Ostern 1906 in das Moldanum über siedelte, erhielt er noch eine Klassenprämie und das Lob der Lehrer geleitete ihn. Auch in Grimma, von wo sein älterer Bruder Al fred Friedrich August Ostern 1902 zur Universität abgegangen war, wurde er bald heimisch. Doch als 15 jähriger Jüngling ver lor er seinen jahrelang schwer leidend gewesenen Vater. Die trüben Eindrücke, die er während der Krankheit desselben empfangen hatte und dann der Verlust bewirkten eine auffällige Veränderung in seinem Wesen. Er wurde ernst gestimmt, ja beinahe menschenscheu. Dabei blieb er aber der liebenswürdige und bescheidene Mensch, der er immer gewesen war. Jetzt bemühte er sich noch mehr, seiner Mutter Freude zu machen, aber die Lust, Medizin zu studieren, war verschwunden. Er hatte in besonderem Grade Sinn für Fa milienleben; weil ihm dieses genügte und auch aus Sparsamkeits rücksichten unternahm er in den Ferien nicht, wie Mitschüler, größere Reisen, dafür durchstreifte er die heimatlichen Fluren und Wälder. Ein gutes Buch zu lesen war ihm Genuß. Sehr begeisterte ihn, was er über Bismarck las. Ostern 1912 bestand er das Maturi tätsexamen und erhielt II u in den Wissenschaften, I in den Sitten. Im Aktus verabschiedete er sich mit einer griechischen Rede: ö, xai Noch hatte er den Plan, Germanistik uno Geschichte zu studieren. Als er aber aus Lausanne, wo er ein Semester zugebracht hatte, nach Leipzig kam, ließ er sich für das Rechtsstudium inskribieren. Nun wurde im Sommer 1914 das deutsche Heer mobil gemacht. Er war am Abend vorher daheim eingetroffen und hatte einen Drang, für sein Vaterland mitzu kämpfen. Schon am 11. August trat er bei dem Reserve-Infan terieregiment Nr. 133 in Zwickau als Kriegsfreiwilliger ein. Die