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Dresdner Journal : 05.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-05
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 05.10.1896
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1858 Tagesgeschichte. Dresden, 5. Oktober. Se. Majestät der König erteilten am gestrigen Sonntage nach dem Besuche des erlebt, bah da» Volk von Pari» da» Standbild seine» Tod- seindc» Napoleon in den Schmutz zog und sich von jeder Soli darität mN ihm lo-sagte, daß der Sänger de» Empire (Mranger) die Besieger de» Nationalhclden al» an» awis I«, eanean» feierte, daß dir gefürchteten Kosaken zu Litbling»- kindern der höhere» Gesellschaft wurden, daß der Adel de» Lande- um die Gunst de« Zaren warb und daß der französische Liberalismus in ihm, dem unumschränkten Herrscher, den Schutz- geist der neuen Staatsordnung verehrte Und daß eS sich dabei nicht um verlorene Liebesmüh gehandelt hatte, war nur allzu deutlich zu Tage getreten. Al; der Monarch, den die Mystiker der heiligen Allianz al- Besieger des französischen RevolutionSgeisteS feierten, die sra «zösisch - Hauptstadt verließ, hatte Rußland sich bestimmen lasten, seine neuen Freunde gegen die alten Freunde und Ver bündete» in Schutz zu nehmen, die Ersatzforderungen Preußens und Deutschland» auf das denkbar geringste Maß herabzudrücken, dem französischen Staate seine alten Grenzen zu erhalten und die Erhaltung der Großmachtstrllung Frankreichs als europäisches Jntcrefse zu behandeln. Ja, noch mehr! Dem Beispiel ihre» Kaisers folgend waren die Offiziere der russischen Besetzung»- armer zu so erklärten Freunden ihrer bicherigen Feinde ge worden, daß sie ans der Bewunderung der Franzosen kein Hehl machten und daß Vie e von ihnen in aller Form die Absicht aus pracheu, bei der Rückkehr m die Heimat , Frankreich und dess'N liberale Institutionen nach Rußland zu importieren. Aus diese großen und unerwarteten Erf-lge ihrer Liebes- Werbung zurückzugreisen, halten die heutigen Franzose» für überflüssig Ihrer Meinung nach liegen die Dinge gegenwärtig unvergleichlich günstiger als vor 82 Jahren Nikolaus II. (so meint man in Pari») braucht zum Freunde Frankreichs nicht gemacht zu werden, weil er das bereit- ist. Er kommt in kein besiegtes und niedrrgeworfene«, sondern in ein blühendes und waffenstarkes Land — rr soll nicht sowohl zum Beschützer, al» »um Bunde-genoffen dieses Landes gemacht werden, und von seinen Rusten meint man, ihre Sympathien für Frankreich seien so warme und unbedingte, daß eS der moralischen Eroberungen von 1814 und 1815 nicht erst bedüife. Verglichen mit den Schwierigkeiten, welche eS damals zu lösen galt, als der Zar au der Seite seiner deutschen Verbündeten in die Thore de« besiegten Paris cinzog, erscheint den Franzosen das, was es dieses Mal zu thun gilt, als ein Geringeres Nur daraus soll eS ankommen, gewisse, im voraus gefaßte russische Entschließungen zur Reife zu bringen und den jungen Kaiser in den löbliche» Absichten zu bestärken, die er milbringt Wenn in den Tagen Alexanders I das anscheinend Unmögliche möglich gemacht werden konnte, so soll uuzweiselhaft sein, daß eS unter den un vergleichlich günstigeren Umständen der Gegenwart gelingen werde, den kleinen Punkt aus das i zu setzen, um den allein es sich noch handeln soll Schade nur, daß diese anscheinend so einfache französische Rechnung an einer Lücke laboriert und daß es mit dem kleinen Punkt, der aus das i gesetzt werden soll, eine große und eigen- thümliche Bewandtnis hat Die Dienste, durch die der Kaiser! Gast von 1814 seinen französischen Bewunderern das Herz ab- gewonnen hatte, waren kostenlose und zugleich solche, die dem russische» Staatsinteresse zu entsprechen schienen Alexander I. war in der Lage, ohne Drangabe eines ManncS und eines Hellers Frankreich genug zu thun. Als er das Maß der den Besiegten von 18t4 angejonncneu Opser hcrabdrückte und auf Unkosten seiner Verbündeten den Großmütigen machte, konnte vo i Schw.crigkeiten, die diese ihm bereiteten, ebenso wenig die Rede sein, wie von Opfern, die dem russischen Staatsintereste daraus erwachsen sollten. Rußlands guter Wille war für die pr.»bischen und österreichische» Staatsmänner der Reftaurations- zeU unentbehrlich, Rußlands Nutzen entsprach eS, daß der M ichtzuwachs der beiden mitteleuropäischen Monarchien in ge wisse» Schranken gehalten wurde und daß Frankreich in die Lage kam, jenen unter Umständen die Wage halten zu können. Trotz der tiefen Kluft, die russische und englische Interessen bereits damals trennte, war Alexander I. endlich versichert, daß die Wellington und Castlereagh gegen den Rückhalt, den Ruß land de.i Franzosen bot, nichts einzuwenden baden würden. Daß man in London aus Seilen der Nestaurationspartci, im russischen Kabinett aus der Seite der französischen Liberalen stand, bedingte eine Differenz, aber noch keinen Gegensatz der Auffassungen. Mit einem Worte: Rußland konnte den Wünschen Frankreichs genug thun, ohne sich oder seinem Vorteil das Geringste zu vergeben nnd irgend welche Gffahren zu lausen. Von diesen Voraussetzungen trifft heute keine mehr zu. Was Frankreich von dem Urgroßneffen Alexander- I erwartet, sind nicht kostenlose Dienste, sondern Opser, deren Umsang kaum berechnet werden kann nnd deren Preis noch niemand anzu geben vermocht hat Nicht darum handelt es sich, den sranzö- siscy.n Besitzstand zu gewährleisten und den »tatusquo ausrecht zu erhallen, sondern sremdcn Besitz Frankreich zu Liebe anzu- taslen und den gesamten Bestand europäischer Dinge aus den Kops zu stellen. Daß Rußland kein Interesse daran haben konnte, die deutsche Machtsphäre aus Unkosten Frankreichs zu vergrößern, lag im Jahre 1814 aus der Hand, indessen der Nutzen, den Rußland von einer zu gunsten Frankreichs durch- gesührlen Schwächung d-s heutigen Deutschland zu ziehen ver möchte, erst nachgewiesen werden soll. Doch das alles kommt nur beiläufig und nebensächlich in Betracht. An der Stelle, wo damals das arme, beraubte, auf den guten Willen anderer ang-wiescne Preußen stand, ragt heute der Koloß dcs Deutschen Reiches empor, dem kein euro päischer Staat Gesetze geben und Zumutungen stellen darf, die mit seiner Ehre unvereinbar wären Und nur wenn eS diesem Reiche und seinen Verbündeten den Fehdehandschuh ins Gesicht wirst, vermag Rußland den Wünschen derer genug,ulhun, die de» Kaiser Nikolaus II. in Paris erwarten! Tas dazu er- soi dcrliche Maß von Liebenswürdigkeit werden die Nachkommen der glücklichen Besiegten von 1814 nicht auszubringen vermögen, auch wenn sie ihre klugen und gewandten Vorsahren um da» Dreisache übertreffen und nicht nur das Standbild Napoleons I., sondern sich selbst vor Rußland in den Glaub werfen sollten. den Handwerker auf ein eng begrenzte« Erwerb«feld be schrankt und dadurch seine Widerstandskraft gegen die Großindustrie lähmt. Sie erstrebt eine geordnete, vom Geiste der Selbstverwaltung getragene Organisation de« Handwerk« in Handwerkerkammern, hält aber die Zwangs innungen de« preußischen Gesetzentwurf« für bedenklich, in«besondere weil dieselben den Keim de« Befähigungs nachweise« in sich tragen und de« Rechte« der freien Innungen zu gemeinsamen geschäftlichen Einrichtungen ent- behren sollen " Auch dieser Antrag wurde mit erdrückender Mehrheit angenommen, während die dazu gestellten Anträge Peter«, Osann und Bueck ebenfalls nur 30 bi« 50 Stimmen fanden. Damit schlossen die Berhandlungen de« Sonn abend«. Kiel. Prinz Heinrich hat am Sonnabend da« Kommando der zweiten Division de» ersten Geschwader« angetreten und auf dem Panzer „König Wilhelm" seine Admiralsflagge setzen lasten. Memel. Am Sonnabend, als an dem Tage, an welchem vor 80 Jahren der damalige Prinz Wilhelm in Memel zum ersten Male in die Front der Armee eintrat, fand in Gegenwart de« Grafen Lehndorff, als des Ver- treter« Sr. Majestät des Kaisers, des Oberpräsidenten Grafen Bismarck und anderer hoher Gäste die feierliche Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals statt. DaS Denkmal ist der Stadt vom Kommerzienrat Pietsch zum Geschenk gemacht worden Holtenau. Die feierliche Grundsteinlegung der Kaiser Wilhelm-Kanal-Dankeskirche hat gestern vor mittag stattgefunden In Vertretung Sr. Majestät des Kaisers nahm Se. König!. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen an der Feier teil. Ferner waren anwesend: der Kultusminister vr. Bosse, Vertreter der Provinzialbehörden, des Konsistoriums, des Kanalamts, der Universität u a. öftere eich-U«gara. Wien. Das gestrige Namensfest des Kaisers wurde hier, in Buda-Pest und in allen Provinzen mit den üblichen feierlichen Gottesdiensten begangen. Prag. Im Streikgebiete des nordböhmischen Kohlenreviers verlief auch der gestrige Tag ruhig. Bei der vorgestrigen Auszahlung erklärte die weitaus größere Zahl der Belegschaften, Montag zur Arbeit zurückzukehren, weshalb eine baldige Beendigung des Ausstandes erwartet wird. — In der Ortschaft Kaznau wurden anarchistische Flugschriften verbreitet. — Die Nachricht von dem Aus bruch eines Streikes in Kladno ist unrichtig. Buda-Pest. Die Auflösung des ungarischen Reichstages und die Ausschreibung der Neuwahlen für denselben bilden den Inhalt der allerhöchsten Resolution, die Kaiser Franz Joseph I. als König von Ungarn am 1. d. Mts unterzeichnet und der ungarische Minister präsident in der heutigen Schlußsitzung des Reichstages verlesen hat. Dieses Ereignis überrascht niemanden — weder in Ungarn, noch im Auslande, da die ungarische Presse schon seit geraumer Zeit übereinstimmend die Ün- erläßlichkeit der Erneuerung des Reichstages nachgewiesen hat und die ungarische Regierung selbst keinen rechten Grund hatte, diesbezüglich anderer Ansicht zu sein. Ten äußeren Anlaß zu dem Regierungsbeschluste, den rm Jahre 1892 gewählten Reichstag noch vor Ablauf seiner gesetz mäßigen fünfjährigen Dauer zu erneuern, gab die Wahr nehmung, daß die Oppositionsfraktionen — National pariei und die äußerste Linke — nicht dafür zu gewinnen waren, daß das Budget für das nächste Finanzjahr noch in dieser Tagung zur Erledigung gelange, aber der eigent liche Grund dazu lag doch aus einem anderen Gebiete der die Regierung zur Zeit bedrückenden Sorgen. Die Opposition hat allerdings von ihrer Absicht, sich der Be willigung des Staatshaushaltplanes vor Auslösung des Reichstages zu widersetzen, kein Geheimnis gemacht, doch lag auch keine autoritative Erklärung der oppositionellen Parteiführer vor, derzufolge dieser Widerstand im Wege einer rücksichtslosen Obstruktionsdebatte durchgeführt werden sollte und nur eine derartige Bekämpfung der Finanz vorlage hätte in Wirklichkeit die Regierung veranlassen können, aus der Haltung der Opposition zu dieser Vor lage die nun erfolgte Schlußfolgerung zu ziehen Dem nach ist als einziger ErklärungSgrund der vorzeitigen Auflösung des ungarischen Parlament» anzuführen, daß die ungarische Regierung beschlosten hat, die Ausgleichs- Vorlagen noch vor dem I Januar 1897 durch den neu gewählten Reichstag genehmigen zu lasten, um ver Not wendigkeit enthoben zu werden, die im Jahre 1887 voll zogenen Ausgleichsgesetze noch vor Ablauf diese« Jahres zu kündigen oder aber die Fortdauer derselben noch im Wege eines Provisoriums für das nächstfolgende Jahr zu ver längern. Die Bemühungen der beiderseitigen Regierungen, das Ausgleichswerk noch rechtzeitig glatt zum Abschlusse zu bringen, sind bisher insofern nicht vergeblich gewesen, als zwischen dem ungarischen Ministerium Banffy und dem österreichischen Kabinett Badeni mit Ausnahme ver Quoten- frage eine vollständige Übereinstimmung bezüglich aller seitherigen Streitfragen erzielt worden ist und es sich nur noch darum handelt, in den Parlamenten die Mehrheit für das bereits vereinbarte Ausgleichswerk zu gewinnen Auch hinsichtlich der Quoten frage ist eine An näherung zwischen den beiderseitigen Gesichtspunkten erfolgt, indem die Annahme de» BeitraqSvcrhäl misteS jedoch wieder völlig an die alte Regel halten können Es werden also die Monate September 1894 bi« März 1895, da« Etattjahr 1895/L6 und die Monate April bi« August 1896 der Berechnung für die Börsensteuer ansätze im Etat auf 1897/98 zu Grunde gelegt werden können, ohne daß weitere wesentliche Änderungen an dem so gewonnenen Durchschnitt vorgenommen zu werden brauchen Daß gerade bei der Berechnung der Etatg ansätze für die Börsensteuer mit größter Vorsicht vor gegangen wird, ist bei der schwankenden Natur der Er träge diese« EinnahmzweigeS selbstverständlich. — Wie die „National - Zeitung" mitteilt, bildet sich augenblicklich unter dem Protektorate des Herzog- Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, Präsidenten der Deut schen Kolonialgesellschaft, ein Komitee mit dem Zwecke, eine Tanganyika-Dampferexpeditionindie Wege zu leiten Die Initiative hierzu ist auf den Gouverneur v Wißmann zurückzuführen, welcher auch dem Komitee an gehören wird. Der Gouverneur bezeichnet einen Dampfer auf dem Tanganyika als das dringendste augenblickliche Bedürfnis für unsere Kolonie. Mit der Führung der Expedition wird Lieutenant Schloifer l vom Feldarüllerie- regiment Nr. 3l, bisher kommandiert zur Kriegsakademie, beauftragt werden. Da« Auswärtige Amt stehe diesem Unternehmen sympathisch gegenüber. — Der Delegiertentag der Nationalliberalen wurde am Sonnabend früh eröffnet. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf die allgemeine Stellung der Partei Hierzu lag folgender Antrag des Zentralvorstande« vor: „Der national-liberale Delegiertentag hält eS unter den gegen wärtigen politischen Verhältnisten für besonders notwendig, die alten Grundsätze zu betonen: das Vaterland über der Partei; das allgemeine Wohl über allen Sonderinteresten-, Unabhängigkeit nach recht« und links wie gegenüber der Regierung; volle Wahrung der konstitutionellen Rechte; Bekämpfung jedes Rückschritts und beharrliches Streben nach stetiger Fortentwickelung aller Einrichtungen des öffent lichen Leben»; entschlossene Vertretung alle» besten, was die Macht und Sicherheit des Reiches und der Schutz des Deutschtums gegen Übergriffe und Anmaßungen, ser es von welcher Seite immer, fordert; kräftiges Eintreten für alle berechtigten Wünsche und Beschwerden des Volkes. Die nationalliberale Partei bewahrt auf wirtschaft lichem Gebiete ihren Charakter als Mittelpartei und muß daher Forderungen zurückweisen, welche in einseitiger Berücksichtigung der Interessen eines Berufsstandes andere für den Staat gleich wichtige Berufsstände empfindlich zu schädigen oder die Grundlagen unserer Volkswirtschaft um- zustoßen geeignet sind Derartigen Bestrebungen entgegenzu treten, erachtet die nationalliberale Partei für ihre Pflicht, aber ebenso für die Pflicht jeder das Staatswohl allein zur Norm nehmenden Regierung " — Nach einem von Bueck, Koebner und Genosten gestellten Anträge sollte der zweite Absatz folgende erweiterte Fassung erhalten: „Die nationalliberale Partei wird auf wirtschaftlichem Ge biete ihren Charakter als Mittelpartei bewahren. Die nachdrückliche Förderung der Interessen der Landwirtschaft wie des gewerblichen Mittelstandes wird sie sich auch ferner hin angelegen sein lasten. Sie muß jedoch Forderungen zurückweisen, welche in einseitiger Berücksichtigung der Interessen eines Berufsstandes andere Berufsstände zu schädigen oder die Grundlagen unseres Erwerbslebens und der staatlichen Ordnung umzustoßen geeignet sind. Sie verwirft den Antrag Kanitz und jeden anderen Versuch, die Versorgung der Bevölkerung mit notwendigen Lebensmitteln monopolistisch zu gestalten; sie weist da« Bestreben zurück, an die Stelle der Handelsvertragspolitik ein System des Zollkriegs zu setzen; sie verlangt die Aufrecht erhaltung der gesetzlich bestehenden deutschen Währ- ungsordnung; sie erklärt sich gegen jede Gesetzgebung, welche bestehende Formen redlichen Geschäftsverkehrs zerstört oder den Verwaltungsbehörden die Vollmacht zu derartigen Eingriffen erteilt; sie fordert die Ab lehnung des preußischen Antrags auf Handwerks organisation und jedes anderen, aus Wieder herstellung des Zunftzwanges gerichteten Vor schlags. Derartigen Bestrebungen entgegenzutreten, erachtet die nationalliberale Partei für ihre wie für die Pflicht einer das Staatswohl allein zur Norm nehmenden Regierung" Nach längerer, durch eine Mittagspause unterbrochener Debatte, in welcher noch verschiedene andere Anträge ge stellt wurden, und nachdem die Vertagung der Beschluß fassung bei 470 Teilnehmern gegen 30 Stimmen abgelehnt worden war, wurde der Antrag Bueck gegen 50 Stimmen abgelehnt und darauf der des Zentral vorstandes mit Einstimmigkeit unter brausendem Bei fall angenommen Der zweite Antrag des Zentralvorstandes lautete: „Die nationalliberale Partei ist nach Maßgabe der Beschlüsse des Frankfurter Delegiertentages von 1894 energisch für die Gesetzgebung im Interesse des gewerb lichen Mittelstandes eingetreten, namentlich soweit es geboten war, den unlauteren Wettbewerb, wie die Auswüchse des Hausierhandels zu bekämpfen und den Gewerbebetrieb der Konsumvereine einzuschränken Ihre bisher noch nicht er füllten Forderungen dieser Art wird die Partei dauernd weiter verfolgen Sie steht aus dem Boden der Gewerbe freiheit und bekämpft den Befähigungsnachweis, weil er VormittagsgotteSdienstes Audienzen imKönigl.Residenj- schlosse an die nachgenannten Herren: Geh. Oberbaurat Wankel, Medizinalräte l>r. Era» und Or. Fickert, vor maligen Anstalttpfarrer in Hohnstein Keydel, Pfarrer vr. Günther in Brambach und RechnungSrat Kießling vom Topographischen Bureau. Mittags l2 Uhr geruhten Se. Majestät dem General der Kavallerie z. DiSp. Adolph Senfft v. Pilsach, Excellenz, einen Besuch abzustatten und ihn zum achtzigsten Geburtstage zu beglückwünschen. Nachdem Se. Majestät nachmittags an der Familien tafel bei Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Friedrich August in Billa Wachwitz teilgenommen hatten, er folgte abends 6 Uhr die Abreise des Monarchen von Haltestelle Strehlen aus nach Rehefeld. Gleichzeitig reisten Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August und Albert, der Oberhofmarschall Graf Vitzthum v. Eckstädt, Excellenz, der Oberst v. Wilsdorf und der Flügeladjutant vom Dienst Major v. Larisch dahin ab, um an den in dieser Woche auf den Reheselder Revieren stattfindenden König!. Jagden teilz nehmen. — Ihre Majestät die Königin sind am Sonnabend abend wohlbehalten in Umkirch in Baden eingetroffen. Deutsche» «eich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser sind am Sonn abend früh von Rominten über Marienburg nach Danzig gereist und haben dort der Einweihung des Osfizierkasino« veS 1. Leibhusarenregiments Nr. 1 beigewohnt — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist gestern abend in Berlin wieder eingetroffen — Die „Köln. Ztg." meldet aus St. Petersburg: Dem Vernehmen nach wird das Zarenpaar auf der Rückreise von Darmstadt drei Tage zum Besuche des deutschen Kaiserpaares in Potsdam verweilen. — Der Kolonialrat ist auf Montag, den 19. Oktober einberufen worden. — Aus London wird den „Berl. Neuesten Nachr." geschrieben: „Die britische Marineverwaltung scheint die Scheu vor der Marke „maäv in Vorman^" nicht zu teilen Wie ich erfahre, finden gegenwärtig Versuche mit Kruppschen Panzerplatten statt, und was der Sache noch einen gewissen pikanten Reiz verleiht, die Geschosst, mit denen jene Platten auf ihre Stärke erprobt werden, sind französische Granaten. Fällt die Prüfung günstig aus, so steht eine größere Lieferung für die Kruppschen Werke in Aussicht. Daß man den anfangs so sehr ge schmähten bleigrauen Anstrich der deutschen Panzer in ab sehbarer Zeit auch für die englische Marine adoptieren will, ist bereits mitgeteilt worden." — In einem gegen die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gerichteten Leitartikel führen die „Hamburger Nachrichten" auS, daß es nicht die Aufgabe der deut schen Politik sei, Verständigungen irgend welcher Art zwischen Italien und Frankreich mit Genugthuung zu begrüßen Je gespannter die Beziehungen zwischen Italien und Frankreich seien, um so sicherer sei auf Italien in seiner Eigenschaft als Dreibundgenosse zu rechnen, während im anderen Falle sich eine Gefahr für den Frieden er gäbe. Die Widerstandsfähigkeit Italiens gegen französische Zumutungen dürfte nicht auf allzu harte Proben gestellt werden Es könnten leicht Umstände eintreten, welche die italienischen Bedenken gegen die Wiederherstellung einer Art von politischem Protektorat der französischen Republik über daS Königreich Italien so weit zurücklreten lassen würden, als dies überhaupt mit dem Verbleiben Italiens im Dreibunde vereinbar wäre Daß ein solcher Zustand aber den Anfang vom Ende der Zugehörigkeit Italiens zum Dreibunde bilden könnte, bedürfe keines weiteren Nach weises. — Die Börsensteuer hat nach dem letzten Monats ausweis für die Zeit vom 1. April bis Ende August des lausenden JahreS zusammen 12'4 Millonen Mark oder nahezu 2,2 Millionen weniger als in dem gleichen Zeiträume des Vorjahres erbracht. Der genannte Zeit raum hat für die Börsensteuer insofern Bedeutung, als er zusammen mit den Ergebnissen des ganzen letztver flossenen EtatSjahrcs und der Monate September bis März des diesem vorangegangenen EtatSjahreS der Be rechnung für den Etatsansatz zu Grunde gelegt zu werden pflegt. Im Etat für das laufende Jahr war von dieser Regel abgesehen worden, weil die mit dem 1. Mai 1894 eingetretene Änderung der Abgabensätze nach der Novelle zum Reichsstempelgesetz in den ersten Monaten ihre volle Wirkung noch nicht auSgeübt hatte und man demnach zu der Voraussetzung berechtigt war, es würde die that- sächliche Einnahme höher sein, als sie nach dem gewöhn lichen Durchschnitt hätte berechnet werden müßen. Die Wirklichkeit scheint dieser Erhöhung des Durchschnitts um nahezu 8,5 Millionen allerdings zum großen Teile, aber nicht ganz recht geben zu wollen; denn, wenn der fünfmonatige Ausweis der Schätzung für das Ergebnis des Jahre» 1896 97 zu Grunde gelegt wird, so würde das letztere hinter dem auf rund 31'4 Millionen nor mierten EtatSansatze um etwa 1'4 Million zurückbleiben. Für den Reichshaushaltsetat aus 1897/98 wird man sich auSstellungürestaurant» aus der GewerbeausstrUung m Berlin (Adlon u Dressel) und in den neuhergerichteten Weinstuben von Kempinsky u. Co, Berlin, und anderen derartigen Orten ausgiebig Verwendung gefunden haben, während uns von solchen Ausschmückungen in Kirchen nichts bekannt geworden ist. Einen völligen Ersatz für die alte Technik vermag die neue nicht zu geben, es wird vielmehr wohl einmal die eine, das andere Mal die andere am Platze sein Denn abgesehen davon, daß sich unser Auge mit der Zeit derartig an die kräftige Wirkung der Verbleiung gewöhnt hat, daß wir sie in vielen Fällen nicht entbehren mögen, so ist sie auch vorzüglich geeignet, eine eventuelle zu große Anhäufung von Farbe im Innern unserer Kirchen in wohlthuender Weise abzuschwächen und die Fenster mit der übrigen Dekoration besser in Einklang zu bringen. Indessen erscheint e« bei der Neuheit dieser Technik wohl verfrüht, schon jetzt ein endgiltiges Urteil über die Grenzen derselben fällen zu wollen DaS Dillmannsche Verfahren ist im Prinzip so ein fach und doch so eigenartig und die vorgesührten Beispiele zeugen von solcher Leistungsfähigkeit, daß diese kleine Sonderausstellung im Kunstgewerbemuseum allgemeine Auf merksamkeit verdient. H Die «auch vom Dresdner Hoftheater angekündigten) drei einaktigen Stücke von Hermann Sudermann sind amSonnabend im Deutschen Theater in Berlin mit starkem Erfolge zur Aufführung gelangt. Die „Nat.-Ztg/ berichtet darüber: Die drei Stücke sind durch ihren Gesamttitel „Mori- turi" dahin charakterisiert, daß sie die Gedanken und Empfind ungen derer ausdrücken, die in den Tod gehen In „Teja" und „Fritzchen" wird da» Thema tragisch be handelt, in „Da« Ewig-Männliche" dagegen humoristisch umgedreht Um der Gefahr de« Eintönigen au« dem Wege zu gehen, hat der Dichter jedem dieser Stücke ein von dem anderen gänzlich abweichende« Milieu gegeben. „Teja" schildert einen auch von Felix Dahn im letzten Buche des „Kampfs um Rom" behandelten Stoff, das Sterben des letzten Königs der Ostgothen, der mit seiner kleinen Schar der gewaltigen Übermacht des Feindes voll Todesverachtung entgegentritt. Auf diesem letzten Gange offenbart sich ihm die Liebe seines Weibes, das ihm der Bischof soeben angetraut hat und das ihn erkennen lehrt, wofür die Gothen sterben. Ein kleine« dramatische« Heldengedicht, das in seiner schlichten Größe den Zuschauern tief in die Seele drang. In „Fritzchen" treibt der moderne Ehrbegriff einen Offizier infolge eine« von ihm verübten Ehebruchs in den Tod. Da« Stück ist in der Zeichnung der Figuren mehr skizzenhaft gehalten, aber von großer theatra ¬ lischer Spannung „Das Ewig-Männliche" enthält eine liebenswürdige Tändelei au« der Rokokostimmung in anmutigen Versen, ein Scheinduell zwischen einem Marschall und einem Maler, die beide in eine kokette Königin verliebt sind und die dabei von ihrer Leidenschaft geheilt werden. Der Umstand, daß die beiden besten schauspielerischen Kräfte de» Deutschen Theaters, Frau Sorma und Hr. Kainz, in allen drei Stücken die Hauptrollen spielten und sowohl den Ernst wie die Heiterkeit der Liebeshandlung vor trefflich ausdrückten, gab diesem interessanten Abend einen besonderen Reiz. Die Aufnahme der Stücke war wider spruchslos warm und herzlich; der Dichter erschien nach jedem einzelnen mehrfach vor dem beifallspendenden Publikum — Die drei Einakter sind am Sonnabend auch in Wien erstmalig gegeben worden Speidel schreibt in der „N Fr. Pr ": Das erste Stück, das sich im Charakter schroff in zwei Teile spaltet, gefiel durch den zarteren oder vielmehr sentimentaleren zweiten Teil, worin Frau Hohenfels die Frau des Gothenkönigs Teja mit allen Zaubern keuscher Liebe und weiblicher Hingebung spielt und Hr Robert als Teja nach der Darstellung rauher Kriegertugend die rührendsten Tiefen de« Gemüt« auf schließt. Der bei allem Zögern doch fieberhaft drängende Gang de« Dramas „Fritzchen" zog da« Publikum mit sich fort Ohne den Rückhalt der beiden anderen wäre der dritte Einakter wohl ein Todeskandidat — moriturus. Litteratur. Geschichte der griechischen Litteratur von E. Kroker. Erster Band. Die Poesie. Leipzig. Fr. Wilh Grunow. 1895. Dem Verfasser de» genannten Buche« wird da» Zeugnis, ein klarer, geschmackvoller und nicht geschwätziger Begleiter durch die Dichtung der Griechen zu sein, von allen Kennern dieser Litteratur willig gegeben werden. Don warmer Begeisterung für seinen Gegenstand erfüllt, giebt er knappe Inhaltsübersichten von den Werken de« Epos und de« Dramas, Proben auch von den Lyrikern, kurze Nachrichten über da« Leben der Dichter, und Ur teile, die vom Standpunkt unsrer eignen Zeit au« ehr erbietig, aber doch auch selbständig und unbefangen den großen Leistungen jener wunderbaren Vergangenheit hohes Lob und maßvollen Tadel Meilen. Mehr, als er nach der Meinung des Referenten künftig thun wird, hängt der Verfasser jetzt noch an dem Namen Homer. Die Einheit Homer» ist ebenso wenig historischer Begründung fähig, wie die Zuweisung der ältesten Seefahrten an den einen Herakles, dagegen ist e« sehr wohl denkbar, daß sich die Griechen ziemlich klar bewußt waren, die eine Homer-Persönlichkeit sei ebenso eine au« liebenswürdigem Pietätsbedürfnisse hervorgegangene Schöpfung der Phantasie, wie die eine Herakles-Persönlichkeit Vollkommen ein verstanden ist Referent mit Hrn Kroker darin, daß Ilias und Odyssee doch bleiben müssen, wie sie waren Wir können zunächst nicht verlangen, diese Werke besser zu haben, al« die Pisistratiden und Alexander der Große sie erlangen konnten, und, sozusagen: bi« auf die Zeile fest stellen zu wollen, wa« echter und wa« unechter Homer sei, da» wird leicht ebenso unerquicklich, al« vermeßen Einen vorzüglichen Eindruck machen Kroker» Berichte und Urteile über die Werle der drei großen Tragiker. Es ist zwar nicht gut zu verlangen, daß zwei Leser dieser 32 Werke über jeden Punkt in ihren, Urteil übereinstimmen sollten; aber das Streben de» Verfasser» ist ein sehr treffliches, und die Zustimmung sehr vieler zu sehr vielem wird ihm gewiß nicht fehlen Referent würde für die Reihenfolge der Besprechungen völliges Absehen von der Zeit der Aufführung und Anordnung nach den Stoffen empfehlen, also: Göttersage, Heroensage (Herakles, Oedipus, Theleus), Trojanischer Krieg, Heimkehrsagen Die metrischen Über setzungen des Verfassers sind meist sehr ansprechend; in einigen Fällen ist aber doch eine betonte Silbe nicht ganz mit Recht als Kürze gebraucht worden Uneingeschränktes warme« Lob ist der Behandlung de« Aristophanes zu zollen, von dessen Humor neun Zehnteile gerettet sind, während doch der Leser mit seinen Zoten völlig verschont wird. Der Verfasser hat sich überhaupt auch sonst sehr geschmackvoll auszudrücken gewußt, sodaß sein Werk auch von Schülern und jungen Damen gelesen "werden kann. Die Abtrennung der Alexandriner ist da« einzige, was Referent durchaus nicht billigen kann Der Titel des Buches hat zu ausdrücklich auch den Theokrit und den Apollonius von RhoduS versprochen Und auch ein Referat über den Rheso« darf in einer zweiten Auflage nicht fehlen. Alle« in allem aber ist das Buch eine er freuliche Erscheinung und namentlich als ein schönes Ge schenkstück für die heranreisende Jugend sehr zu empfehlen vr G Haebler * Die Enthüllung de» Denkmal« der Brüder Wilhelm und Jakob Grimm in ihrer Vaterstadt Hanau ist nunmehr auf den 18. d Mts festgesetzt. Nach Ent hüllung de» Denkmal« erfolgt die Übernahme de« Denkmal» namens der Stadt durch Hrn Oberbürgermeister vr Gede- schu« Nachmittag» findet eine Feier im Stadttheater statt, bei der Prof vr. Schröder-Marburg den Festoortrag halten wird und bei der lebende Bilder au» Grimm« Märchen
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