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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1986
- Erscheinungsdatum
- 1986
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198600007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19860000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19860000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1986
-
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- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1
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- Ausgabe Nr. 37, 17. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 24. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 45, 12. Dezember 1
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Band 1986
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Liebermann, Slevogt und Lovis Corinth Ausstellung spätimpressio- nistischer Buchgrafik in der DB Aus den Beständen der Samm lung „Künstlerische Drucke“ des Deutschen Buch- und Schriftmu seums zeigt die Deutsche Büche rei noch bis 22. August eine Aus- /Stellung von Buchillustrationen Max Liebermanns, Max Slevogts und Lovis Corinths. Diese drei Hauptvertreter spätimpressioni stischer Malerei in Deutschland verschafften mit weiteren Künst lern in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Illustra tion eine neue Blütezeit. Sie sprengen die von den Vertre tern der neuen Buchkunstbewe gung beachtete Einheit von Text typografie und Bild. Dabei ver schafften sie der Illustration, die vorher mehr in eine dienende, oftmals nur dekorative Funktion verwiesen worden war, wieder mehr Eigenwert. Vor allem aber brachten sie das „Vibrierende der Erscheinung und das Cha rakteristische in Bewegung“ in die Illustration ihrer Zeit ein. Als großer Förderer dieser Künst ler erwies sich der Berliner Ver leger Bruno Cassirer. Er regte den bereits 70jährigen Max Lie bermann zum Illustrieren an und erteilte vielen anderen Künstlern buchgrafische Auf träge. Damit wurde dieser Ver leger zum Förderer eines neuen Typs des illustrierten Buches. Einen Großteil der in der Aus stellung gezeigten Bücher sind bi bliophile Werke mit Originalgra fiken und in limitierter Auflage, die die Illustrationen jener Künstler nur einem kleinen Kreis von Liebhabern zugänglich machte. Lediglich eine Reihe von Max Slevogt bebilderter Werke erlebte eine größere Verbreitung, zum Teil in sogenannten Volks ausgaben. Die Austeilung im Vestibül ist während der Öffnungszeiten der Deutschen Bücherei zu besichti gen. GERT KLITZKE „AHOI" und Wanderschuhe Turner der HSG auf Wanderfahrt Ist nun der Blick auf die oder von der Bastei schöner? Auch bei ihrer zehnten Paddeltour durch das Elbsandsteingebirge wollten sich die Turner der HSG hierbei nicht entscheiden. Im Faltboot auf der Elbe oder auf Schusters Rappen steuerten sie auch in diesem Jahr schöne und schönste - Flecken der Säch sischen Schweiz an. Wohl waren schon die Berliner Gewässer und der Spreewald Ziel der Sportler — Favorit blieb jedoch die Elbe und trug die zehn Faltboote bei der Ju biläumstour. Neben dem Pad deln und Wandern gehörte auch das Zelten dazu. Alle, die mit von der Partie waren, empfinden diese Ausflüge als Perlen der HSG-Arbeit, die von Dr. Paul Reiter mit hohem eigenem Auf wand geleitet wird. Neben dem Training zweimal wöchentlich freuen Sich die Turner und Turnerinnen auf die Wettkämpfe mit den Riegen aus Waltershsu- sen/Schnepfenthal, wo vor rund 200 Jahren durch GutsMuths der Turnsport entwickelt wurde. Wettkampfpartner sind außer dem Sportler aus Peitz bei Cott bus. Das Skilager, dessen Lei tung ebenfalls Dr. Reiter über nimmt, hat alljährlich seinen Platz im Terminkalender. So be weisen die Turner, daß man auch als Sportler nicht im eige nen Saft schmoren muß und er gänzen die Vielseitigkeit des Ge rätturnens entsprechend der Jah reszeit. Wo Selbstüberwindung und Freude am Sport mit der Freude an gemeinsamen Erleb nissen zusammenfallen, da gibt es einen guten Klang. Das wird jeder bestätigen, der die Truppe bei den Liederabenden am La gerfeuer erleben konnte. Den Gruß „Ahoi“ werden die Elb- dampfer daher nicht zum letzten Mal von den Leipziger Turnern gehört haben. MATTHIAS KRAUSS Veranstaltungsreihe, die gemacht wird von jungen Leuten für junge Leute Gespräch über den „Klub junger Wissenschaftler" an der KMU, initiiert und getragen von der Kreisorganisation des Kulturbundes Nur einen „Klub junger Wissen schaftler“ gibt es bislang in der DDR — an unserer Universität. In itiiert und getragen von der Kreis organisation des Kulturbundes kann er schon auf 26 erfolgreiche Veran staltungen zurückschauen. • Da wurde diskutiert über den Wissen schaftsbetrieb an den amerika nischen Universitäten, gab es die Frage nach der „Rolle der Sexuali tät als Produktivkraft“, waren bedeutende Leipziger Gelehrte ein geladen, um Erfahrungen ihres Le bens jungen Leuten weiterzugeben. Aus der Vielzahl der Veranstaltun gen ist das nur eine kleine Auswahl. Die Arbeit des Klubs wurde jüngst auf einem Erfahrungsaustausch des Kulturbundes in Dresden ausdrück lich gewürdigt und der Präsidialrat regte an, weitere solcher Treff punkte der jungen Intelligenz zu gründen. Für die „UZ“ war das An laß, um mit Jutta und Jürg Schrödl, der Vorsitzenden des Klubs und dem stellv. Vorsitzenden, über den „Klub junger Wissenschaftler“ zu sprechen. UZ: Der Klub gehört zur Kreisor ganisation des Kulturbundes, sein Wirken ist fest integriert in deren Tätigkeit, die, das steht außer Zwei fel, auch gerade junge Leute, Stu denten als auch Wissenschaftler, an spricht- Ist da eigentlich noch solch ein „Klub junger Wissenschaftler" vonnöten? Jürg Schrödl: Zunächst muß man wohl zu diesem Begriff „Klub“ et was sagen. Er ist nämlich fast ir reführend. Wir verstehen uns nicht mit eingeschriebenen Mitgliedern als Klub im herkömmlichen Sinne und mit einem von vornherein fest stehenden Kreis von Fragen, dem sich unsere Veranstaltungen zu wenden. „Klub junger Wissenschaft ler“ — das ist zu verstehen als eine Veranstaltungsreihe, die gemacht wird von jungen Leuten für junge Leute. Jutta Schrödl: Aber warum ma chen wir das überhaupt? Unser An liegen ist es, jungen Wissenschaft lern, die nach dem Studium ihre er sten Schritte tun im Berufsleben, egal ob an der Uni oder anderswo, politische, wissenschaftliche, kultu relle Veranstaltungen zu bieten, die ihre Interessen, ihre Probleme berühren. Wir sind der Meinung, es gibt eine ganze Menge, was diese so heterogene Schicht der jungen In telligenz eint. Junge Wissenschaft ler, das sind zum Beispiel an der Universität sehr belastete Leute; sie sind mit Graduierungsarbeiten be schäftigt, haben gerade eine Familie gegründet, eine eigehe Wohnung be zogen und stecken noch dazu voll in der Einarbeitung in eine neue Tätig keit- Das kostet vor allem Zeit und bestimmt ihre Fragen, Probleme, ja Interessen. Hier wollen wir anpak- ken, wir wollen helfen, daß junge Leute, die aus den versthiedensten Gründen weder in der FDJ noch in anderen Organisationen allzu stark integriert sind und eben auch im neuen Arbeitskollektiv erste Schritte tun, so etwas wie eine gei- . stige Heimat finden. UZ: Bei den vielen jungen Assi stenten und Forschungsstudenten an der Universität müßte der Klub viele Mitglieder haben! Jürg Schrödl: Es ist nicht leicht, etwas darauf zu erwidern. Es wurde ja schon gesagt, wir sind kein Klub im herkömmlichen Sinne, zu uns kann jeder kommen, der sich für das Thema, um das es in der Veran staltung geht, interessiert. Wir la den immer so an die 150 Leute ein, unter ihnen bildet sich inzwischen langsam ein Stamm von 30 bis 40 Personen heraus- Jutta Schrödl: Und die, die kom men, das sind in der Tat die jungen Wissenschaftler, und zwar aus allen Fachgebieten. Allein in unserem Klubrat sitzt der Jurist neben dem Zahnarzt, der Sportwissenschaftler neben dem Soziologen. Wir sind auch für Studenten offen, natürlich, aber es zeigt sich, daß sich vor al lem junge Wissenschaftler angespro chen fühlen. Dabei machen bei uns viele Leute mit, die inzwischen nicht mehr an der Universität stu dieren oder forschen, sondern in der Industrie oder im Territorium ar beiten. Sie wahren auf diese Weise ihre Verbindung zur Hochschule, bringen aber gleichzeitig den Blick und die Probleme der Praxis mit. UZ: Wie kam es eigentlich zu die sem Klub junger Wissenschaftler? Jürg Schrödl: 1981, noch unter der damaligen Hochschulgruppe des Kulturbundes, kamen wir auf die Idee, eine Veranstaltungsreihe „Treffpunkt junge Intelligenz“ ins Leben zu rufen. Das war kein Zu fall- Es existierte ein reales Bedürf nis junger Wissenschaftler nach einem eigenen Podium zum Aus tausch und zur Diskussion. Nach der Gründung der Kreisorgani sation des Kulturbundes wurde aus dem Treffpunkt ein Klub junger Wissenschaftler. UZ: Tausend und noch mehr Fra gen könnten wohl Veranstaltungs- themen eines solchen Klubs sein, geht man davon aus, mit welchen Problemen sich junge Wissenschaft ler beschäftigen. Da tut Begrenzung not. Welchen Fragestellungen wen det ihr euch vor allem zu? Jutta Schrödl: Das ist ein echtes Problem, wir interessieren uns für sehr vieles. Aber mittlerweile gibt es so drei, vier Hauptrichtungen, die wir bewußt verfolgen. Als erstes will ich mal jene Rich tung nennen, die sich bezeichnen läßt als Leistungsbereitschaft und Leistungsmotivation junger' Wissen schaftler. Wir halten sie für enorm wichtig. Denn dazu haben wir sol che Veranstaltungen gemacht wie die mit Professor Schwartze vom Carl-Ludwig-Institut zur Funktion der Intellektuellen in unserer Gesell-: schäft oder geplant wie die mit Pro fessor Wittich zu den Standards und Methoden der Mittelmäßigkeit. Jürg Schrödl: Im Herbst wird die Diskussion dazu stattfinden. Jutta Schrödl: Unter diese Rich tung fallen auch alle Veranstaltun gen, in denen wir vorrangig mit her vorragenden Wissenschaftlern unse rer Universität bekanntmachen wol len. Denn da soll durchaus so etwas wie ein Funken überspringen, sollen junge Leute auf Wissenschaftler, ihre Arbeit und Methoden, verwie sen werden, um ähnlich Herausra gendes leisten zu wollen. Jürg Schrödl: Eine weitere wich tige Richtung, die wir verfolgen, ist die des Bekanntmachens mit den Universitäten anderer Länder, ihren Arbeitsbedingtngen und Erfolgen. Hier haben wir zum Beispiel Ge spräche mir Di. Poldrack oder kürz lich mit Dr. Walner zu den amerika nischen Universitäten veranstaltet- Wichtig ist natürlich für uns auch das Thema Friedenskampf. Da gab es Podiumsdiskusäonen zu Problemen und Erfolgen der Wissenschaft im Friedenskampf, Gespräche zum von der UNO proklamierten Jahr des Friedens usw. Geplant ist u. a. eine Veranstaltung mit Andre Brie zum SDI-Programm des amerikanischen Präsidenten. Jutta Schrödl: Auch die Kultur kommt nicht zu kurz bei uns. Wir haben feste Verbindungen zum Dok filmstudio der DEFA, deshalb konn ten wir schon eine Reihe von Film vorführungen und Gesprächsrunden mit Regisseuren organisieren. Jedes Jahr im November machen wir eine aktuelle Veranstaltung mit Filmen und Gästen von der Dok.-Filmwo- che. UZ: Das ist ein äußerst interes santes Programm. Wie sieht es da mit der Publikamsresonanz aus? Jutta Schrödl: Eigentlich sind wir zufrieden- Wir machen so sechs, sieben Veranstaltungen im Jahr, und bisher saßen wir nie vor leeren Stühlen. Freilich ist die Resonanz unterschiedlich, aber im Durch schnitt kommen so 30 bis 50 Interes senten, wobei es schon Veranstal tungen gab, bei denen die Stühle und der Raum fast nicht ausreich ten. Jürg Schrödl: Unsere Veranstal tungen gewinnen ihre Anziehung nicht nur aus den interessanten The men, sondern auch aus dem interes sierten Publikum; wer kommt, der ist interessiert, der will wirklich mitreden. Das zeichnet, glaube ich, unsere Veranstaltungen aus. Ein berührender Film und ein interessantes Gespräch Christa Kozik zu Gast in Kulturbundveranstaltung „Hälfte des Lebens“ hieß der DEFA-Film den die 50 glücklichen Kartenbesitzer am 17. Juni im Stü- diokino Capitol sehen konnten. Ein geladen hatte die Kulturbundorga nisation der Sektion Germanistik/ Literaturwissenschaft zum Ki nobesuch und zum anschließenden Filmgespräch, an dem auch die Drehbuchautorin Christa Kozik aus Babelsberg und Prof. Dr. sc. Günter Mieth von der KMU teilnahmen. Auch bei dieser Diskussion blieb kein Platz leer in dem gemütlichen Raum, den das Studiokino freund licherweise zur Verfügung gestellt hatte. Christa Kozik wurde als Schriftstellerin („Moritz in der Lit faßsäule“. „Der Engel mit dem gol denen Schnurrbart“) und als Dreh buchautorin („Philipp der Kleine“, „Sieben Sommersprossen“ u. a.) vor gestellt. Für ihr Szenarium zum Höl derlin-Film „Hälfte des Lebens“ hatte Prof. Mieth — bekannt durch wissenschaftliche Publikationen zu Hölderlin — ein Gutachten ge schrieben', Alle Meinungsäußerungen der Zu schauer zeugten von Hochachtung vor diesem Filmkunstwerk: Ei nerseits ein DEFA-Film (!) voller schöner Bilder zum Genießen, an dererseits ein schmerzhaftes Miter leben des verzweifelten Lebens kampfes eines aufrichtigen Dichters und Menschen. Der Titel „Hälfte des Lebens“ — so heißt ein Gedicht Hölderlins aus dem Jahre 1803 — dient dem-Film als Leitmotiv. Nur die Hälfte seines Lebens hat Hölderlin: bewußt gelebt — diese schockierende Tatsache wird erst im Abspann mitgeteilt. Der Film bietet keine Biographie, sondern er führt uns den Hölderlin der Jahre 1796—1806 vor. Diese Be schränkung auf seine wohl intensiv ste Lebens- und Schaffensphase ist geeignet, den Dichter auf: emotio nale Weise nahezubringen, denn im Mittelpunkt steht die wunder schöne. traurige Liebesgeschichte zwischen Hölderlin und Susette Gon- tard, die äußerst zartfühlend mit fil mischen Mitteln erzählt wird. Freud und Leid der Liebenden kommen durch Landschaftshintergrund, stim mungsvollen Wetterumschlag. Farb tonwechsel in der Kleidung und vor allem in Mimik und Gestik ver stärkt zum Ausdruck. In der Dialog führung. besonders dieser Szenen, werden viele Originalzitate ver wendet. zumeist aus dem „Hype- rion“ und aus Susettes Briefen. Damit ist ein weiteres Gesprächs thema angedeutet: das Verhältnis zwischen Authentizität und Fiktion. Obwohl die letzte Begegnung beider an Susettes Sterbebett nicht wissen- schaftlich erwiesen ist. nahmen auch die Hölderlin-Kenner keinen Anstoß an dieser möglichen Deu tung von Christa Kozik, denn die Szene entgeht der Gefahr, in Kitsch abzugleiten: sie besticht durch ein sehr stilles verhaltenes Spiel. So fan den die schauspielerischen Leistun gen viel Lob. da die Liebesbezie hung stimmig wirkte und die Dar stellung Hölderlins überzeugte. Wie mühevoll es war. den Schau spieler Ulrich Mühe vom Deutschen Theater für die Dreharbeiten zu be kommen ; wie man Schauplätze suchte, die dem Lebensraum des Dichters entsprachen: wie man die passende Musik (Georg Katzer) fand; wie langwierig und kompli- ziert die Vorarbeiten für diesen Film waren — das vermochte Chri sta Kozik anschaulich und span nend zu schildern. Bei Fragen nach Forschungsergebnissen. Quellenlage und Krankheitsgeschichte Hölder lins stand Prof. Mieth dem Publi- kum Rede und Antwort. Auch neue Projekte der 1 beiden Gäste wurden angekündigt: Von Christa Kozik wird es einen Film über Oda Schottmüller geben, ein neues Kinderbuch und vielleicht einen zweiten Teil zu „Sieben Som mersprossen“. Prof. Mieth arbeitet auf dem Gebiet der Hölderlin- Forschung an einer zweibändigen Werkausgabe, die. in der BdK-Reihe erscheinen wird. Es blieb den Gesprächsteilneh mern unverständlich, warum dieses Filmkunstwerk, das besonders dazu geeignet ist. Nicht-Germanisten auf Hölderlin neugierig zu machen, so selten im Kino gezeigt wird und warum es ohne Preise blieb. Unsere Wertschätzung hat Christa Kozik an jenem Abend sicher gespürt, denn ihr gebührt Dank und Anerkennung für diesen berührenden Film und das interessante Gespräch. Dr. CLAUDIA GUSSMER Ulrich Mühe (Hölderlin) und Jenny Gröllmann (Susette) spielten die Haupt rollen in „Hälfte des Lebens". Foto: DEFA (Erkes) D ie Veranstaltungstonne des FDJ-Jugend- und Studentenzen trums „ Moritzbastei “ ist zwei geteilt. Das Gros liegt im Schatten, nur schemenhaft heben sich die voll besetzten Reihen in der Dunkelheit' ab. Nicht sehr viel heller erscheint die Bühne, nur auf Spärliches be schränkt sich die Ausstattung. Ein Stuhl, ein Tisch. Eine Lampe darauf und ein Buch. Christine Lambrechts „Männerbekanntschaften“. Der gleißende Strahl eines Scheinwer fers zirkelt das Geschehen ein. Die Autorin kommt die Bühne herauf, tritt in die Helle des Lichtes an den Tisch und setzt sich. Begrü ßung durch den Verlag — der Mit teldeutsche Verlag Halle-Leipzig ist Mitveranstalter dieses Abends in der „Moritzbastei“ —, einige Worte zu sieh wie zum vorliegenden Buch, und Christine Lambrecht beginnt zu lesen. 45 Minuten liest sie über einen Georg, den sie kennengelernt hat und der sie an seinem bisheri gen Leben zum Aufschreiben hat teilhaben lassen. Wie 11 andere Männer auch. Sie liest konzentriert, blickt kaum auf, verliest sich ein-, zweimal. Nur der Vollständigkeit halber sei das erwähnt. Das Buch, das sie geschrieben hat, im Spätsommer wird es übrigens zum zweiten Mal aufgelegt, reiht sich ein in die Protokolliteratur. Woran sich vor Jahren Maxi Wan der mit und über Frauen versuchte, womit sie aufgewühlt, angestoßen, heiße Gespräche heraufbeschworen hat, die Herren der Schöpfung blieben von diesem Genre weithin unberührt. Nun. plötzlich “ beinahe, Freimütige Protokolle Christine Lambrecht stellte im FDJ-Jugend- und Studenten zentrum Moritzbastei ihr Buch „Männerbekanntschaften" vor erscheinen im Abstand von vier Mo naten Arbeiten von Christine Mül ler und Christine Lambrecht. Ohne gegenseitige Abstimmung. („Der Verlag hatte mir ein Treffen ange boten. Ich befürchtete aber, daß wir uns gegenseitig beeinflussen könn ten. Und jetzt ist es leider noch nicht dazu gekommen.“) Parallel. Was der Sache in meinen Augen je doch keine Abbruch tut. Drei Jahre lang hat Christine Lgmbrecht recheriert. Material ge sammelt. befragt. Die Gesprächs partner ebenso wie Freunde, Ar- beitskollesen. Verwandte. Alle zwölf Porträts sind authentisch, alle sind von den Betroffenen als erste eingesehel und „zensiert“ worden. Authentisch heißt hier korrekte und inhaltlich richtige Wiedergabe der Gedanken. So lassen sich Differen zen mancherorts nicht vermeiden. Nicht unwesentlich erscheinen ange sichts dessen die kurzen Bemerkun gen. die die Autorin jedem der Texte nachstellt. So gerät das Buch trotz Originalität (im Sinne von ori ginal) der Bekenntniswidergabe — auch, was Mundart und Sprachge wohnheit betrifft — nicht in die Ge fahr, eine wertfreie Tonbandab schrift zu werden. Nicht ganz kann ich deshalb Angelika Griebner und ihrer Junge-Welt-Rezension (vom 17. Juni) zustimmen, in der sie hin ter den Lambrechtschen Beifügun gen mangelndes Phantasiezugeständ nis an den Leser vermutet. Auch Si tuationsschilderung und äußere Be schreibung können Meinung, innere Haltung und Standpunkt bekunden. Protokolliteratur also. Was soll sie, was kann sie? Sie kann bei spielsweise — siehe den vorliegen den Band — gleichberechtigte Le bensauffassungen nebeneinan derstellen. In diesem Fall die eini ger Männer von 20 bis 68 mit ver schiedensten Berufen, aus unter schiedlichen sozialen Bereichen. Mit seinem dokumentarischen Charak ter zeichnet das Buch ein Stück Ge genwart auf, zeichnet es ein quer schneidendes Bild vom Alltag hier, in diesem Land. Und vielleicht ver mag es manch einem auch Antwort zu geben auf seine Fragen. Wie kann man hier leben, wie Erfüllung finden, wie glücklich werden? ..Angefangen hat alles, als ich vor Jahren einen jungen Rockmusiker kennenlernte, der an sich selbst zweifelte und wohl deshalb jeman- den zum Reden brauchte, vor allem aber einen Zuhörer. Was er von sicn erzählte, spiegelte seine inneren Konflikte, ohne daß er sie unbe dingt selbst erkannte. Was er zö gernd. selbstverständlich oder ne benbei sagte und wie er etwas be wertete, zeigte so viel von seinem Lebensgefühl und Lebensraum, da3 ich ihn nach einiger Zeit fragte, oD ich unsere Gespräche mit dem Ton band aufzeichnen darf. Es ging mit dabei nicht einfach um seine Ge schichte. sondern um seine subjek- tive Sicht auf sich selbst und seine Umgebung. Später wollte ich wis sen. was andere Männer für ein Bild von sich haben, ob sie ebenso bereit sind sich zu öffnen, wie sie ihr Leben und ihre jetzige Situation sehen und ob es vergleichbare, ty pisch männliche Erfahrungen gibt" meint die Autorin. Was einerseits den Leser reizt an dieser Art von Literatur, das streit bare Nebeneinander der Ansichten und die Wahrhaftigkeit der Erkennt nisse. die stumme, unbekannte und doch wirkliche Person hinter den Worten, kann dem Autor anderer seits zur Last werden. Verpflichtend gegenüber der Persönlichkeit des Gesprächspartners. in Bahnen zwingend, die man nicht verlasse» kann. So sehr ihr die Arbeit an die sem Buch auch Spaß gemacht hat Christine Lambrecht wird in näch ster Zeit erst einmal wieder zu ih ren Romanhelden, zu Kurzgeschich ten. Skizzen und Miniaturen zurück kehren. ..0 CARSTEN BÖTTCHEK
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