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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1979
- Erscheinungsdatum
- 1979
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19790000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19790000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1979
-
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- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 2. März 1
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- Ausgabe Nr. 38, 19. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 43, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 30. November 1
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Band
Band 1979
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UZ/15 16. April 1979 Wahlen / KMU international 5 W ahlatmosphäre bei den Mitar beitern des NMR-Labors (La bor für kernmagnetische Reso nanz) der Sektion Physik. Es gehört zur demokratischen Wahlvorberei tung bei uns, daß die zukünftigen Kandidaten zunächst in ihrem Ar beitskollektiv bestätigt werden. Als sich die Physiker des NMR- Labors trafen, stand die Kandidatur von Kollegen Dr. sc. nat. Dieter Mi chel für die Stadtverordnetenver sammlung zur Debatte. Kollege Mi chel (CDU) war in der zu Ende ge henden Wahlperiode Abgeordneter der Stadtbezirksversammlung des Stadtbezirkes Mitte. Selbstverständ lich wurde er nach seiner bisherigen Tätigkeit als Volksvertreter gefragt. Dozent Dr. sc. Freude zum Bei spiel wollte wissen, welche Aufga ben durch seine Mitarbeit gelöst werden konnten und ob sich hin und wieder Erfolgserlebnisse einstel len. Nun, Kollege Michel konnte nicht sagen: „Schaut mal da oder dorthin, das ist mein Werk.“ So ein fach ist das oft nicht. Als Vorsitzen der des Wahlkreises 10 leistet er eine umfangreiche Arbeit bei der Ko ordinierung von Anstrengungen der Wohnbezirksausschüsse der Nationa len Front, der Abgeordneten in den Betrieben des Territoriums, den Ver tretern des Rates des Stadtbezirkes, den Schulen und der Schiedskom mission. Da geschieht eine Menge, Wo nicht sofort für jeden Sichtbares ans Tageslicht tritt. Dafür vielleicht später beim Ausbau eines Naherho lungszentrums oder der Rekonstruk tion des Stadtgebietes. Die Sprech- Gut beraten, solche Kollegen zu wählen Die Kollegen des NMR-Labors der Sektion Phyeik empfahlen während einer Be ratung im Arbeitskollektiv die Kandidatur ihres Mitarbeiters Dr. Dieter Michel (Bildmitte) zu den kommenden Wahlen. Foto: UZ/Möbius stunden der Abgeordneten sind auf einander abzustimmen, zur Klärung von Eingaben ist mit dem Rat zu verhandeln oder mit den zuständi gen Betrieben und- Einrichtungen. Außerdem ist Kollege Michel Mit ¬ glied der Ständigen Kommission Volksbildung des Stadtbezirkes Mitte. Erfolgserlebnisse stellen sich na türlich ein, wenn man weiß, daß es irgendwo ein Stück vorangegangen ist. Besonders erfreulich sind schon Briefe, in denen Familien „ihrem Abgeordneten“ aus einer neuen schö neren Wohnung danken. Dieter Mi chel hat auch so etwas aufzuweisen. Während der Beratung kamen eine Reihe Dinge zur Sprache, die wissen ließen, wo uns noch „der Schuh drückt“: Bieten wir unseren Jugendlichen genügend Möglichkei ten zur sinnvollen Freizeitgestaltung? Was ist mit den Dachrinnen an den alten Häusern? Warum wird der Müll nicht regelmäßig abgeholt? Si cher ist es nicht Sache von Dieter Michel, sich um alles das persönlich zu kümmern. Doch derzeit finden allerorts solche Aussprachen statt. Für manche Bürger leider die einzig genutzte Kontaktmöglichkeit mit einem Abgeordneten. Dieter Michel bedankte sich für die Hinweise. An hand unserer erfolgreichen Sozial politik könnte er nachweisen, daß so etwas immer und gerade in der Wahlvorbereitung auf fruchtbaren Boden fällt. Nicht zuletzt deshalb sind diese Aussprachen im Arbeits kollektiv besonders wichtig. Auch der Arbeitsgruppenleiter Prof. Dr. Pfeifer hatte sich zu Wort gemeldet. Seine kurze Einschätzung der Arbeit des Kollegen Dr. Michel endete er mit dem Satz: „Ich glaube, wir sind gut beraten, wenn wir Kollegen wie unseren Dr. Michel wählen.“ St. Möbius Ina wird erstmals kandidieren Das Mädchen auf unserem Foto heißt Ina Renner. Sie ist Studentin der Veterinärmedizin im 1. Studien jahr. Ina wurde 1978 in die SED aufgenommen und ist seit zwei Jahren Mitglied des DFD. Die Ange hörigen ihrer Seminargruppe schlu gen sie als Kandidat für die Stadt verordnetenversammlung der Stadt Leipzig vor. Beraten wurde das im Rahmen der FDJ-Gruppe. In einer Gruppenversammlung wurde Ina über ihre Vorstellungen von der Tätigkeit einer Abgeordneten be fragt. Sie sagte: „Da ich das erste Mal Kandidatin werde, weiß ich natürlich nicht konkret, welche Auf- saben auf mich zukommen werden. Mein Wunsch wäre es, auf dem Gebiet Wissenschaft und Schulen mitzuarbeiten. Ich glaube, auf die sem Gebiet kenne ich mich am be sten aus und weiß, wo hier und da .die Säge klemmt“, wo etwas ver bessert werden muß.“ Ihre Kommi litonen schätzen Ina als aktives Mitglied ihrer Seminar- bzw. FDJ- Gruppe. In einem Gespräch mit der DFD- Vorsitzenden ihres Stadtbezirks in ¬ formierte sie sich bereits über even tuelle Aufgaben, die sie als Volks vertreterin zu lösen hätte. Bei einer Bestätigung ihrer Kandidatur wäre der DFD Mandatsträger von Ina Renner. Dritte Kandidatur für Dr. Schneider (ADN/UZ) Die Bürger des Wahl kreises 59 bestätigten auf einer Ein wohnerversammlung den Vorschlag der NDPD zur dritten Kandidatur von Dr. med. vet. Jürgen Schneider als Volksvertreter. Er leitet derzeit das Nationale veterinärmedizini sche Referenzlaboratorium für Mikrobakteriologie (Sektion TV). In der zurückliegenden Wahl periode leistete er als Vorsitzender der Ständigen Kommission Gesund heitswesen der Stadtbezirksver sammlung Südost eine vorbildliche Arbeit. Gemeinsam mit dem von ihm geleiteten Aktiv Planung, Öko nomie und Bau hat er Anteil daran, daß die neue Poliklinik im Bezirks krankenhaus „St. Georg“ vor weni gen Monaten termingemäß fertigge stellt wurde. In der neuzuwählenden Stadtver ordnetenversammlung will sich Dr. Jürgen Schneider vor allem für die baldige Fertigstellung des Hauses 6 im Bezirkskrankenhaus „St. Georg“ einsetzen. Gegenüber UZ bemerkte Dr. Schneider, daß sich die Wirksamkeit der Abgeordnetentätigkeit an der Sektion TV bei entsprechender Un terstützung durch die Sektionslei tung noch erhöhen könnte. Er denkt da u. a. an die regelmäßige Durch führung von Abgeordnetensprech stunden. Nach der Untersuchung der recht lichen Aspekte der Wahlen in der BRD (UZ/13) befaßt sich unser Autor im heutigen Beitrag mit Methoden der Manipulation der Wähler durch die herrschenden Parteien. Die Manipulierung der Wähler er folgt durch ein scheindemokrati sches Spiel zwischen Regierungs partei und Opposition im Rahmen gleicher systemkonformer Grund positionen in der Politik. Grund bedingung für das Funktionieren dieses Spiels ist in der BRD die von der rechten SPD-Führung betriebene Politik der Klassenkollaboration mit dem Monopolkapital. Zu den Spiel regeln gehört es, daß die Regierungs partei die Nichterfüllung ihrer Wahl versprechungen am Ende ihrer Amtszeit der Obstruktionspolitik der Opposition anlastet. Dagegen ope riert die Oppositionspartei mit der Behauptung, die den Wähler ent täuschende Lage sei Ausdruck einer verfehlten Regierungspolitik. Diese These wird mit dem Anspruch ver bunden, sie selbst würde diese Feh ler vermeiden. Auf diese Weise wird vertuscht, daß das Unvermögen, den Interessen der Werktätigen gerecht zu werden, systembedingt ist. Bis heute konnte somit immer wieder erreicht werden, daß Teile der von der Regierungspartei enttäuschten Wähler in das Lager der system konformen Oppositionspartei ab- Wandern, anstatt sich mit antiimpe rialistisch-demokratischen Kräften, insbesondere der DKP, zu verbün den. Für die Beeinflussung des Wäh lers werden zunehmend perfektere Methoden der kapitalistischen Markt werbung und der Massenpsychologie genutzt. In einer Analyse kapitalisti scher Wahlpraktiken stellte Lenin fest: „Ohne Wahlen geht es in unse rem Zeitalter nicht, ohne die Massen kommt man nicht aus, die Massen aber können im Zeitalter des Buch drucks und des Parlamentarismus nicht geführt werden ohne ein weit verzweigtes, systematisch angewand tes, solide ausgerichtetes System von Schmeichelei, Lüge, Gaunerei, das mit populären Modeschlagworten Per Bikini und Bierdeckel zum „Wahlentscheid“ Methoden der Wählermanipulation in der BRD entlarvt Dr. Fritz Halm vom IIS, Teil 2 jongliert, den Arbeitern alles mög liche, beliebige Reformen, beliebige Wohltaten verspricht — wenn diese nur auf den revolutionären Kampf für den Sturz der Bourgeoisie ver zichten.“ 1 ) Heute operiert jede systemkon forme Partei der BRD mit einem umfangreichen Arsenal von wahl wirksamen Versprechungen und Zu geständnissen, die Scheinalternati ven zur Politik der anderen Parteien suggerieren und die Lösung der die Massen bewegenden Probleme vor spiegeln sollen. Damit wird auch ge schickt überspielt, daß die Differen zen zwischen den systemkonformen Parteien im wesentlichen kaum mehr als taktische Meinungsver schiedenheiten zwischen verschiede nen Fraktionen der Monopolbour geoisie darüber zum Ausdruck brin gen, wie die Macht der Monopole am zweckmäßigsten gesichert und ausgebaut werden kann. Da nach dem Grundgesetz der BRD Abge ordnete „an Aufträge und Weisun gen nicht gebunden und nur ih rem Gewissen unterworfen“ sind, d. h. also, gegenüber den Wählern keine Rechenschaft ablegen müssen, bräucht sich nach den Wahlen we der eine Partei noch ein einzelner Abgeordneter an die Wahlverspre chen zu halten. Die in den Wahl programmen verankerten Positionen der Parteien, ergänzt durch persön lichkeitsgeprägte Variationen der Spitzenkandidaten, werden im Wahl kampf den Wählern wie eine Ware offeriert. Das besorgen im Dienste der Parteien stehende Beratungs gruppen und Werbeagenturen. Der Wahlkampf wird im gleichen Stil geplant und gesteuert wie die Kam pagnen zur Einführung neuer Mar kenartikel. In einer Betrachtung zu den letzten Bundestagswahlen mußte die „Frankfurter Allgemeine Zei tung“ konstatieren, um „sich gut zu verkaufen“, bedienen sich die Politi ker „Medienberatern“, die immer un verhohlener in die Trickkiste der Werbepsychologen greifen und ihre Arbeitgeber (die Kandidaten — d. V.)| als wählbare Markenartikel für das Medium Fernsehen präparieren, und die „Süddeutsche Zeitung“ kommt im gleichen Zusammenhang nicht um die Einschätzung herum: „Es ge hört zu den wenigen Gemeinsam keiten der Parteien, daß sie das poli tische Urteilsvermögen vieler Bürger gering einschätzen und deshalb auf die .irrationalen Elemente“ setzen, die zu einer Wahlentscheidung füh ren.“ 2 ) Wahlkampfmittel sind dabei unter anderem Bikinis, Kunststoff jacken, Krawatten, Kappen, Regen schirme, Tragetaschen, Schlüssel anhänger, Kämme, Nagelfeilen, Bier gläser, Bierdeckel, Gummibälle, Kar tenspiele, Luftballons, die allesamt mit den Parolen der Parteien oder den Konterfeis der Bundestagskandi daten verziert waren. Die Summe, die im Bundestagswahlkampf 1976 für diese Reklame verschleudert wurde, wird allgemein auf minde stens 200 Millionen Mark geschätzt. Unter welchen Aspekten man die Wahlproblematik in der BRD auch untersucht, immer wieder wird eines deutlich: Die wahlrechtlichen Bar rieren und die zügellosen Hetz- und Verleumdungskampagnen der Bun destagsparteien und aller anderen Parteigruppierungen von den Neo faschisten bis zu den Maoisten rich ten sich stets gegen diejenige poli tische Kraft in der BRD, die als ein zige ein Programm besitzt, das den nationalen und sozialen Interessen des Volkes der BRD entspricht, ge gen die Deutsche Kommunistische Partei. Die DKP ist es auch, die den undemokratischen Charakter der Wahlen in der BRD am entschieden sten entlarvt und anprangert. Die Forderung nach einem demo kratischen Wahlsystem besitzt in ih rem Kampf um die Verteidigung und Erweiterung der demokrati schen Rechte der Werktätigen einen hohen Stellenwert. In dem auf dem Mannheimer Parteitag angenomme nen Programm heißt es dazu: „Die DKP fordert eine demokratische Re form des Wahlsystems. Sie verlangt das uneingeschränkte Verhältnis wahlrecht, die Abschaffung der un demokratischen 5-Prozent-Sperrklau- sei und die volle Gleichberechtigung der Parteien.“ 3 ) ■ 1) W. I. Lenin, Werke, Bd. 23, Berlin 1960, S. 114 f. 2) Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. 9. 1976 und Süddeutsche Zei tung, Stuttgart, vom 30. 8. 1976 3) Mannheimer Parteitag der Deut schen Kommunistischen Partei — Programm, Berlin 1979, S. 63 Die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern vertraglich vereinbart UZ-Interview mit Rektor Prof. Dr. sc. Lothar Rathmann über die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen in Äthiopien und Frankreich UZ: Genosse Rektor, Sie besuch ten im vergangenen Monat wissen schaftliche Einrichtungen in Äthio pien und Frankreich, Welches Anse hen genießt unsere Universität in diesen Ländern? Prof. Dr. Rathmann: Unsere De legation konnte generell feststellen, daß die Leitungen und die Wissen schaftler in den besuchten Ländern eine hohe Wertschätzung für die KMU zum Ausdruck brachten. Diese Wertschätzung gilt sowohl der an unserer Universität geleisteten wis senschaftlichen Arbeit in Forschung und Ausbildung als auch der bis herigen guten Zusammenarbeit. Wir haben in Frankreich 4 Univer sitäten besucht und konnten an al len 4 Bildungseinrichtungen die gute Erfahrung machen, daß großes Interesse an der Zusammenarbeit mit der DDR besteht. Ungeachtet der unterschiedlichen Gesellschafts systeme in den beiden Staaten und der daraus resultierenden unter schiedlichen Hochschulpolitik kam in den Gesprächen und Verhandlun gen immer wieder zum Ausdruck, daß die Forschungsergebnisse einer Reihe unserer Wissenschaftler die Hochachtung der französischen Kol legen fanden und die KMU mehr und mehr zu einem angesehenen Partner für die Zusammenarbeit werden lassen. Die Gründe für das Ansehen un serer Universität in Äthiopien liegen auf einer anderen Ebene. Mit der Universität Addis Abeba verbinden uns Beziehungen, die sich aus den Prinzipien des proletarischen Inter nationalismus und der internationa len Solidarität ergeben. Die KMU war die erste ausländi sche Universität, die im Juni 1977 einen Vertrag der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit der Universität Addis Abeba abgeschlossen und dem sozialistischen Äthiopien schon mehrfach tatkräftige Hilfe gewährt hat. Unmittelbar nach dem Abschluß dieses Vertrages führten wir Lehr gänge für äthiopische Hochschulleh rer in der DDR durch und entsand ten auch Lehrkräfte für die Ausbil dung an die Universität Addis Abe ba. Wir konnten bei unserem Be such in Äthiopien überall bemerken, daß man der weiteren Zusammen arbeit mit der DDR eine große po litische und hochschulpolitische Be deutung für die Entwicklung eines nationalen Hochschulwesens beimißt. UZ: Worin bestehen die wichtig sten Ergebnisse Ihrer Gespräche? Prof. Dr. Rathmann: Während un seres Aufenthaltes in Frankreich ha ben wir mit der Universität Lyon I erstmalig auf Wunsch der Leitung dieser Universität eine generelle Vereinbarung über die Zusammen arbeit und ein konkretes Arbeits programm für die Jahre 1979 und 1980 abgeschlossen. Mit den 3 an deren besuchten Universitäten (Uni- versity de Provence ex Marseille, Lyon II, INSA), mit denen uns seit mehreren Jahren vertragliche Bezie hungen verbinden, wurden die Pro gramme der Zusammenarbeit für weitere 2 Jahre verhandelt und un terzeichnet. In einigen Wissen schaftsgebieten konnten wir auf Wunsch des Partners die Zusam menarbeit erweitern bzw. die Zahl der auszutauschenden Wissenschaft ler erhöhen. Das Ziel unseres Aufenthaltes in Äthiopien war die Vorbereitung der weiteren Zusammenarbeit ebenfalls für die nächsten 2 Jahre und die Unterzeichnung einer entsprechen den Vereinbarung. Wir konnten uns in Äthiopien von den bisherigen Erfolgen der revolu ¬ tionären Umgestaltung überzeugen und gleichzeitig an Ort und Stelle eingehend die Bedingungen prüfen, die für die weitere Zusammenarbeit vorhanden sind und bei der Hilfe der KMU für die Universität Addis Abeba in Betracht gezogen werden müssen. Wir vereinbarten, daß die KMU vor allem auf dem Gebiet der Medizin, der Landwirtschaft &nd der marxistisch-leninistischen Ausbil dung Unterstützung durch die Ent sendung von Lehrkräften an die Universität Addis Abeba geben wird. UZ: Welche neuen Aufgaben erge ben sich aus der verstärkten Unter stützung für das Hochschulwesen in Äthiopien? Prof. Dr. Rathmann: Die Leitung der Universität Addis Abeba und auch die verantwortlichen Funktio näre des Provisorischen Militäri schen Verwaltungsrates (PMVR) set zen in die Zusammenarbeit mit der KMU große Erwartungen. So sieht man vor allem in der Entwicklung der medizinischen Fakultät in Gon- dar, für die die KMU ab Septem ber 1979 einen großen Teil der Ausbildung übernehmen wird, die Schaffung eines Beispiels für die gründliche Ausbildung von Ärzten für die Bedürfnisse des Landes. Ähnliche Ziele verfolgt die Entwick lung der landwirtschaftlichen Fakul tät in Alemaya, wo bereits Hoch schullehrer der KMU eine ausge zeichnete Arbeit leisten. Unsere Unterstützung muß getragen sein von dem Willen der nach Äthiopien reisenden Wissenschaftler, die KMU und die DDR würdig zu vertreten. UZ: Sicher konnten Sie sich bei Ihrem Besuch in Marseille und Lyon über die Studienbedingungen an den Hochschulen informieren. Wo durch werden diese bestimmt? Prof. Dr. Rathmann: Erstaunlich ist die hohe Zahl der Studenten an den Universitäten. Jedoch kümmert sich niemand darum, ob die Absol venten nach dem Studium auch be nötigt werden und Arbeit finden. Das Heer der arbeitslosen Akade miker wird immer größer. Die Universitäten sind auch von der tiefgehenden Krise in den ka pitalistischen Ländern erfaßt. So sahen wir zwar an der Universität Lyon I einen großzügig gebauten Universitäts-Campus, der seit etwa 15 Jahren existiert. Gleichzeitig ver sicherte uns aber die Universitätslei tung, daß heute kaum noch genü gend Geld vorhanden sei, die Hei zung für diesen Komplex zu finan zieren. Die materielle Lage der Stu denten verschlechtert sich mehr und mehr. Die Studiengebühren steigen und der Staat bzw. die Universität zahlt nur für wenige Studenten Sti pendien. Der überwiegenden Mehr zahl von Studenten stehen keine Internatsplätze zur Verfügung, die Mieten für Privatzimmer sind außer ordentlich hoch. An der Universität Marseille existiert eine sogenannte „Arbeitsbörsö". Hier wird an Stu denten, die finanzielle Unterstüt zung benötigen, eine Beschäftigung bis zu monatlich 10 Stunden ver mittelt, damit sie eine finanzielle Grundlage für ihr Studium erhalten. Der Anteil der Studenten, die aus Arbeiter- und Bauernfamilien stam men, liegt unter 15 Prozent. Die Unzufriedenheit der Studenten macht sich in Aktionen gegen diese Hochschulpolitik Luft. Unmittelbar vor unserer Ankunft war ein Stu dentenstreik in Lyon beendet wor den. Insgesamt ist in den Gesprächen zu bemerken, daß die Unsicherheit über die Zukunft im Leben der ge samten Studentenschaft ein immer, währendes und unerschöpfliches Diskussionsthema darstellt. Internationalistische Hilfe leistet die KMU auch bei der Ausbildung viet namesischer Studierender. Foto: Gäste aus Ho-chi-Minh-Stadt, die im August 1978 die KMU besuchten (2, v. r, Dietmar Keller, Sekretär der SED-Bezirksleitung).
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