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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 18, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 20, 31. Dezember 1
-
Band
Band 1.1957
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- Universitätszeitung
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Der Abiturient muß Hindi als die allgemeine indische Amtssprache lernen, die in fünf Jahren von allen Beamten beherrscht werden muß, ferner die Sprache oder die beiden Sprachen seines Staates, Englisch als die Hoch schul- und Verkehrssprache, und neuer dings möglichst auch Sanskrit als die Es wird wahrscheinlich in unserem Kreise kaum bekannt sein, daß nicht nurwestdeut- sehe Atomphysiker, sondern auch west deutsche Aerzte verantwortungsbewußt ge gen die Gefahren der atomaren Waffen aufgetreten sind. Mir liegt das Heft 7 des Jahrganges 1957 der „Medizinischen Klinik“, eine der meistverbreiteten medizinischen Zeitschriften Westdeutschlands vor, das als Sonderheft diesem brennenden Problem gewidmet ist. Der Chefredakteur K. H. Stauder — München, übrigens ein sehr be kannter westdeutscher Psychiater, schreibt in einem einleitenden Artikel: „In einer Zeit, welche die prophylak tische Medizin auf ihre Fahnen geschrie ben hat, sollte auch die Bedrohung, die uns aus Atomexperimenten erwächst, zu einem Weltgespräch werden. Statt des sen sind beflissene Kreise am Werke, die heraufdämmernden Gefahren zu ba gatellisieren. Es ist eine Frivolität, wenn selbst Kundige öffentlich argumentie ren: Die Menschheit habe die Schrecken der Armbrust überdauert, sie werde auch die Atombombe überstehen. Nicht zu beruhigen und einzuschläfern ist un sere ärztliche Aufgabe, sondern zu vm- chen und zu arbeiten, damit wir die neuen Aufgaben bestehen.“ In den folgenden Beiträgen wird mehr fach eine scharfe Anklage gegen maßgeb liche amerikanische und englische Wissen schaftler geführt, die die Gefahren eines atomaren Krieges zu bagatellisieren ver sucht haben. Daß bekannte Wissenschaftler sich zu solchen Diensten hergeben, ist üb rigens ein Faktum, das ebenso beschämend wie auch alarmierend sein muß. Zweifel los wird dieses Sonderheft, das u. a. er schütternde Bilder von den Atombomben opfern von Hiroshima und Nagasaki ent hält. eine aufrüttelnde Wirkung auf Tau sende westdeutscher Aerzte und weite Kreise der westdeutschen Bevölkerung haben. Um so größer ist unter diesen Umstän den die Verantwortung unserer Wissen schaftler und unserer gesamten Bevölke rung der DDR, um durch wirksame Mani festationen die westdeutsche Bevölkerung gegen alle Einschüchterungsversuche und Ablenkungsversuche aufzurütteln. Leider können wir aber nicht sagen, daß sich alle unsere Aerzte und auch alle un sere Hochschullehrer dieser schicksalvollen Verantwortung bewußt sind. Ja, es ist be unruhigend und sogar erschütternd, welche Einwände bzw. Ausflüchte bisweilen zu hören sind, wenn es darum geht, gemein- saine Appelle an dieOeffentlichkeit zu rich ten, die sich denen der 13 westdeutschen Atomphysiker, der Atomphysiker unserer Republik, ferner Albert Schweitzers, Joliot-Curies und anderer Persönlichkeiten anreihen. Es wird davon gesprochen, daß die bereits an die Oeffentlichkeit gelangten Abschließend glaube ich sagen zu dürfen, daß es für die indischen Medi zinstudenten vorteilhaft wäre, wenn man nicht auf der genauen Kopie des anglo - amerikanischen Studiensystems beharren, sondern, wofür sich auch An fänge zeigen, auch vom Festlandeuropa, nicht zuletzt vom deutschen Hochschul system, einiges aufnehmen würde. Völ lig irrig wäre es aber, wenn wir etwa vom hohen Roß unserer vermeintlichen Ueberlegenheit herunterblicken wollten. Auch wir können mancherlei von den Indern lernen in technischen Einzel heiten und in der allgemeinen Einschät zung der Bedeutung von Naturwissen schaften, Medizin und Technik für die nächsten Jahrhunderte. säle. Die Studenten verbringen die Vor mittage in kleinen Gruppen auf den Stationen nach einem Verteilerschlüssel, wo sie „praktisch“ arbeiten unter der Anleitung sehr zahlreicher Dozenten. Dabei üben sie auch Untersuchungs methoden wie Perkutieren, Augenspie geln usw. So bestechend das zunächst aussieht, so konnte ich doch bei einigen Gruppen sehen, daß von etwa 12 Stu denten 4 im Vordergrund mitarbeiten, während die anderen sich mehr im Hintergrund halten aus Schüchternheit und anderen menschlichen Gründen. Die Vorlesungen finden im College- gebäude meist nachmittags statt in „Kursen“ mit sehr spezialisierten The men. Sie sind fast rein theoretisch und systematisch, haben also mehr einen propädeutischen Charakter. Im College- gebäude sind auch die theoretischen In stitute untergebracht. Die Leichen in der Anatomie sind mit Formalin konser viert. In der Physiologie und Phar makologie machen die Studenten sehr viele eigene Versuche an Hunden usw., aber nicht mit eigener Fragestellung. Sektionen werden nur sehr selten ge macht. Der Unterricht ist sehr schulmäßig. Bestimmte Lehrbücher werden „ge paukt". Jedes Jahr ist Prüfung. Der Ein schnitt zwischen Studenten und appro ¬ bierten Aerzten ist nicht so groß wie bei ,, - , , . uns, da auch nach dem ersten Abschluß- alte Kultursprache. examen die Vorlesungen und Prüfungen Man hofft, das Englisch, die Sprache "as K Ein Studentenheim der Universität Madras. Uber die Verantwortung der Wissenschaftler Universitätszeitung 26. 6. 1957 Seite 3 stücke in einer indischen Sprache auf geführt. Im Boy-hostel spielten Herren die weiblichen und im Ladies-hostel Damen die männlichen Rollen. Die Studenten tragen meist helle Anzüge, die Studen tinnen ausnahmslos die bunten Saris und viel Schmuck an Armen und Ohren, zuweilen auch an den Nasen. Die weißen Häuser, die grünen Bäume, oft Palmen, der blaue Himmel dazu und die hellen und bunten Trachten ergeben ein far benfrohes Bild. Gegessen wird in den Heimen nach Wahl vegetarisch oder Der Frieden wird als höchstes Ziel angesehen, nicht nur aus ureigenstem Interesse, da der Aufbau Indiens meh rere Menschenalter in Frieden erfordert. Durch den zweiten Weltkrieg verhun gerten in Indien, das nicht selbst Kriegs gebiet war, ungezählte Millionen von Menschen. Eines ist dem freien Indien offenbar gelungen: Regierung, Studen ten und Volk sind darin einig, daß kein persönliches und allgemeines Opfer zu groß ist, wenn es gilt, die wissenschaft liche Ausbildung immer höher zu ent wickeln, und daß es nötig ist, als Ziel nicht das Einholen oder das gleiche Niveau mit der übrigen Welt zu sehen, sondern das Ueberholen, und daß jedes Hindernis und jede Ablenkung von die sem primären Ziel der fachlichen und wissenschaftlichen Leistungssteigerung aus dem Wege geräumt werden müssen. Wir schieden von Indien mit einem Kopf voll Bewunderung für das giganti sche Aufbauwerk, das auch im klein sten Dorfe sichtbar das Jahr der „Inde- pendence“ als den Beginn einer neuen Aera erscheinen läßt, und einem Herzen voll Liebe für dieses fleißige, gütige, begabte und friedliebende Volk. eine Tätigkeit für die Armen und Hilf». « . losen auf dem flachen Lande auszuüben. zu verdrängen, doch meinen die meisten Kollegen, mit denen ich darüber sprach, daß dies unmöglich sei, weil eben alle Zeitschriften und Bücher englisch geschrieben sind und Englisch die Wis senschafts- und Verkehrssprache blei ben werde, die Asien, Australien, beide Amerikas, Afrika und große Teile Europas beherrsche. Es läuft schon eine Aktion mit dem Ziele, den Englisch unterricht an den Oberschulen zu ver bessern. Die indischen Kollegen leben in einer Patientenflut, und was noch rückständig erscheint, ist in dieser Ueberfülle be gründet. Sie haben infolgedessen eine unerhörte operative Routine, vor allem in Staroperationen. Ein Europäer kann da viel lernen. Ueber diese Dinge kann vielleicht ein anderes Mal berichtet werden. Ein Haß gegen das englische Volk be steht nicht, aber eine große Empfind lichkeit oder besser Wachsamkeit gegen jedes Ansinnen, daß irgendwie eine un- erbetene Einflußnahme auf indische Verhältnisse wirken könne, nicht nur durch Engländer. nichtvegetarisch. Stipendien gibt es noch nicht viel. Man sorgt dafür, daß 60 Pro zent der Studenten aus früher benach teiligten Kasten („Backmen“) stammen. Das Kastenwesen an sich wird gesetzlich unterdrückt, wirkt sich aber traditionell noch aus. Meistens gehört zum College eine Schwesternschule, die wie ein Ladies-hostel gestaltet ist. Mit den Kliniken werden Wohnungen für Dozenten, Assistenten, sonstiges Per sonal, Kindergarten, Schule, Konsum geschäftsstelle gebaut. Meistens entsteht der riesige Komplex fast gleichzeitig. Ist das College Teil einer Universität, so ist das Volumen noch größer. Die traditio nellen Baustilelemente werden in be wundernswürdiger Weise mit. edelstem Material und vollendeter Handwerks kunst gepflegt. Möchten doch unsere Architekten in Indien sehen, was das Wort ..Kulturerbe“ bedeuten kann! Man will, daß für Jahrhunderte zu sehen ist, daß mit dem Abzug der Engländer eine neue Aera begann, die sich anschließt an die Zeit vor der Besetzung. duierten“, die höhere Grade erwerben wollen. Wie der englische, so erstrebt auch der indische Arzt möglichst viele Grade an vielen Hochschulen, die er auf seiner Visitenkarte namentlich aufführt. Die Prüfungen werden von Stufe zu Stufe strenger. Sie bestehen in Klausur arbeiten und einem praktischen Teil. Für den Mastergrad, der etwa unserem Doktor entspricht, der aber nicht für „Medizin“, sondern für ein Fachgebiet erteilt wird, muß eine „These“ geschrie ben werden vom Niveau einer sehr guten Doktorarbeit. Die Prüfung wird abgenommen von Dozenten, die von fremden, weit entfernten Hochschulen herbeigeholt werden. Ich hörte gerade, daß in einer solchen Prüfung weit über die Hälfte der Kandidaten durchgefal len war und daß man trotzdem die Prüfer kritisierte, daß sie zu milde (!) geprüft hätten. Alle halben Jahre kann die Prüfung wiederholt werden. Der Dr. med. bedeutet Doktor der Inneren Medizin. Die Examensangst ist groß. Wie in der Schule stehen die Studenten beim Eintreten des Dozenten auf. Scharren, Zischen, Trampeln ist unbekannt. Meine Aufforderung, doch Mißfallen oder Nichtverstehen irgendwie kundzutun, wurde nicht erfüllt. Man konnte sich nicht vorstellen, daß das erlaubt wäre. Sport, Musik usw. werden in Gruppen getrieben, die sich nach Neigung und Freundschaft zusammenfinden Appelle nicht durch weitere in ihrer Wir kung abgeschwächt werden sollten, daß es auch nicht lohne, gegen die Atomgefahren zu kämpfen, da genug andere Vernich tungswaffen in der Welt vorhanden seien, und daß jeder für sich wirken möge. Wenn Albert Schweizer in seinem Appell darauf hingewiesen hat, daß es jetzt darauf an komme, die öffentliche Meinung in der ganzen Welt zu mobilisieren, damit dann auch die Regierungen notwendigerweise zu einem Abkommen gelangen, so fehlt es den betreffenden Kollegen am Wissen um die eigene Verantwortung für die öffent liche Meinung, am Wissen um andere ge sellschaftliche Zusammenhänge, die für uns von lebensbestimmender Bedeutung sind. Wir stehen vor der Frage, was zu tun ist, um eine Aenderung eintreten zu lassen, damit unsere medizinischen Wis senschaftler zu einem stärkeren progressi ven Faktor im gesellschaftlichen Leben, vor allem aber in der akademischen Lehre werden. Ich meine, daß man sich bei un seren Aerzten und Wissenschaftlern in erster Linie an ihr Wissen zu wenden haben wird, um eine Umstellung zu erzielen. Ich hatte vor kurzem Gelegenheit, in Rumänien eine Sehr wertvolle Einrichtung kennenzulernen. Dort ist es seit Jahren zur Gewohnheit geworden, daß sich die Ange hörigen der Medizinischen Fakultät zu ge meinsamen Kolloquien mit Gesellschafts wissenschaftlern und anderen Kennern des dialektischen Materialismus zusammen- finden, um wichtige Probleme zu bera- ten. Es wurde allgemein versichert, daß sol che regelmäßige Zusammenkünfte von Fachwissenschaftlern und Philosophen für beide Teile förderlich seien, so daß ganz ohne Zwang die große Mehrheit des Lehr körpers der Medizinischen Fakultät daran teilnimmt. Auch wir haben an unserer Me dizinischen Fakultät vor Jahren Ansätze in dieser Art unternommen und dabei An klang auch bei einer ganzen Reihe von Mitgliedern der Fakultät gefunden, die nicht den demokratischen Parteien ange hören. Damals waren wir noch nicht so weit, um regelmäßig auf hohem Niveau solche wissenschaftlichen Diskussionen zu führen. Ich nehme jedoch an, daß in den letzten Jahren unsere Kräfte stark genug gewachsen sind, daß von seifen des Philo sophischen Instituts und des Franz-Meh ring-Institutes qualifizierte Mitarbeiter et was Zeit erübrigen, um etwa alle zwei bis drei Wochen einmal sich mit Angehörigen des Lehrkörpers der Medizinischen Fakul tät und hoffentlich auch anderer Fakultä ten zur Erörterung wissenschaftlicher The men zusammenfinden. Ich bin überzeugt, daß dann wichtige Auswirkungen auf das ideologische Niveau unserer medizinischen Wissenschaftler und Studenten eintreten werden. Aus einem Diskussionsbeitrag, der am 2. Juni auf einer Beratung des Kulturbundes gehalten Wurde. D ie Kliniken werden nach modernen tropischen Begriffen gebaut, haben aber keine oder nur ganz kleine Hör- T ie erste Aufgabe der freien indischen — Regierung war, genügend Ausbil dungsstätten zu schaffen. In 10 Jah ren erhöhte sie die Zahl der Medical Colleges von 15 auf 40 und hofft, in wei teren zehn Jahren diese Zahl min destens zu verdoppeln. Ein College wird so dimensioniert, daß die Jahr gänge nicht mehr als zweihundert Stu denten haben. Ist der Bedarf größer, so wird ein weiteres College gegründet. So kommt es, daß zum Beispiel die Mil lionenstädte Madras und Bombay drei verschiedene Medical Colleges besitzen. Ein College ist ein großer Komplex. Man findet mindestens zwei Studenten heime, getrennt nach Studenten (Boys hostel) und Studentinnen (Ladies-hostel). Ein Heim bietet in 2- bis 3-Bettzimmern Raum für 300 bis 400 Studenten. 25 Pro zent der Studenten sind Frauen. In den Hörsälen haben die Damen oft getrennte Bänke oder sitzen wenigstens in Damen gruppen. In den Freistunden und auf den Wegen halten sie sich getrennt. Ge meinsame Tanzvergnügen sind nahezu unbekannt. Bei der Jahresschlußfeier der Studentenheime, feierten beide Heime räumlich und zeitlich getrennt. Es wur den lustige, selbstgedichtete Theater A uf Einladung des indischen Ge- 11 sundheitsministeriums und mit großzügiger Unterstützung des Gesund heitsministeriums der Deutschen De mokratischen Republik war es Herrn Kollegen Professor Peiper und mir möglich, ein Vierteljahr an zahlreichen medizinischen Hochschulen der Repu blik Indien zu verbringen. Wir wurden überall mit größter Herzlichkeit. Gast freundschaft und Kollegialität aufge nommen. Warum ein Augenarzt einge laden wurde, wird wohl verständlich, wenn ich darauf verweise, daß nach amtlicher indischer Schätzung von zehn Millionen Blinden in der Welt zwei Millionen in Indien leben, das heißt, daß jeder fünfte Blinde ein Inder ist. Meine Aufgabe war es, die Methoden der allgemeinen medizinischen und der augenärztlichen Ausbildung zu studie ren, Vorlesungen und Vorträge vor Studenten, Aerzten aller Gebiete und Augenärzten zu halten und an der praktischen Arbeit in der Sprechstunde und im Operationssaal wie ein indi scher Arzt teilzunehmen, einen Ein blick in die Lage zu gewinnen und dem indischen Gesundheitsministerium einen kritischen Bericht zu erstatten. Wir begannen unsere Tätigkeit im Süden von Trivandrum und beendeten sie im Norden in der Hauptstadt New- Delhi. Leider kamen wir gerade zum Semesterschluß, so daß wir verhältnis mäßig wenig mit den Studenten theo retisch arbeiten konnten. Für sie kam die Zeit der Examina. Vorauszuschicken ist: Nie kommt auch nur vorübergehend ein Gefühl der Fremdheit gegenüber den dunkelhäuti gen Kollegen auf. Man fühlt sich unter ihnen wie zu Hause,'und die höchste Anerkennung, die sie aussprachen, war: „He is one of us.“ So entstanden echte Freundschaften. TT ngeheuer ist der Fleiß und der pa- • triotische Enthusiasmus. Die Studen ten erlernen eine gute schulmäßige ärztliche Grundlage. Dies dürfte für die nächsten zehn Jahre das Wichtigste für das Land sein. Die wissenschaftliche Problematik kann ihnen weniger nahe gebracht werden. Die Professoren haben ebenfalls fast keine Zeit für Forschung. Das Problem, Aerzte für das flache Land zu gewinnen, macht der Regie rung Schwierigkeiten. Man findet aber doch viele wirklich begeisterte und sehr tüchtige junge Kollegen in den kleinen Zentren. Alles ist auf gutem Wege, doch ist.der Weg lang und steinig. Ich sprach junge Aerzte, die es als Ideal ansehen. Von Prof. Dr. Müller-Hegemann Kommissarischer Direktor der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik D ie indische Republik besteht aus — 13 Bundesstaaten, von denen fast - jeder an Einwohnerzahl und Flächen ausdehnung die Deutsche Demokra tische Republik übertrifft. Das Gesund heitswesen ist ähnlich wie bei uns or ganisiert, das heißt, jedes Land hat ' einen Gesundheitsdirektor an der Spitze, dem ein medizinischer Apparat unter steht. der in seinen letzten Ausläufern "Dis in die kleinsten Orte reicht bzw. reichen wird. Das Erbe, das die Engländer den In dern hinterlassen haben, ist das fol gende: Es gab zwar eine Anzahl von Krankenhäusern und auch Medical Colleges, doch entsprach ihre Zahl und die Zahl der Aerzte nicht im Entfern ten dem tatsächlichen Bedarf, da in einem besetzten Kolonialbetrieb fremde Interessen letzten Endes entscheiden und nicht die Not des Volkes. Die Stu dienmöglichkeiten für junge Inder wa ren sehr beschränkt. Die meisten ver brachten mehrere Jahre in England, in der Mehrzahl mit großen Kosten. Die indischen Colleges waren und sind ge naue Kopien der englischen mit allen ihren Vorzügen und Fehlern. Zeit schriften, Bücher, Unterrichtssprache waren und sind rein englisch. Durch starken Druck wurde erzwungen, daß Geräte im wesentlichen aus England bezogen werden mußten. In der Optik bedeutete das in vielen Dingen ein Nachhinken hinter dem Weltstandard um viele Jahrzehnte. Die englischen akademischen Grade wurden und wer den in Indien ohne weiteres anerkannt, während andere durch neue Prüfungen bestätigt werden müssen. Die Inder, die in England ausgebildet und dort Dok toren und Professoren geworden waren, mußten zum Beispiel in Bombay im Krankenhaus durch den Eingang für Farbige gehen, während für die engli schen Kollegen der Haupteingang Vor behalten war. Von Prof. Dr. Karl Velhagen Verdienter Arzt des Volkes Dekan der Medizinischen Fakultät
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