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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 18, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 20, 31. Dezember 1
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Band
Band 1.1957
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- Universitätszeitung
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Zu einigen Fragen unserer Agrarpolitik In Vorbereitung der Wahlen zu den örtlichen Volksvertretungen am 23." Juni organisieren die Studenten der Land wirtschaftlich-Gärtnerischen und der Von Diplom-Landwirt Erich Hußt Veterinär-Medizinischen Fakultät Agi tationseinsätze in den Landkreisen De litzsch und Geithain. Besonders für sie, aber auch für die übrigen sich an der Wahlvorbereitung beteiligenden Uni versitätsangehörigen ist es wichtig, sich in den Grundfragen unserer Agrarpoli tik auszukennen. Der ehemalige Direktor des Instituts für Agrarökonomik an der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissen schaften in Berlin, Vieweg, entwickelte ein Agrarprogramm, durch dessen Ver wirklichung wir seiner Meinung nach auf einem „neuen, annehmbaren“ Weg zum Sozialismus in der Landwirtschaft gelangen könnten. Anstatt aber die ihm angebotene Gelegenheit wahrzunehmen, dieses Programm auf der V. LPG- Konferenz und dem V. Deutschen Bauerntag zur Diskussion zu stellen, setzte er sich nach Westdeutschland ab. Damit sprach er das Urteil über sich selbst und darüber, inwieweit die von ihm vertretenen Thesen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben können. In der Tat, sein Agrarprogramm ist keine Neuschöpfung. Aehnliche Ge dankengänge finden wir in der revi sionistischen Literatur der Vergangen heit und Gegenwart. Für einen marxi stischen Agrarökonomen ist es nicht sonderlich schwer, ihn zu widerlegen. Bei der Kompliziertheit des sozialisti schen Aufbaus in der Landwirtschaft aber und der Tatsache, daß Vieweg von einigen echten Problemen unserer Landwirtschaft ausging, sind seine The sen geeignet, Verwirrungen in die Reihen der Bauern zu tragen und un sere Agrarpolitik in Mißkredit zu brin gen. Daher die folgenden sich auf einige Hauptfragen beschränkenden Hinweise. Der genossenschaitlichen Großproduktion gehört die Zukunft Weil ein Teil unserer Landwirtschaft lichen Produktionsgenossenschaften noch mit Entwicklungsschwierigkeiten zu kämpfen hat, schlägt Vieweg vor, „nichtlebensfähige“ LPG aufzulösen. Lie gen diese Schwierigkeiten im Charak ter der LPG begründet und ist der vor- geschlagene Weg gangbar, wenn wir auf die Erreichung unseres Zieles, einen steigenden und gesicherten Wohlstand für alle Schichten der Bevölkerung in einem friedliebenden deutschen Staat, nicht verzichten wollen? In der Landwirtschaft aller entwik- kelten Länder — ganz unabhängig von den Produktionsverhältnissen — ist eine Tendenz unverkennbar: Die Verlage rung der Produktion aus Kleinbetrieben in größere und Großbetriebe. Die öko nomische Ursache hierfür liegt m der ständigen Vervollkommnung der Pro duktionsinstrumente, deren Einsatz in der Landwirtschaft unter kapitalisti schen Produktionsverhältnissen zwar gehemmt, aber nicht aufgehalten wer den kann, wenngleich die Landwirt- schabt in ihrer Entwicklung nach wie vor"hinceraer"mndusttezrckOleibt. In der Landwirtschaft vollzieht sich der gleiche Prozeß der Konzentration und Zentralisation der Produktion wie in der Industrie, nur langsamer und viel später im vollen Umfange wirksam werdend. Unter sozialistischen Produktionsver hältnissen wird der Uebergang zur Großproduktion in der Landwirtschaft zur objektiven Notwendigkeit. Sie leitet sich ab aus dem Gesetz der unbedingten Uebereinstimmung der Produktionsver hältnisse mit dem Charakter der Pro duktivkräfte. dem Grundgesetz des So zialismus und dem Gesetz der plan mäßigen Entwicklung der Volkswirt- s.chaft. Das Gesetz vom steten Wachs tum der Arbeitsproduktivität bedingt eine umfassende Mechanisierung der Landwirtschaft. Sie ist eine der wich tigsten Voraussetzungen für die sozia listische Großproduktion. Umgekehrt er fordert das Voranschreiten der Technik den Großbetrieb auch in der Landwirt schaft. Das sind Tatsachen, denen seh der denkende Mensch nicht verschließen kann, wenn auch Tradition und Gefühl hier noch Zugeständnisse machen möch- ten, und die Umstellung nicht sprung haft und unter allen Bedingungen gleichmäßig erfolgen wird. Unter dem Eindruck des sich in West deutschland vollziehenden Prozesses der Vernichtung zahlreicher Bauernbetriebe — nach dem letzten „Grünen Bericht“ waren es 104 170 Betriebe bis 10 Hektar allein in den Jahren 1949 bis 1955 — mehren sich selbst dort die Stimmen, die die bisher sorgsam gehütete Theorie von der angeblichen Stabilität des land wirtschaftlichen Kleinbetriebes nicht mehr akzeptieren. Die Entwicklung von Technik uni Agrarwissenschaft lassen die Ueber- legenheit des Großbetriebes über den Kleinbetrieb immer wirksamer werden, was unter kapitalistischen Produktions verhältnissen zu einer tiefgreifenden sozialen Umschichtung der Landbe völkerung führt. Unter dem idyllischen Namen „bäuerlicher Familienbetrieb“ vollzieht sich jetzt in Westdeutschland ein kapitalistischer Konzentrationspro zeß auf relativ kleiner Fläche. Der An teil der Landbevölkerung, der zunächst zum Nebenerwerb und dann mangels eigener Produktionsmittel zur Land arbeit gezwungen wird, vergrößert sich ständig. Bei gleichbleibendem Umfang der landwirtschaftlich nutzbaren Bo denfläche und sich vergrößernden Be trieben muß sich zwangsläufig die Zahl der Grundeigentümer verringern. Die ser Prozeß geht in der gegenwärtigen Etappe relativ langsam vor sich, da unter dem Zwang der Konkurrenz auch eine Anzahl von Mittelbetrieben dazu übergeht, sich der' auf einem hohen Stand befindlichen Landtechnik zu be dienen und dabei auch Erfolge sichtbar werden. Es fragt sich nur, wie lange, zumal dies zwangsläufig mit wachsen der Verschuldung vieler Betriebe ein hergeht. Solange, bis der „Starke“ vom Stärkeren überflügelt wird. .Wanderung -des-ecehs- ------- -emi- man das. Leider ist dieser „beste Wirt“ nicht gleichzusetzen dem besten Acker bauer und Tierzüchter. Vielmehr ist es die Wirkung des ökonomischen Grund gesetzes des Kapitalismus, das in der Landwirtschaft zwar in einer besonde ren Erscheinungsform auftritt, dem Bauer aber keine Sondervergünstigung einräumt. Diesen Weg zum Großbetrieb lehnen wir in der Deutschen Demokratischen Republik aus politischen, ökonomischen und moralischen Gründen ab. Wir empfehlen den Bauern, der objektiven Notwendigkeit des Ueberganges zur Großproduktion und der Ausnutzung der modernen Produktionsinstrumente Rechnung zu tragen, indem sie sich freiwillig Schritt für Schritt zu Pro duktionsgenossenschaften zusammen schließen. Dieser Prozeß vollzieht sich auf dar Grundlage des Bündnisses zwi schen Arbeiterklasse und werktätigen Bauern, und ohne die Expropriierung des größten Teiles der Bauern, son dern unter dem wachsenden Wohlstand aller Bauern. Vieweg aber behauptet, die Mehr heit der werktätigen Bauern sei mit diesem Weg nicht einverstanden. Dabei stützt er sich auf die Meinung jenes immer kleiner werdenden Teiles von ihnen, die sich durch politische und ökonomische Maßnahmen, die unsere Arbeicer-und-Bauern-Macht im Inter esse der Masse der werktätigen Klein- und Mittelbauern durchführt, einge engt fühlen und die „freie Entfaltung“ ihrer Initiative in Richtung auf eine privatkapitalistische Entwicklung auf Kosten von ökonomisch schwächeren Wirtschaften fordern. Die Wahrheit ist aber die, daß dem weitaus größten Teil der werktätigen Bauern eine solche Zielsetzung fremd ist. Sie sind vielmehr interessiert an einem ihrem Anteil an der Arbeit entsprechenden Einkommen und einer gesicherten Existenz in einem friedliebenden Staat. Unsere Agrarpolitik berücksichtigl die historische Entwicklung der Landwirtschaft Allerdings haben längst noch nicht alle erkannt, daß die genossenschaft liche Bewegung, und zwar nur sie, ihnen diese gesicherte Persnektive ermöglicht. Ihr ausgeprägter Eigentumssinn, der seinen Ursprung in dem jahrhunderte langen Kampf der deutschen Bauern um ein eigenes Stück Land und den Schwierigkeiten bei der Erhaltung ihrer Wirtschaft unter kapitalistischen Pro duktionsverhältnissen hat, läßt sie den genossenschaftlichen Weg vorerst nur zögernd beschreiten. Diesem Umstand trägt unsere Agrarpolitik Rechnung. Die strenge Wahrung des Prinzips der Frei willigkeit beim Eintritt in die LPG, die Förderung mannigfaltiger Formen der allmählichen Umerziehung der Bauern zum genossenschaftlichen Denken und Handeln und nicht zuletzt die umfas sende Unterstützung der LPG durch unseren Arbeiter-und-Bauern-Staat sind einige Maßnahmen in dieser Richtung. Ein Teil gerade unserer befähigtesten Einzelbauern lassen sich vom genossen schaftlichen W’eg abhalten und verwei sen dabei auf den schlechten Entwick lungsstand mancher LPG. Warum gibt es neben vorbildlich organisierten und wirtschaftenden LPG auch noch eine große Anzahl schwach entwickelter? Vorerst sind es vorwiegend Land arbeiter, Neubauern und Industrie arbeiter, die sich zu Genossenschaften zusammengeschlossen haben. Sie sind nicht so sehr mit der Tradition des Privateigentums behaftet, dafür aber enger mit der Arbeiterklasse verbunden. Angesichts dieser Sachlage verlangt Vieweg die Auflösung solcher LPG. Entspräche es unserer Bündnispolitik, Bauern, die sich mutig unter Ueber- Windung mancher alten Vorstellungen zusammenschlossen und in eine schwie rige Lage gerieten, mit der Losung der Auflösung ihrer Wirtschaft zu ent täuschen? Würde die Fläche, nachdem sie in Eigenwirtschaften aufgeteilt der Grosse Diplom-Landwirt Erich Hußt ist geschäftsführender Ober assistent am Institut für Agrar ökonomik der Karl-Marx-Univer sität- Vor seinem Studium, das er 1953 mit dem Examen an unse rer Universität abschloß, arbeitete Genosse Hußt jahrelang in der Landwirtschaft. Aus dieser Tätig keit, der vierjährigen Studienzeit und dem Einblick in Agrarfragen des Auslandes (1956 Studienreise in die Volksrepublik Polen) resul tieren die Kenntnisse über die Zusammenhänge der Agrarpro bleme der sozialistischen Staaten und der Landwirtschaftspo’itik unserer Republik. Im Vertrauen auf die Kraft und Hilfe unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates sind sie heute die Bahnbrecher der neuen Entwicklung auf dem Lande. Auf Grund ihrer sozialen Herkunft gehören sie nicht zu jenem Personenkreis in der Landwirtschaft, der das größte Fach wissen mitbringt. Trotzdem gibt ks schon heute in jedem Kreis Beispiele, wo sie die Erweiterung ihrer Aufgaben stellung in einer bewunderungswürdi gen Art meistern. Dabei ist die Organi sation und Leitung eines sozialistischen Landwirtschaftsbetriebes eine Ange legenheit, die selbst einem befähigten Mittelbauern alles Können abverlangt. Daher gibt es auch Schwierigkeiten, besonders dort, wo die Genossenschaften im Interesse der Ernährungswirtschaft herrenloses Land und ehemalige ört liche Landwirtschaftsbetriebe übernah men. Diese Flächen machen in vielen LPG einen sehr großen Teil der land wirtschaftlichen Nutzfläche aus, ohne daß dabei gleichzeitig ein entsprechen des Anwachsen der Zahl der Arbeits kräfte erfolgte. Wer auch nur einen kleinen Einblick in die Arbeit auf dem Lande hat, kann einschätzen, daß bei gleichbleibendem Arbeitskräftebesatz jeder neu hinzukommende Hektar wei tere Bearbeitungsschwierigkeiten mit sich bringt. maschinellen Bearbeitung größere Hin dernisse entgegensetzte, besser als vor her bewirtschaftet werden können? Oder soll ein Teil des Bodens unbe arbeitet liegenbleiben? Hier kann es doch in Verwirklichung der Bündnis politik und im volkswirtschaftlichen In- teresse, nur die. Lösung gebe», solchen LPG zu helfen. Dabei darf die Unterstützung nicht nur in materieller und finanzieller Form erfolgen. Viel wirkungsvoller ist sie, wenn wir gute werktätige Einzelbauern von der Richtigkeit des genossenschaft lichen Weges überzeugen und sie ver anlassen, gerade diesen noch unent wickelten LPG ihre reichen Erfahrun gen zur Verfügung zu stellen. Das zu erreichende Ziel und die sich für alle ergebenden Vorteile rechtfertigen es, daß der Einzelbauer unter Umständen vorübergehend auf einen Teil seiner bisherigen Einnahmen verzichtet. Vie wegs Thesen von der Auflösung schwa cher LPG bringen uns hierbei aller dings nicht weiter, weil sie- keinerlei Vorschläge zur Beseitigung der Schwie rigkeiten enthalten, sondern die ge nossenschaftlichen Großbetriebe und damit eine sozialistische Entwicklung der Landwirtschaft negieren. Orientierung auf 30- bis 40-ha-Belriebe bedeutet Restaurierung kapitalistischer Verhältnisse Nach Viewegs Agrarprograpm hat sich der Staat vielmebr. über Genera tionen hinaus auf einetarken Sektor einzelbäuerlicher 30 bis 40 Hektar gro ßer Betriebe zu stützen. Diese Betriebe seien stark zu mechanisieren, so daß auf diese Weise der Einsatz von Lohn arbeitskräften überflüssig und damit die Ausbeutung des Menschen beseitigt würde. Vieweg hat die Frage offen gelassen, wie wir zu diesen Betrieben gelangen sollen. Da er aber die Maschinen der MTS an diese Betriebe verkaufen will, rechnet er damit, daß vor allem kapital kräftige größere Wirtschaften in Frage kommen. Dieser Auslegung entspricht seine Forderung, die Klassendifferen zierung der Bauernschaft aufzuheben und vor allem den seiner Meinung nach „diskriminierenden Ausdruck .Groß bauer 1 “ fallen zu lassen. Unter den gesellschaftlichen Verhält nissen der DDR veränderten sich auch die Klassenbeziehungen auf dem Lande. Unsere Großbauern sind nicht gleich zusetzen den ehemaligen Kulaken in der Sowjetunion. Auch für die Groß bauern gibt es in der DDR eine vorteil hafte Perspektive. Die steigende gesell schaftliche Hilfe unserer Arbeiter-und- Bauern-Macht, die Sicherheit des Ab satzes ihrer Produkte zu festen Preisen und das Verfügungsrecht über die er zeugten „freien Spitzen" geben ihnen die Möglichkeit der Festigung ihrer Wirtschaften. Sie leben krisenfrei und sicherer als unter kapitalistischen Pro ¬ duktionsverhältnissen. Bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen ist ihnen die 'Möglichkeit des Eintritts in eine LPG gegeben. . pie von Vieweg proklamierte sofortige Aufhebung der. Klassendifferenzierung auf dem Lande widerspricht der Wirk lichkeit. Ihm ist das wohl bekannt, denn die von ihm geforderte Orien tierung der Agrarpolitik auf die Schaffung von 30 bis 40 Hektar großen Betrieben bevorzugt eindeutig die Groß bauern. Daß er sie nicht mehr beim Namen nennen will, ändert nichts an der Tatsache. In der DDR bewirtschaf ten 731 000 einzelbäuerliche Betriebe mit einer durchschnittlichen Betriebs größe von 6,4 Hektar 4.7 Millionen Hekt ar landwirtschaftliche Nutzfläche. Bei Verwirklichung der von Vieweg ange strebten Betriebsgröße vn 40 Hektar müßte die Anzahl der Betriebe um 719 250 vermindert werden. Legen wir für jeden dieser Betriebe nur zwei Familienangehörige zugrunde, so wür den dabei 1,5 Millionen Menschen ihre Existenz- verlieren und sich zum Teil in den zu schaffenden 11 750 großbäuer lichen Betrieben verdingen müssen. Hierdurch gibt Vieweg die Bündnis politik preis, die Grundlage unserer Arbeiter-und-Bauern-Macht ist, und ge fährdet damit den Bestand unseres de mokratischen Staates. 30 bis 4G Hektar große Betriebe kön nen beim Intensitätsgräd der deutschen Landwirtschaft zunächst nicht auf Lohn arbeitskräfte verzichten. So würde we der die Ausbeutung beseitigt, noch könnte sich in diesen Betrieben auf der Basis des Privateigentums an den Pro duktionsmitteln ein sozialistisches Be wußtsein entwickeln. Im Gegenteil, sie würden der Ausgangspunkt für die Re staurierung kapitalistischer Produktions verhältnisse in der Landwirtschaft. Ihre Größe entspräche auch keineswegs den Erfordernissen des rentablen Einsatzes der vorhandenen und noch möglich werdenden Technik. So wie die Koope ration der Arbeit eine höhere Produk tivkraft bewirkt, steigert sich letztere weiter durch die Kooperation des Ma schineneinsatzes auf größeren Flächen. Damit würden diese 40-Hektar-Betriebe der Ausgangspunkt weiterer kapitalisti scher Expansion sein. Das Entstehen einer politischen, ökonomischen und moralischen Einheit zwischen Stadt und Land würde unmöglich und der Auf bau des Sozialismus in der DDR ver hindert. Ohne MTS keine sozialislische Umgestallung der Landwirtschail Aus der Aufgliederung der landwirt schaftlichen Produktion in zwei Be triebe von unterschiedlichen Stufen des sozialistischen Eigentums — in MTS und LPG — ergeben sich komplizierte- ökonomische Probleme, die bis heute noch nicht restlos geklärt sind. Vieweg will diese Komplikationen durch Ueber- gäbe der Produktionsmittel der MTS an die LPG umgehen. Damit aber schafft er die Probleme nicht aus der Welt, die der Uebergang zur Großpro duktion in der Landwirtschaft nun ein mal mit sich bringt. Im Gegenteil, deren Lösung würde nicht nur er schwert, sondern unmöglich gemacht. Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft vollzieht sich nicht im Selbstlauf, sondern bedarf der stän digen Förderung und Hilfe des demokra tischen Staates und der Arbeiterklasse. Die ökonomische Grundlage unserer Arbeiter-und-Bauern-Macht ist das Volkseigentum. Der Ausbau des volks eigenen Sektors festigt die Macht der Arbeiterklasse und ist eines der wich tigsten Erfordernisse, um planmäßig weitere Voraussetzung für das Wir ken der ökonomischen Gesetze des’— ks Sozialismus zu schaffen. In der Land wirtschaft sind die MTS die stärksten Stützpunkte der Arbeiterklasse. Durch die Konzentration der entscheidenden Produktionsmittel in den MTS schaffte sich der demokratische Staat die Mög lichkeit, die landwirtschaftliche Groß produktion in den LPG zu lenken und darüber hinaus die gesamte wirtschaft liche, politische und kulturelle Entwick lung auf dem Lande entscheidend zu beeinflussen. Die Verwirklichung von Viewegs Forderung nach Auflösung der MTS und deren Reduzierung zu Repa raturbasen für Landmaschinen würde die Arbeiterklasse dieses wirkungsvol len ökonomischen Instrumentes berau ben und kann nur als politisches Aben teurertum bezeichnet werden. Aber auch bei einseitiger ökonomi scher Betrachtung ist Viewegs Vor schlag wissenschaftlich nicht haltbar. Es gibt keine Einrichtung, die eswiedieMTS gestatten würde, sowohl den LPG als auch den werktätigen Einzelbauern den Einsatz der modernsten Technik zu er möglichen und mit so hohem ökonomi schen Effekt auszunutzen, ohne daß die LPG mehr als vertretbar finamnziell be lastet werden und ohne daß die werk tätigen Bauern in Verschuldung oder in Abhängigkeit von wirtschaftlich stär keren Betrieben geraten. Grundlage un serer Agrarpolitik ist das Bündnis zwi schen Arbeiterklasse und werktätigen Bauern, das in seiner ökonomischen Form als Waren- und Produktionsbünd nis auftritt. Die MTS sind die höchste Stufe der Verwirklichung des Produk tionsbündnisses. Auflösung der MTS bedeutet Verzicht auf das Produktions bündnis und damit Preisgabe des sozia listischen Aufbaues. Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft ist ein komplizierter Prozeß. Er erfordert Zeit, Geduld, be harrliche Aufklärung. Viele Probleme harren noch der Lösung. Der For schungsarbeit, besonders auf dem Ge biete der Agrarökonomik steht noch ein weites Feld offen. Vieles muß noch verändert, verbessert, neu ausgearbeitet werden. Dabei ist zu wünschen, daß ein Teil unserer Agrarwissenschaftler mit noch etwas mehr Courage an die Lösung der Probleme herangeht, die der sozialistische Aufbau stellt. Ueber alles, was noch nicht in Ordnung ist, 1 kann und 1 muß man diskutieren. Nur eines darf nicht zugelassen werden: Ne gierung der sozialistischen Perspektive unserer Landwirtschaft, Hemmung der produktionsgenossenschaftlichen Bewe gung und Angriffe auf den Bestand der MTS als einen der Grundpfeiler der Macht der Arbeiterklasse auf dem Lande. Universitätszeitung / 29. Mai / Seite 4
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