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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 18, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 20, 31. Dezember 1
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Band
Band 1.1957
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Gegen Revisionismus in der politischen Ökonomie Aus einer Lektion von Professor Dr. Herbert Wolf, gehalten auf der wissenschaftlichen Konferenz der SED-Parteiorganisation der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät vom 5. April 1957 Die Genossen Behrens und Benary treten mit dem Anspruch auf, die mar xistisch-leninistische Theorie schöpfe risch weiterentwickeln zu wollen, und sie knüpfen dabei an sehr reale Pro bleme unserer Wirtschaft' an. An sich ist dieses Vorhaben sehr zu begrüßen, aber es ist dies zugleich einsehrver antwortungsvolles Vorha ben, das man nicht erfolgreich aus führen kann, wenn man sich leicht fertig zu den Grundthesen des Marxismus verhält. Zunächst fällt in diesem Zusammen hänge eines sofort auf: Behrens und Benary treiben ein gefährliches und für Leichtgläubige verwirrendes Spiel mit festumrissenen Begriffen. Sie sind für zentrale Leitung der Wirtschaft, sie .sind für sozialistische Planwirtschaft usw. Soweit so gut. Aber diese Begriffe ha ben bei ihnen einen gänzlich anderen Inhalt, als ihnen realistischerweise zu gemessen werden muß. Zentrale Lei tung und Planwirtschaft haben bei ihnen nichts zu tun mit Administration, mit Anweisungen, Kontrolle usw., den einzigen Bedingungen, unter denen sie als wirklich bewußte, planmäßige und zentrale Lei tung der Volkswirtschaft überhaupt real existieren können. Aehnliches gilt für viele andere Thesen, die wörtlich ge nommen durchaus akzeptabel sind, aber dann von Behrens und Benary in ent gegengesetztem Sinn gebraucht werden, als man ursprünglich vernünftigerweise annehmen mußte. richtig den Bedarf z. B. an Fischwaren ermittelt haben, es getrost der Findig- keit des Handels und der Produktion überlassen, wieviel von der Produktion an Fischwaren auf Rollmöpse in Mari naden und wieviel auf Rollmöpse in saurer Tunke kommen. All dies tun wir ja praktisch schon seit einiger Zeit; es kommt nur darauf an. für die konse quente und systematische Durchfüh rung der entsprechenden Beschlüsse zu kämnfen und dafür einzutreten, daß die damit zusammenhängenden Teilpro bleme gelöst werden, nicht aber einer spontanen — und damit unvermeidlich auch anarchistischen — Wirtschaftis- Wir stellen vor: Prof. Dr. Herbert Wolf Ein Spiel mit dem Begriff Planung Zum Beispiel: Behrens sagt: „Planen heißt bewußtes Ausnutzen ökonomischer Gesetze, d. h. an die Stelle ihrer elementaren Durchsetzung durch die spontanen Handlungen von Mil lionen Menschen tritt ihre bewußte Durchsetzung durch organisiertes Handeln von Millionen Menschen.“ Dies ist eine ganz klare, für jeden Marxisten akzeptable Definition, denn das bewußte organisierte Handeln von Millionen 1 s t ja nur möglich bei zen traler, allgemein verbindlicher Leitung. Gänzlich anders aber sieht die Sache aus. wenn Behrens diese Definition näher erläutert. Schon auf der nächsten Seite sagt er: „Planen als bewußtes Ausnutzen ökonomischer Gesetze heißt nicht, wie manche glauben, daß der Staat und seine Organe die Handlungen der Menschen ersetzen, deren wesentlicher Ausdruck die ökonomischen Gesetze sind. Planen heißt, ökonomische Gesetze wirken lassen, d. h. menschliche Handlungen bewußt lenken, positive und negative ökonomische Impulse auslösen. Man kann ökonomische Gesetze nicht durch juristische Gesetze, Anordnungen oder Direktiven ersetzen.“ Was ist nun eigentlich Planung? Oeko- nomische Gesetze „wirken lassen“, Hand lungen „lenken“- „Impulse“ dazu „aus- lüsem—-das geht doch aus von der Ob- jektivität der Masse spontaner Einzel- handlungen, die also nicht von vornher ¬ ein bewußt organisiert sind, sondern auf die man lenkend Einfluß nimmt durch ökonomische Impulse. Benary sagt das auch ganz nüchtern (Seite 30): „Planmäßige Wirtschaftsführung heißt ... bewußte Lenkung der Spontaneitä t.“ Damit wären wir vom bewußten, orga nisierten Handeln von Millionen von Menschen gelandet bei der bloßen Len kung des spontanen Handelns von Mil- licnen Menschen durch ökonomische Im pulse; gelandet — mit anderen Worten — bei der gewöhnlichen Einflußnahme auf das spontane Durchsetzen ökonomi scher Gesetze gegen das sich Behrens selbst in seiner ersten Definition ver wahrt. Entweder begreifen Behrens und Benary nicht, daß sie hier mit den Be griffen ein Spiel treiben, oder sie ha ben es vorgezogen, das. was sie sagen wollen, nicht beim richtigen Namen zu nennen. Völlig klar ist aber, daß sie sich nicht darauf berufen können, daß sie doch von den Grundprinzipien des Marxismus ausgegangen seien. Ausgegangen vielleicht, sie sind ihnen aber unterwegs abhanden gekommen, denn überall, wo sie ihre Auffassung präzisieren, prä- z sieren sie die Grundleitsätze so, daß haargenau etwas anderes herauskommt als ihr wesentlicher Inhalt. Über das Gesetz der planmäßigen Entwicklung Die Genossen Behrens und Benary leugnen die Existenz des Gesetzes der planmäßigen Entwick lung der Volkswirtschaft. Gibt es ein solches Gesetz, warum exi stiert es und wie wirkt es? Beide Genossen sprechen von der Not wendigkeit einer Planung im Sozialis mus; Genosse Behrens schreibt ein gan zes Kapitel darüber. In all dem wird aber die Hauptgrundlage dieses ökono mischen Gesetzes ebensowenig erwähnt wie das Gesetz selbst, nämlich die Tat sache. daß gesellschaftliches Eigentum an den Produktionsmitteln heißt, daß die Gasellschaft selbst auch die Produk tionsmittel bewußt und ihren Inter essen gemäß im Produktionsprozeß ein setzt. Gesamtgesellschaftliches Eigentum würde dann aufhören, real zu existieren, wenn nicht die gesamte Gesellschaft — repräsentiert durch den Arbeiter-und- Bauern-Staat — bewußt und daher plan mäßig die Volkswirtschaft organisiert. Ebenso wie der Kapitalist auf Grund des kapitalistischen Privateigentums Befehlshaber der Produkticm ist, so ist die sozialistische Gesellschaft auf Grund des Volkseigentums an den Produk ¬ tionsmitteln notwendig Befehlshaber der gesamten Volkswirtschaft. Anders kann das gesellschaftliche Eigentum an den Pi oduktionsmitteln keine Realität sein. Diese Funktion der konkreten Beherr schung der Volkswirtschaft durch die Gesellschaft kann nur die sozialistische Planung verwirklichen und nur in einer solchen Weise, daß bestimmte Festle gungen und ihnen entsprechende Direk tiven dem ökonomischen Handeln der Menschen zugrunde gelegt werden. In diesem Sinne ist sozialistische Planung eine direkte Konsequenz des sozialisti schen Eigentums und mit diesem selbst objektiv notwendig. Behrens und Benary motivieren ihre Ablehnung der sogenannten „administra tiven Leitung“ mit Hinweisen darauf daß der Versuch, alle Einzelheiten zen tral festlegen zu wollen, ökonomisch schädlich und zum Scheitern verurteilt sei. Freilich haben wir in der Vergan genheit oft die Grundzusammenhänge der Volkswirtschaftsentwicklung gerade deshalb viel zu wenig wirklich be herrscht, weil wir viel zu viele Einzel heiten administrieren wollten. Heißt Planen alle Einzelheiten festlegen? Genosse Prof. Dr. Wolf ist erst 32 Jahre alt - am 3. Mai 1925 ist er geboren. Sein bisheriger Le benslauf könnte wohl von gewis sen Leuten als „ungewöhnlich“ bezeichnet werden, aber schließ lich ist für sie eine sozialistische Universität überhprrt etwa« Un gewöhnliches. Dagegen ist es für uns gar nicht ungewöhnlich, sondern geradezu selbstverständlich, daß dem be gabten Dreherssohn Heroert Wolf alle Ausbildungs- und Wirkungs möglichkeiten gegeben wurden und werden. 1945 half er als Neulehrer den Grundstein für eine demokratische Schule legen. Zusammen mit den ersten Ar beiterstudenten, die je an einer deutschen Universität studierten, wurde er 1946 an der Leipziger Universität immatrikuliert und beendete sein Studium 1949 mit eiern Staatsexamen. Während die ser Zeit war Herbert Wolf zu gleich als Dozent an der Arbeiter- und-Bauern-Fakultät in Leipzig tätig, im letzten Studienjahr als Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk. Gemeinsam mit den fortschrittlichen Kräften unter stützte er mit ganzem Einsatz sei ner Person den schweren und komplizierten Kampf, den die neugegründete SED-Parteiorgani sation damals gegen die noch an der Universität herrschenden re aktionären Elemente zu führen hatte. hohe Konzentration der Produktion, hoch spezialisierte Arbeitsteilung und Zentralisierung durch das gesellschaft liche Eigentum an dein Produktionsmit teln. Unsere chemische Industrie kon- Aber die Kritik an diesen schädlichen Uebertreibungen, die übrigens von Par tei- und Staatsführung bereits seit dem 21. Plenum des ZK theoretisch und praktisch geübt wird, ist eine Sache, und die Gleichsetzung der zentralen Leitung der Volkswirtschaft durch Wei- sungen, Auflagen und Kontrolle mit der Reglementierung aller Einzelheiten ist eine ganz andere Sache. Genosse Behrens schreibt (S. 96): „Keine noch so kluge zentrale Leitung der Wirtschaft ist in der Lage, di wirt schaftliche und gesellschaftliche Entwick lung in allen Einzelheiten zu lenken.“ Wozu diese Uebertreibung? Alle Einzelheiten zu- lenken, oder, wie er etwas später sagt. „jede, auch die privateste Angelegenheit staatlich zu leiten“, das ist ja gar nicht das Pro blem, um das es hier geht. Insoweit solche Theorien vorhanden wären und soweit unsere Praxis noch immer Ele mente solcher übler Tendenzen zeigt, sind freilich alle Marxisten verpflichtet, schärfsten« dagegen aufzutreten. Aber sie sind nicht verpflicitet, das Kind mit dem Bade auszuschütten und die feste zentrale Leitung überhaupt zu negieren. Es ist doch klar, daß wir sehr gut vorher ermitteln können, wieviel Stahl, Getreide. Kohle. Kraftwagen, Dreh bänke usw. wir benötigen, um wieviel wir überhaupt die Arbeitsproduktivität steigern und die Selbstkosten senken müssen, wie Bruttoprodukion und Na tionaleinkommen anwachsen müssen, wie sich Akkumulation und Konsumtion entwickeln müssen usw. usw. Natürlich können wir das nicht in allen Einzel heiten, weder der Menge nach, -noch bis ins Detail der Sortimente usw. Aber wir kennen relativ "enau vorher die wahrscheinliche Schwankungsbreite be stimmen. die durch allerhand zufällige Momente auftritt, und dementsprechend quantitative und qualitative Limits für das operative Handeln einbauen. Wir können auch, wenn wir einigermaßen zentriert sich auf wenige Werke, des gleichen unsere Metallurgie oder unser Kohlenbergbau usw. Die Erzeugung von Kugellagern erfolgt im wesentlichen in zwei großen Werken, die Erzeugung von Edelstahl in einem usw. Angesichts dieser Bedingungen Selbst verwaltung der Wirtschaft und „ökono mische Leitung“ einführen zu wollen, hieße diesen Wirtschaftseinheiten „öko nomische Impulse“ geben, damit sie durch Preismenipulaticnen und Manipu lationen im Produktionsvolumen und Sortiment, durch Absprachen und der gleichen ihre Rentabilität erhöhen, weniger aber durch Arbeitsproduktivi tätssteigerung und Kostensenkung. Da mit würde nicht nur der rasche ökono- mische Fortschritt gebremst, sondern auch das Preisniveau ins Wanken ge bracht, somit unsere Währung und die Stabilität unserer Löhne und Gehältei Die bedarfsgerechte und stets steigende Versorgung der Bevölkerung würde nicht bewußt gesellschaftlich geregelt, entwicklung im sozialistischen Aufbau das Wort zu reden, wie dies Behrens und Benary tun. Die Folge wäre: Monopolistische Marktwirtschaft! Würden wir ihren Empfehlungen ge mäß verfahren, so hätten wir eine Marktwirtschaft mit all ihren ökonomi schen Gesetzen und all ihren Wider sprüchen. Diese Marktwirtschaft wäre aber nicht irgendeine, sondern zwangs läufig eine monopolistische — wenn auch vorläufig noch ohne Monopolkapitalisten. Unsere Wirtschaft ist hoch vergesell schaftet. Sie ist gekennzeichnet durch Damit die Arbeiterstudenten ihr Studium finanzieren konnten, haben die Genossen — von Be trieb zu Betrieb gehend - Unter stützungsgelder gesammelt, denn das Stipendium war keineswegs eine „Selbstverständlichkeit“, ais die es heute von einigen Studen ten angesehen wird. 1952 promovierte Genosse Her bert Wolf über „Probleme der marxistischen Theorie der produk tiven Arbeit“. Wegen seiner gu ten Leistungen bekam er Oktober 1952 Gelegenheit zu einer wissen schaftlichen Aspirantur am Mos kauer Staatlichen Oekonomischen Institut, die er jedoch krankheits halber nach einem Dreiviertel jahr abbrechen mußte. Von 1953 bis 1956 wirkte er als Professor und Institutsdirektor an der Hochschule für Finanzwirtschaft in Berlin. Anfang dieses Studien jahres nahm er seine Tätigkeit als Leiter des Instituts für Poli tische Oekonomie unserer Univer sität in Leipzig auf. Die Medaille „Für ausgezeichnete Leistungen“ erhielt er 1955. Genosse Prof. Dr. Wolf bemüht sich besonders um die Erziehung der Studenten zu Menschen, die einmal als gute Fachleute fest zum Arbeiter-und-Bauern-Staat stehen. Er ist ein Gegner starrer Methoden und einer formalen Disziplin, die nicht auf wirklicher Ueberzeugung beruht. Deshalb wurde das Studium beweglicher gestaltet, wobei dem Studenten und dem Kollektiv eine wesent lich größere Eigenverantwortlich keit für seine Ausbildung zu kommt. Diesem Ziel dienen un ter anderem zehn bis zwölf Vor lesungen des Instituts, die zum Herbst dieses Jahres beginnen. Neben seiner praktischen Lehr tätigkeit befaßt sich Genosse Professor Dr. Herbert Wolf ge genwärtig mit zwei größeren Pu blikationen über die Themen „Theorie des wirtschaftlichen Wachstums im Sozialismus“ und „Der Zusammenhang und die wirtschaftspolitische Bedeutung der grundlegenden Kategorien im Sozialismus“. Die Lektion „Ge gen den Revisionismus in der po litischen Oekonomie“, der der nebenstehende Auszug entstammt, hielt er auch vor einem größeren Kreis Studenten der Wirtschafts wissenschaftlichen Fakultät, um sie schon während ihres Stu diums zum wissenschaftlichen Meinungsstreit anzuregen. Gruppeninteressen die sich dem Ge samtinteresse der Arbeiterklasse gegen- überstellen. Damit aber würde die Ge schlossenheit der Arbeiterklasse und ihrer Interessen ökonomisch unter graben. Was zeigt das jugoslawische „Laboratorium“? In all diesen Dingen — sowohl be züglich der Vorschläge von Behrens und Benary, als auch bezüglich der notwen digen Gegenargumente — sind wir seit einiger Zeit durchaus nicht mehr auf bloße theoretische Erwägungen ange wiesen. Die Weltgeschichte ist das „La boratorium“ der Gesellschaftswissen- schaften, an Hand dessen man sorgfältig die positiven und negativen Erfahrungen studieren muß. Und so zeigt die neuere Geschichte und die Gegenwart in Jugo slawien das praktische Experiment sol cher Ideen, wie sie auch Behrens und Benary vertreten. Wiewohl dort die Produktion bei weitem noch nicht so hoch vergesellschaftet ist wie bei uns, zeigen sich auch dort schon seit längerer Zeit ernste Schwierigkeiten, die jeder Oekonom sofort als Widersprüche einer monopolistischen Marktorganisation er kennt, wie steigendes Preisniveau, sin kende Rate der Investitionen, stagnie rende Arbeitsproduktivität. Nichtaus lastung der Kapazitäten, Fehlleitungen von Investitionen und sinkende Ten- denz der Beschäftigung (die durch staat liche Verordnungen noch verschleiert wird). All diese Mängel sind allgemein bekannt. Die Genossen Tito, Kardelj und an dere geben sie auch zu und setzen sich mit ihnen auseinander. Sie führen jedoch diese Mängel gegenwärtig zurück auf Bewußtseinsmängel und auf noch nich genügende Dezentralisierung und „Entstaatlichung" der Wirtschaft. Da unsere Wirtschaft in viel höherem Grade vergesellschaftet ist als die jugo slawische, Bürden diese Mängel, auch in viel stärkerem Vmfa treten. Der richtige Weg Es ist doch klar, daß wir, statt das jugoslawische Experiment unserer Wirt schaft anzuempfehlen, umgekehrt eine freundschaftliche Diskussion mit den jugoslawischen Genossen führen soll ten, um ihnen künftige, noch größere Schwierigkeiten zu ersparen. Ebenso klar ist natürlich, daß man eine solche Diskussion nicht führen kann, wenn man selbst Grunderkennt nisse des Marxismus über Bord wirft. Weder wir noch die jugoslawischen Werktätigen, noch sonst ein Land, das den Sozialismus aufbaut, brauchen das Aufwärmen revisionistischer Ideen, die durch Theorie und Praxis längst wider legt sind. Ein solches Vorgehen schadet uns selbst. Wir brauchen eine schöp ferische Arbeit, eine konstruktive Lö sung all der vielen Probleme, die der Aufbau des Sozialismus uns stellt. Hier aktiv mitzuarbeiten, ohne Furcht vor neuen, aber mit wissenschaftlichem Verantwortungsbewußtsein gewonnenen Ideen, das sollte eine begeisternde Auf gabe aller Wissenschaftler sein. An die UZ geschrieben In den Betrieben über Studienerfolge berichten sondern den Sonderinteressen der ein zelnen „Wirtschaftseinheiten“ ausge liefert. Es ist doch völlig klar, daß angesichts der starken Stellung in der Produktion und damit auf dem Markt, die die Be triebe bei der hohen Vergesellschaftung der Produktion inne haben, unmöglich damit gerechnet werden kann, daß die „ökonomischen Impulse“ der Zentral- bank usw. stärker sein können, als die unvermeidlich aus der mehr oder min der monopolistischen Stellung erwach senden negativen „ökonomischen Im pulse“. Noch in einer weiteren Hinsicht wäre Ich möchte euch den Vorschlag unter breiten. daß die Studenten der ABF wie auch anderer Fakultäten vor den Werk tätigen Rechenschaft über ihr bisheriges Studium ablegen. Indem sie in den Be trieben über ihre Studienarbeit sprechen und in Agitationseinsätzen der Bevölke rung das Wahlprogramm der Nationalen Front erläutern, können sie den Beweis erbringen, wie sie hinter unserem Ar beiter-und-Bauern-Staat stehen. Emst Münz. Leipzig S 3 Kohrener Straße 15 Nadi Breege und nach Mecklenburg die Verwirklichung ihrer Ideen gefähr lich. Mit der Verselbständigung der Betriebe bzw. Wirtschaftsverbände In unserer Arbeitsgruppe waren wir uns darüber klar, in den Sommerferien unsere Bereitschaft zur Mitarbeit zu werden die Beziehungen der Betriebe untereinander, ob man will oder nicht, letztlich auf Beziehungen der Konkur renz begründet. Die ökonomischen Wi dersprüche, die den Kauf- und Ver kaufsbeziehungen immer zugrunde lie gen. würden sich unvermeidlich darstel len als Widersprüche zwischen den Betrieben oder Wirtschaftsverbänden. Damit entstehen Anknüpfungspunkte für das Aufwuchern von Sonder- und zeigen. Lediglich die Frage, wie das am besten geschehen kann, stand zur De batte. Nun haben wir uns geeinigt, daß ein Teil unserer Gruppenmitglieder in das GST-Zeltlager an die Ostsee, die anderen zu einem Landwirtschaftsein satz nach Mecklenburg fahren werden. Dieter Knape ABF, Arbeitsgruppe A 3 Universitätszeitung / 14, April / Seite 3
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