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Simone Voigt mit Hunden der Rasse Beagle, die vorrangig im Bereich Medizin eingesetzt werden. Verschiedene Ernährungsmethoden werden auch bei Mäusen ange wandt. UZ stellt vor: die LVS Probstheida Wachteln, Mäuse und eine eigens gezüchtete Ziege Seit 1972 leitet Dr. Dietmar Köhler die LVS Etwas abgelegen ist in Probst heida eine der sieben Lehr- und Versuchsstationen der KMU zu finden. Prägten seit der Errich tung 1912 bis Anfang der siebzi ger Jahre noch Pflanzen und Ge wächshäuser das Bild dieser Sta tion, sind es heute unter ande rem Mäuse, Ratten, Ziegen und Wachteln, die hier auf der Grundlage jahrelanger wissen schaftlicher Untersuchungen ge züchtet werden. Später sollen sie, und das ist auch das eigent liche Ziel der Arbeit in der LVS, für Forschungszwecke in den La bors der Bereiche Medizin und Biowissenschaften eingesetzt werden. Dr. agr. Dietmar Köhler leitet seit 1972 die LVS. Seine 20 Mit arbeiter, zumeist Geflügel- und Rinderzüchter, Veterinär- oder Agraringenieure, sind vor wiegend mit der Pflege, Fütte rung sowie Erfassung bestimm ter Daten und deren Auswertung betraut. Dabei widerspiegelt sich der Charakter einer Versuchssta tion mehr im Auswählen ver schiedener Ernährungsmethoden, der Zusammensetzung des Fut ters oder auch der Zucht. Die Rasse oder der Stamm der Tiere entscheiden letztlich, für welche Wissenschaftsgebiete sie sich am besten einsetzen lassen. So eig net sich z. B. eine bestimmte Rat tenart in der Diabetesforschung, eine andere ist gekennzeichnet durch Kariesanfälligkeit. Einen nicht unerheblichen Raum nehmen die etwa 3500 Wachteln, und Wachtelküken ein. Je nach Linie und Kreuzung legt eine Wachtelhenne pro Tag ein Ei, das sich durch seine mar kante Musterung und sein Ge wicht (10 bis 13 g) deutlich von den herkömmlichen Hühnereiern unterscheidet. Die Mitarbeiterin nen dieses Bereiches können durchschnittlich am Tag 800 Eier aus den Käfigen entnehmen und anschließend aussortieren. Für die Zucht geeignete Eier des kleinsten Hühnervogels verblei ben 13 Tage im Brutkasten, danny vier Tage im Schlupfbrüter. Die' dort herrschenden Bedingungen sind mit den natürlichen ver gleichbar. Die Temperaturen lie gen bei 37,8 Grad Celsius im Mit tel, die Luftfeuchtigkeit bei 60 Prozent. 1988 konnten 165 000 Eier, die nicht für die Brut ge eignet waren, verkauft werden. Die Mitarbeiter der Probsthei- daer Lehr- und Versuchsstation wissen, daß sie durch eine sorg same und wissenschaftlich über wachte Aufzucht der Versuchs- und Kleintiere viel für die For schungsarbeiten in den Labors der medizinischen und biowis senschaftlichen Einrichtungen tun können. . Gerade deswegen wird auch an der weiteren Ver besserung und Modernisierung der vorhandenen Ställe gearbei tet und damit auch zur ange nehmeren Gestaltung der Ar- beits- und Lebensbedingungen für die Mitarbeiter beigetragen. In den vergangenen Jahren hat sich in dieser Hinsicht, so Dr. Köhler, schon eine Menge getan und somit eine national geach tete LVS entwickelt. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit vie len wissenschaftlichen Einrich tungen unseres Landes, z. B. mit der Medizinischen Akademie Er furt. Und auf eine „Besonderheit“ können die Mitarbeiter der LVS schließlich noch verweisen: die Probstheidaer Kleinziege, eine eigens gezüchtete Ziegenrasse ... Text: KATHRIN GRUBITZSCH Fotos: BATBECH SEREETER ) Ein seltenes Versuchstier - der Degu (Nager aus Südamerika), der unter anderem auch in der Diabetesfor schung eingesetzt war. Wachteleier verbleiben 13 Tage im Vorbrüter, dann vier Tage im Schlupfbrüter. Die Temperaturen sind mit den natürlichen vergleich bar. Die Kaninchenställe werden regelmäßig von Dorothea Kunze gereinigt. Iris Kasten beim Umsetzen von Ratten. Das zwar langsam, aber unaufhalt same Aufkommen der maschinellen Produktion in Sachsen, wie in ganz Deutschland, erzwang Ende des 18. Jahrhunderts ein Umdenken in der Verwaltung der Wirtschaft. Mit der spürbar anwachsenden ökono mischen Stärke der jungen ; deut schen Bourgeoisie wich die starre Orientierung auf die Bedürfnisse des Souveräns allmählich einer stär keren Berücksichtigung bürgerlich liberaler Interessen. Die liberale klassische ökSnomische Theorie des Schotten Adam Smith begann damit auch für die deutschen Beamten in teressant zu werden: Der Weg für das Aufgreifen seiner Theorie • war an den deutschen Hochschulen ge bahnt. Schon in den letzten Dezen nien des Jahrhunderts wurden an den Universitäten Königsberg, Göt tingen und Halle entsprechende Lehrveranstaltungen angekündigt. In Leipzig setzte diese Neuorien tierung wiederum verspätet und ver mittelt ein. 1806 kündigte der Lehr stuhlinhaber für Moral und Politik Mit diesem Beitrag setzt UZ die Artikelserie zur Geschichte der äkonomischen Lehre und For schung an der Universität Leip zig anläßlich des 225. Jahrestages der Gründung des ersten Lehr stuhles für Ökonomie in Leipzig und des 20. Jahrestages der Gründung der Sektion Wirt schaftswissenschaften fort. 1846 Friedrich Bülau erhielt, geteilt. Für ihre Lehre wurden die sich be reits nachhaltig andeutenden sozia len Konflikte des industriellen Ka pitalismus prägend. Bülau setzte die Traditionen der Staatswissenschaf- ten fort und verlieh ihnen, die poli tische Auseinandersetzung des Vor märz reflektierend, einen betont an tisozialistischen, romanistisch konservativen Zug. Mit Hanssen deutete sich ein methodologischer Wändel an. Er wandte sich in stär kerem Maße den praktischen Fra Bescheidene Anfänge der ökonomischen Lehre Erst 1806 begann in Leipzig Neuorientierung nach der Theorie des Schotten Adam Smith Gottfried August Arndt erstmals eine Vorlesung zu „ausgewählten Kapiteln der politischen Ökonomie“ an. 1810 berief er sich dabei auf G. F. Ch. Sartorius, einen Göttinger Smithrezipienten. Es war der politi sche' Konservatismus des Landes, der die Universität erneut lediglich eine drittrangige Rolle auf diesem Gebiet spielen ließ. 1820 wurde der Lehrstuhl mit Karl Heinrich Lud wig Pölitz besetzt, der sich zum Pro totyp eines mittelmäßigen deut schen Staatswissenschaftlers profi lierte. Er dozierte die ökonomischen Fächer in der Einteilung: National ökonomie, Staatswirtschaftslehre und Finanzwissenschaften, die sich, begründet durch den Heidelberger Professor K. H. Rau, im 19. Jahr hundert an allen deutschen Univer sitäten durchsetzte. Im Rahmen der Staatswissen- scnaften hatte sich die ökonomische Lehre nunmehr als inhaltlich selb ständiges Gebiet profiliert. Ihre theoretische Tiefe wurde jedoch durch deren halb-bürgerlichen, halb-feudalen Charakter erheblich beeinträchtigt. A. Smith’ Theorie konnte durch Pölitz deshalb nur in ihrer wirtschaftspolitischen Konse quenz begriffen werden, während ihr wissenschaftlich-theoretischer Gehalt weitestgehend verwässert und verflacht wurde. Nach Pölitz’ Tod wurde der Lehr stuhl in eine Professur für Staats- und Kameralwissenschaften, die 1842 mit Georg Hanssen besetzt wurde, und eine Professur für prak tische Philosophie und Politik, die gen der industriekapitalistischen Entwicklung Deutschlands ’ zu und verzichtete weitestgehend auf theo- retische Erörterungen. Die beste Lehrmeisterin sei die Er fahrung, betonte er und begann, den wissenschaftlich-theoretischen An spruch der politischen Ökonomie aufzugeben. Dr. sc. D. JANKE, Sektion Wirtschaftswissenschaften Karl Heinrich Ludwig Pölitz - ein deut scher Staatswissenschaftler. Radfahrer mit Führerschein? an, obwohl sie zu den Mitherausge bern des Jahrbuches gehört. spiegeln sie Leipziger Alltag und zeitgenössisches Denken? Rezensiert: Leipzig, Aus Vergangenheit und Gegenwart, Beiträge zur Stadtgeschichte, Bd. 6, VEB Fachbuchverlag 1989, 320 S., Abb. Bei Betonung' der großen Vorzüge des Bandes, dem man nur eine weite Verbreitung wünschen kann, Wer sich heute als Radfahrer über den zunehmenden Verkehr und die fahrradfeindlichen Auto fahrer entrüstet und in nostalgi scher Verzückung vergangener Jahr zehnte gedenkt, muß sich belehren lassen. In der 1902 erschienenen Schrift „Radfahrseuche und Auto mobilien-Unfug“ beklagt ihr Ver fasser, daß sich der „Radfahrerver- kehr“ in „'neuester Zeit zu einer förmlichen Landplage herausgebil- det" habe. Es handele sich ..um eine ■n dem gesamten. Verkehrsleben ein zig dastehende Behinderung des freien Verkehrs der Fußgänger, wel che durch die Radfahrei in der na- türlichsten und unantastbarsten Be- wegung, in einer durch nichts recht fertigenden Art und Weise be schränkt werden“. Solche Klagen waren keine Ein zelstimmen Die „Leipziger Volks zeitung“ berichtete im letzten Jahr zehnt des vergangenen Jahrhun derts wiederholt über ..radelnde Feiglinge“, die mit großer Geschwin digkeit durch die Straßen rasten, Menschen verletzten und sich der Verantwortung durch die Flucht ent zogen. Kein Wunder, daß Forderun gen laut wurden, die Radfahrer durch einen Arzt auf ihre Fahrtüch- tigkeit untersuchen zu lassen und ih nen „Führerscheine“ ausstellen zu lassen. Derartige Details und viel Wis senswertes aus der Geschichte des Fahrrades teilt Kurt Ackermann, Dozent für Verkehrsplanung an der Technischen Universität Dresden, in dem Beitrag „Radfahren in Leip zig“ mit. Dieser Beitrag und auch die Mehrzahl der elf weiteren, die durch eine »Kleine Chronik der Stadt Leipzig 1985“ und einen An hang mit farbigen Abbildungen zu drei Artikeln dieses sechsten Ban des ergänzt werden, erfüllt nicht nur die durch die Überschriften her- vorgerufenen Erwartungen, sondern übertrifft sie. Leipziger Bildpost karten aus der Zeit um die Jahr hundertwende zeigen, wie zahlrei che Boote auf Leipziger Gewässern sich .gegenseitig behinderten oder wie sich vom Gelände der Säch sisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung ein Ballon in die Lüfte erhebt. Katrin Sohl, wis senschaftliche Mitarbeiterin im Mu seum für Geschichte der Stadt Leip zig, weiß nicht nur Interessantes über „Kurioses und Sensationelles auf allen Leipziger Bildpostkarten“ mitzuteilen, sondern leitet ihren Bei trag mit einer kurzen Geschichte der Postkarte ein. Der größte Vorzug des Bandes sind seine thematische Vielfalt und die gediegene Ausstattung mit Ab bildungen (Fotos, Reproduktionen). Auch das Spektrum der Autoren ist sehr breit. Neben Klaus Kinner, or dentlicher Professor am Franz- Mehring-Institut, der mit einer bio graphischen Fallstudie, über Kurt Kresse aufwartet, gehört zu ihnen' z. B. ein Mann wie Karl Detlev Mai, der liebevoll über das Leben und Wirken seines Vaters, des Leip ziger Fotografen Karl Heinz Mai, dem wir u. a. viele aussagekräftige Aufnahmen aus den ersten Jahren und Jahrzehnten nach der Befrei ung vom Faschismus verdanken, erzählt. Eigenartigerweise gehört keiner der Autoren der Sektion Ge schichte der Karl-Marx-Universität seien jedoch drei kritische Ein wände zur Diskussion gestellt. Er stens. Jeder Band bedarf eines Spit zenbeitrages, der ihm ein eigenstän diges Profil garantiert. Im Band 4, 1986 erschienen, erfüllte diese Funk tion die Dokumentation von Helmut Arndt „Ernst Thälmann und die re volutionäre Arbeiterbewegung Leip zigs“, um die sich weitere Beiträge zur Geschichte der Leipziger Arbei terbewegung gruppierten. Im Band 5, 1988 erschienen, schrieb Helmut Rötzsch zum 75jährigen Bestehen der Deutschen Bücherei in Leipzig. Band 6 wird mit dem Aufsatz „Die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 im künstlerischen Schaffen von Chri stian Gottfried Heinrich Geißler“ (Autor Rose-Marie Frenzel) einge leitet. Diese Ausführungen haben ihre Berechtigung, sind aber als Spitzenbeitrag infolge der zu großen Spezifik und vor allem infolge der Tatsache, daß der 175. Jahrestag der Völkerschlacht längst vorbei ist, we nig geeignet. Hätte man sich nicht am 200. Jah restag der Französischen Revolution orientieren können? Zweitens. Detlef Döring, wissen schaftlicher Mitarbeiter am Zentral institut für Philosophie der Akade mie der Wissenschaften, bekannt durch gediegene Beiträge zur Leip ziger Universitäts- uid Stadtge schichte, analysiert das Stammbuch des Magisters Johannes Frenzel. Aber wie? Der Leser erfährt kurz, wer Johannes Frenzel war und wer diejenigen waren, die sich in dem Stammbuch verewigten. Mehr nicht. Was sagen die Stammbucheintra gungen aber, aus? Inwiefern wider Brigitte Richter, wissenschaftli che Mitarbeiterin im Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, hat sich ebenfalls einem Stammbuch zugewandt: dem von Carl Hermann Heinrich Benda, Musiklehrer und Freund Friedrichs des Großen. Von ihr erfahren wir u. a., daß Eigen- schäften wie Weisheit, Tugend und Mäßigung im 18. Jahrhundert sich hoher Wertschätzung erfreuten und aus den Werken welcher Dichter die Zitate stammten. Wir wissen also, was welche Kreise vornehm lich lasen. Wenn D Döring Bene dikt Carpzov lediglich „den berühm- test(en) Jurist(en) seiner Epoche“ nennt, bleibt er selbst hinter Hein rich von Treitschke zurück, der in „Samuel Von Pufendorf“ 1875 über die Leipziger Universität im 17. Jahrhundert schreibt: „Der Schöf fenstuhl der Juristenfakultät fällte unermüdlich seine blutigen Sprü che ... und der alte Carpzov rühmte sich gern, wie viele tausend Todes urteile er schon unterzeichnet habe“. Drittens. Es wäre angebracht, die Beiträge der bisher erschienenen sechs Bände und die der sechs Bände, die dem Periodikum voraus gingen, zu verbinden, d. h. — um bei dem Beispiel der Stammbücher zu bleiben — auf bereits erschienene zu verweisen. So hat in Band 5 Do ris Mundus einen Einblick in die Stammbuchsammlung des Leipziger stadtgeschichtlichen Museums gege ben. Auch sollten vergangene Stra ßenbezeichnungen nicht nur ab und an, sondern durchgängig durch die jetzigen ergänzt werden. GÜNTER KATSCH Fortschritte der Maiszüchtung und deren praktische Nutzung Kolloquium an der Sektion Tierproduktion und Veterinärmedizin Das 7. Maiskolloquium wurde von der Sektion Tierproduk tion und Veterinärmedizin der KMU, dem Ernährungswissenschaft lichen Zentrum der KMU, dem Lehrstuhl Ackerfutter der Sektion Pflanzenproduktion der MLU Halle-Wittenberg und dem Bezirks-’ verband Leipzig der Agrarwissen schaftlichen Gesellschaft der DDR organisiert. Diese zweitägige wissenschaftli che Veranstaltung wurd. von 144 Teilnehmern besucht, wodurch ein gegenüber den Vorjahren gewach senes Interesse an den diskutierten Problemen zum Ausdruck gebracht wird. Neben Wissenschaftlern der einschlägigen Forschungsinstitute der DDR und auch des Auslandes (Ungarische VR, VR Polen, BRD), verantwortlichen Mitarbeitern der staatlichen Leitung der Tier- und Pflanzenproduktion unseres Landes, waren auch Vertreter von Einrich tungen der Maiszüchtung, der Land technik,. der Betriebswirtschaft, der Fütterungsberatung und der Fut termitteluntersuchung anwesend. Die Teilnahme von Leitungskadern aus den Produktionsbetrieben sowie von Wissenschaftlern aus den WTZ der Bezirke garantiert die schnelle Praxiswirksamkeit der dargebote nen aktuellen Forschungsergeb nisse. Das 7. Maiskolloquium war vor al lem auf folgende inhaltliche Schwer punkte ausgerichtet: — Produktionsverfahren und Be standsführung von Mais zur Pro duktion der einzelnen Gebrauchs werte — Fortschritte der Maiszüchtung und deren praktische Nutzung zur Verbesserung von Korn- und Silage qualität — Futtermittelkundliche Bewertung der Inhaltsstoffe der Maisganz-, pflanze, des Kolbens und des Rest maises in Abhängigkeit von Sorte, Reifestadium und Bestandsführung — Einfluß von Reifegrad, TS-Gehalt und Zerkleinerung von Maissilage auf Verzehrs- und Wiederkauverhal ten, Verdaulichkeit, Mast- und Schlachtleistung bei den einzelnen Nutzungsarten von Rind und Schaf — Erfahrungen zur Produktion und zum Einsatz von CCM-Silage sowie weiteren Maiskolbenprodukten. Wie bereits auf vergangenen Maiskolloquien wurden alle aufge führten Fachthemen ausführlich und konstruktiv diskutiert. PAMELA QUEISSER, WB Tierernährungsphysiologie und Futtermittelkunde