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»nnzeNjL Teil 2 Wir setzen heute den in „Ohne Fil ter“ Nr. 6 begonnenen Report über die Strafvollzugseinrichtung (StVE) Bautzen II fort. Uli Briese, Student an der Sektion Journalistik, besuchte im Dezember des vergangenen Jahres diese Ein richtung. Bodo Strehlow Seinen Anwalt Alkewitz aus Ro stock sah er zum ersten Mal erst im März 1980 — nach Abschluß des Er mittlungsverfahrens. Dieser kannte zunächst keine einzige Unterlage. Eine Absprache mit ihm nach der Durchsicht aller Unterlagen erfolgte nicht. Eine wichtigere Sache habe für den Anwalt angeblich Vorrang gehabt. Erst zwei Minuten vor der Verhandlung, so Strehlow, konnte er erst wieder mit seinem Anwalt sprechen. Verstand man derartiges etwa unter dem jedermann zuste henden Recht auf Verteidigung? Bis her konnte Strehlow noch nicht einmal sein Urteil selbst lesen. Das Gericht beließ es beim Verlesen. Die Eltern erfuhren erst Anfang De zember Näheres. Nach zehn Jahren also! Eine andere Sache — die Isola tionshaft. Strehlow lebte in einer be sonderen Zelle mit Innengitter, Sen soren an den Milchglasfenstern, Ka meraüberwachung im Gang sowie mit gesondertem Aufenthalt im Freien. Bis zum 6. 12. war er von al len anderen Häftlingen ausgeschlos sen, bis auf die wenigen, die eben falls in der sogenannten „verbota- nen Zone“ untergebracht wurden. Das Einkäufen war nur über Bestell zettel möglich. Tischtennisspielen so wie die Teilnahme an Veranstal tungen war untersagt. Hinzu ka men noch andere Dinge, zu denen die StVE-Angehörigen durchaus be rechtigt waren. So wurden bei Be suchen politische Diskussionen un terbunden. Eine Computerzeit schrift, die Strehlow regelmäßig be zog, wurde eingezogen, sobald die nächste herauskam. Wie kann man sich da gezielt bilden? Die Dringlich keit einer Reform in der Strafvoll zugsordnung liegt auf der Hand. Wie der Anstaltsleiter Alex in die sen Wochen enthüllte, gab es für Strehlow und andere Häftlinge Son derbehandlungsvorschriften, die ei gens vom MfS angeordnet wurden Darauf hatten die eigenen Mit arbeiter keinerlei Einfluß. Wer weiß, was ihnen gedroht hätte, wenn sie es versucht hätten. Da taucht zwangsläufig die Frage auf, wem Bautzen überhaupt untersteht. Rein formal und offiziell dem MdI. Wer das glaubt, wird ... Bodo Streh low meinte, daß der wirkliche Boß nicht der Herr Alex war. Das war der „Vau Nuller“ (MfS). Der ord nete auch verschiedene Zwangs maßnahmen ihm gegenüber an. Mit allen Mitteln versuchte man, Gnadengesuche durch die Eltern zu verhindern. Den Staatsrat hat ein solches wohl nie erreicht. „Wahr scheinlich fing es die Stasi ab“, ver mutete Bodo Strehlow. „Schriftliche Bestätigungen erfolgten nie. Nur mündliche, bei denen meine Eltern noch arg beleidigend behandelt wur den. Außerdem setzte der ,Vau Nul ler’ Häftlinge auf mich an, indem er ihre persönliche Notlage ausnutzte. Dafür gibt es Zeugen und Beweise.“ Wöchentlich wurde ein Bericht ver langt. Und wenn es nicht möglich war, etwas zu schreiben, weil wir uns gar nicht unterhielten, nötigte der auf mich angesetzte Häftling wiederum einen anderen, um sich gemeinsam etwas auszudenken. ‘ Und so kam eins zum anderen Bodo Strehlow bekam viel mit (Noch vor einiger Zeit hätte ich jetzt die Schere am Manuskript an gesetzt, um sie vielleicht nicht ein mal irgendwie im Rücken stecken zu haben.) Strehlow bekam sicher lich zuviel mit. Das mußte gewissen Leuten nicht passen. Bodo weiß das, und mir schien, als sitze in ihm noch tief die Angst vor jenen, für die sein Wissen jetzt noch Gefahr ist. So erzählt er auch mir nicht al les, während er leicht verängstigt, verbittert und hilfslos zu mir blickte, sagte er, daß alles nur die Spitze des Eisberges sei. Strehlow zeigt mir ein Attest: Feststellungen wie „Schwarzer Stuhlgang“ und „blutiger Durchfall* stehen dort drauf. Wie kam es dazu? Im noch maligen Gespräch mit Major Eckert und einem Arzt erfahre ich Nähe res. Bodo Strehlow mußte’ einen Saft trinken, dessen Wirkung ihn in einen lebensbedrohlichen Zustand brachte, zumal sich noch die ärzt liche Behandlung verzögerte. Drei Fälle, bei denen gleiche Krankheits symptome auftraten, wurden dieser Tag bekannt. Analogien 'werden nicht ausgeschlossen. Deshalb ließ die Anstaltsleitung alle nur brauch baren Unterlagen sicherstellen und erstattete Anzeige gegen . Unbe kannt. Eine Morduntersuchungs kommission der BDVP setzt sich derzeit damit auseinander. Fest scheint bis jetzt zu stehen, daß diese(r) Unbekannte(n) Fremde sind, sprich Angehörige des damali gen MfS Berlin. Die hatten hier un kontrollierten Zugang — nur auf grund ihrer Klappkarte. Eine di rekte Tür von der benachbarten ehe maligen Kreisdienststelle hat man übrigens Anfang Dezember zuge mauert. Bodo Strehlow hat, so be scheinigte es ihm der Arzt, eine her vorragende Gedächtnisleistung ent wickelt. Seine Hinweise werden zur Aufklärung des Falles sicher dien lich sein können. Die Untersuchun gen werden, so sagte man mir, bis zur letzten Konsequenz fortgeführt Auch andere — längst zurücklie gende Sterbefälle — kommen jetzt „vorsorglich“ noch einmal unter die Lupe der K. „Bitte kommen Sie wieder nach Bautzen, damit Sie noch so viel wie möglich erfahren und die Dunst glocke, die über uns gestülpt wurde, ein für allemal verschwindet.“ Mit diesen Worten verabschiedete mich Major Eckert. Ja, danke, ich komme gern wieder. Ganz bestimmt auch dann, wenn die Ergebnisse der Un tersuchungskommission bekannt gegeben werden. PS: Nach den Gerüchten befragt, ob in Bautzen II bald die alte Füh rungsclique inhaftiert wird, meinte Major Eckert: „Abwarten!“ Ob die StVE-Mitarbeiter dann noch — ge linde gesagt — die Verantwortung dafür übernehmen können, wisse man nicht. .. ULI BRIESE Die Letzte Reise-Bilder aus Bielefeld notiert von Göran Hajek, Sektion Psychologie Am 11- 11. erschien in der „taz“ die Meldung, daß in Leipzig die er ste autonome Studentenvertretung der DDR arbeitet. Seitdem schwappt eine Welle von Sym pathiebekundungen in Briefform in unser Postfach 920. Mit dabei ist auch so manches Strandgut: Briefe an das Neue Forum, den Demokra tischen Auf bruch ... Eine vermeint lich gute Seele im Hauptpostamt schreibt auf diese Briefe unser Post fach drauf — in Verkennung der tat sächlichen Lage. Dafür kommen die für uns bestimmten Briefe zum Teil bei der FDJ-Kreisleitung an. — Was geistert da durch die Köpfe? Kann Interessenvertretung nur außerhalb staatlicher Institutionen stattfinden, also etwa im Neuen Forum? Und können Studenten nur in der FDJ sein? Am Mittwoch, dem 29. 11., mache ich mich als Sprecher des Studenten rates der KMU auf den Weg in die Bundesrepublik, um die angebote nen Kontakte zu knüpfen. Die Reiseregelungen waren seinerzeit noch für uns freizügiger ... Erste Station: Bielefeld in Ost- Westfalen, eine Stadt von etwa 300 000 Einwohnern, die dennoch wie eine Kleinstadt anmutet. Weil ich den Wegweisern folge, brauche ich vom Bahnhof bis zur Uni fast eine Stünde zu Fuß. Dann stehe ich einem fabrikähnlichem Koloß ge genüber: 14 000 Studenten unter einem Dach, erbaut 1975. Innen eine Mischung aus Markthalle und Pa last der Republik. Wer will, kann hier leicht verges sen. daß es draußen auch noch eine Welt gibt. Der ASTA (Allgemeiner Studen ten-Ausschuß) befindet sich auf der Galerie. Ich habe Mühe, zwischen den über die Brüstung gehangenen Transparenten die Wegweiser zu er kennen. Mit mir jetzt noch rätsel hafter Zielsicherheit steuere ich genau denjenigen ASTA-Referenten an, der uns geschrieben hat. Er will mit uns, dem Neuen Forum und an ¬ deren „Oppositionsgruppen“ ein Fo rum in der Uni veranstalten. Die Studis wären unheimlich interessiert an der Entwicklung in der DDR. Ich stelle klar, daß wir keine „Opposi- tiö“ per se sind, sondern Interessen vertreten wollen, wo vorher nur heiße Luft war, und uns beiden wird klar, daß genau für solche Dif ferenzierungen das angestrebte Fo rum dennoch nützlich wäre. Keine fünf Minuten später kommt Matt hias, ein Psychologiestudent, der uns auch schrieb, zur Tür herein. Er lädt mich in die Mensa ein und bie tet mir an, bei ihm zu übernachten. Zusammen wandern wir durch die riesigen Freihandbestände der Bibliothek, die fast das gesamte erste Stockwerk des Gebäudekomplexes einnimmt: geöffnet bis nachts um eins. Ich interessiere mich beson ders für die Lesesäle der Psycholo gen, Soziologen und Philosophen. Jede Fachschaft hat einen Seminar apparat, in dem die Seminarleiter die Literatur bereitstellen, deren Lektüre sie ihren Studenten,abver langen. Diese Bücher können nicht entliehen werden, sind aber jeder zeit einsehbar. Im Handel erhältli che Bücher, die nicht im Bestand der Bibliothek sind, können auf Wunsch der Studenten angekauft werden. Erschlagen bin ich beim An blick der Psychologie-Zeitschriften. Es dürften mehr sein, als.in der gan zen DDR insgesamt existieren, viel leicht so hundert. Da braucht man sich eigentlich nur noch hinzusetzen und anfangen zu studieren. Surreal muten da die Hürden an, die ein Stu dent bei uns auf dem Weg der Li teraturbeschaffung nehmen muß. Und: Karteikarten gab es hier ver mutlich noch nie; die Liter atur- Datei ist auf Mikrofishes und- in Computern gespeichert. Wir laufen zu Matthias nach Hause. Die studentische Wohnungs not in Ost und West im Kopf, bin ich gespannt, was mich erwartet. Matthias erzählt mir. daß die Uni 2000 Wohnheimplätze hat — Ein zelzimmer (!) — die preisgünstig sind und natürlich nicht reichen. Er selbst wohnt mit zwei Studenten in einer WG in einem sehr schönen, re konstruierten Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende. Jeder hat ein Arbeitszimmer, hinzu kommt ein ge meinsames Eßzimmer. Warmmiete je 224 DM; das ist billig. Auch die anderen Studenten, mit denen ich im Verlaufe des Abends spreche, wohnen in ähnlichen Verhältnissen. Die meisten müssen nebenbei „job ben“. — Matthias arbeitet bei einem alternativen Rentner-Hilfs-Projekt; (so ähnlich wie unsere Volkssolida rität, nur besser bezahlt). Karin, die ich schon im ASTA-Büro sprach, hat eine Halb-Referentenstelle für Frauengleichstellung (ASTA- Referent). Daran hängen etwa fünf Stunden Arbeit pro Woche und 400 DM im Monat. Nach dem Abendbrot fahren wir in eine andere Wohnung zu einer Diskussionsrunde mit Psychologie- Studenten (Studentinnen!). Die Klammer deutet schon an, worüber auch diskutiert wurde. Ich stellte mich einem Kreuzverhör von knapp fünf Stunden — mit angenehmen Be gleiterscheinungen: der Wein war gut, und wir wollen Zeitschriften- Abos und Studenten austauschen. Am Donnerstagmorgen bringt mich Matthias noch zum Bahnhof. Der Intercity nach Köln hat zehn Mi nuten Verspätung. Während das Ruhrgebiet mit 180 km/h an mei nem Fenster vorbeirauscht, gerate ich in eine Plauderei mit einer Dame im Pelz, die neben mir sitzt. Sie freut sich, daß ich durch die Bundesrepublik fahren kann. Ich bin der erste aus der DDR, den sie in ihrem Leben spricht. Sie ist Inva lidenrentnerin, hat sich als Ange stellte auf dem Arbeitsamt den Rük- ken kaputt gesessen und bekommt nun weiterhin ihr volles Geld, wäh rend sie in einem Kurort ihren FEIER-Abend genießt. Jetzt will sie gerade nach Dortmund, um durch die Kaufhäuser zu streifen und un ter Leute zu kommen. — Bei so viel Wohlstand überkommt mich schon eine subversive Freude, als der In tercity in Köln eine halbe Stunde Verspätung hat. Foto: FRANK GEHRMANN betrachte, erscheinen sie mir nicht wesentlich anders als bei der FDJ. Ich glaube, was Mitbestimmung an betrifft, waren wir schon mal wei ter. Im übrigen würde ich es für gut erachten,' schon jetzt an die künfti gen Studenten der Sektion Informa tik zu denken. Birgit Mende, Sektion TAS, 2. Stu dienjahr Hab’ noch nicht gewählt, aber ich werde. Mit „Ja“. Der StuRa ist spe zifischer als die FDJ. Meine Vorstel lungen von der FDJ jetzt — allge mein für die Jugend. Joe Holtz, Sektion Geschichte, 5. Studienjahr Ich stehe außerhalb der Bewe gung, bin von der Uni isoliert, weil gerade im Praktikum. Zur Abstimmung über die StuRa- Sprecher z. B. bekamen wir weder eine Einladung noch Informationen. Ich wähle nicht, weil ich überhaupt keinen kenne — schon allein von un- serer Sektion. Find’ ich nicht o. R, sämtliche Leute, die nicht direkt in Leipzig sind, auszuschließen. Die Organisationsstrukturen halte ich im Prinzip für richtig. (Es fragten Marion Kluth und Elke Leinhoß) (Lest dazu bitte auch UZ Seite 1!) „Ohne Filter“, die 7. Ausgabe der Studentenzeitung der KMU vom 19. Januar 1990 Heute hier zu lesen: Studenten In der Krise Bautzen II, die Zweite Urabstimmung Für und Wider Björn Achenbach, Sektion Journa listik, 3. Studienjahr Ich möchte wählen, besorge mir dann den Stimmzettel. Die Entwick lung des Rates hab’ ich von Anfang an gierigst verfolgt. Ein paar Perso nen, die ich kenne und akzeptiere, machen dort mit. Und vor allem mein „Ja“, weil ich Angst habe, daß Demokratie an der Uni an der noch nicht über wundenen Passivität der Masse der Studenten und Lehrkräfte scheitert! Der StuRa könnte die einzige ma terialisierte Körperschaft darstellen, so daß Interessen wirklich von un ten vertreten werden können. Dirk Marenberg, Sektion Philoso phie, 1. Studienjahr Ich geh’ zur Wahl und wähle den Studentenrat, denn eine Hochschul reform geht nur durch Mitbestim mung der Studenten. Michael Merker, Sektion Ge schichte, 1. Studienjahr Am Donnerstagvormittag war ich wählen. Natürlich mit einem klaren „Ja“. Weil ich für absolut klare Ver hältnisse bin. Ich bin dafür, daß es den StuRa gibt und daß er so schnell wie möglich arbeitsfähig wird. Deshalb wäre es wunderbar, wenn sich die Mehrheit dafür akti viert. Henner Kotte, Sektion Informa tik, Forschungsstudent, 1. Stu dienjahr Uns Forschungsstudenten an der Informatik scheint man ja total ver gessen zu haben. So weiß ich eigent lich von der Abstimmung nur was durch die UZ und die Plakate auf dem Innenhof. Wenn ich mir die Ziele des StuRa Sludenfen2eMtenq /HNE FILTER 8 „Weißkittel“ probehalber „Eine Treppe hoch, erste Tür links“, ruft die Pförtnerin in die montägliche Frühe. Vor einem klei nen Türschild machen wir Halt. Aufschrift: „Sekretariat“ — Prof. Leutert, Direktor des Anatomischen Institutes. — Anlaufpunkt erneut für eine Handvoll Studenten... ,ZV-Ersatzdienst, die zweite’, denk ich belustigt. ,Purer Neid', stichelt mein anderes ,Ich‘: .Bloß, weil Du zu den letzten Hindernisbahngeschädig ten und Exerzierplatzgequälten ge hörst!' .. . Ich geb’ mir Recht. „Guten Tag“, begrüßt Prof. Leu tert inzwischen die eintrudelnden Studenten und schüttelt jedem ganz locker die Hand. Und zu mir, als ich die Tür vorsichtig schließe: „Ah, noch jemand!“ Bedauernd hebe ich die Schultern: „Presse“. Beinahe wäre mir noch ein Ich-hatte- bereits-das-Vergnügen’ entschlüpft. Mit dem Zusatz allerdings: .Aus bildungseinrichtung Aderstedt’. Aber das interessierte hier ja nicht. „Holen Sie sich bitte dort hinten einen weißen Kittel“, wendet sich Prof. Leutert wieder den anderen zu. .Klingt gut’, verfall ich schon wie der ins Grinsen. Irgendwie wohltu ender als dieses ,Zum Begrüßungs appell angetreten’ und das .Schwarz, Annett: Gruppe Nr...., Zug Nr. ...’ von vor einem Jahr. Zu mal: Der weiße Kittel ist viel hüb scher als die andere Verpackung! „Warten Sie bitte auf Dr.... und Sie bitte auf Herrn Müller und Sie ...“, informiert Prof. Leutert. Ei nige Minuten später stehen die An gekündigten im Zimmer. Straffe Or ganisation, halt’ ich gedanklich fest und freu mich innerlich über den passenden Vergleich. An den Sek tionen übrigens lief’s auch ganz gut. Bei den Physikern führte der Leiter der Studienabteilung selbst Regie bei der Aufteilung. Klinik für Inne res, Neurochirurgie, Kinderkli nik .... je nach Anforderung. Pfle geheime, Anatomie, Augenklinik standen u. a. bei der Sektion ML im Plan. Nach einer verkorksten zen tralen Einweisung und ein paar Miß verständnissen mehr gelang auch ihr noch eine unkomplizierte Ver teilung ohne Knotenbildung. Jeder Student konnte sich selbst in die Li sten einschreiben. Ganz unbürokra tisch. Gleiches gilt für die Ausnah men: Weder bei den Physikern noch bei den ML-Leuten gab’s Probleme mit einem Dienst am Heimatort. So gar die „Hobbystraßenbahnfahrer" blieben auf Touren. „Herr Müller, diese Studentin kommt zu Ihnen“, verkündet Prof. Leutert. Und erklärend zu uns: „Stu dentenbetreuung“. Ab geht’s. „Hauptsache, Sie bleiben“, plaudert Herr Müller munter drauf los. „Bei den letzten Studenten ... naja... hätten vielleicht gar nicht erst kom men brauchen. Immer gleich nach Hause und so...“ Empört denk ich sofort an Rache: ,Die sollte man mal tüchtig durch den Fuchsbau ja gen. Und dann in den Trümmer- Stern. Und .. Ach, mir würden noch viele .feine Sachen’ einfallen. Zugegeben aber: einiges hatten die verjährten ZV-Stunden auch für sich. Den DRK-Lehrgang beispiels weise.’ „Hier ist es“, erklärt Herr Müller: „Studentenbetreuung.“ Wenig spä ter beginnen wir zu verstehen: Kno chen, Schädel, Präparate, Mikro skope und vieles mehr, wonach es einen richtigen Medi-Studenten ge lüstet. Ein wenig Enttäuschung bei Philo-Studentin Elke Meißner: „Aus- Oder: Wie man die für ZV vorgesehene Zeit durchaus nütziich verbringen kann leihhilfe!? Und wir waren auf Ar beit am Krankenbett eingestellt!“ Ob das vielleicht nicht wichti ger ...? Wer weiß. Doch wenn’s jetzt überall fehlt? „Abwarten“, ent scheidet Elke für sich. Anders Kom militonin Susanne Röstel, zum Po lieren von Objektträgern eingesetzt. Sie will sich um einen anderen Ein satzort kümmern. Wie auch immer. Um Beschäftigungstherapie geht’s si cher nirgends. So zumindest die Er fahrung der Physiker, die bereits vor Weihnachten ihren Einsatz ab schlossen. Studentin Birgit Teichert versichert: „Unsre Leute war’n überall gern gesehen. Auch wenn nicht jeder am Krankenbett stehen konnte.“ In einem jedenfalls waren sich alle Befragten einig: Die Sache mit den weißen Kitteln ist riesig. Der Wunsch „Keine ZV!“ erfüllt. Sinn voller Einsatz. Kein Rumgammeln. Und gerade das gefällt mir auch, stell’ ich in Gedanken an meine zu rückliegenden ZV-Stunden fest. Nützlichkeit muß oberstes Krite rium bleiben. Denn wozu sonst ha ben wir die ZV abgeschafft??! ANNETT SCHWARZ Sybille Brand, 2. Studienjahr, Sektion Wirtschaftswissenschaften, ist eine von 4 Studentinnen, die vier Wochen im Kinderkrankenhaus Oststmaße arbeiten, (auf dem Bild beim Spielen mit Yvonne} Foto: FRANK GEHRMANN