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2 Aktuelle Informationen 19. Dezember 1980 UZ/48 Kooperations ergebnisse vorgestellt (UZ-Korr.) Im November fand in Leipzig ein gemeinsam vom Wissenschaftsbereich Taxonomie/ Ökologie/Botan. Garten der Sek tion Biowissenschaften der KMU und der Biologischen Gesellschaft der DDR. Sektion Geobotanik und Phytotaxonomie veranstalte tes internationales Symposium zu ..Flora und Vegetation von Peru“ statt. 140 Teilnehmer aus sieben Ländern könnten sich auf der Veranstaltung, die die erste die ser Art in der DDR war und auf der die wissenschaftlichen Ergeb nisse der Zusammenarbeit mit der Universität San Marcos in Lima von den Leipziger Botani kern vorgestellt wurden, einen Eindruck von der Vielfalt der pe ruanischen Pflanzenwelt ver schaffen. Eine am Tagungsort veranstaltete Ausstellung gab einen Überblick über die For schungsreisen der Leipziger Wis senschaftler in Peru und zeigte Ausschnitte aus dem mitgebrach ten reichhaltigen Pflanzenmate rial, das z. T. in dem Peru-Her bar des Bereiches, z. T. im Bota nischen Garten aufbewahrt wird. Der in der DDR akkreditierte Botschafter der Republik Peru übermittelte ein Grüßtelegramm. Zur Vertiefung der Freundschaft (UZ) Zu ihrem traditionellen „Deepavali", dem indischen Lich terfest, trafen sich die indischen Studierenden in der DDR. Ge meinsam mit ihren Lehrern und Kommilitonen feierten sie dieses in ganz Indien verbreitete Fest des Triumphes über die Finster nis während der Schreckensherr schaft des Königs Narakasura, einer Gestalt aus dem Epos Ra- mayana. Herzlich begrüßter Gast des Abends war neben Abge sandten der KMU sowie der Freundschaftsgesellschaft DDR — Indien auch ein Vertreter der in dischen Botschaft in der DDR. Er Würdigte das ..Deepavali“ als eine gute Gelegenheit zur Vertie fung der Freundschaft zwischen beiden Völkern. Mit Liedern und Tänzen gaben die indischen Freunde anschließend einen Ein blick in die vielfältige Kultur ihrer Heimat. Promotionen Promotion A Sektion TV Karin Herzog, am 22. Dezember, 13 Uhr, 7010, Zwickauer Str., Hör saal des WB Chirurgie und Rönt genologie : Der Einfluß einer kurz zeitigen akuten respiratorischen Hypoxie auf das Herz-Kreislauf- system am Beispiel des Elektro kardiogramms und der Blutdruck parameter des Beagles. Öffnungszeiten der UB zum Jahres- wechsel Die Hauptbibliothek, 7010 Leipzig, Beethovenstr. 6 ist am 23. Dezem ber von 9 bis 18 Uhr und am 29. und 30. Dezember sowie am 2. Ja nuar von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Am 24., 27. und 31. Dezember so wie am 3. Januar ist sie geschlos sen. Die Gesellschaftswissenschaft liche Zweigstelle ist am 23. De zember von 9 bis 18 Uhr. am 24. und 31. Dezember von 9 bis 12 Uhr und am 29. und 30. Dezember so wie am 2. Januar von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Am 27. Dezember und 3, Januar bleibt die Zweigstelle geschlossen. Weihnachtsmann kam ins Wohnheim Hilfe für Mocambique in der Landwirtschaft KMU-Wissenschaftler erarbeiten Forschungsbericht über Erfahrungen bei der Umgestaltung sozialer Verhältnisse (PI.) Einen umfangreichen Forschungsbericht über Erfahrungen bei der Umgestaltung der sozialen Verhältnisse auf dem mocambiquanischen Land erarbeiten gegenwärtig drei Angehörige der Leipziger Universitätssektion Afrika-Nahost-Wissenschaften. Nach Fertigstellung soll das Dokument den entsprechenden Regierungsorganen dieses jungen afrikanischen Staates als eine Grundlage für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft auf soziali stische Weise dienen. Dieses Projekt wird gemeinsam mit dem „Zentrum für Afrika-Stu denten“ (centro de estudos africanos) der Universität „Eduardo Mondlane" Maputo realisiert. Wie Forschungslei ter Prof. Dr. sc. Klaus Ernst gegen über ADN mitteilte, gingen der Stu die empirische Untersuchungen im Distrikt Mocuba (Provinz Zambezia) voraus. Gegenstand dieser Untersu chungen, die er gemeinsam mit Prof. Dr. sc. Klaus Hutschenreuter und Dipl.-Afrikanistin Margitta Mautsch sowie mocambiquanischen Speziali sten führte, war die Herausbildung und Entwicklung von Gemeinschafts dörfern auf der Grundlage landwirt schaftlicher Produktionsgenossen schaften. „In dem von uns untersuchten Ge biet haben sich seit Erlangung der Unabhängigkeit bereits wesentliche progressive Veränderungen vollzo gen“, bemerkte Prof. Ernst. „Es entstanden eine Reihe von Ge nossenschaften und Gemeinschafts dörfern, in denen neue Formen der kollektiven Produktion und des Zu ¬ sammenlebens sichtbar sind.“ Der Leipziger Hochschullehrer verwies weiter auf die Gründung von Zellen der Frelimo-Partei und der Jugend- und Frauenorganisation sowie auf die Schaffung gemeinschaftlicher sozialer und kultureller Einrichtun gen. Selbstverständlich gelte es auch noch, Probleme zu überwinden, die, wie Rückständigkeit der Produktiv kräfte und der geringe Bildungs grad, aus der kolonialen Vergangen heit resultierten. Einher mit den Untersuchungen sei ein reger Erfah rungsaustausch mit verantwort lichen Funktionären der nationalen Kommission für Gemeinschaftsdör fer über die Errungenschaften in Mocambique und über die landwirt schaftliche Entwicklung in der DDR gegangen. „Wir glauben, mit unse rer Forschungsarbeit auf der Grund lage der zwischen unseren beiden Staaten bestehenden Vereinbarungen einige Voraussetzungen zu schaffen, um positive Beispiele der Entwick lung der Landwirtschaft in Mocam bique zu verallgemeinern“, versi cherte Prof. Ernst. über 600Studenten absolvieren erste Sprachübungen Grundlage ist bewährtes Unterrichtsmaterial (PI.) Das Erlernen eines bestimmten Umfangs von Vokabeln und gram matischen Erscheinungen gehört gegenwärtig zum täglichen Pensum in der Sprachausbildung, die die über 600 neuen Studenten des Leipziger Herder- Institutes vor einem Monat aufgenommen haben. Als Grundlage dient ihnen das schon seit langem bewährte Unterrichtsmaterial, das die Wis senschaftler des Instituts überwiegend selbst erarbeiteten. „Das allmähliche Erschließen der deutschen Sprache durch unsere Studenten aus etwa 69 Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Europas erfolgt nach einem phoneti schen Einführungskurs mit Hilfe von Lehrbuchlektionen. Dazu wird das Lehrmaterial zur Bedeutungs erschließung neuer lexikalischer Einheiten dienen“, bemerkte der stellvertretende Institutsdirektor Dr. Lothar Kaiser. Glossare liegen in vielen Sprachen vor, so in russisch, englisch, französisch, spanisch, por tugiesisch. arabisch, paschtu (afgha nische Nationalsprache) oder in lao tisch. Außer dem gegenwärtigen Vermit teln der deutschen Allgemeinsprache machen die Lehrkäfte ihre Studenten in diesen Wochen mit den zahlrei chen Sehenswürdigkeiten der Welt handelsmetropole Leipzig bekannt. So lernen die Jugendichen während einer Stadtrundfahrt das neue Uni versitätsgebäude, die Iskra-Gedenk stätte. das Völkerschlachtdenkmal, die Wirkungsstätten Johann Seba stian Bachs sowie verschiedene Mu seen kennen. Im Fach Landeskunde erläutern die Wissenschaftler und Lehrer die Entwicklung des Gast geberlandes und dessen Platz in der sozialistischen Völkerfamilie. Spätere Exkursionen durch die Republik werden das im Unterricht erwor bene Wissen festigen helfen. Im 11. Dezember traf der Weihnachts mann im Studentenwohnheim Philipp- Rosenthal-Straße 33, Haus I, ein: für die Kinder der dort wohnenden Studen ten. In diesem Wohnheim, in dem 16 Kin der bis zu vier Jahren von Studenten hauptsächlich der Sektion Chemie, Phy sik und Phil./WK wohnen, wird die Sorge um die jüngsten Bewohner groß geschrieben. So wurde ein Frühstücks raum mit Unterstützung der Heimleitung und der Sektionen als gemeinsames Kinderzimmer eingerichtet und ausge staltet, in dem auch die Weihnachtsfeier stattfand. In diesem Raum, in dem die Kinder ungestört und ohne zu störe spielen können, vertreten sich auch die einzelnen Mütter bei der Beaufsichti gung der Kinder, wodurch Zeit für das Studium gewonnen wird. Besonders ver dient bei diesen Aktivitäten machte sich das Ehepaar Frommhagen, auf dessen Initiative auch die kleine Feier organi siert wurde. Arbeitseinsatz (UZ-Korr.) Die Gewerkschafts gruppe des Lehrstuhls Geschichte der Philosophie führte Ende No vember ihren im Wettbewerbs programm geplanten Arbeitsein satz auf der Baustelle „Neues ' Gewandhaus“ durch. Die Schutt- • beräumung im Heizungskeller ließ uns noch die Zeit, einen er sten Blick in den Großen Saal zu • tun, der durch die bereits instal lierte Orgel einen Hauch von künftiger Atmosphäre spüren ließ. Der Erlös von etwa 120 M wurde für die Solidaritätsaktion „Dem Frieden die Freiheit“ ge spendet, und die andere Hälfte wird für eine Kollektivfeier an läßlich der Promotionen eines kubanischen und eines bulgari schen Aspiranten verwendet. Weiterbildungskurs Die Sektion Fremdsprachen führt im Frühjahrssemester 1981 einen universitätsoffenen Weiter bildungskurs in Russisch zur The matik „Aufenthalt in der Sowjet union“ durch. Am Kurs können interessierte Wissenschaftler und Studenten, die über Grundkenntnisse in Rus sisch verfügen, teilnehmen. Der Unterricht findet wöchent lich zweistündig statt. (Termin wird mit Teilnehmern vereinbart.) Meldungen bitten wir bis zum 31. Januar 1981 an die Sektion Fremdsprachen, Hochhaus. 9. Etage, Raum 2, zu richten. Dr. Müller-Franz Volleyball-Vergleich Die Zentrale Sportkommission beim Rektor und die Sportkom mission der Sektion Wirtschafts- wissenschaften laden zum Volley ball-Vergleichskampf zwischen. Mannschaften von Mitarbeitern der KMU und Mannschaften Von Leipziger Betrieben und Insti tutionen ein. Sie wenden sich insbesondere an die Mannschaf ten, die sich in den letzten Jah ren aktiv an den Volleyballtur nieren beteiligt haben. Zeit: Freitag, den 9. 1. 1981, 19 bis 22 Uhi- Ort: Messehalle 7, Philipp-Rosen thal-Str. Teilnahme: Für die Mannschaf ten der KMU sind spielberechtigt alle Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtung. - außer Studenten und aktive Spieler. Als nicht mehr aktiv gelten die Teilneh mer, die nachweislich mindestens ein Jahr kein Spiel für eine Sportgemeinschaft bestritten ha ben. Für die Gastmannschaften gelten analoge Regelungen. Meldung: Die Teilnahmemeldung ist bis zum 5. Januar 1981 an den Sekretär der Sportkommis sion der Sektion Wirtschaftswis senschaften, Kollegen J. Garn, zu senden; in ihr muß der Ver antwortliche bzw. Mannschafts kapitän mit Name, Anschrift und Telefon-Nr. benannt sein. Gegebenes Wort überall einlösen kom mentier uz . Mehr als 3300 Jugendfreunde unserer Universität tragen seit wenigen Wochen eine besondere Verantwortung: Sie wurden im Verlauf der Verbandswahlen in den FDJ-Gruppen, Abteilungs- und Grundorganisationen in ver antwortliche Funktionen ge wählt. Sehr differenziert nutzten die einzelnen Grundorganisationen diesen Höhepunkt in der bisheri gen Führung der Parteitagsinitia- tive, um die FD J-Kollektive auf dem Kurs in Richtung X. Parteitag und mit dem Schritt- maß, auf das die V. Hochschul- konferenz orientiert hat, entschei dend voranzubringen. Gut waren jene Grundorganisationen bera ten, die zu ihren Wahlversamm lungen nicht schlechthin einen Tätigkeitsbericht über die gelei stete Arbeit gaben, sondern der gründlichen Analyse der bisheri gen Arbeit eine tiefgreifende Dis kussion zu politisch-ideologischen Grundfragen, auch zu aktuell-po litischen Problemen voransetzten. In dei- Verantwortung der jewei ligen Leitung lag es, für jeden FD J-Studenten die Anforderun gen an seine politische Standhaf tigkeit und Leistungsbereitschaft abzuleiten, allen FDJlern den Kampf um hohe Studien-, Ar- beits- und Forschungsleistungen als ein entscheidendes Kriterium der politischen Bewährung der jungen Universitätsangehörigen bewußt zu machen. Beispielge bend dafür sind u. a. die GO Phil./WK, Geschichte, TV, Wiwi. Noch nicht überall ist es aber gelungen, Reserven im Studien prozeß, im Erzienungs- und Aus bildungsprozeß zunächst bei sich selbst, also dort zu suchen, wo man von der Erhöhung der Ei- gen Verantwortung der Studenten für das Studium spricht. Nicht selten wird die Durchsetzung der Vorschläge an die staatliche Lei tung mit weitaus größerer Be- harrlichkeit verfolgt, als die Rea lisierung der eigenen Verpflich tungen. Die Verbandswahlen haben in der Parteitagsinitiative einen Hö hepunkt gesetzt, die beschlosse nen Kampfprogramme geben Auskunft darüber, welche Aufga ben nun zu bewältigen sind. Die neugewählten Leitungen tragen die Verantwortung dafür, daß in allen FD J-Kollektiven eine politisch klare leistungs orientierte Gruppenatmosphäre herrscht. Kirstin Winter Post an die UZ-Redaktion Wer ist bedeutendster Lyriker? Folgender Brief erreichte die UZ- Redaktion zu einem Beitrag in der Ausgabe 44 vom 21. November Seite ß. Sehr geehrte Frau Pohl! Mit Aufmerksamkeit habe ich Ihren Bericht von einer Veranstal tung gelesen, die der Persönlichkeit und dem Werk Oswalds von Wolken stein gewidmet war. Ich freue mich für den Vortragenden, daß er es ver- mochte, so große Sympathien für den begabten Dichter aus dem 14./ 15. Jahrhundert zu wecken, und für den Wolkensteiner, daß seine kunst reichen Verse als achtbarer Teil un seres kulturellen Erbes eine bemer kenswerte Würdigung erfahren ha ben. Da ich seit mehreren Jahren an unserer Universität Lehr veranstaltungen zur älteren deut schen Literatur durchführe, darf ich mich für befugt halten. Ihnen zwei Bemerkungen zu Ihren interes santen Ausführungen mitzuteilen: Wie Sie schreiben, gehörten bis lang zu Ihrem Begriff von mittel alterlicher Lyrik „Minnesang, Wal ther von der Vogelweide, Wolfram Wolframs Heldengedichte (MEW 21, S. 72). wissen in der Regel nur Kun dige. Mithin verdienten Ihre Kennt nisse ein ausgezeichnetes Prädikat. Hätten Sie nur nicht auch noch den „Parzival" der Lyrik zugeordnet! Bei ihm handelt es sich nämlich um ein — schrecklich umfangreiches — Zeugnis höfischer Epik. Mit Lyrik hat diese Dichtung nichts zu tun, wohl aber nun wiederum mit Wolf ram von Eschenbach. Er schuf den „Parzival“. Insofern wenigstens ha ben Sie gedanklich richtig assoziiert. „Oswald von Wolkenstein wird heute als der bedeutendste Lyriker zwischen Walther von. der Vogel weide und Goethe eingeschätzt“, liest man abschließend in Ihrem Bericht. Da stellt sich doch sogleich die Frage, durch wen denn Oswald eine so hohe Wertschätzung zuteil werde. Geben Sie damit Ihre eigene Überzeugung kund? Die will ich gern respektieren. Hätten Sie sie nur als solche zum Ausdruck ge bracht! So. wie Ihr Satz formuliert wurde, enthält er eine Aussage von allgemeiner Gültigkeit. Geben Sie hier vielleicht Gehörtes unkritisch wieder? In diesem Falle sollten Sie wieder einmal die Gedichte von Paul Fleming (1609—1640). An dreas Gryphius (1616—1664) oder Johann Christian Günther (1695 bis 1723) in Ruhe lesen und sich dann selbst Ihr Urteil darüber zu bilden versuchen, wer als „der bedeutendste vom Eschenbach, Parzifal". Über Minnesang und Walther .braucht man in diesem Zusammenhang kein Wort zu verlieren, sie bilden, wenn gleich auf unterschiedlicher Begriffs ebene. gleichsam Wesenskonstan ten mittelhochdeutscher Lyrik. Wolf ram von Eschenbach jedoch ist im allgemeinen als prominenter epi scher Dichter bekannt. Daß er auch der Minnepoesie huldigte und Tages lieder verfaßte, die namentlich ein Friedrich Engels höher schätzte als Lyriker zwischen Walter von der • Vogelweide und Goethe“ gelten darf. Mit freundlichem Gruß Dr. Kößling, amt. Lehrstuhlleiter Redaktionskollegium: Helmut Rosan, (verantwortlicher Re dakteur); Gudrun Schaufuß, (stv. ver- antw. Redakteur); Kirstin Winter, Wolfgang Lenhort (Redakteure); Dr. Günter Filipiak, Dr. Gert Friedrich, Dr. Ulrich Heß. Dr. Günter Katsch, Dr. Wolfgong Kleinwächter, Gerhard Mathow, Dr. Hansjörg Müllet, Jo chen Schlevoigt, Dr. Karlo Schröder, Dr. Klaus Schippel. Prof. Dr. Wolf- aana Weiler. Anschrift der Redaktion: 7010 Leip zig. Ritterstr 8/10. Postfach 920, Ruf- Nr 7 19 74 59/4 60 Satz und Druck: LVZ-Druckerei „Her mann Duncker" III 18 138 Leipzig Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 65 des Rotes des Bezirkes Leiozig. Bankkonto 5622-32-550 000 bei der Stadtsparkasse Leipzig. Einzelpreis: 15 Pfennig. 24. Jahr- qano/erscheint wöchentlich. Die Redaktion ist Träger der DSF- Ehrertadel in Gold. Studentenbuden Wenn heute der größte Teil der Studenten in Studentenwohnheimen wohnt, so ist damit ein Ziel erreicht, das auch bürgerliche Soziologen in folge eingehender Untersuchungen als erstrebenswert erkannten. Vor über sechs Jahrzehnten nahm der Akademische Senat der Leipziger Universität eine Erhebung über die Leipziger Studentenwohnungen vor, deren Auswertung 1921 gedruckt vor lag. Diese Erhebung ist nicht nur unter dem Gesichtspunkt des stu dentischen Wohnungswesens auf schlußreich. In die Analyse wurden alle Studenten einbezogen, wobei 86 Prozent von 5532 den Fragebogen ausfüllten. 91 Prozent von ihnen wa ren Studenten und nur 3 Prozent Studentinnen! Einige waren aus er klärlichen Gründen Gegner der Ak tion überhaupt. So schrieben der Sohn eines Fabrikbesitzers und der Sohn eines Großkaufmanns; „Maß nahmen zur Besserung etwaiger Mißstände in unserem studentischen Wohnungswesen sind gänzlich uner wünscht. Sie würden eine weitere Unterstützung des akademischen Proletariats bedeuten, das besser be kämpft, als unterstützt werden soll te.“ Walter Schöne, Direktorialsassi- stent des Statistischen Amts der Stadt Leipzig, dem die Auswertung oblag, bemerkte dazu sarkastisch: „Soviel ist allerdings von vornher ein zuzugeben, daß von einer gewis sen Mietpreisstufe aufwärts eine Wohnungsfrage nicht mehr besteht.“ Die Erhebung verdeutlichte aitch die Zusammenhänge zwischen sozialer Lage des Studenten und Wissen schaftsdisziplin einerseits und Stock werkshöhe und Mietpreis anderer seits. Die billigeren Wohnungen la gen meistens in den oberen Stock werken. Je höher das Stockwerk, de sto mehr Theologen wohnten dort, denn dem Theologiestudium hatten sich die meisten materiell minderbe mittelten Studenten zugewandt. Das Medizinstudium galt als das teuer ste — die Medizinstudenten bevor zugten deshalb die im Preis höheren Wohnungen in den unteren Stock werken. Aus der Analyse geht her vor, daß viele Leipziger vor allem aus sozialer Not soviel Zimmer ver mieteten, daß sie selbst unter äu ßerst ungünstigen Bedingungen woh nen mußten. So schrieb ein Student: „überfüllte Wohnung, von vier be wohnbaren Räumen sind drei ver mietet. Wohnungsinhaber ist Hand lungsgehilfe. Die Familie hat außer der Küche nur ein schmales Schlaf zimmer (1,40X^40), in dem knapp zwei Betten stehen, können. Die sie benjährige Tochter schläft mit der Mutter. Von Interesse sind ferner die Zah len, die über die soziale Zusammen setzung der Vermieter Auskunft ge ben. Die Tabelle wird von nicht be rufstätigen Witwen, Friseusen. Nä herinnen, Strickerinnen und Kassie rerinnen mit 26,7 Prozent angeführt, es folgen die Arbeiter mit 22 Pro zent, die selbständigen Gewerbetrei benden mit 18 Prozent, die Rentner Das Jubiläumsfestkomitee der Studenten 1909. und Pensionäre mit 11 Prozent und die Beamten, Lehrer, kaufmänni schen und technischen Angestellten mit je 6 Prozent. Die befragten Studenten mußten weiterhin Auskunft über den Beruf ihres Vaters geben. Von den zur Un termiete wohnenden Studenten stammten 45 Prozent aus Kreisen der kaufmännischen und technischen Angestellten, Beamten und Lehrer, 31 Prozent waren Kinder von selb ständigen Gewerbetreibenden (wozu offensichtlich auch die Fabrikanten zählten). Nur 3 Prozent waren Ar beiterkinder. G. KJG. S.