über den Zusammenhang von Inhalt und Form Wir wissen, daß die Frage des Inhaltlichen in der Musik Hand in Hand mit der Kunst des Handwerklichen gehen muß. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Eines bedingt das andere. Ihr Zusammenklang bedeutet weitgehend die Voraus setzung für das Prädikat des „Meisterlichen“, das dem Kunstwerk zugesprochen werden kann. Handels Musik, stark im Diesseitigen wurzelnd, Kraft und Lebensbejahung aus strahlend, ist über die Jahrhunderte hinweg lebendig geblieben. Ihre musikantische Fülle, der rhythmische Schwung, der weite Atem ihrer Melodien und nicht zuletzt der humanistische Grundzug sind im besten Sinne so „menschlich“, daß jeder auf geschlossene Hörer sofort ihr inhaltliches Anliegen verspürt. Auch Farbplastik und Wßilderfülle der Regerschen Musik machen es leicht, Eingang zu den jeweiligen Stimmungen und Situationen der einzelnen Sätze zu finden. Bei Hindemith liegt die Sache nicht ganz so einfach. Und doch: Der musikantische Grundzug seiner Musik, die innige Verbindung zum Instrumentarium und damit zu den Spielern, und nicht zuletzt des Meisters Bekenntnis zur Kraft der Tonalität beweisen immer wieder, wie sehr Hindemith beim Komponieren an den hörenden Menschen denkt, wie sehr er mit seiner Musik die Menschen „ansprechen“ will. Wenn wir in erster Linie von diesem menschlich-inhaltlichen Anliegen der Musik ausgehen, gewinnen die bislang starren Formen eine andere Bedeutung für uns. Wir erkennen, wie sehr sie dem Komponisten halfen und erleichterten, das Aus zusagende so kurz, gebändigt und konzentriert wie nur möglich niederzuschreiben. Es ist dabei ganz gleich, ob es sich um oinfache Tempobezeichnungen handelt wie bei Händel, um bildhafte Überschriften wie im Falle der Regerschen Tondichtungen nach Böcklin oder um tänzerische Formen im dritten Satz des Hindemith-Kon- zertes. Eine Musik ohne den Willen zur Form zerfließt und gerät allzu leicht ins Schwätzen. Je nachdrücklicher und zuchtvoller etwas gesagt wird, um so nach haltiger wirkt es, um so wirkungsvoller erscheint es. Voraussetzung ist, daß der Komponist wirklich etwas zu sagen hat. Ist das der Fall, dann wird die Form vom Atem des Lebendigen durchpulst, dann erhöht die Form die menschliche Aussago kraft in machtvoller Weise. Plusammen mit den Werken Johann Sebastian Bachs bildet die Musik Georg Friedrich Handels den strahlenden Höhepunkt der deutschen Barockmusik. Zu den beliebtosten konzertanten Formen dieser Zeit gehörten die „Concerti grossi“ (bei Bach unter dem Namen „Brandenburgische Konzerte“ bokannt geworden), in denen zumeist zwei oder drei Soloinstrumente (das Concertino) im friedlichen Wettstreit dem gesamten Orchester (Concerto grosso) gegenüber standen. Handels „Concerto grosso“ op. 6 erschien 1739, im Jahre des dritten Opern zusammenbruchs. Händel war bekanntlich nicht nur Komponist, sondern auch Unternehmer. Händel verschmolz in diesen Werken Elemente des Konzertes und