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den kriegerischen Ereignissen hervorgeht. Überall drücken sie sich in seinen Werken jener Zeit aus, vielleicht ohne sein Wissen, in der Ouvertüre zum „Coriolan", im „Egmont“ bis zu den Klavierkon zerten, wo im Es-Dur-Konzert sogar die Virtuosität heroisch wird. Beethoven haßte später die französischen Eroberer. Aber einmal hatte er den Pulsschlag der epischen Zeit auch in seinem Blute ge fühlt, und wer nicht diesen Heldenrhythmus am eigenen Leibe emp findet, wird die Musik der berstenden Ereignisse und triumphieren den Kräfte nur halb verstehen. Oh, Beethoven, ändere haben vor mir die Größe deines Künstlertums gepriesen, du aber bist mehr als der erste unter allen Musikern, du bist die Verkörperung des Heldentums in der ganzen modernen Kunst; du bist der größte und beste Freund der Leidenden, der Kämpfenden. Wenn das Elend der ganzen Welt uns überwältigt, dann nahst du dich uns. Und wenn uns Ermattung droht im ewigen nutzlosen Kampf gegen die Mittelmäßigkeit der Tugenden und der Laster, bist du der Ozean des Willens, des Glaubens, in den wir untertauchen, der unsere müden Glieder stärkt. (Aus „Beethoven“ von Romain Rolland) DIE UNGEBA.NDIGTE PERSÖNLICHKEIT Beethoven berichtet an Bettina von Arnim; , „ . . . da ich dem Herzog Rainer (Erzherzog Rudolf) Unterricht geben sollte, ließ er mich im Vorzimmer warten; ich habe ihm dafür tüchtig die Finger auseinandergerenkt. Als er mich fragte, warum ich so ungeduldig sei, sagte ich, er habe meine Zeit im Vor zimmer verloren, ich könne nun mit der Geduld keine mehr ver bringen. Er ließ mich nachher nicht mehr warten. Ich sagte ihm, einen Orden könnten sie einem wohl anhängen, aber darum sei man nicht um das geringste besser. Einen Hofrat, einen Geheimrat kön nen sie wohl machen, aber keinen .Goethe, keinen Beethoven; also das, was sie nicht machen können, und was sie selber noch lange nicht sind, davor müssen sie Respekt haben lernen, das ist ihnen gesund . . . Beethovens Haltung den Fürsten gegenüber kennzeichnet besonders deutlich die Antwort, die er in revolutionärem Trotz einem Ver treter dieser Kl'asse gegeben hat: „Fürst, was Sie sind, sind Sie durch Zufall und Geburt; was ich bin, bin ich durch mich.“