Auge seinen Taktstock unter heftigen Bewegungen hin und her schwingend, stand er mitten- unter den Musikern und hörte keinen Ton. Sollte nach seiner Meinung piano gespielt werden, so kroch er fast unter das Notenpult, und wollte er das Forte, so sprang er hoch empor mit den seltsamsten Gebärden, die wunder lichsten Laute ausstoßend. Mit jedem Musikstück wurde uns allen ängstlicher zumute, und mir war es, als ob ich eine von Hoff- manns phantastischen Figuren vpr mir auftauchen sähe. Es konnte nicht fehlen, daß der gehörlose Meister Sänger und Orchester in die größte Konfusion und gänzlich aus dem Takte brachte und keiner mehr wußte, wo er war. Von. alle dem aber wußte Beethoven nichts, und so brachten wir die Probe mit Mühe zu Ende, Von welcher er ganz befriedigt zu sein schien, denn er legte mit heiterem Lächeln den Taktstock aus der Hand. Unmöglich aber war es, ihm die Aufführung selbst anzuver trauen, und Kapellmeister Umlauf mußte das herzzerreißende Geschäft übernehmen, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß unter seiner Leitung die Oper nicht gehen könne. Mit einem schwermütigen Blick-zum Himmel soll er resigniert haben, und so fand ich ihn den folgenden Abend bei der Aufführung in tief sinniges Nachdenken versunken, hinter Umlauf im Orchester sitzen. Mit begeisterter Hingebung löste art jenem Abend jeder beteiligte Künstler seine Aufgabe; denn wer hätte nicht gern seinen letzten Lebenshauch für den armen Meister gegeben, der allein von all dem Herrlichen, was er geschaffen, nichts hörte!“ v Uimceiie auf. Itlzcke, die La. uMMtec Betde&düdieceL u/iduxiA-deM. LmL : Freiberger: Ludwig van Beethoven Ein Bekenntnis mit Briefen und Zeitdokumenten (195O Romain Rolland: Beethoven (i9*°) Paul Becker: Beethoven (Eine ausführliche Analyse seines Lebens und Be sprechung aller seiner Werke) (1922) l.e i t z m a n n : Beethovens Briefe (>917)