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"U, er yave mit einer zweiten Person den Anschlag jaus das Reichstagsgebäude verübt. Ein Verhör Müllers argab, daß dieser als Täter nicht in Frage kommen An?» ebenso dürfte es sich mit dem Frankfurter Hett Verhütten, der sich bekanntlich gleichfalls selbst be- > Wie aus Lüneburg gemeldet wird, beteiligt i !stch die Bevölkerung eifrig an den Nachforschungen nach den Bombenattentätern. Es haben sich viele Per sonen gemeldet, die verdächtige Personen und Autos beobachtet haben wollen. Zwei Frauen bekunden, daß sie zur Zeit der Explosion eine große Frauensperson über den Markt hätten kommen sehen, die unter dem Mantel ein Gepäckstück in der Art einer Margarinekiste ! getragen habe. Man nimmt an, daß eö sich um einen ! verkleideten Mann handelt. j GeAeralschub in der Neichsw^l r Umfangreiche Perso»alverä»deru»grn am 1. Lkt ü.r. I Zum 1. Oktober dieses Jahres gehen in der Reichs- ' wehr recht umfassende Personalveränderungen in den höhe- j ren Kominandostellcn vor. Vier der sieben Jnfanterie-Tivi- ! sionen wechseln ihre Kommandeure. Drei von ihnen schei den aus, und zwar die Generalleutnants Frhr. v. Ese beck (1. Liv.), o. Amsberg (2. Div.) und Reinicke (S. Div.). Außerdem scheiden mit dem 1. Oktober zwei , weitere Generalleutnants und sechs Generalmajore aus. Un- § ter ihnen befinden sich der Inspekteur der Waffenschulcn, Ge- ! nerallcutnant v. Greiff und der Inspekteur der Artillerie- > schule, Generalleutnant Heß. Der bisherige Personal- : chef der Reichswehr, Generalmajor v. Stülp nagel, wird ! Kommandeur der 3. Division in Berlin, während General- , major v. Blomberg, der das Truppenamt im Wehr- j Ministerium leite.c, nach Königsberg geht. Sein Nachfolger : wird Generalmajor Frhr. v. H a m m c rst e i n-G y na r d. ! Sein Bruder, Oberst v. Hammerstein, übernimmt di« j Leitung des PerionalamteS. Ein Aufruf an dße Christenheit. Kundgebung vcr WrltkttchrutnMirg in Eisenach. — Kirche uns Arbeitslosigkeit. Die Weltkirchenkonferenz in Eisenach beschloß aus Antrag des Prof. I). Monod eine Kundgebung an die Christenheit. Darin bekräftigt sie aufs neue feier- lichst die evangelischen Grundsätze und das christliche Programm, wie sie in der ökumenischen Botschaft der Stockholmer Weltlirchentagung im Jahre 1925 an die , Kirchen der ganzen Welt niedergelegt sind. Den theo logischen Fakultäten, den geistlichen Kirchenbehörden und der Jugend wird ein aufmerksames Studium dieser Botschaft, durch die der ethischen und sozialen Betä tigung der Christenheit Richtung gegeben werde, ein dringlich empfohlen. Die Christenheit, ohne Unter schied der Sprache und der kirchlichen Ucberlieferung wird aufgerufen zur Mitarbeit, zum Dienst an den Brüdern und zum gemeinsamen Gebet. In dem vorausgegangenen Teil der Konferenz ' wurde das Arbeitsprogramm des sozialwissenschaft- - lichen Instituts in Genf erörtert. Von dem deutschen Mitarbeiter an dem Institut laa «in Bericht vor, der betont, daß die Arbeitslosigkeit nicht ! mehr durch einfache Hilfsmaßnahmen gelöst werden könne. , Dl« Kirche müsse das Recht beanspruchen, di« Gültigkeit j der wirtschaftlichen Gesetz« zu prüfen, deren einfache Maß- < nahmen zu ost zu einer raschen Beruhigung über die Un- j erträglichreit der gegenwärtigen Wirtschaftslage verleiten. ! Eine christliche Anschauung könne eine solche Situation nicht als unvermeidlich oder als das Ergebnis einer unentrinn baren, notwendigen Entwicklung ansehen. Abrüstungssabotage in Amerika« Ein Skandal in ver Werftindustrie. — Präsident ! Hoover greift ein! I Drei große amerikanische Schisfsbauwerften sollen ! an einer Propaganda-Kampagne beteiligt sein, di« ! daraus abziett, die Abrüstungsbestrebungen der ameri kanischen Regierung zu vereiteln. Die Werften sollen den Flottensachverständigen Sheara verpflichtet haben, durch eine großzügige Propagandaaktion die Vermin derung der Kriegsflotte zu bekämpfen. Sheara hat gegen die Werften eine Klage auf Zahlung von einer Million Mark für geleistete Dienste angestrengt. Ein« sensationelle Wendung nahm die Angelegen heit jetzt dadurch, daß Präsident Hoover vir Werften auffordcrte, sich über ihre angebliche Beteiligung an dieser Aktion zn äußern. Wenn die Gesellschaften diese Behauptungen nicht widerlege» könnten, fei er gezwungen, Maßnahmen zu erwäge», um das Land von solchen Einflüssen zu befreie». Politische Rundschau. — Berlin, den 9. September 1929. — Der siamesisch- Handelsminister, Prinz Puracbatra, Ler deutsche Kanalschwimmer Dr. Schiff, We W^Uch gn der französischen Küste startete, um Ken Kanal zu durchschwimmen^ ist seitdem verschollen der gegemoärtig in Berlin weilt, stattet« dem NeichSveH kehrsminister einen Besuch ab. :: Zwischen Deutschland und Dänemark wurde vereinbart, daß die Vieheinfuhr aus Dänemark in die Seegrenzschlachthäuser während der Zeit vom 15. September bis 15. November wettmvglich eingeschränkt werden soll. :: Strafanträge des ReichSwchrministeriumS. Das NeichSwehrministerium hat gegen die Blätter Straf antrag gestellt, die — wie die „Rote Fahne" und das „8-Uhr-Abendblatt" — behmrptet haben, daß die Reichs wehr oder die Reichsmarine in die Attentatsserie ver wickelt sei. :: Ausnahme der Beratungen des Strafrechts-Aus« schnssrs. Der Vorsitzende des Strafrechtsausschusses des Reichstages, Professor Dr. Kahl, hat die nächste Sitzung auf den 24. September anberaumt. Die durch die parlamentarische Sommerpause unterbrochen« Be ratung des Entwurfes eines neuen Reichsstrasgesetz- buches soll fortgesetzt werden. Rundschau im Auslands ; Der polnische Handelsminister Kwiatkowski erhielt das Kreuz der französischen Ehrenlegion. K Der polnische Spion Janowski wurde in Mini? zum Tode verurteilt. , Politisches Attentat i» Wien. K In Wien hat ein ungarischer Flüchtling auf den Presseattache der ungarischen Gesandtschaft ein Revolvcr- attentat verübt. Der Presseattache, Dr. Wilhelm Ziegler, erhielt einen Schuß in die Hüfte. Der Attentäter ist ein Rechtsanwalt aus Fünfkirchcn und nennt sich Adalbert Cha- lupina. Er ist anscheinend geistesgestört. Das Motiv der Tat dürfte politischer Natur sein. Amerika tritt dem Haager Gerichtshof bei. L Staatssekretär Stimfon-Washington teilt« dem Ge neralsekretär des Völkerbundes mit, di« Regierung der Vereinigten Staaten habe die Bedingungen des Juristen- ausschusses für den Beitritt Amerikas zum Internationalen Gerichtshof als befriedigend angesehen. Falls die übrigen Signatarstaaten dieses Protokoll unterzeichnen sollten, so werd« er dem Präsidenten Hoover die Unterzeichnung des Protokolls empfehlen. OberschLesien protestiert. Gegen die polnisch« Schulpolitik. — Beschwcrdeführnng beim Bölkerbmw. Senator Dr. Pant-Königshütte hat namens der deutschen Abgeordneten Polens eine neue Beschwerde schrift an den Völkerbund gerichtet. In dieser Be schwerdeschrift wird ausgeführt: Von 75 deutschen Minderheitenschulen in Ost- Oberschlesien liegen bis heute aus 15 Schulen dis Er gebnisse der Zulassung der Kinder zur Schule am Schulanfaug vor. Für diese 15 Schulen waren 618 Kinder neu angemeldet. Nicht zugelassen wurden 242, an manchen Orten bis zu 90 Prozent der angemeldeten Kinder. Als Hauptgrund der Nichtzulassung wird von den Behörden angegeben, daß die Ettern nicht die Erklärung über die Minderheiten- und Sprachen- zugchörigkeit abgegeben hatten. Nach Angabe der Eltern ist dies unzutreffend. Wir erheben eindringlich Beschwerde wegen der offenbar schweren Mißbräuche, welche bei der Beurkundung der von den Erziehungs berechtigten abgegebenen Erklärungen vorgekommen sind. Senator Dr. Pant beantragt, die persönliche Vor ladung der Ettern zur Schulanmeldung als unzulässig zu erklären, die Kinder bis zur Klärung der strit tigen Fälle in den Minderheitenschulen zu belassen und die Formalismen auszuschatten, mit denen die polnischen Behörden die Rechte deutscher Eltern be schneiden. Deutschlands Finanzlage. 12 Milliarden Auslandsschulden. Auf der 10. Westfälischen Beamten- und Lehrer tagung in Münster sprach Finanzminister Dr. Höpker- Aschoff über „Staatsfinanzen, Volkswirtschaft, Bcamten- wohlfahrt." Er führte u. a. aus: Trotz der Befreiung des Rheinlandcs seien wir von der Gesundung der Finanzen noch weit entfernt. Jetzt könne die Ordnung des deutschen Finanzwesens erfolgen. Dabei ist von der gegenwärtigen Lage der Reichsfinanzen auszugehen. Das verflossene Rechnungs jahr hat mit einem Fehlbetrag von 154 Millionen Reichsmark abgeschlossen, das gegenwärtige Rechnungs jahr bringt einen Fehlbetrag von 260 Millionen. Noch schwerer fallen die SSV Millionen Reichs darlehe» a» die Reichsanstalt für Arbeitslosenver sicherung ins Gewicht und Vi« am Ende des Jahres ungedeckte» «SV Millionen Reichsmark des autzeror- ventliche» Haushalts. Der Uoungplan bringt im kaufenden Rechnungs jahr eine Ersparnis, die bestenfalls ausreicht, den Fehlbetrag der Jahve 1928 und 1929 zu decken. Auch di« Gemeinden können ihre laufenden Bedürfnisse nur durch Hereinnahme von hochverzinsNchen kurzfristigen Anleihen bestreiten. Die deutsche Volkswirtschaft ist mit 12 Milliarden Reichsmark an das Ausland verschuldet, für di« rund eine Milliarde Reichsmark an Zinsen zu zählen sind. Wenn sich die deutsche Wirtschaft von der Auslands verschuldung und der drohend gewordenen Ueberfrem- dung sreimachen will, muß die Kapitalbilduna geför dert werden. 1ÜÜÜ Jahre Brandenburg. F«stf«i«r im Dom. Aus Anlaß des tausendjährigen Bestehens der Stadt Brandenburg an der Havel fand im Dom zu Brandenburg eine Fcstfeier statt. Die Stadt prangte in reichem Festschmuck, mit dem auch das Innere des Domes ausgestattet war. Unter den Gästen bemerkte man den Preußischen Justtzmi nister Dr. Schmidt, den Präsidenten des Städtetages Dr. Mulert, ferner Ver treter der Provinztalverwaltungen, der hohen Würden ¬ träger der evangelischen und katholischen Kirche, oer ! Wehrmacht und der Schutzpolizei. Oberbürgermeister Dr. Fresdorf gab in längerer Rede einen geschicht lichen Rückblick über das Werden der nun lOOOjäh- rigen Stadt, die von germanischen Ackerbürgern unt» Kaufleuten der slawischen Herrschaft entrissen worden sei und unter den Markgrafen und Kurfürsten einen blühenden Aufschwung genommen habe. Anschließend überbrachte der preußische Justiz-- minister Dr. Schmidt di« Glückwünsche oer preu ßischen Staatsregierung. Der Präsident des Deut schen Städtetages, Dr. Mulert, entbot di» «Mick- wünsche der deutschen Städte. Wie „geschoben" wird. AuS eiuem Hamburger Spritschmuggel-Prozetz. Kürzlich ist in Hamburg ein großer Spritschmug- ael-Prozeß zu Ende gegangen. Interessant daraus ifl folgender Tatbestand: In Hamburg wurde von der Schmugglerband« billiger Hafensprit gekauft, mit Karbolsäure vermeng) und dann als Phenol-Cresol (aufgelöste Karbolsäure! nach Rotterdam deklariert und verfrachtet. Dort wur den die Fässer in Empfang genommen und als ein fuhr-zollfreies Phenol-Cresol über das „Loch im Westen' wieder nach Deutschland eingeführt. In Köln wurd« dann dem Phenol-Cresol in einer eigens dazu entrich teten Fabrik der reine Sprit wieder entzogen und in den Handel gebracht. Die Karbolsäure wurde dann nach Hamburg zurückgesandt und trat von hier aut nach erneuter Vermengung mit Sprit dieselbe Ver wandlungsreise wieder an. Von den an diesen Schiebungen beteiligten An geklagten, deren Haupttätigkeit in die Jahre 1924 btt 1926 fällt, sind in dieser Zeit etwa 140 000 Lite', reinen Alkohols in einer Kölner Fabrik hergestellt und abgesetzt worden. Insgesamt wurden etwa drei Millionen Mark Steuern und Zölle hinterzogen. Scherz und Ernst. tk. Leonardo da Bineis „Abendmahl" als Haut fresko. Amerika darf sich rühmen, das primitive Tä towierungsverfahren zu einem modernen „Kunstgs- werbe" herausgebildet zu haben. Die Brüder Riley sind wahre Spezialisten in der jungen Kunst dieser Haut- vrnamcntik. Es ist ihnen sogar geglückt, auf den Körpern ihrer Kunden, die man im buchstäblichen Sinne des Wortes Patienten nennen kann, berühmte Gemälde wie das „Abendmahl" von Leonardo da Vinci einzuätzen. Auch der Japaner Hori Kyo, der früher in seiner Heimat arbeitete, übt jetzt diese Kunst in New Kork aus. Er kennt die Regeln der Per spektivs und weiß auch durch scharfe Schattierung die Wirkung seiner Kompositionen zu steigern, für die er außer einem dunklen Blau und einem satten Not auch eine braune Farbe eigener Erfindung verwen det. Er ist der Schöpfer prächtiger „Hautfresken". tzandelsteil. — Berlin, 7. September 1929. Am Devisenmarkt waren die Aenderungsn nur unerhebkich. Am Effektenmarkt setzte das Geschäft in schwacher Haltung ein, di« Umsätze waren nicht nennenswert. Die Abschwächung nahm bald noch zu, erst gegen Schluß waren einige Erholungen zu beobachten. Am Rentenmarkt war die Tendenz ebenfalls schwächer. Die Lage am Geldmarkt war kaum verändert. Die Sätze für Privatdtskont blieben 7»/, Prozent, der Reichsbankdiskont 71/2 Prozent. Am Produktenmarkt war die Lage von Brot getreide im allgemeinen unverändert. Gerste still, Hafer fest, Mais ruhia. Mehl war vernachlässigt. Devisenmarkt. Dollar: 4,1955 (Geld) 4,2035 (Brief), engl. Pfund: 20,335 20,375, holl. Gulden: 168,07 168,41, ttal. Lira: 21,935 21,975, franz. Franken: 16,405 16,445, Belgien (Belga): 58,29 58,41, schweiz. Franken: 80,77 80,93, dän. Krone: 111,64 111,86, schweb. Krone: 112,32 112,54, norm. Krone: 111,68 111,90, tschech Krone: 12,418 12,438, österr. Schilling: 59,07 59,19, span. Peseta: 61,77 61,89. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oolsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Mark. 227-231 (am 6. 9:: 229-233). Rogge, Ei» Box-Automa». Zu den neuesten Errungenschaften der moderner Zett zählt der Punching-Ball-Automat. Nach Ein- - Wurf von 10 Pfennigen kann man seine Wut av diesem Sportgerät auslassen, das noch automatisch di« Schlagkraft des Boxenden feststellt.