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Divertimenti (Unterhaltungs- und Tafelmusiken) und Serenaden (Ständ- chenmusiken) — erst in späteren Jahren gewinnt Haydn Fühlung mit breiteren Publikumsschichten. Beethoven geht aber von dem letzteren Standpunkt aus, die Ideengewalt seiner Sinfonien sprengt die engen Räume der Musiksalons der Adligen, er hebt den intimen, kammermusi kalischen Charakter der älteren Sinfonie auf. Über die Empfindungen und Gedanken einer bestimmten Kaste hinaus wendet sich Beethoven den großen geistigen Allgemeininteressen der Zeit zu mit ihrer Verherrlichung geistig und sittlich freien Menschentums — „Reden an die Menschheit könnte man Beethovens Sinfonien nennen (Bekker)“. Die zweite Sinfonie Beethovens in D-Dur op. 36 geht auch äußer lich um einen beträchtlichen Schritt über den älteren Wiener Sinfonietyp hinaus. Der erste Satz zeigt dies namentlich an der Einleitung und der Coda ( = Schluß), die beide in Umfang und Inhalt alles bisher an dieser Stelle Gewohnte überragen. Der herrliche Gesang der Einleitung wird durch ein drohendes Unisono (= Einstimmigkeit aller Instrumente) von unheimlicher Gewalt abgelöst, muntere Triolen vertreiben das Unwetter, das erste Allegro beginnt mit dem ersten Thema— vorerst leise, heimlich und erwartungsvoll. Das zweite Thema, beinahe die Hauptgestalt des Satzes, erhebt sich dagegen glanzvoll triumphierend. Daß Beethoven die „natürliche Stimmführung“ des wunderbar poetischen zweiten, lang samen Satzes keineswegs so einfach „einfiel“, daß Beethoven sehr an seinen Einfällen arbeitete, zeigt ein Brief von Ferdinand Ries, einem Schüler Beethovens:,,... in der Sinfonie in D-Dur, die mir Beethoven in seiner Handschrift in Partitur geschenkt hatte, zeigte sich im Larghetto quasi Andante etwas sehr Auffallendes. Das Larghetto ist nämlich so schön, so rein und freundlich gedacht, die Stimmführung so natürlich, daß man sich kaum denken kann, es sei daran etwas geändert worden. Der Plan war auch von Anfang an, wde er jetzt ist. Allein in der zweiten Violine ist beinahe schon in den ersten Linien bei vielen Stellen ein sehr bedeutender Teil der Begleitung und an einigen Stellen auch in der Alt viola (Bratsche) geändert . . . ich konnte trotz vieler Mühe nie die Origi nalidee herausfinden. Ich habe Beethoven gefragt, der mir aber trocken erwiderte: so sei es besser!“ Der dritte Satz ist als Scherzo (= scherzhaft, lustig) bezeichnet. Beethoven griff diese aus der Vokalkomposition kom mende Bezeichnung zunächst für die Klaviersonaten auf und machte sie nun hiermit auch für die Sinfonie klassisch. Das Scherzo der D-Dur- Sinfonie ist eines der drastischsten, diese Art grandios barocken Humors ist in noch keiner Sinfonie zum Vorschein gekommen! Das zart bittende Trio dieses Scherzos steht im Gegensatz zum Übermut des ersten Teils. Vom Schlußsatz hat das erste Thema „Haydnsches Blut in den Adern. Das (gesangvolle) zweite Thema aber lenkt in die Bahnen jener Kantabili- tät ein, welche Mozart in das Allegro einführte (Kretzschmar)“. Biogra-