Ludwig van Beethovens Sinfonie F-Dur, die „Pastorale" genannt, weist mit Ihrer Überschrift, mit den erläuternden Satzbezeichnungen die Phantasie des Hörers in ganz bestimmte Bahnen, sie grenzt also an die Programm-Musik an. Sie sagt außerdem etwas über den Kompo nisten aus: der sie schrieb, war ein Jünger Jean Rousseaus, jenes fran zösischen Philosophen, dessen Ruf „Zurück zur Natur" sich in Beet hovens Ausspruch „Mir geschieht nur dann wohl, wenn ich in der freien Natur bin" wiederholt. In dieser, seiner sechsten Sinfonie, setzt er seine Naturverbundenheit in Töne um. Im ersten Satz er leben wir das „Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande". Auf ihn trifft besonders zu, was der Komponist von der gan zen Sinfonie behauptet, sie sei „mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei". Im zweiten Satz aber, der „Szene am Bach", hören wir das Wasser murmeln (in den Begleitstimmen) und am Schluß stimmen gar die Vögel ein lustiges Terzett an: Nachtigall (Flöte), Wachtel (Oboe) und Kuckuck (Klarinette). Der dritte Satz, das Scherzo, schildert das „Lustige Zusammensein der Landleute". Die Mädchen eilen zum Tanz herbei, die Kirmesmusikanten spielen auf (und blasen auch einmal einen falschen Ton), nach einem Trompetensignal beginnt der Tanz, ein kräftiger Walzer mit Stampfen und Jauchzen. Auf dem Höhepunkt wird innegehalten. Ein Überleitungssatz kündet „Gewitter, Sturm". In der Ferne grollt der Donner, Ängstliches Durch einander. Dann bricht auch schon das Wetter los. Der Donner rollt, die Blitze zucken, der Regen rauscht. Nachdem sich das Unwetter ver zogen hat, atmen Mensch und Natur auf, befreit und erquickt zugleich. Ein Dankgebet steigt zum Himmel und ein Flötensolo leitet ohne Pause über zum Schlußsatz: „Hirtengesang. Frohe Gefühle nach dem Sturm". Die Sonne scheint wieder. Dankbar freut sich der Mensch der holden Natur. Diese Gefühle darzustellen, diese Stimmung wider zuspiegeln, ist die Absicht des Komponisten.